Kapitel 11
༻*ੈ✩‧₊˚
𝙳𝚒𝚎 𝙽𝚎𝚞𝚎?
༻*ੈ✩‧₊˚
𝐌𝐢𝐫𝐞𝐲𝐚
༻*ੈ✩‧₊
Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich durch die langen Flure des Anwesens ging.
Die letzten Tage waren ungewöhnlich ruhig gewesen, fast zu ruhig.
Nach dem Angriff auf das Haus hatte sich alles wieder normalisiert, zumindest auf den ersten Blick. Die Männer arbeiteten wie gewohnt, Lucien war in Besprechungen und das Anwesen war makellos sauber.
Doch ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Es lag eine Spannung in der Luft, die ich nicht greifen konnte.
Als ich um eine Ecke bog, hörte ich Stimmen. Eine davon erkannte ich sofort.
Lucien.
Seine Stimme war tief und autoritär, wie immer. Doch die andere Stimme war neu. Sie klang weich und melodisch, mit einem Unterton, der mich sofort aufhorchen ließ.
Ich trat näher und spähte vorsichtig um die Ecke. Dort stand sie. Eine Frau, wie aus einem Hochglanzmagazin entsprungen, mit kastanienbraunem Haar, das perfekt in weichen Wellen fiel, und strahlend grünen Augen, die fast hypnotisch wirkten.
Sie trug enge schwarze Kleidung, die ihre schlanke Figur betonte und ihre Haltung war selbstbewusst, fast provokant.
„Das hier ist Aric“, sagte Lucien gerade und deutete auf seinen Leibwächter. „Er wird dir alles zeigen, was du wissen musst.“
„Es ist mir eine Ehre, hier zu sein“, erwiderte sie mit einem charmanten Lächeln, das selbst Aric für einen Moment aus der Fassung brachte.
Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Etwas an ihr war falsch, so falsch, dass ich es körperlich spüren konnte. Noch bevor ich mich zurückziehen konnte, entdeckte Lucien mich. Seine grauen Augen fixierten mich, und ein Hauch von Überraschung huschte über sein Gesicht.
„Mireya?“ Seine Stimme war ruhig, aber in ihr lag ein fragender Unterton.
„Komm her.“
Widerwillig trat ich aus meinem Versteck und näherte mich ihnen. Die Frau, musterte mich mit einem Blick, der mir wie ein scharfes Messer vorkam.
Ihr Lächeln war höflich, aber es erreichte ihre Augen nicht.
„Das ist Mireya“, stellte Lucien mich vor. „Sie lebt momentan hier.“
„Oh, wie schön“, sagte Celine und streckte mir die Hand entgegen.
„Ich bin Celine.“
Ihre Hand war warm, aber ihr Griff war zu fest, fast wie eine Machtdemonstration. „Mireya“, erwiderte ich knapp.
Lucien schien die Spannung zwischen uns nicht zu bemerken oder er ignorierte sie. „Aric wird dir alles zeigen. Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen.“
Celine nickte dankbar und folgte Aric aus dem Raum. Ich blieb mit Lucien zurück und spürte, wie meine Wut in mir brodelte.
„Wer ist sie?“ fragte ich schließlich, bemüht, meine Stimme neutral zu halten.
„Ein neues Mitglied“, antwortete er knapp. „Sie wurde von einem unserer Verbündeten empfohlen.“
„Und du vertraust ihr einfach so?“
Sein Blick wurde kühler. „Das ist nicht deine Sorge, Mireya.“
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht etwas zu sagen, das ich später bereuen würde, und drehte mich um, um den Raum zu verlassen.
Später am Nachmittag suchte ich Cathy auf. Sie saß in ihrem Zimmer und lackierte sich die Nägel, als ich ohne Vorwarnung eintrat.
„Hast du sie gesehen?“ fragte ich, ohne Umschweife zur Sache zu kommen.
„Wen?“ Cathy sah mich überrascht an.
„Celine. Die Neue.“
„Ach, die mit den Modelmaßen?“ Sie rollte mit den Augen.
„Ja, ich hab sie gesehen. Warum?“
„Irgendetwas an ihr stimmt nicht“, sagte ich und setzte mich auf ihr Bett. „Ich weiß nicht, was es ist, aber ich habe ein schlechtes Gefühl.“
Cathy legte den Nagellack weg und sah mich ernst an. „Meinst du das wirklich? Oder…“
„Oder was?“
„Oder bist du vielleicht eifersüchtig, weil Lucien ihr so viel Aufmerksamkeit schenkt?“
Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag, aber ich weigerte mich, darauf einzugehen. „Das hat nichts damit zu tun“, sagte ich scharf.
„Ich rede von einem echten Gefühl. Sie ist nicht hier, um zu helfen, Cathy. Sie spielt eine Rolle, und Lucien sieht es nicht.“
Cathy schwieg einen Moment, dann nickte sie langsam. „Okay. Was schlägst du vor?“
„Wir behalten sie im Auge“, sagte ich entschlossen. „Wir beobachten, was sie tut, mit wem sie spricht. Wenn wir recht haben, wird sie einen Fehler machen.“
Cathy grinste. „Das klingt nach einem Abenteuer. Ich bin dabei.“
Die nächsten Stunden vergingen quälend langsam. Trotz meiner Entschlossenheit, Celine im Auge zu behalten, hatte ich nicht sofort eine Gelegenheit dazu.
Sie schien immer irgendwo beschäftigt zu sein, mal sprach sie mit Lucien, dann mit Aric, dann wieder mit einem der anderen Männer. Sie bewegte sich durch das Anwesen, als gehöre es ihr, immer mit diesem strahlenden Lächeln auf den Lippen.
Cathy und ich hielten uns währenddessen zurück, beobachteten sie aus der Distanz, tauschten Blicke, wenn sie an uns vorbeiging. Mir fiel auf, dass sie sich unglaublich schnell mit den Männern anfreundete.
Überall, wo sie war, hinterließ sie Eindruck, sie lachten, schienen sich in ihrer Nähe wohlzufühlen. Doch ich spürte, dass es eine Maske war.
Niemand war so makellos, so perfekt angepasst.
„Sie macht das verdammt geschickt“, murmelte Cathy leise, während wir von einer der oberen Galerien hinunter auf den Innenhof blickten.
Celine stand dort unten, inmitten von drei Männern, lachte über irgendetwas und legte einem der Wachen beiläufig die Hand auf den Arm.
„Ja“, entgegnete ich angespannt. „Viel zu geschickt.“
Cathy lehnte sich an das Geländer. „Meinst du, sie war schon immer so oder hat sie das irgendwo gelernt?“
„Ich tippe auf Letzteres“, antwortete ich. „Das hier ist kein Zufall. Sie weiß genau, wie sie sich verhalten muss.“
Cathy nickte langsam. „Okay… dann beobachten wir weiter.“
Nach dem Abendessen zog ich mich mit Cathy in ihr Zimmer zurück. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, ließ ich mich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke.
„Das war anstrengend.“ Ich fuhr mir durch die Haare und seufzte.
Cathy, die gerade dabei war, ihre Ohrringe abzulegen, warf mir einen vielsagenden Blick zu. „Sag das nicht mir. Ich hatte das Vergnügen, direkt gegenüber von ihr zu sitzen. Ihr Lächeln ist… gruselig perfekt. Fast schon einstudiert.“
Ich richtete mich langsam auf. „Genau das meine ich. Sie ist zu makellos. Zu sehr darauf bedacht, sich perfekt in alles einzufügen. Niemand ist so… fehlerlos.“
Cathy zog eine Augenbraue hoch und ließ sich neben mich auf das Bett sinken.
„Und doch hat Lucien sie heute kein einziges Mal kritisch hinterfragt. Hast du gesehen, wie sie ihn angesehen hat? Fast so, als wäre er ihr persönlicher Preis.“
Ein unangenehmes Ziehen breitete sich in meiner Brust aus. Ich hatte es gesehen. Jede Berührung, jedes Lächeln, jede kleine Geste, mit der sie sich in seine Nähe schmiegte.
Und noch mehr als das, ich hatte gesehen, dass Lucien es zuließ.
„Ja“, sagte ich schließlich, meine Stimme kühler als beabsichtigt. „Und das ist verdammt gefährlich.“
Cathy legte sich auf den Bauch und stützte das Kinn in die Hände.
„Mal angenommen, du hast recht und sie ist nicht die, die sie vorgibt zu sein… was machen wir dann?“
Ich dachte kurz nach. „Wir müssen mehr über sie herausfinden. Ihre Vergangenheit, woher sie kommt. Lucien hat gesagt, sie wurde ihm empfohlen, aber von wem genau? Und warum?“
Cathy ließ sich auf den Rücken fallen und starrte an die Decke. „Vielleicht wissen die Männer mehr. Sie hat ja schon mit einigen von ihnen gesprochen, sich eingeschmeichelt. Einer von ihnen könnte was aufgeschnappt haben, was uns weiterhilft.“
Ich nickte langsam. „Ja, das könnte funktionieren. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wenn sie wirklich nicht die ist, die sie vorgibt zu sein, dann wird sie jede Bedrohung für ihre Tarnung aus dem Weg räumen.“
Cathy drehte den Kopf zu mir. „Du meinst, sie könnte uns gefährlich werden?“
Ich sah sie ernst an. „Ich weiß es nicht. Aber ich will nicht abwarten, bis wir es herausfinden müssen.“
Für einen Moment sagte keiner von uns etwas. Die Stille lag schwer im Raum, nur gedämpfte Geräusche aus dem Flur waren zu hören.
Cathy war die Erste, die sich bewegte. Sie streckte sich und setzte sich auf.
„Also gut“, sagte sie entschlossen. „Dann beobachten wir weiter. Und sobald wir was Handfestes haben, sorgen wir dafür, dass Lucien es erfährt.“
Ich atmete tief durch. „Ja… aber wir brauchen mehr als nur ein ungutes Gefühl. Lucien würde uns so niemals glauben.“
Cathy grinste schief. „Dann sorgen wir eben dafür, dass wir Beweise bekommen.“
Ich erwiderte ihr Lächeln. „Klingt nach einem Plan.“
Ich stand auf und streckte mich. „Aber für heute… brauche ich dringend Schlaf.“
Cathy warf mir ein gespieltes, enttäuschtes Gesicht zu. „Langweilig. Aber gut. Morgen starten wir unsere Mission 'Celine entlarven'.“
Ich lachte leise. „Mission angenommen.“
Als ich mich auf den Weg in mein eigenes Zimmer machte, konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass Celine längst wusste, dass wir ihr auf der Spur waren.
༻*ੈ✩‧₊˚
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top