Kapitel 10

«Traut ihr mir etwa nicht zu, dass ich allein Reiten kann?» Frage ich spöttisch. Ich werde an meiner Hüfte mit einem Seil angebunden und dieses wird an Areks Pferdesattel angemacht.
«Halt einfach die Klappe.» Beschimpft mich Arek.
«Kann ich nicht wenigstens an einem anderen Sattel befestigt werden. Arek stinkt.» Miko, der hinter mir reitet prustet los. Auch ich muss grinsen.
«Miko auf wessen Seite stehst du eigentlich.» Miko brummt bloss.
«Und jetzt zu dir, du unverschämte Göre. Deine Witze sind sogar schlechter als die von Vincent. Also lass es lieber sein.» Ich verdrehe die Augen. Zum glück kann er es nicht sehen.
«Hey, ich bin immer witzig.» Meldet sich eine Stimme von vorne.
«Nein bist du nicht Vincent.» Sagt Cera mit einer zuckersüssen Stimme, die neben Arek reitet. Ich hasse sie einfach. «Finton? Würdest du mir bitte das Wasser reichen.» Fragt Cera den starken Mann, der hinter Miko reitet. Seinen Namen wusste ich bisher noch nicht.

Danach kehr endlich ruhe in die Gruppe und ich lege mich auf Echecs Rücken aus. Da meine Hände gefesselt sind, kann ich kein Zaumzeug halten und so habe ich gar nichts zu tun. Ich langweilige mich schon zu Tode. Hätte ich immerhin meine Dolche oder meinen Bogen gehabt, dann hätte ich in der Gegend rum Schiessen können. Doch das haben sie mir weggenommen. Wobei, das Messer in meinem linken Jagdstiefel haben sie nicht entdeckt.

Ich liebe meine Jagdstiefel. Sie reichen fast bis zum Knie und man kann sie bis da hoch schnüren. Sie sind aus Drachenleder. Sie hatten einst einer mir sehr bedeutenden Person gehört. Deshalb mag ich die Stiefel so. Doch ich möchte nicht mehr daran denken.

Desto weiter wir nun laufen, desto weiter auseinander Stehen die Bäume. Ich liege immer noch auf Echecs Rücken, als wir aus dem Wald kommen. Vor mir breitet sich eine Art Schlucht aus.

Es ist eine Atemberaubende Aussicht. Bisher war ich noch nie ausserhalb des Waldes. Das heisst, dass ich auch noch nie in einem Dorf, geschweige denn in einer Stadt war.

Sobald wir aus dem Wald getreten sind, sind wir nicht mehr vom Blätterdach geschützt und die schwüle Luft schlägt uns entgegen. Es ist unglaublich heiss.

Ich würde mir sehr gerne die Schweissperlen aus der Stirn streichen. Aber mit verbundenen Händen geht das nur schlecht.
Hier ist so eine Art Sandlandschaft. Es ist sehr heiss und es sind nur ganz weinige kahle Bäume und Sträucher zu sehen. Ich mag den Anblick irgendwie nicht. Es sieht so tot aus.

«Wo sind wir hier?» Frage ich niemand bestimmtes.
«Das ist die Wüste. Wir müssen sie überqueren, um zum Königreich Lakes zu gelangen.» Sagt Miko freundlich.
«Lakes? Was ist das? Und was für ein Königreich.» Ich verstehe rein Garnichts.
«Die ist so Stroh dumm. Die hat doch keine Ahnung.» Lässt Cera einen Kommentar ab. Ich ignoriere sie.
«Lakes ist eines der drei Königreichen. Lakes ist unser verbündeter im Krieg. Wir müssen ihm die Pferde bringe, da sie fast keine Mehr haben.» Miko deutet an die Zehn Pferde, die hinter Finton laufen. Auch sie sind wie ich angebunden. «Wir bleiben aber nicht in Lakes. Wir müssen weiter zum Königreich Rivera. Dort haben wir...»
«Miko...» Sagt Arek warnend. «Sag einfach nichts Falsches.»
«Wir haben eine Mission auszuführen.» Beendet Miko den Satz.
«Hä? Was für ein Krieg? Wieso hat Lakes keine Pferde mehr? Und wie heisst das dritte Königreich?»
«Mal ganz langsam Mädel. Ich meine den Krieg, der schon seit mehreren Jahren herrscht. Zu deiner zweiten Frage. Lakes hat viele Pferde verloren, als es Rivera angreifen wollte. Deshalb müssen wir ihnen neue beschaffen. Jetzt zu deiner letzten Frage: Das dritte Königreich heisst Untgrowth. Zu diesem Königreich gehören wir.» Meint Miko Stolz.

Ich muss die Informationen erst einmal verarbeiten. Ich lebe jetzt schon seit siebzehn Jahren und ich habe bisher noch nie etwas von diesem Krieg mitbekommen. Wie kann das sein?

Wir reiten der Schlucht entlang, bis irgendwann ein Weg nach unten führt. Auch wenn ich den Fluss unten in der Schlucht spüre, weiss ich, dass dort viel mehr Gefahren lauern als hier oben.
«Stopp. Ihr wollt doch wohl nicht da runter gehen?» Frage ich Arek als er darauf zu steuert.
«Natürlich. Das ist der einzige Weg zu Wasser und auch um auf die andere Seite zu gelangen.» Schnaubt er.

«Aber da unten lauert es nur so von Gefahren.»
«Hat da jemand Angst?» Ich hasse Cera. Habe ich das vielleicht schonmal erwähnt?!
«Was machst du, wenn du vor einer Schlange stehst? -Hinten anstehen!» Scherzt Vincent, doch wieder einmal lacht niemand.

«Ich kenne eine Alternative.» Sage ich schnell. Alle schauen mich fragend an. Sogar Echec reckt seinen Kopf in die Höhe. Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob es eine alternative gibt. Ich weiss nur, dass wenn wir da nach unten gehen, dass ich mein Ziel nie erreichen werde, da ich dann verspeist bin.

«Ja wenn wir weiter nach vorne laufen, kann man schneller auf die andere Seite. Und auf der anderen Seite gibt es dann auch Wasser.» Sage ich schnell.
«Na gut. Schauen wir uns das an.» Sagt Arek. Von ihm hätte ich das jetzt nicht erwartet.
«Du vertraust doch dieser Göre etwa nicht?!» Schwatzt Cera.
«Doch das tut er. Und jetzt bis ruhig. Deine Stimme raubt mir die Nerven!» Sie schaut mich mit offenen Mund und mit wütend blitzenden Augen an. Ich grinse nur selbstgefällig und lass ich wieder auf Echecs Rücken nieder.
«Du weisst doch hoffentlich was du tust.» Flüstert mir Echec zu. Bisher konnten wir noch nicht reden, weil die Maskierten nichts davon wissen.
«Jaja.» Versichere ich ihm. Doch ich kann mich nicht einmal davon überzeugen.

Ich recke mich auf und versuche es mit meiner Kraft. Ich muss als erstes einen Übergang auf die andere Seite finden.
Ich schicke eine Windböe in die Richtung, in die wir reiten. Und schon schaltet sich diese 'Sichtmagie' ein, sodass ich den Windstoss mitverfolgen kann.

Am Anfang, sehe ich nichts Spektakuläres. Nur die tiefe Schlucht, Sand, Gestein und ab und zu ein Gebüsch oder ein Baum. Doch irgendwann kann ich klar und deutlich etwas sehen.
Als ich näherkomme, erkenne ich eine Seilbrücke, die über die Schlucht gespannt ist. Sie sieht zwar nicht gerade neu aus, doch das muss reichen. Dann führt mich der Blick weiter über die Brücke. Weiter geradeaus. Dann sehe ich ein rötliches Gebüsch und bei dem muss man dann links abbiegen. Das sehe ich zumindest. Danach ist es wieder die unspektakuläre Aussicht, bis immer mehr Stein und Felsen da sind. Irgendwann ist es geradezu ein Gesteins Labyrinth. Voller Moos und Steine. Ich mag aber diese Landschaft besser, als die Wüste. Und dann sehe ich es. Ein kleines Rinnsal von Wasser. Das müsste dann auch reichen.

Sobald ich das denke, verschwindet meine Sicht und es die Zeit dreht da weiter, wo ich mit der Sichtmagie angefangen habe.

«Wann sind wir endlich da. Ich habe doch gesagt, wir sollten ihr nicht vertrauen.» Schnaubt Cera. Ich verdrehe bloss die Augen.
«Es kann nicht mehr weit sein. Oder...» Arek hat wohl gemerkt, dass er meinen Namen immer noch nicht weiss. Ich grinse.

«Könntest du bitte mit diesem Kindischen Gehabe aufhören. Sag doch einfach deinen Namen. Was ist daran so schlimm?» Motzt Arek.
«Garnichts ist dabei schlimm. Es macht sogar spass zu zusehen, wie du dich aufregst.» Ich schenke ihm ein zuckersüsses und falsches Lächeln, als er nach hinten schaut. «Das ich ihn dir  verrate, kannst du noch lange hoffen.» Ich betone die Worte 'dir' und 'hoffen' besonders.
«Was läuft da eigentlich zwischen dir und Arek?» Fragt Vincent von hinten.
«Nichts.» Beantwortet Cera die Frage für mich.
«Ach wie nett von dir Cera, dass du mir die Frage beantwortet hast. Ich kann aber für mich selber sprechen, denn vielleicht läuft da tatsächlich etwas.» Ich liebe es zu provozieren. Arek lacht ganz leise vor sich hin. Dafür kassiert er einen wütenden Blick von Cera.

«Hört doch auf zu streiten. Schaut lieber nach vorne. Da kommt eine Brücke in Sicht.» Sagt Miko aufgeregt und lenkt somit vom Thema ab.

Ich grinse bloss. 

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