Kapitel 43
Silas stieg aus der Wanne und trocknete seine Haare mit einem Handtuch ab. Seitdem Elly ihn im Bad zurückgelassen hatte, war nichtmal eine Stunde vergangen und doch fehlte sie ihm bereits.
Er hatte den inneren Drang zu ihr zu gehen, sie in den Arm zu nehmen und nie mehr gehen zu lassen. Trotzdem zwang er sich dazu, seine Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen und ihr Zeit für sich zu geben. Es war wichtig, dass er Elly nicht in die Enge trieb wenn er wollte, dass sie freiwillig hier blieb.
Silas Schuppen legten sich über seine Haut und gerade als er vorhatte den Raum zu verlassen, fiel sein Blick zur Kommode. Ein angenehmer Schauer jagte durch seinen Körper und er erinnerte sich daran, was er dort mit ihr angestellt hatte. Niemals hatte er damit gerechnet, dass Elly bereits am heutigen Tag ihrem Verlangen nachgab und mit ihm schlief. Umso mehr freute er sich, dass es soweit gekommen war. Silas dachte daran, wie empfänglich sie für ihn gewesen war, so eng und süss, wie für ihn geschaffen.
Ihre Körper waren im Einklang gewesen und sein blonder Engel hatte den Moment genauso sehr genossen, wie er selbst. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Nun, wo Elly ihn näher an sich heran gelassen hatte und ihm die Gelegenheit dazu gab ihre Seele zu berühren, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihm ihr Herz schenkte. Sie ahnte nicht, wie gefährlich er wirklich für sie war, dass selbst die kürzeste Zeit, die sie miteinander verbrachten, einiges bewirkte. Silas konnte spüren wie die Wirkung der Mixtur langsam nachließ und ihre Blutverbindung stärker wurde, er konnte spüren wie die dunkle Seite in ihr an Kraft gewann. Nur noch wenige Tage und Ellys Drachenschuppen würden zurückkehren, dann war es ihm endlich möglich, ihre Wandlung zu vollenden.
Die Elfen waren Narren wenn sie ernsthaft glaubten, dass sie ihn von seinem Vorhaben abbringen konnten. wenn der Tag gekommen war und Elly sich entscheiden musste, würde sie mit freuden seinen Biss empfangen und ein Schwarzdrache werden. Er könnte es natürlich auch ohne ihre Zustimmung tun aber für ihre gemeinsame Zukunft war es am besten, wenn sie den letzten Schritt von sich aus tat.
Silas verließ das Bad und machte sich auf den Weg ins Dachgeschoss. Noch während er eine knarrende Holztreppe hinaufstieg, drangen Stimmen vom oberen Teil der Burg an seine Ohren. Er öffnete eine Tür, die ihre besten Jahre schon hinter sich hatte und betrat Aliyas Arbeitszimmer. Die Rothaarige saß an einem Tisch und kritzelte mit schnellen Bewegungen einige Runen auf ein Stück Papier. Als sie Silas bemerkte, legte sie die Schreibfeder zurück ins Tintenfaß und drehte sich zu ihm um.
Zeitgleich schoss ein kleiner Schattendämon quer durch den Raum auf ihn zu und lag nur wenige Sekunden später vor seinen Füßen. "Meister" krächzte er, hangelte sich blitzschnell Silas Beine entlang weiter nach oben, krabbelte über seinen Oberkörper, über die Schultern und anschließend wieder nach unten um erneut vor seinen Füßen zu landen. Zarguur war nicht viel größer als ein Kobold und gehörte zu den wenigen Dienern, die Silas wirklich wichtig waren. Sein Körper bestand aus schwarzem Nebel, den er nach seinen wünschen formen konnte. Scharfe Zähne blitzten in der dunklen Masse hervor und seine grünen Augen funkelten vor Freude.
Wieder einmal fragte Silas sich, wie Zarguur riechen konnte, aber es waren eindeutig Schnüffelgeräusche zu hören. "Ist sie das, ist sie das? Ist das eure Gefährtin?" fragte die Kreatur stürmisch. "Der Geruch der an euch haftet, es ist ihrer nicht wahr? Sie riecht so lecker" Silas Mundwinkel zuckten zur Antwort.
"Ich habe ein Geschenk für sie, wie war noch gleich ihr Name?"
"Elly"
"Achja, stimmt, hattet ihr schonmal erwähnt ich Dummerchen." Der Dämon schnippte mit den Fingern und ein Gegenstand materialisierte sich in seiner Hand. Voller Stolz präsentiere er ihm die wohl hässlichste Halskette die er je gesehen hatte. "Ich habe die Anhänger selbst besorgt und eingebaut, aber wenn sie Elly nicht gefallen sollten, können sie auch ausgewechselt werden" die Augen der Kreatur glitzerten.
"Das wäre doch nicht nötig gewesen Zarguur, sieht aber ganz... nett aus" meinte Silas und nahm die Kette entgegen, welche mit Elfenohren, Augen und anderen Körperteilen geschmückt war.
Einen Augenblick lang betrachtete Silas das Schmuckstück und schmunzelte, als er sich vorstellte wie Elly wohl darauf reagieren würde, wenn er ihr das Teil tatsächlich gab. Er legte die Kette in einen Schrank in der Nähe und verwarf den Gedanken schnell wieder. "Ich gebe ihr den Schmuck später, sicher freut sie sich darüber." Zarguur nickte hastig, kroch über den Steinboden und verschwand in den Schatten. Aliya hatte sich auf ihrem Stuhl zurückgelehnt und grinste Silas an, während sie mit einer ihrer Haarsträhnen spielte. "Wie ich von hier oben aus hören konnte, hattest du viel Spaß mit Elly"
"Kann man so sagen, aber das spielt jetzt keine Rolle. Weißt du mittlerweile was unsere Feinde als nächstes planen und wohin das Elfenportal außerhalb von Taleth führte?"
Aliya erhob sich, nahm das Papier und ging zu einer weiteren Tür, die in einen Nebenraum führte. "Einer der Spitzohren gab zu, dass sie die Überlebenden nach Marreth gebracht haben. Diese Elfenstadt ist nicht so gut geschützt wie Taleth, wir sollten ihren geschwächten Zustand ausnutzen und ihnen keine Möglichkeit geben, sich von unserem Angriff zu erholen. Sollte Marreth, und damit eine weitere Elfenstadt innerhalb einer so kurzen Zeitspanne fallen, werden es sich unsere Feinde zweimal überlegen, ob sie weiterhin gegen uns aufbegehren wollen"
Silas stimmte ihr zu und deutete auf das Blatt in ihren Händen. "Was sind das für Zeichen?"
Aliya öffnete die Tür und sah ihn an. "Das mein Lieber, sind die Runen mit denen wir Marreths Schutzmaßnahmen ausschalten können, vorausgesetzt unsere Gäste verraten uns die richtige Kombination" Sie zwinkerte ihm zu und betrat das angrenzende Zimmer, Silas folgte ihr.
Der Raum war klein und besaß nichtmal ein Fenster. Spinnenweben hingen in jeder Ecke und der Gestank lud auch nicht gerade dazu ein, eine längere Zeit hier zu verweilen. Es gab weder Möbel noch Bilder, die von den trostlosen Steinwänden ablenkten. Fünf Elfen hingen gefesselt und mit nach oben gestreckten Armen von der Decke, kaum dazu fähig sich zu bewegen.
Aliya blieb vor einem blonden Mann stehen und hielt ihm das Blatt vor die Nase. "Ich habe dir schon gesagt was ich wissen will, dies ist deine letzte Chance. Hier habe ich einige der Runen aufgemalt die du mir beschrieben hast, als erstes wirst du mir sagen welche davon die richtigen sind, anschließend verrätst du mir die korrekte Reihenfolge, hast du mich verstanden?" zischte sie unfreundlich.
Der Elf antwortete nicht und Aliya wurde ungeduldig. "Ich hasse die Spitzohren, warum können sie nicht einfach mal kooperieren" grumelte sie. Silas lehnte sich an die Wand und lachte. "Was ist denn Heute los mit dir, sonst bist du doch immer diejenige, die es am meisten genießt die Worte aus unseren Gefangenen herauszupressen, wirst du etwa langsam alt?" neckte er sie und fing sich einen bitterbösen Blick ein.
"Zarguur!" schrie sie wütend durch das Gebäude und verschränkte die Arme abwartend vor der Brust. Als der kleine Schattendämon den Raum betrat gab jeder der Elfen ein Wimmern von sich, als wüssten sie genau was auf sie zukam. Es wunderte Silas nicht, dass die Elfen so reagierten. Trotz seiner Größe zählte Zarguur zu den höheren Schatten und konnte in den Verstand seiner Feinde eindringen um ihr schlimmsten Alpträume wahr werden zu lassen.
"Unser Gast hier" Aliya deutete auf den Blonden "möchte einfach nicht reden, wärst du so freundlich und würdest ein wenig nachhelfen?" Zarguur legte den Kopf schief und sah sich den bemitleidenswerten Elf genauer an. "Na klar, ich hatte ohnehin langeweile" er kroch die Wand entlang, sprang zu dem Gefesselten und krallte sich an ihm fest. Die Atmung des Elfs beschleunigte sich, als der Dämon an seinem Körper nach oben krabbelte bis sie schließlich auf Augenhöhe waren.
"Du bist ganz schön unhöflich weißt du das?" fauchte Zarguur gekränkt, als der Gefangene seine Augen fest zusammen kniff. "So hässlich bin ich jetzt auch wieder nicht, aber in Ordnung, ich habe ohnehin schon gesehen, was ich sehen wollte" kicherte er und noch im selben Moment schoben sich seine langen, schattenhaften Finger zwischen die Lippen des Blonden, um seinen Mund weit zu öffnen.
"Wenn du gleich auf die Idee kommen solltest zuzubeißen, werde ich Suppe aus deinem Hirn machen also überlege dir gut, was du tust." warnte der Dämon ihn.
Silas amüsierte sich prächtig, es war doch immer wieder aufs neue ein Erlebnis, Zarguur bei der Arbeit zuzusehen. Eine Träne lief über die Wange des Spitzohrs, als sich der Körper des Dämons veränderte und schrumpfte. Seine Zwei grünen Augen wurden zu Acht und seine Finger und Füße zu haarigen Beinen. Mit jeder Sekunde die verging, sah er einer Spinne immer ähnlicher, bis er letztendlich eine war. Der Elf hustete und würgte als Zarguur langsam in seinen Mund krabbelte. Mit aller Kraft kämpfte der Blonde gegen den Eindringling und die Ketten an, seine Augen waren weit aufgerissen, die Muskeln zuckten unkontrolliert und seine Adern traten deutlich hervor. Er schrie sich die Seele aus dem Leib und verkrampfte sich.
"Sag ihnen nicht was sie wissen wollen Leridas, denk an die Anderen, gib nicht auf!" Brüllte eine braunhaarige Elfe von rechts. Silas ging auf sie zu, packte ihr Kinn und schaute missbilligend von oben auf sie herab. "Wer bist du, dass du es wagst unaufgefordert zu sprechen, Frau?"
Sie verengte die Augen und knirschte mit den Zähnen. "Mein Name ist Kelaja Fares und ich lasse mich ganz sicher nicht von Abschaum wie dir einschüchtern, ich fürchte den Tod nicht"
Silas ließ sie los. "Mal sehen ob du immernoch so vorlaut bist, wenn wir mit dir fertig sind. Ich kann es kaum abwarten dich auf dem Boden kriechen zu sehen, während du um Gnade winselst."
"Ihr könnt mir antun was ihr wollt, aber meinen Stolz werde ich nicht verlieren" antwortete sie überzeugt.
"Achja? Ich bin mir sicher, dass das dein Bruder auch zuvor gesagt hat"
Ein weiterer Schrei hallte von den Wänden wieder und Silas musste grinsen, als der Blonde mit panischer Stimme anfing zu sprechen. "Aufhören, bitte hört auf damit. Es macht mich wahnsinnig, dieses Kribbeln. Bitte... ich hasse Spinnen...ich ertrage das nicht"
"Rede endlich" sagte Aliya mit gefährlicher Ruhe.
Die Augen des Elfen waren mit Tränen gefüllt, als er seine zitternden Finger über das Blatt Papier bewegte und abwechselnd auf einige Runen zeigte, die Aliya gezeichnet hatte.
"Keros, Taarum, Meham, Rushba, Saagos , Lihil, Aras. Das ist die richtige Reihenfolge" wimmerte er leise.
Silas beugte sich zu Kelaja, die nun geknickt zu Boden schaute.
"Egal wie stark dein Wille auch sein mag, der Schmerz wird ihn brechen, das ist bei allen Lebewesen so. Ob es nun lange dauert oder nicht ist unwichtig, wir bekommen unsere Antworten" wisperte er in ihr Ohr. "Also meine Liebe, jetzt bist du an der Reihe. Ich habe einige Fragen an dich, fangen wir an."
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