Kapitel 37
Elly lehnte ihren Kopf gegen Silas Brust und weinte bitterlich. Sie fühlte sich schmutzig, nutzlos und wie eine Verräterin. Was würden die Menschen und Elfen wohl dazu sagen wenn sie wüssten, was geschehen ist? Wie sollte sie ihnen nur jemals wieder unter die Augen treten? Silas streichelte sanft durch ihre Haare und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Warum zum Teufel gefiel ihr diese Geste und warum fühlte sie sich noch immer zu Silas hingezogen obwohl sie spürte, dass er sie nicht länger beeinflusste?
"Es fällt dir schwer zu glauben, dass ich dich nie dazu gezwungen habe mich zu begehren nicht wahr? Aber wenn du länger darüber nachdenkst, wirst du feststellen, dass du mich bereits wolltest als wir uns das erste mal gesehen haben." Silas klang vollkommen ruhig, als könnte ihn rein garnichts aus der Fassung bringen. Am liebsten hätte sie ihn angeschrien und gesagt, dass er lügt aber sie war sich zu unsicher. Die letzten Minuten hatten sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie konnte nicht aufhalten, dass weitere Tränen über ihre Wangen rollten.
"Schht, ist schon gut mein Engel, es gibt keinen Grund zum Weinen. Ich kann mir vorstellen, wie verwirrt du sein musst, aber ich habe vor dir einiges zu erklären. Du musst nur noch Zustimmen mir zuzuhören." Silas hob ihr Kinn an um sie anzusehen. "Also?" fragte er und hielt sie mit seinem Blick gefangen. Elly schluckte den Kloß in ihrem Hals runter. Das was er zu sagen hatte konnte nichts gutes bedeuten, aber sie musste es einfach wissen. "Du hast meine Aufmerksamkeit" antwortete sie leise. Er wirkte zufrieden und nickte. Seine Augen funkelten und verrieten ihr, dass er schon eine ganze Zeit auf diesen Augenblick gewartet hatte.
"Vermutlich fragst du dich, warum du dich gerade nach mir sehnst, einem Mann der in den Augen der Menschen nichts weiter, als ein Mörder ist. Nun, ich kenne die Antwort darauf. Sie ist eigentlich ganz einfach. "Er wischte eine von Ellys Tränen mit seinem Daumen weg und lächelte. "Nicht nur mein Äußeres sagt dir zu, sondern du findest auch meine Art anziehend. Obwohl du dich weigerst es zuzugeben so gefällt dir die Tatsache, dass ich meine dunkle Seite willkommen heiße anstatt sie zu
bekämpfen."
Elly runzelte die Stirn. Was redete er da bloß und woher kam die Sicherheit, mit der er sprach? "Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, du bist mir ähnlicher als du denkst Elly. Ich konnte schon immer in dein innerstes blicken und wusste von deiner wahren Natur. Seitdem ich dich kenne läufst du vor dir selber weg und das nur, weil du nicht einsehen willst, wie du wirklich bist."
Sie öffnete den Mund um zu protestieren doch Silas unterbrach sie. "Die Menschen haben dir von klein auf eingeredet, dass es falsch ist böses zu tun. Das allein der Gedanke daran, anderen Schmerzen zuzufügen eine Sünde sei. Genau aus diesem Grund verdrängst du deine dunkle Seite anstatt ihr nachzugeben und das zu tun, was du wirklich willst." Elly biss sich auf die Lippe und konnte nicht anders, als über seine Worte nachzudenken.
"Bereits bei unserer ersten Begegnung habe ich gespürt, dass du mich ebenso anziehend findest wie ich dich, auch wenn du es vor mir verbergen wolltest. Wie solltest du auch zugeben, dass du dich zu jemandem wie mir hingezogen fühlst, nachdem was die Bewohner Aerrions über mich erzählen." Er nahm ihre Hände in seine und drückte sie leicht, einige Sekunden der Stille folgten. "Glücklicherweise konntest du mir dann doch noch deine Gefühle offenbaren und dich in unserem Kuss verlieren. Danach hatte ich keine Zweifel mehr daran, dass wir füreinander bestimmt sind und dass du meine Gefährtin bist." Er grinste sie an. "Indem ich dich markiert und deine Transformation in meinesgleichen eingeleitet habe, konnte ich mir sicher sein, dass das Eis zwischen uns schmilzt und dein Verlangen nach mir stärker wird."
Als Elly ihre Hände zurückziehen wollte, drückte er ein wenig fester zu, nicht schmerzhaft sondern bestimmt. Er war scheinbar nicht bereit dazu, sie loszulassen. "Trotzdem war mir klar, dass du deine wahre Natur anerkennen musstest, um auch mich besser zu verstehen. Du solltest begreifen, dass wir nicht grundlegend verschieden sind damit es dir leichter fällt, dich mir zu öffnen." Ihr wurde langsam mulmig zumute, worauf wollte er hinaus? "Ich habe dich beeinflusst Elly, das ist wahr. Aber nicht in dem Ausmaß, wie du mir gerne anhängen würdest."
"Was willst du mir damit sagen?" fragte sie und wusste wie nervös sie klang.
Silas sah sie ernst an.
"Mittels unserer Blutverbindung habe ich deine Gefühle verstärkt und dafür gesorgt, dass du dich mit deiner dunklen Seite auseinander setzt. Meine Hoffnung war es, dass du sie nicht länger ablehnst wenn du ersteinmal feststellst, wie gut es sich anfühlt ihr nachzugeben."
Elly riss die Augen weit auf und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Wenn Silas wirklich die Wahrheit sprach und er nur ihre Gefühle verstärkt hatte, bedeutete das..
Sie dachte den Satz nicht zu Ende. Ihre Atmung ging unregelmäßig und sie wartete auf seine nächsten Worte.
"Verstehst du Elly? Das Böse war schon immer in dir und hat nur darauf gewartet befreit zu werden. Die Anschuldigungen, dass ich dir deinen Willen genommen oder dich dazu gezwungen habe anderen Schaden zuzufügen, ist Schwachsinn. Du hast diese Dinge von ganz allein getan. Ich habe lediglich deine Dunkelheit entfesselt."
"Wieso sollte ich dir glauben?" platzte es viel zu schnell aus ihr heraus.
Seine Mundwinkel zuckten, fand er das ganze etwa lustig? "Hör auf dein Herz mein Engel. Ich bin mir sicher, dass du bereits weißt, dass ich rechte habe." Lautlos kam er ihrem Gesicht näher, bis sie nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. Sie wagte es kaum mehr zu atmen. "Ich bin nicht dein Feind " flüsterte er sanft, löste ihre Finger voneinander und legte eine Hand auf ihren Brustkorb. "Und das was in dir ist auch nicht." In diesem Moment jagte er ihr unglaubliche Angst ein. Seine Augen wirkten dunkler als sonst und ihre Instinkte forderten sie dazu auf, die Flucht zu ergreifen. Nur mit Mühe gelang es ihr, seinem Blick standzuhalten.
Beide schwiegen und einzig der heulende Wind vor dem Fenster war zu hören, wie er wieder und wieder gegen die Scheibe peitschte. Die feinen Härchen auf Ellys Haut richteten sich auf und sie hörte ihr Blut in den Adern rauschen. Je länger sie in seine Augen schaute, desto stärker wurde das Gefühl von ihnen gefangen zu werden. Sie erkannte die Gefahr viel zu spät, erst als sie keine Chance mehr hatte, sich von seinem Blick loszureißen. Elly spürte, wie sie etwas hinabzog und immer weiter in die Tiefe zerrte, bis sie schließlich vollkommen in seinen Augen versank. Was um sie herum geschah, bekam sie nicht länger mit.
"Silas sagt die Wahrheit Elly, ich bin nicht dein Feind. Er ist der einzige der mich versteht und der uns beide zusammengeführt hat" sagte der dunkle Teil in ihr. "Du kannst ihm nicht die Schuld für das geben, was wir getan haben. Er hat nur dafür gesorgt, dass du meinen Worten Beachtung schenkst. Ohne seine Hilfe wärst du weiter deinem Gewissen gefolgt anstatt deinem Herzen." Elly spürte, wie etwas in ihr zu brodeln begann. "Schenk mir wieder mehr Kraft Elly, du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten. Erinnerst du dich nicht daran, wie schön es war vollständig zu sein? Die Elfen hatten nicht das recht dazu, mich zurückzudrängen.Wir gehören zusammen, genauso wie du zu Silas." Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und zuckte zusammen. Mit einem mal war sie sich ihrer Umgebung wieder bewusst.
Silas sah sie besorgt an und legte den Kopf schief. "Alles in Ordnung mein Engel? Es schien fast so, als wärst du einige Sekunden weggetreten."
"Das kann nicht sein" gab sie schockiert von sich und sprach damit zu sich selbst. Ihre Beine zitterten und sie hatte Probleme, das Gleichgewicht zu halten. Silas hob fragend eine Augenbraue nach oben doch ehe er etwas sagen konnte, sprach sie weiter und richtete ihre Worte an ihn. "Wenn das was du behauptest wirklich der Wahrheit entspricht, warum habe ich dann erst jetzt, nachdem die Elfen mir diesen Trank gegeben haben, das Gefühl als könnte ich meine Entscheidungen wieder selber treffen?"
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