Kapitel 2

Leas PoV

Die Schmerzen an ihrem Kopf schienen zu explodieren, als sie erwachte. Vorsichtig rieb sie über ihre Schläfen. Die ersten Sonnenstrahlen des anstehenden Tages bahnten sich unablässig einen Weg durch die dichten Baumkronen.

Mit den Händen tastete Lea die Umgebung ab, doch sie bekam nichts in die Finger, außer nasses Laub. Hatte es in der Zeit etwa geregnet? Es dauerte einige Sekunden, ehe sie die Augen öffnete und zur Besinnung kam. Vorsichtig kam sie auf die Beine und bemerkte, dass ihre Kleidung nass und teilweise zerissen war. Mehrere kleine Wunden klafften an ihrem Körper und sie fühlte sich so, als wäre sie gerade unter ein Auto gekommen. Nachdem sie ihre Verletzungen zum größten Teil mit einigen Stofffetzen ihres Oberteils verbunden hatte, versuchte sie sich zu orientieren, aber die Umgebung war ihr völlig fremd. Lea duckte sich unter einigen Ästen hindurch und hielt nach Hinweisen ausschau, die ihr Informationen darüber geben konnten, wo sie sich befand.

Als sie an einen kleinen Bach kam, atmete sie erleichtert aus. Sie kannte diesen Ort. Er lag nur wenige Minuten von dem Platz entfernt, an dem ihre Freunde und sie die Zelte aufgeschlagen hatten. Mit der Erkenntnis kehrten auch ihre Erinnerungen zurück. "Marie" schrie sie, doch niemand antwortete ihr.

Jetzt konnte Lea nur noch hoffen, dass Marie und die anderen in Sicherheit waren und fliehen konnten. Ihr Körper spannte sich zunehmend an und sie folgte rasch dem Weg, der sie zurück zum Camp führen würde.

Ein Baum ganz in der Nähe zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Rinde  wies tiefe Kratzspuren auf und wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie annehmen, dass ein Bär seine Klauen in den Stamm geschlagen hatte. Gemächlich zog Lea die noch frischen Spuren mit den Fingerspitzen nach. Sie war sich mehr als sicher, dass niemand anders als die schwarze Bestie, der sie am Vortag begegnet war, für diese Markierungen verantwortlich war. Es erstaunte sie, wieviel Kraft der Wolf angewendet haben musste, um sein Territorium zu markieren. Oder sollte dies eine Warnung darstellen?

Lea setzte ihren Weg fort und nach wenigen Minuten betrat sie die Lichtung, auf der ihre Zelte standen. Sie wirkten unberührt und bewegten sich leicht im Wind. In der Mitte des Camps befand sich ein kleines Lagerfeuer, dessen Flammen kurze Zeit zuvor noch gebrannt haben mussten.

Lea runzelte die Stirn, als ihr Blick auf einige durchnässte Kleidungsstücke fiel, die verstreut auf dem Boden lagen. Moment Mal, waren das etwa ihre Sachen? Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit und die Stille, die wie ein dunkler Schleier über der Lichtung lag, trug auch nicht grade dazu bei, dass sie sich besser fühlte.

Wo mochten Marie und die anderen sich wohl aufhalten? Das Camp zumindest schien verlassen zu sein. Sie schaute zum Zelt von Jace und Chris, zwei nette Kerle, die sie vor einigen Monaten in einer Bar kennengelernt hatte. Lea musste grinsen, als sie daran zurückdachte. Marie hatte ständig von Jace geschwärmt, was sie keineswegs wunderte. Er war nicht nur äußerlich sehr attraktiv, sondern auch noch klug und sehr charmant.

Chris, sein bester Freund, war eher zurückhaltend. Aber wenn man ihn besser kennengelernt hatte, konnte man nicht anders, als ihn zu mögen.  Eigentlich wollte Marie diesen Campingurlaub nutzen, um Jace näher zu kommen. Aber natürlich hatte sie ihre Chance noch nicht ergriffen. Das war bei ihr immer so. Wenn sie jemanden kennenlernte der ihr gefiel, schwärmte sie ständig von ihm und konnte Lea mehrere Stunden erzählen, wie toll derjenige doch sei. Aber immer wenn es dann darauf ankam, einen Schritt weiter zu gehen, bekam sie kalte Füße und überlegte es sich meist doch anders.

Langsam setzte Lea einen Fuß vor den anderen und bewegte sich auf das Zelt zu. Ihre Hände berührten den leichten Stoff und öffneten langsam den Reißverschluss, um einen Blick ins Innere zu werfen. Der Geruch der ihr entgegen kam, ließ ihr Herz vor Angst schneller schlagen. Zögernd öffnete sie das Zelt und blickte hinein.

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