Kapitel 15
Ein Bewohner der Stadt half Elly dabei, den verletzten Panther in die Kirche zu tragen und behutsam auf einer Stoffdecke abzulegen. Sie bedankte sich und vergrub anschließend den Kopf in Nayrahs weichem Fell. Es hatte das Tier schwer erwischt, ihr Leben stand noch auf der Kippe und Elly hoffte inständig, dass sie überleben würde.
Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen, doch der Wind heulte immernoch und peitschte gnadenlos gegen die Fenster des Gebäudes. Die meisten Menschen waren im Kampf umgekommen, doch es gab auch noch einige wenige die überlebt haben und sich nun in der Kirche versammelten.
Die meisten hielten Abstand von Elly und sahen sie mit skeptischen Blicken an. "Ich traue ihr nicht" hörte sie eine ältere Dame flüstern "Sieh dir ihre Wange an, sie ist kein Mensch."
Die Worte der Stadtbewohner versetzten ihr jedesmal ein Stich ins Herz und es kostete sie große Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Elly fühlte sich wie eine Ausgestoßene, wie jemand der absolut nicht erwünscht war.
Simon kniete sich neben Nayrah auf den Boden und streichelte über ihr Fell. "Es tut mir leid, dass ich die Türen nicht für dich offen gehalten habe. Du solltest wissen, dass es mir sehr schwer fiel diese Entscheidung zu treffen." Seine Worte waren an Elly gerichtet, doch sie ignorierte ihn und fragte stattdessen "Wieso traust du dich so nah an mich heran, hast du keine Angst vor mir sowie die anderen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht was mit dir geschieht, aber du besitzt ein gutes Herz und gehörst nicht zu den Feinden, also gibt es keinen Grund dafür."
Elly lächelte schwach, seine Worte taten gut nach all dem was sie sich bisher anhören musste. Eigentlich hatte sie selbst keine Ahnung, was mit ihr geschah und das jagte ihr am meisten Angst ein.
Erst entdeckte sie die Schuppe an ihrem Oberschenkel und nun hatte sie auch noch eine an der Wange. Hinzu kamen die magischen Fähigkeiten, über die sie bis vor kurzem nichtmal bescheid wusste.
Für Elly ergaben die Veränderungen nur einen Sinn, sie wurde zu einem anderen Wesen, vielleicht eine Gestaltwandlerin oder eine schuppige Feuermagierin. Sie seufzte und wusste selber wie dumm sich das anhören musste. "Drache" flüsterte ihre innere Stimme und instinktiv zog sie den Verband, den sie sich ums Handgelenk gewickelt hatte enger.
Silas dieser Mistkerl, was auch immer er mit ihr angestellt hatte, er würde dafür bezahlen. Sie würde ihm eigenhändig den Hals umdrehen, wenn sie ihn das nächste mal sah.
Elly malte sich aus wie sie ihm mit ihrer Feuermagie die Schuppen von der Haut brannte und ihm Schmerzen zufügte, während er schon am Boden lag, doch die Gedanken daran befriedigten sie nicht.
Stattdessen musste sie an Silas wunderschöne und gefährliche Augen denken, an sein hinreißendes Lächeln und an den Kuss, den sie miteinander teilten. Ein Bild blitzte vor ihrem Auge auf, ein kleines luxuriöses Schlafzimmer und ein riesiger Spiegel. Sie war schonmal dort gewesen, in ihrem Traum mit ihm. Ellys Körper begann zu prickeln und sie fragte sich, was wohl passiert wäre wenn sie auf Silas gehört und sich für ihn nachvorne gebeugt hätte. Sie stellte sich vor, wie er seine Finger über ihren Rücken und Po gleiten ließ und vor Wonne stöhnte, während er sie nahm. Es fühlte sich sicher gut an, von ihm.. sie schüttelte die Gedanken ab.
Elly ekelte sich vor sich selbst. Wie konnte sie nur an Sex mit einem Monster wie ihn denken, sie verstand es einfach nicht.
"Und? Wirst du mitkommen?" Simon schaute sie fragend an. "Wohin denn?" antwortete sie und war immernoch nicht ganz zurück in der Realität. Er schmunzelte. "Dieser Ort hier ist nicht sicher, wir müssen hier weg. Aliya hat vorgeschlagen, dass wir uns nach Norden durchkämpfen um Starrigen zu erreichen. Der Weg wäre zwar weit und gefährlich, aber wenn wir dort ankommen, sind wir in Sicherheit."
Elly wusste warum sie dorthin wollten. Starrigen war eine der bekanntesten Städte und hielt bisher jeder Belagerung stand. Die Bewohner hatten riesige Wälle errichtet, um die Untoten fernzuhalten, die zu jeder Tageszeit von den Sümpfen Starros auf die gewaltige Festung zumarschierten, um die Mauern einzureißen.
"Das ist Selbstmord" sagte Elly, denn ihr Weg würde sie direkt durch eben diese Sümpfe führen, wenn sie die Stadt erreichen wollten. Aliya, die das Gespräch belauscht haben musste kam auf die beiden zu. "Selbstmord ist es hier zu bleiben" warf sie ein und Elly blickte über die Schulter zu ihr.
Die junge Frau musste es schwer im Leben haben, denn trotz ihrer wunderschönen Gestalt hatte sie einen Makel. Etwas, das sie in manchen Städten ihr Leben kosten könnte. Rothaarige Frauen waren nur ungerne gesehen und wurden häufig der Hexerei bezichtigt und hingerichtet, selbst wenn sie keine waren.
Aliya hatte grüne Augen, die Zuversicht ausstrahlten und Ellys Herz erwärmten. Neben braunen Federohringen trug sie auch noch ein kleines Medaillon um ihren Hals. Die Rothaarige schien nicht vor Ellys schwarzer Schuppe zurückzuschrecken, was sie sehr erleichterte.
"Ihr wisst, dass es mehrere Tagesmärsche bis dorthin sind und die Chancen, die Wildnis zu überleben sehr schlecht stehen?" fragte Elly und machte deutlich, dass sie nicht viel von diesem Plan hielt. Aliya grinste zur Antwort. "Also ich schlage mich lieber mit ein paar hirnlosen Leichen rum, als von Lykanern gejagt zu werden. Ausserdem holen sie sicher gerade Verstärkung und kommen bald zurück, um zuende zu bringen was sie begonnen haben."
Die Leute in der Kirche wurden unruhig. Ein Mann mit braunen, ungepflegten Haaren rief "Aliya, mach dir doch nicht die Mühe um sie zu überzeugen, soll sie doch hier bleiben und Sterben. Wir wollen sie ohnehin nicht dabei haben."
Die verletzenden Worte trafen Elly direkt ins Herz. Aliya drehte sich wütend zu ihm um. "Hör mal gut zu Edan. Spar dir deine beleidigenden und unangebrachten Worte, sonst bist du nämlich derjenige, der am Ende alleine hier bleiben wird."
Der Mann grummelte etwas unverständliches, sagte aber nichts weiter. Elly war überrascht, dass die Fremde sich so für sie eingesetzt hat, sie mochte Aliya jetzt schon. "Also, was sagst du, kommst du mit?" Die rothaarige Schönheit lächelte sie freundlich an.
Simon erhob sich und sah Elly hoffnungsvoll an. Er wollte scheinbar auch, dass sie mitkam. Schließlich zuckte sie mit den Schultern "Von mir aus."
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