Kapitel 62
"Ich verzeihe dir Zered"
Nachdem Lea die Worte ausgesprochen hatte blendete sie gleißendes Licht, es war so hell das sie die Augen fest zusammen kneifen musste um nicht zu erblinden "nein, ihr bleibt hier!" hörte sie Arzuul wütend rufen doch seine Stimme wurde immer leiser und verblasste. Aus irgendeinem Grund wusste sie das sie dabei war diesen Ort zu verlassen.
"Ihr werdet mir nicht ewig entkommen können, wir werden uns wiedersehen" waren seine letzten Worte ehe vollkommene Stille über sie einbrach. Sie fühlte sich frei, als könne sie fliegen und nichts und niemand ihr je wieder wehtun.
Der Moment hielt nur kurz an doch sie kostete ihn voll und ganz aus. Lea öffnete langsam die Augen und blinzelte einige male, das Licht blendete sie noch immer doch die Intensität der Helligkeit nahm bereits ab und es wurde dunkler.
Sie versuchte sich zu orientieren und stellte fest das sie in einem großen Himmelbett lag, die Decke sowie die Kissen waren aus schönem rotem Satin.Lea gähnte und wäre beinah eingeschlafen so gemütlich wie es hier war, sie wandte ihren Kopf nach rechts und schaute aus einem Fenster vor dem roten Gardinen hingen.
Die Sterne funkelten hell am klaren Nachthimmel und Lea musste bei dem Anblick lächeln. Das Licht des Mondes drang durch die Fensterscheibe und fiel auf das dunkelbraune Parkett mit dem das Zimmer ausgelegt war.
Sie streckte sich, legte sich auf die Seite und vergrub ihr Gesicht in einem der flauschigen Kissen. Lea atmete tief ein und hätte beinah laut geseufzt als sie den ihr bekannten Geruch von Mochus und Minze wahrnahm, wie sehr sie diesen Duft liebte, seinen Duft.
Lea saß eine Sekunde später senkrecht im Bett als ihr wieder einfiel was geschehen war "Zered" sagte sie aufgebracht und sah sich rasch um. Lea entdeckte ihn am fußende des Bettes auf dem Bauch liegend, er hatte den Kopf zur Seite gedreht sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
Er gab kein Lebenszeichen von sich und Lea erschreckte sich, war er womöglich tot? Sie krabbelte auf allen vieren zu ihm und drehte seinen Körper herum. Er sah perfekt aus, wie immer. Ein attraktiver, gut aussehender Mann, von der Bestie in ihm konnte sie nichts erkennen.
Sie schüttelte Zered doch er zeigte keine Reaktion "wach auf" sagte sie und probierte es erneut. Nach einigen weiteren Sekunden öffnete er langsam die Augen und verzog das Gesicht als hätte er Schmerzen.
Als seine dunkelbraunen Augen auf ihre trafen zuckte er leicht mit den Mundwinkeln, seine Stimme war leise und er schien noch nicht so ganz wach zu sein "das war ganz schön knapp aber ich habe von Anfang an gewusst das du mich nicht sterben lassen würdest" er grinste süffisant.
Dieser arrogante Mistkerl dachte Lea und ließ ihre angestaute Wut raus, sie holte mit der flachen Hand aus und schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht. "Das hast du dir verdient" keifte sie ihn an und wollte ihm einen weiteren Schlag verpassen doch er fing ihre Hand in der Luft ab und knurrte sie an, blitzschnell richtete er sich auf und lag innerhalb einer Sekunde über ihr. Zered presste sie mit seinem Gewicht in die weiche Matratze und verschlang sie mit den Augen.
Er beugte sich zu ihr, küsste ihr Dekolleté und anschließend ihren Hals entlang bis zum Ohr "es tut mir leid das ich dich belogen habe und was du wegen mir durchmachen musstest aber ich werde nicht zulassen das du mich erneut schlägst" flüsterte er, doch in seinen sanften Worten schwang auch eine Warnung mit.
Zered hob den Kopf um sie anzusehen, sein Blick jagte ihr in diesem Moment eine heiden Angst ein. Er streichelte sanft mit den Fingern durch ihre Haare "hab keine Angst vor mir, ab Heute wird sich einiges ändern meine Schöne" er fuhr fort "keine Lügen und kein Versteckspiel mehr, nun wirst du mich als den Mann kennenlernen der ich wirklich bin".
Lea verengte die Augen zu schlitzen "Du bist noch nichtmal ein richtiger Mann" entgegnete sie ihm. "Bist du dir da ganz sicher?" er grinste und drückte ihr sein Becken entgegen, sofort spürte sie seine Männlichkeit. Lea keuchte auf "lass das Jaso...Zered, du weißt wie ich das meine"
Er schnurrte leise und hauchte einen Kuss auf ihre Wange "sag ihn nochmal"
"was meinst du?"
"meinen Namen"
Sie schnaubte trotzig und wiederholte ihn nicht. Zered blickte darüber hinweg, leckte über ihre Lippen und säuselte "du hast ja keine Ahnung wie lange ich auf dich gewartet habe Lea, ich dachte schon das ich dich nie finden würde bis ich dir dann doch noch begegnet bin, damals im Wald"
Lea erschauderte als sie an jenen Tag zurückdachte der ihr Leben veränderte "was redest du denn da?"
"Ich habe sofort erkannt das du der fehlende Teil bist der mich vervollständigen wird, meine Gefährtin".
Sie schluckte, das Funkeln in seinen Augen war wirklich gruselig "was ist eine Gefährtin?"
"Eine Gefährtin ist die Partnerin eines Werwolfs, sie kümmert sich um seine Bedürfnisse genau wie um sein Wohlergehen, anders als bei den menschlichen Beziehungen hält diese Verbindung für die Ewigkeit und allein der tot vermag diese zu trennen".
"Und du denkst das ich deine Gefährtin bin?" manchmal verstand sie sich selber nicht so ganz, er hatte sie bis vor kurzem noch schamlos an der Nase herumgeführt und trotzdem schwirrten allein bei der Vorstellung für immer mit ihm zusammen zu sein hunderte von Schmetterlingen in ihrem Bauch herum, innerlich seufzte sie.
Zered zog Leas Medaillon unter ihrem Oberteil hervor und musterte es genau "ich denke es nicht nur, ich weiß es sogar" das Schmuckstück pulsierten schwach.
Sie folgte seinem Blick "du warst derjenige der die Kette im Wald hinterlassen hat" sagte sie und ihr Herz schlug bei der Erkenntnis schneller "du wolltest das ich sie finde, habe ich recht?"
Zered nickte nur.
"Was hat es mit diesem Teil auf sich?"
Er grinste und fuhr mit seinen Fingern ihren linken Arm entlang bis zur Schulter. Die Berührung löste ein prickeln auf ihrer Haut aus.
"Dieses Medaillon ist ein uraltes Artefakt und besitzt die einzigartige Fähigkeit dich zu meinesgleichen zu machen."
"D..du meinst es kann mich in einen Wolf verwandeln?" Lea riss sich die Kette vom Hals und warf sie neben sich aufs Bett. "Ich möchte das nicht, ich könnte mir nie vorstellen so zu werden wie du". Zered nahm die Nachricht gelassen auf "ich würde dich auch nie dazu zwingen meine Süße, es ist allein deine Entscheidung".
Sie biss sich auf die Unterlippe woraufhin er leise stöhnte "hast du eigentlich eine Ahnung wie hinreißend du aussiehst wenn du das tust?"
Sie ignorierte die Worte und sagte stattdessen " jetzt wo ich weiß das du derjenige warst der meine Freunde getötet hat und Lucas garnichts damit zutun hatte, möchte ich wissen warum er sich so komisch verhalten hat" sie legte eine kurze Pause ein " hattest du da deine Finger im spiel? Hast du ihn etwa ebenfalls...?" ein Schauer lief durch ihren Körper.
"Ja, ich bin für seinen tot verantwortlich" sagte er trocken als wäre es ihm vollkommen gleichgültig.
Lea wollte sich von ihm befreien und zappelte aber er ließ sie nicht gehen, schließlich gab sie auf und schaute in seine Augen "wieso?"
"Ich habe dir bereits gesagt das ich mich für die Morde nicht rechtfertigen werde" antwortete er, doch sie stellte die Frage erneut.
Zered knurrte wütend "wir brauchten jemanden dem wir die Schuld zuschieben konnten außerdem war ich eifersüchtig auf ihn, er hat dich angefasst, dich berührt" sein Knurren wurde so bösartig das Lea am liebsten panisch davongelaufen wäre "niemand rührt an was mir gehört und jeder der es trotzdem wagt wird sterben".
Sie war fassungslos, Zered war absolut kalt und grausam, wie konnte sie sich nur so in ihn verlieben, in einen Werwolf. Lea bekam Gewissensbisse.
Er beruhigte sich langsam wieder als er bemerkte wie sehr sie zitterte "ich wollte dir keine Angst einjagen, du solltest wissen das wir anders empfinden als die Menschen, viel intensiver. Eifersucht kann uns schnell in den Wahnsinn treiben".
Lea ließ das Thema auf sich beruhen da sie wusste das es ohnehin keinen Sinn machte weiter darauf einzugehen, sie würde nie verstehen warum er so gehandelt hat, das konnte sie garnicht.
Ob er Marie wohl auch auf dem Gewissen hatte? Einige Sekunden der Stille folgten ehe ihr wieder etwas einfiel "du hast gesagt das Marie noch lebt, ist das wahr?" Hoffnung flackerte in ihr auf.
Zered wirkte amüsiert "ja das stimmt, sie ist eine Vampirin und gehört somit eigentlich unseren Feinden an doch sie hat sich dazu entschieden bei uns zu leben, aus liebe zu meinem Bruder aber das wird sie dir sicher selber erzählen wollen".
Lea fiel fast die Kinnlade herunter, ihre beste Freundin lebte also wirklich, sie hatte doch nicht alle verloren. Ihr Herz raste vor freude auch wenn sie sich fragte warum Marie sich nicht gemeldet hat und was wohl in der zwischenzeit alles passiert war.
"Sie liebt deinen Bruder? Wieviele gibt es denn von euch? Bitte lass mich zu ihr ich muss mit ihr reden" Lea war ganz aufgeregt und konnte es kaum mehr abwarten sie endlich wiederzusehen.
Zered schmunzelte "es gibt einige Wölfe, ich bin ihr Alpha und somit der Anführer des Rudels, du wirst sie schon noch kennenlernen und Marie wiedersehen aber nicht Heute, wir sollten uns ersteinmal ein wenig ausruhen".
Er nahm sein Gewicht von ihr und legte das Medaillon auf den Nachttisch. Als er sich langsam auszog und nach wenigen Sekunden nur noch seine Boxershorts an hatte errötete sie. Zered verschwand unter der Decke und ließ sich in die Kissen sinken, grinsend hielt er ihr die Bettdecke hoch, als würde er darauf warten das sie zu ihm kam. Lea zögerte.
"Komm schon Süße, ich beiße nicht" er lächelte sie an.
"Denkst du wirklich das ich jetzt nach allem was geschehen ist einfach so zu dir unter die Decke komme und so tue als wäre nie etwas passiert?"
Zered antwortete nicht. Sie setzte sich auf die Bettkante und schaute ihn an "ich werde Zeit brauchen und über alles nachdenken, über dich, über uns".
Sie fuhr fort und Tränen bildeten sich in ihren Augen "ich habe in letzter Zeit so viele Dinge erfahren und erlebt das ich garnicht genau weiß wie ich damit umgehen soll".
Sie blinzelte einmal und im nächsten Moment saß er neben ihr und streichelte über ihr Bein "kann ich gut nachvollziehen, ich werde dir die nötige Zeit geben die du brauchst" die Worte schienen ihm schwer zu fallen doch er sagte nichts weiter.
"Das alles ist einfach zu viel für mich, wie soll mein Leben denn nun weitergehen?". Sie schluchzte und ließ ihre Gefühle raus "meine ganze Familie ist tot, alles hat sich um 180 Grad gedreht, meine Welt wurde innerhalb eines Tages komplett zerstört" er legte tröstend einen Arm um sie "ich weiß das ich dich schwer enttäuscht habe aber wenn du mich lässt werde ich es wieder gut machen und dir helfen mit dieser Situation klar zu kommen". Lea war hin und hergerissen, sie wollte ihn von sich stoßen und gleichzeitig in den Arm nehmen.
"Du kannst solange hier bleiben wie du möchtest, hier ist genügend Platz für uns beide" fügte er noch hinzu doch sie antwortete nicht, die Tränen liefen ungehindert ihre Wangen entlang.
"Wer war dieser komische Verrückte der meine Familie getötet hat?" platzte es aus ihr heraus
"Astajeth, einer der Vampire. Ich habe ihm das Herz herausgerissen".
Lea war nicht schockiert darüber, ganz im Gegenteil, sie war sogar froh das er es getan hat.
Zered sprach weiter "ich nehme an das Xarun, der mächtigste von ihnen mir eins auswischen wollte und ihn deshalb auf dich und deine Familie angesetzt hat"
Wut stieg in Lea auf und sie knirschte mit den Zähnen während sie ihre Tränen fort wischte "er soll dafür büßen, ich werde ihm eigenhändig den Hals umdrehen".
"Das wird dir nicht gelingen, für ihn bist du nichtsweiter als eine Mücke, er würde dich innerhalb einer Sekunde zerquetschen"
Lea sah Zered an und ohne das sie ein weiteres Wort sagen brauchte antwortete er " ich werde tun was ich kann".
Sie nickte und schaute aus dem Fenster, der Wald der sich dahinter erstreckte war dicht und es sah so aus als würden die spitzen der Kiefern den Mond berühren.
"Ich werde Heute auf der Couch schlafen" sagte sie schließlich, löste sich von seinem Arm und stand auf.
Es war Zered anzusehen das es ihm ganz und garnicht gefiel aber er klang verständnisvoll "nein, ich werde auf der Couch schlafen, du bleibst hier und ruhst dich aus, das Bett ist gemütlicher"
Zered stand nun ebenfalls auf und hob Leas Kinn um in ihre Augen zu sehen, er lächelte sie an und streichelte sanft über ihre Haut "Morgen können wir dann zu Marie und den anderen gehen wenn du magst"
Sie nickte und erwiderte sein lächeln schwach.
"Ich habe Fehler gemacht und ich weiß das du meine Handlungen nicht nachvollziehen kannst, ich bin nicht perfekt und werde es auch nie sein aber ich gebe dir mein Wort darauf das ich deine Gefühle niewieder verletzen werde wenn du mir noch eine Chance gibst" mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
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