Kapitel 14
Es dauerte einige Sekunden ehe Targun bemerkte, dass Elly aus ihrem Gefängnis entkommen war. Sie wirkte verwirrt und schaute kurz zu ihren Händen. Schließlich funkelte sie Targun mit blutroten Augen an und schien nichtmehr sie selbst zu sein.
Ihre blonden Haare wurden vom Wind immer wieder aufgewirbelt, als sich eine Flammenkugel in ihrer linken Handfläche bildete.
Einige Stadtbewohner rannten panisch vor den Lykanern davon, die ihnen dicht auf den Fersen waren.
Eine Frau mit langen hellbraunen Haaren rutschte auf der gepflasterten Straße aus und landete auf den Knien. Sie drehte sich um und riss die Augen weit auf, als Morr'ag die Zähne fletschte und mit ausgefahrenen Krallen auf sie zusprang.
Da traf ihn Ellys Feuerzauber direkt von der Seite und schleuderte ihn einige Meter weit gegen eine Steinmauer, die beim Aufprall zusammenbrach. Morr'ag schüttelte sich und kam langsam wieder auf die Pfoten.
Targun wirbelte zeitgleich seinen Stab durch die Luft und zielte damit auf zwei junge Männer. Sie wurden in schwarzen Nebel gehüllt und litten Todesqualen, als sich ihre Haut auflöste bis nur noch Knochen zu sehen waren. Nachdem der Nebel verschwunden war, standen an ihrer Stelle zwei Skelettkrieger mit scharfen Klingen.
Sie griffen Elly mit gezogenen Waffen an und lenkten sie ab, während Targun seine magischen Kräfte sammelte, um Elly in ein weiteres Gefängnis zu sperren, diesmal mit einem deutlich stärkeren Zauber. "Du bist widerlich Targun, genau wie die anderen die an deiner Seite stehen" sagte Elly und wich den Angriffen der Krieger geschickt aus. Sie zeigte keine Furcht und schien genau zu wissen, was sie tat.
Wenige Sekunden später gingen die Körper der Skelette in Flammen auf und zurück blieben nur noch zwei Knochenhaufen. Die Menschen stürmten weiterhin aus der Kirche, einige von ihnen schafften es zu fliehen, andere hatten nicht soviel Glück.
Morr'ag rannte auf Elly zu, während Targun einen schwarzen Magiestrahl abfeuerte, dem sie nur mit Mühe ausweichen konnte. Er attackierte Elly erneut und es war ihr anzusehen, dass sie immer mehr Probleme damit hatte, die schwarzen Geschosse mit ihrer eigenen Magie abzuwehren.
Der riesige Lykaner war mittlerweile bei ihr angekommen, riss Elly von den Beinen und drückte sie mit seinem ganzen Gewicht auf den Boden. Targun grinste und bereitete einen letzten Angriff vor, der sie endlich handlungsunfähig machen würde, doch bevor er den Zauber abfeuern konnte drang ein Schwert durch die Haut an seinem Rücken und fügte ihm eine tiefe Wunde hinzu.
Er keuchte überrascht auf und sah, wie ein Panther an ihm vorbei zu Morr'ag stürmte und ihn mit voller Wucht von Elly stieß. Die beiden Fellknäuel rollten über die Straße, knurrten und schlugen sich gegenseitig die Krallen und Zähne ins Fleisch.
Das Schwert steckte noch immer in Targuns Körper, als ein Mann mit schwarzen Haaren hinter ihm hervorkam und zu Elly ging, um ihr auf die Beine zu helfen. Ihre Augenfarbe war nun wieder blau, doch sie hatte sich trotzdem verändert. Eine kleine schwarze Schuppe war an ihrer rechten Wange zu sehen und Targun musste trotz der Schmerzen lächeln.
Er zog das Schwert mithilfe der Magie aus seinem Körper und knirschte mit den Zähnen, um die Qualen besser zu ertragen. Schließlich schloss sich die Wunde.
Ein Blick zur Straße zeigte ihm, dass Morr'ag als Gewinner aus dem Zweikampf hervor gegangen war. Die Raubkatze lag regungslos auf dem Boden. "Das reicht, zieht euch zurück" teilte Targun dem Anführer der Werwölfe per Gedankenübertragung mit woraufhin Morr'ag nickte. Er rief sein Rudel zurück und verschwand anschließend mit ihnen in der Nacht. Der Schwarzhaarige reichte Elly eine Waffe, ehe sie auf Targun zuging.
"Du hast verloren, jetzt wirst du für das bezahlen, was du den Menschen angetan hast." Hass blitzte in Ellys Augen auf, als sie mit dem Schwert ausholte, um ihn anzugreifen. Dachte sie etwa ernsthaft, dass er so leicht zu besiegen war? Targun schmunzelte. "Wir werden uns schon bald wiedersehen, meine Königin" Mit diesen Worten teleportierte er sich zur schwarzen Festung.
Targun betrat den riesigen Saal und schritt über den schwarzen Marmor auf Silas zu, der auf seinem Thron saß. Er lächelte und wusste, dass sein Herr zufrieden mit ihm sein würde denn trotz der scheinbaren Niederlage, hatte er für einen erheblichen Sieg gesorgt. "Du hast mir heute gute Dienste geleistet" hallte die Stimme seines Gebieters durch die dunkle Halle "Obwohl es ärgerlich ist, dass einige Menschen entkommen konnten."
Targun blieb vor dem Thron stehen und nickte kurz. "Das ist wahr, aber ich habe euren Befehl ausgeführt und die Drachenmagie in Elly geweckt." Auch wenn er nicht genau wusste, warum das für Silas so wichtig war.
Ein breites Grinsen lag auf den Lippen seines Herrn. "Ich weiß, ich konnte spüren wie mein Blut in ihr zu kochen begann."
Silas blickte zur Magierkugel in seinen Händen und Targun folgte dem Blick. Sie zeigte Elly, die gerade dabei war die Verletzungen einiger Menschen zu versorgen, die sich vor der Kirche versammelt hatten.
"Ihre Stärke ist schon jetzt beeindruckend. Ich bin mir sicher, dass ihr die richtige Wahl getroffen habt, sie wird eine hervorragende Herrscherin sein." Targun dachte nach, ehe er weiter sprach "Wir sollten Elly trotzdem nicht unterschätzen. Solange sie nicht auf unserer Seite steht wird sie uns Schaden, wenn wir nicht aufpassen."
Silas schmunzelte. "Vermutlich, aber das wird nicht lange so sein. Immer wenn sie ihre neuentdeckte Magie nutzt, spielt sie uns damit unbewusst in die Hände."
Targun blickte von der Kugel auf und runzelte die Stirn. "Was meint ihr?"
Silas Augen glühten rot auf und seine Zähne blitzten in der Dunkelheit. "Je öfters sie ihre Fähigkeiten einsetzt, desto schneller verliert sie ihre Menschlichkeit. Letztendlich wird sie ein Schwarzdrache werden wie ich." Er lachte so laut, dass selbst Targun eine Gänsehaut bekam. "Elly wird die Welt schon bald mit meinen Augen sehen."
Ein Lächeln legte sich auf Targuns Lippen, nun verstand er.
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