Kapitel 19

Nalani hetzte durch den dunklen Wald, sie rannte so schnell sie konnte und bewegte sich dabei völlig lautlos voran. Eine der vielen Fähigkeiten, die ihr Volk auszeichneten.

Geschickt sprang sie über einen Baumstamm hinweg und nutzte die Verbundenheit zur Natur, um ihre Worte durch die Bäume hindurch an die anderen ihres Volks weiterzugeben. "Ich habe die Auserwählte gefunden, wir müssen uns beeilen. Ich spüre, dass sie kurz davor steht einen schrecklichen Fehler zu begehen."

Die Blätter rauschten laut und gaben Antwort "Wir sind auf dem Weg."

Nalani lächelte leicht und berührte den Boden kaum, während sie sich weiter fortbewegte. Sie hatte ihre weißen Haare zurückgesteckt, sodass ihre spitzen Ohren für jeden deutlich sichtbar waren. Im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Spezies versteckte sie die Merkmale, die sie als das kennzeichneten was sie war nicht.

Obwohl Nalani sehr jung wirkte und mit menschlichen Augen betrachtet nicht älter als sechszehn sein konnte, lebte sie bereits mehrere Jahrhunderte.

Elfen galten auf ganz Aerrion als bescheidene, anmutige und tapfere Wesen, die seid Ewigkeiten gegen Silas Streitkräfte in den Krieg zogen um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, so auch Nalani.

Nachdem ihre Königin Siana Avari spürte, dass Silas eine Frau markiert hatte um die Prophezeiung der alten Saz'rjsh zu erfüllen, waren sie und viele andere Elfen aufgebrochen um das bemitleidenswerte Geschöpf zu finden.

Endlich bot sich ihnen die Gelegenheit dazu, das Böse auf dieser Welt ein für alle mal auszuschalten denn Silas Auserwählte konnte ihm entweder die Unsterblichkeit schenken oder ihn soweit schwächen, dass er keine Bedrohung mehr darstellte.

Was dann zu tun war wussten Nalani und die anderen Elfen genau, auch wenn sie nur ungerne töteten. Silas musste sterben, es war viel zu Risikant ihn am Leben zu lassen. Sollte es ihnen gelingen die Frau aus seinen Fängen zu befreien ehe sie ihre Menschlichkeit verlor, hätten sie den Krieg so gut wie gewonnen.

Die Bäume in Nalanis Umgebung flüsterten ihr den richtigen Weg, der sie auf direktem Wege zu ihrem Ziel brachte. Als das Knacken von Ästen hinter ihr hörbar wurde, spitzte sie die Ohren doch sie hatte keine Zeit um inne zu halten. Jede Sekunde zählte.

Sollte die Auserwählte ein menschliches Leben nehmen, würde Silas Einfluss auf sie sicher so stark werden, dass es unmöglich war sie jemals wieder auf den richtigen Weg zurückzubringen.

Als Nalani durch einen Busch hindurch auf eine Wiese spähte und dort zwei Menschen entdeckte die um ein Messer rangen, atmete sie erleichtert aus. Sie war noch nicht zu spät.

Gerade als sie aus dem Busch springen und in das Geschehen eingreifen wollte, wurde sie unsanft an den Haaren gepackt und nach hinten gezogen. Nalani schrie aber ihr wurde der Mund zugehalten.

"Schh, nicht so laut, du unterbrichst sonst noch die ganze Vorstellung und das, obwohl ich doch so gespannt darauf bin, wie Elly ihn töten wird." Die unbekannte Frau kicherte, während sich Nalani wehrte und aus ihrem Griff zu befreien versuchte.

"Meine Freundin hat ganz schön was drauf, nicht wahr?" flüsterte die Fremde und Nalani schaute durch die Blätter hindurch um festzustellen wovon sie sprach. Elly rollte mit dem Mann zusammen über die Wiese und gewann die Oberhand. Sie hatte sich die Klinge erkämpft und hielt die Spitze nun direkt an die Kehle des Braunhaarigen.

Nalani erstarrte. Sie würde es doch nicht wirklich tun oder? Ellys Augen funkelten immer wieder rot auf und ihre Hand zitterte, als sie das Messer näher an seinen Hals presste. "Hör auf mich anzugreifen und als Hexe zu bezeichnen oder du wirst es bereuen" zischte Elly ihn wütend an. Es war ihr anzusehen, dass sie kurz davor stand die Beherrschung zu verlieren.

Der Mann lachte und schien es garnicht einzusehen. "Womit soll ich aufhören? Dich als das zu bezeichnen was du bist? Eine Hexe, oder besser gesagt Silas Hure?" Er spuckte ihr die Worte entgegen und trat nach ihr. "Glaub mir, wenn ich freikomme bist du tot."

"Komm schon Elly zeig es ihm, er hat es verdient, Schlitz ihn auf" wisperte die Unbekannte in Nalanis Ohr, als würde sie dem Ende mit Freude entgegenfiebern. Plötzlich schossen einige Wurzeln aus dem Boden und wickelten Nalanis Körper ein bis sie kaum mehr Luft bekam.

Wie hatte sie nur in so eine Situation kommen können? Ihre Unvorsichtigkeit wurde mit aller Härte bestraft. Die beiden auf der Wiese bemerkten nicht, was sich hinter dem Gebüsch abspielte und so musste sie hilflos mit ansehen, wie Elly mit der Waffe ausholte. "Ich warne dich Edan, das ist deine letzte Chance. Hör verdammt nochmal auf!"

Der Braunhaarige spuckte Elly ins Gesicht und dann tat sie es. Sie stach zu. "Nein!" kreischte Nalani, doch die Wurzeln die sich vor ihren Mund gelegt hatten ließen keine Geräusche nach draußen.

Während Elly immer wieder mit der Waffe auf den am Boden liegenden einstach, beugte sich die Unbekannte hinter Nalani nachvorne um in ihr Ohr zu flüstern. "Du und ich, wir beide sind nichtsweiter als Spielfiguren auf einem Schachbrett, mit dem Unterschied das ich auf der Gewinnerseite stehe. Ihr werdet diesen Krieg verlieren, kleine Elfe" sie fuhr belustigt fort "Doch bevor ich dein jämmerliches Leben auslösche, wäre es doch mehr als angebracht mich dir vorzustellen."

Nalani bekam keine Luft mehr und erstickte langsam. Die Wurzeln zeigten keine Gnade und schnürten ihr die Luft vollständig ab. Sie hatte starke Schmerzen und hörte ihre eigenen Knochen brechen.

Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und nur wage sah sie, wie Elly blutverschmiert auf dem nun toten Mann zusammenbrach. Auf ihrer Haut bildeten sich immer mehr schwarze Schuppen. Einen Moment bevor Nalanis Herz aufhörte zu schlagen, nahm sie die Stimme der Fremden ein letztes mal wahr. "Aliya Marre, oberste Hexenmeisterin von Zendrag und Silas rechte Hand."







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