Kapitel 2

Ich spanne den Bogen noch mehr an, immer Schuss bereit. Der Schatten ist schon verschwunden. Es konnte unmöglich ein Tier gewesen sein. Dafür war das Wesen nicht genug geschmeidig. Ausserdem glich die Form eher einem Menschen als einem Tier.

Ich bückte mich noch mehr aus dem Baum hinaus, als ich ein Knacken hörte. Es kam von der Gegenüberliegenden Seite, von einem Baum. Ich schaute genauer zum Baum hin. Und tatsächlich erkannte ich zwei strahlend grüne Augen, die mich zu fesseln scheinen. Glücklicherweise waren sie nicht auf mich gerichtet, sondern auf die Herde fokussiert. Mit meinen strahlenden Saphirblauen Augen, bin ich im Geäste nicht sonderlich gut getarnt. Deshalb senke ich den Kopf nach unten.

Ich grinse. Ich könnte jetzt so gemein sein und den Menschen zuvor kommen und die Pferde verjagen, aber gleichzeitig dabei auch mein Ziel durchsetzen. Das währe tatsächlich eine gute Idee. Dafür muss ich aber wissen wie viele Menschen es sind.

Ich befühle wiederholt die Umgebung, indem ich meine Hände auf die Rinde presse. Ich kann sechs Menschen zählen. Der einte ist unter mir, ein anderer Mensch auf dem Baum gegenüber, noch drei auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses und noch einer ungefähr fünfzig Meter weiter weg von hier. Das sollte ein Klacks für mich sein. Ach, wird das ein Spass!

Ich mache mich Sprung bereit. Und lasse einen Pfiff los, als ich auf die Herde unter mir springe. Die Pferde fangen schon an wild zu wiehern und umher zu galoppieren. Ich schwebe immer noch in der Luft, als ich schon sanft auf dem Boden aufkomme. Nun bin ich inmitten wild umherspringender Pferde. Ich schnappe mir einen braunen Hengst und springe auf dessen rücken. Dieser springt aufgeregt umher, doch ich kann ihn schon bald bändigen.

Zum glück hatte ich schon als kleines Kind gelernt mit Tieren, um zu gehen. Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um an solche dinge zu denken.

Seitdem ich von meinem Versteck hervor gesprungen bin, können nur wenige Sekunden vergangen sein, denn jetzt zeigen sich auch die fünf von sechs unbekannte Menschen.
Die sind auch wie ich in grün, braun und schwarzer Tarnkleidung bekleidet und sie tragen ebenfalls Masken, um nicht erkannt zu werden. Sie versuchen die verschreckten Tiere einzufangen, doch es gelingt ihnen nicht richtig. Ich ignoriere die Maskierten Menschen und presche mein Pferd Richtung Wald. Ich möchte so schnell wie möglich von hier weg, denn keineswegs sollten mir die 'Maskierten', wie ich sie ab jetzt nenne, nochmal über den Weg laufen.

 Meine Haare wehen im Wind und ich rase an vielen Bäumen vorbei. Ich habe ein wendiges Pferd erwischt und verfolge weiterhin die Herde, die auch aufgeregt tiefer in den Wald galoppiert.

 Ich versuche die Herde aufzuholen. Da ich einige Sekunde brauchte, um mein Pferd zu beruhigen und zu bändigen, liege ich jetzt sehr weit zurück. Die Herde ist bestimmt fünfzig Meter entfernt. Doch ich gebe nicht auf und trabe mein Pferd weiter an.

Doch ich höre hinter mir ein traben, was äusserst schwierig zu hören ist, wenn vor mir ebenfalls ein Getrampel ist. Ich blicke nach hinten und erkenne, nicht weit weg von mir, vier Pferde, auf denen alle Maskierten sitzen.

Nun ist die Lage doch ernster als gedacht. Ich schaue wieder nach vorne und muss erschrocken fest stehlen, dass alle Pferde stehen geblieben sind.

 Mist! Ich habe den anderen Menschen, der fünfzig Meter weiter war, vergessen. Der hat die Herde wohl aufgehalten. Verdammt!

 Ich ziehe an dem rötlich schimmernden Schweif, sodass mein Pferd auf der Stelle anhält. Ich bin in einer Sackgasse geraten.
Ich schaue mich verzweifelt nach einem Ausweg um. Die fünf Männer, die vorhin hinter mir waren, umzingeln nun die Herde und mich. Es gibt keinen Ausweg mehr.

 Die Pferde rücken immer näher aneinander, da die Männer einen Kreis um uns bilden und ihn immer enger traben. Die Pferde werden hysterisch und unruhig. Auch meines stampf verzweifelt mit den Hufen.

 «Pssst, beruhige dich. Es wird alles gut. Wir werden es aus diesem Teufelsloch schaffen. Diese Männer können uns nichts anhaben.» Flüstere ich meinem Pferd ins Ohr. Das Pferd schnaubt.

«Ja ich weiss, dass alles gut kommen wird. Und ich habe auch keine Angst vor diesen Menschen.» Ich erstarre. Hat das Pferd etwa gerade mit mir gesprochen.

«K-kanns du...sprechen.» Meine Stimme zittert. Ich habe zwar schon von sprechenden Tieren gehört und konnte auch schon viele Male mit Tieren sprechen. Doch es war üblich, dass kleine Tiere sprechen. Das auch grosse Tiere sprechen könne war mir bisher unbekannt.

 «Nein, ich kann nicht sprechen. Ich bin nur irgendeine Stimme, die in deinem Kopf herumschwirrt.» Und frech ist das Pferd auch noch.

«Aber wie ist das möglich? Wieso kannst du sprechen?» Stottere ich.

«Stell keine Fragen, die ich dir später beantworten könnte. Schau einfach, dass wir lebend aus dieser Sache herauskommen. Im Moment ist das wichtiger.» Ja definitiv frech!

Doch es hat recht. Ich muss schauen, dass wir lebend aus dieser Situation herauskommen. Mittlerweile haben die Maskierten die Pferde enger zusammengetrieben. Mir muss schnell etwas einfallen. Plötzlich kam mir eine Idee!
«Wirst du es schaffen, über diese maskierten Menschen zu springen?» Frage ich.
«Ich könnte es versuchen. Sollte mir möglich sein. Aber mit dir auf dem Rücken ist es aussichtslos. Du würdest beim Absprung runterfallen. Auch bist du zu schwer. Dafür muss ich zu hoch Springen.»

«Um mich musst du dir keinen Sorgen machen. Versprochen. Ich habe einen Plan. Du muss mir vertrauen und wenn ich 'los' schreie, dann galoppierst du los. Danach spingst du, wenn ich 'jetzt' rufe, ohne umschweifen über die Maskierten.» Das Pferd deutet auf ein Nicken an, soweit ein Pferd nicken kann. «Nur noch etwas. Du musst mir versprechen, dass du danach weiter rennst, sonst könnte es tödlich für mich enden und ich würde wirklich gerne weiter Leben.» 

«Keine Sorge. Ich lasse dich schon nicht in stich.» Meint das Pferd. Ich nicke bloss und ziehe meinen Bogen hervor. 

«Also auf mein Stichwort,» Ich lege ein Pfeil an, an dem am Nock ein Seil befestig ist. Das Ende des Seiles liegt in meiner anderen Hand, fest umwickelt, «Eins, zwei, drei, los.» 

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