Kapitel 13


Elly kniff die Augen fest zusammen und wartete auf die Höllenqualen, die in der nächsten Sekunde über sie hereinbrechen würden. Spätestens, wenn sich die Fänge der Wölfe in ihre Kehle gruben, doch das taten sie nicht. Es geschah nichts der gleichen.

War sie vielleicht schon tot? Nein, das konnte nicht sein. Das Unwetter tobte noch immer und sie spürte eindeutig den Wind, der ihr Gesicht streifte. Elly war sich unsicher ob sie überhaupt wissen wollte was geschehen war, entschied sich letztendlich aber doch dafür, die Augen wieder zu öffnen.

Sie keuchte überrascht auf als sie bemerkte, dass sich die Wölfe im Sprung befanden und kurz davor waren ihre Zähne in Ellys Haut zu schlagen, doch die Lykaner wurden in der Bewegung eingefroren und bewegten sich keinen Zentimeter weiter.

Die Hand eines fremden berührte sie und eine Sekunde später stand sie neben der Kirche auf der rechten Seite, sodass sie einen Blick auf die beiden Bestien werfen konnte, die sich gerade aus der Starre befreiten und an der Stelle landeten, an der Elly eben noch gewesen war.

Sie wirkten vollkommen verwirrt und sahen sich um, fragten sich vermutlich wo ihr Opfer geblieben war. Beinah hätte Elly laut los gelacht, doch das war bevor die Stimme ihres unbekannten Retters an ihr Ohr drang. "Wegen ihnen habe ich eine Wette verloren und muss nun die Kronleuchter in der Halle putzen" grummelte er, doch seine Stimme klang eher amüsiert statt verärgert.

Er trug eine schwarze Robe, die mit dunklen Federn und funkelnden roten Steinen verziert war. Seine Gürtelschnalle hatte die Form eines Totenschädels und an den Fingern trug er jede menge Gold und Silberringe, die mit Juwelen besetzt waren.

In seiner linken Hand hielt er einen langen Zauberstab, der bis zum Boden reichte. Das Material aus dem er angefertigt wurde konnte sie nicht genau bestimmen, aber sie schätzte auf eine Art Edelholz. "Ihr seid ganz schön zäh, genau wie Silas sagte. Er wusste bereits, dass ihr ihn nicht um Hilfe bitten würdet. Ich hingegen nahm an.." der blonde Mann mit den eisigen Augen schüttelte den Kopf. "Unwichtig"

Er trat einen Schritt auf sie zu, nahm ihre Hand und küsste diese. "Verzeiht, dass ich euch nicht eher aus dieser brenzligen Situation befreit habe meine Königin" er grinste und Elly entriss ihm ihre Hand.

Es donnerte laut, als Morr'ag und die anderen Lykaner auf sie aufmerksam wurden. Zwei von ihnen, sowie Morr'ag selbst kamen durch den strömenden Regen auf sie zu. Die anderen behielten die Kirche im Auge und sorgten dafür, dass keiner der Stadtbewohner entkommen konnte.

"Was soll das Targun" fragte der Anführer der Wölfe verärgert. Targun drehte sich zu ihm um und antwortete "Diese Frau hier" er deutete auf Elly "Gehört unserem Herrn. Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du ihr Respekt entgegenbringen." Er schaute zum Stoff, der um Ellys Handgelenk gebunden war. Das Band löste sich unter seinem Blick wie von selbst und flog einige Sekunden durch die Luft, ehe es vom Wind fortgetragen wurde.

Ellys Tattoo glühte kurzzeitig auf, bevor sie ihre andere Hand darüber legte um die Stelle zu verbergen. Sie fühlte sich vollkommen nackt und entblößt ohne den Stoff. Morr'ag wirkte verwundert. "Vergebt mir, das wusste ich nicht. Sonst hätte euch mein Rudel natürlich nicht angerührt." Der riesige Wolf senkte den Kopf.

Das alles hier sollte wohl ein schlechter Scherz sein. Zuerst rannte sie um ihr Leben und entkam dem tot nur knapp und jetzt bat Morr'ag sie um Verzeihung, seine tollwütigen Köter auf sie gehetzt zu haben? "Schert euch alle zum Teufel und verschwindet von hier, ihr seid hier nicht erwünscht" platzte es aus Elly heraus. Die Wut überwog eindeutig und drängte alle anderen Gefühle in den Hintergrund.

"Achso und bevor ich es vergesse, sagt eurem ach so tollen Herrn" sie betonte das Wort übertrieben stark "Das er sich eine andere suchen soll. Ich will ihn nicht und das wird auch so bleiben." Morr'ag und Targun sahen sich an und schmunzelten nur, was sie noch wütender machte.

Elly stapfte von den beiden weg und dachte über ihre nächsten Schritte nach. Obwohl Simon und die Bewohner der Stadt sie im Stich gelassen hatten, würde sie nicht dasselbe mit ihnen tun und trotzdem versuchen zu helfen. Ehe Elly eine Lösung finden konnte um ihren Plan in die Tat umzusetzen, befand sie sich in einer schwarzen Kugel, die zu den beiden zurückschwebte.

Die Blase war gegen ihre Schläge und Fluchtversuche immun und Elly war sich sicher, dass sie niemand hören konnte. Das perfekte Gefängnis für jemanden wie mich dachte sie und hörte wie der Regen gegen ihre Zelle prasselte. Schließlich nahm sie Targuns Stimme wahr "Wir werden uns jetzt um die letzten Bewohner dieser Stadt kümmern und danach bringe ich euch zu Silas, damit ihr zur Besinnung kommt." sprach er und klang diesmal eiskalt.

Elly konnte nicht sehen was geschah, doch die Geräusche reichten ihr. Sie hörte wie die Tür der Kirche aufgesprengt wurde, vermutlich mit irgendeinem Zauber. Kurze Zeit später waren menschliche Schreie und Morr'ags Anweisungen, jeden einzelnen von ihnen in Stücke zu reißen deutlich hörbar.

"Nein!" schrie Elly und hämmerte immer wieder gegen die Kugel. Sie hasste es hilflos zu sein und nichts unternehmen zu können, während die Menschen dort draußen abgeschlachtet wurden.

Ihre Gefühle überwältigten sie, niemand hätte in diesem Moment erahnen können was genau sie verspürte. Die Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung schoss durch ihren Körper und brachte ihr Innerstes zum brodeln. Hitze bahnte sich einen Weg durch ihre Arme, in die Hände und fuhr ihr anschließend bis in die Fingerspitzen.

Ellys Hände begannen rot zu glühen und instinktiv presste sie ihre Handflächen auf die Kugel. Die Oberfläche schmolz langsam dahin.

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