Kapitel 3
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𝙳𝚊𝚜 𝚎𝚛𝚜𝚝𝚎 𝙼𝚒𝚜𝚜𝚝𝚛𝚊𝚞𝚎𝚗
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𝐌𝐢𝐫𝐞𝐲𝐚
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Arics Hand schloss sich um meinen Arm, bevor ich überhaupt daran denken konnte, mich zu wehren.
Sein Griff war fest, schon beinahe schmerzhaft und seine Augen funkelten vor einer Mischung aus Amüsement und Verachtung.
„Hast du wirklich geglaubt, du könntest hier einfach rausspazieren?“ Seine Stimme war tief und voller Hohn. „Du bist mutig, das muss ich dir lassen. Aber dumm.“
„Lass mich los!“ fauchte ich, obwohl ich wusste, dass es zwecklos war. Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu winden, doch er war zu stark.
„Lucien wird das sicher interessant finden“, murmelte Aric, während er mich mühelos zurück durch den Flur zog.
Mein Herz raste, während ich verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, mich zu befreien.
Doch bevor ich etwas unternehmen konnte, erreichten wir eine schwere Doppeltür, die Aric mit einem Tritt aufstieß.
Lucien saß in einem Leder Sessel, mit einem Glas Rotwein in der Hand, die Beine hatte er lässig übereinandergeschlagen.
Sein Blick war auf ein Buch gerichtet, das auf seinem Schoß lag, doch als wir eintraten, hob er den Kopf.
„Was haben wir denn hier?“
Fragte er und seine Stimme war ruhig, schon fast gelangweilt, doch seine grauen Augen fixierten mich mit einer Intensität, die mich erneut lähmte.
„Sie hat versucht zu fliehen“, erklärte Aric knapp und stieß mich leicht nach vorne, sodass ich fast das Gleichgewicht verlor.
Lucien legte das Buch beiseite und lehnte sich zurück, langsam schenkte das Glas in der Hand.
„Ist das wahr, Mireya?“
Ich hob das Kinn, obwohl mein ganzer Körper zitterte. „Was hast du erwartet? Dass ich mich einfach damit abfinde, hier gefangen zu sein?“
Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen. „Nein, das habe ich nicht. Aber ich hätte gedacht, du wärst… klüger.“
„Klüger?“
Meine Stimme bebte vor Zorn. „Klüger, als zu versuchen, aus den Fängen eines Mannes zu entkommen, der mich entführt hat?“
Lucien setzte das Glas ab und erhob sich langsam. Sein Blick blieb unverändert, er war kalt und berechnend, während er auf mich zuging. Jede seiner Bewegungen war kontrolliert, als hätte er alle Zeit der Welt.
„Du bist hier, weil du zur falschen Zeit am falschen Ort warst“, sagte er leise, seine Stimme klang so gefährlich wie eine Klinge. „Aber ich habe nicht vor, dich zu verletzen, es sei denn, du zwingst mich dazu.“
„Dann lass mich gehen“, forderte ich, doch meine Stimme klang schwächer, als ich wollte.
Er hielt direkt vor mir inne, seine grauen Augen waren durchdringend.
„Das kann ich nicht.“
Ein Moment der Stille folgte, in dem nur mein rasender Atem zu hören war. Dann wandte er sich an Aric. „Lass sie los.“
Aric zögerte, doch schließlich gehorchte er und ließ meinen Arm los. Ich rieb mir die schmerzende Stelle, während Lucien sich wieder an seinen Schreibtisch setzte.
„Ich denke, wir sollten ein paar Dinge klarstellen“, sagte er, ohne mich anzusehen. „Du bist hier, weil du etwas gesehen hast, das du nicht hättest sehen sollen. Ich kann dich nicht gehen lassen, noch nicht. Aber ich bin auch kein Monster.“
Ein bitteres Lachen entwich mir. „Das sehe ich anders.“
Lucien ignorierte meinen Kommentar. „Aric, geh. Ich möchte mit Mireya allein sprechen.“
Aric warf mir einen warnenden Blick zu, bevor er den Raum verließ. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und plötzlich war die Luft nur noch drückender.
Lucien betrachtete mich einen Moment, bevor er sprach. „Ich habe eine Entscheidung getroffen. Du wirst hier bleiben, aber nicht wie eine Gefangene. Du wirst dich anpassen und lernen, wie diese Welt funktioniert.“
„Was?“
Ich starrte ihn ungläubig an. „Ich will nichts mit deiner Welt zu tun haben!“
„Das ist keine Bitte“, sagte er kühl. „Ich habe heute Abend ein Essen geplant. Du wirst daran teilnehmen.“
„Warum?“ fragte ich, mein Misstrauen wuchs mit jedem seiner Worte.
Er neigte den Kopf leicht zur Seite, als würde er mich studieren. „Weil ich sehen möchte, wie du dich schlägst.“
Bevor ich protestieren konnte, klopfte es an der Tür und ein junges Mädchen trat ein. Sie konnte nicht älter als siebzehn sein, mit langen, blonden Haaren und großen, neugierigen Augen.
„Cathy“, sagte Lucien und seine Stimme klang weicher als zuvor. „Das ist Mireya. Sie wird heute Abend bei uns essen. Ich möchte, dass du ihr etwas Passendes zum Anziehen bringst.“
Cathy musterte mich mit einer Mischung aus Neugier und Aufregung. „Natürlich, Lucien.“ Sie wandte sich an mich und lächelte.
„Komm mit. Ich helfe dir.“
Ich wollte widersprechen, doch Luciens Blick ließ keinen Raum für Diskussionen. Widerwillig folgte ich Cathy hinaus, mein Herz schwer vor Angst und Unsicherheit.
Cathy führte mich durch einen weiteren Flur, bis wir ein großes, helles Zimmer erreichten. Es war das genaue Gegenteil des dunklen und bedrohlichen Raums, in dem ich vorhin gewesen war.
Der Raum war mit weichen Teppichen und eleganten Möbeln ausgestattet und ein großer Kleiderschrank nahm eine ganze Wand ein.
„Lucien kann manchmal einschüchternd sein“, sagte Cathy, während sie den Schrank öffnete.
„Aber er meint es nicht immer so, wie es klingt.“
Ich lachte bitter. „Das bezweifle ich.“
Cathy zog ein tiefrotes Kleid aus dem Schrank und hielt es an mich. „Das wird perfekt sein. Es wird ihm gefallen.“
„Ich will nicht, dass es ihm gefällt“, sagte ich scharf.
Cathy sah mich an, ihre Augen zeigten volles Verständnis. „Ich weiß. Aber es ist besser, wenn du tust, was er sagt.“
Ich wollte etwas sagen, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Cathy reichte mir das Kleid und zeigte auf eine Tür. „Das Bad ist dort. Zieh dich um und dann helfe ich dir mit den Haaren.“
Widerwillig nahm ich das Kleid und ging ins Bad. Während ich mich umzog, sah ich mein eigenes Gesicht im Spiegel.
Die Angst war immer noch da, aber darunter lag etwas anderes, ein Funken Zorn und ein Hauch von Trotz.
Ich strich den Stoff des Kleides glatt, während ich mich im Spiegel betrachtete. Das tiefrote Kleid schmiegte sich an meinen Körper, elegant und doch beunruhigend.
Es war nicht meine Welt, nicht meine Wahl und dennoch stand ich hier, als wäre ich Teil von etwas, das ich nicht begreifen konnte.
Als ich das Bad verließ, wartete Cathy schon mit einer Bürste und einer kleinen Schachtel voller Haarspangen. Sie lächelte mich aufmunternd an, doch ich konnte die Neugier in ihren Augen sehen.
„Setz dich“, sagte sie und deutete auf einen Stuhl vor einem kleinen Schminktisch.
Ich tat, was sie sagte und sie begann, mein Haar zu bürsten. Ihre Bewegungen waren sanft, fast beruhigend, doch mein Inneres war ein Sturm.
„Du bist wütend auf ihn, nicht wahr?“ fragte Cathy leise, während sie eine Strähne nach der anderen zu einem lockeren Knoten hochsteckte.
Ich zögerte, bevor ich antwortete. „Wütend ist nicht das richtige Wort. Ich will einfach nur weg von hier.“
Cathy hielt kurz inne, bevor sie weitermachte. „Ich weiß, wie es ist, sich gefangen zu fühlen. Aber Lucien… er ist nicht so schlimm, wie er scheint.“
Ich drehte mich zu ihr um und meine Stimme war schärfer, als ich beabsichtigt hatte. „Er hat mich entführt. Er hält mich hier fest. Wie kannst du sagen, dass er nicht so schlimm ist?“
Cathy sah mich mit einem Blick an, der viel älter wirkte, als es ihr Alter vermuten ließ. „Weil ich ihn kenne. Und weil ich weiß, dass er dich nicht verletzt hat, obwohl er es hätte tun können.“
Ihre Worte ließen mich innehalten. Sie hatte recht, Lucien hatte mich nicht angerührt, obwohl er die Macht dazu hatte. Doch das machte ihn in meinen Augen nicht weniger gefährlich.
„Fertig“, sagte Cathy schließlich und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten.
„Du siehst wunderschön aus.“
Ich sah mich im Spiegel an. Mein Haar war elegant hochgesteckt und das Kleid betonte meine Figur auf eine Weise, die mir fast fremd vorkam. Doch in meinen Augen war immer noch dieselbe Angst, derselbe Trotz.
„Danke“, sagte ich knapp, ohne Cathy nochmal anzusehen.
Sie nickte und lächelte schwach. „Lucien wartet unten. Ich bringe dich hin.“
Widerwillig folgte ich ihr durch die endlosen Flure des Hauses. Die Wände waren mit Gemälden und Wandteppichen geschmückt, die von Reichtum und Macht zeugten.
Es fühlte sich an, als würde ich durch ein Museum gehen, in dem jeder Raum ein Geheimnis verbarg.
Schließlich erreichten wir einen großen Speisesaal. Ein langer Tisch aus dunklem Holz stand in der Mitte, gedeckt mit feinstem Porzellan und glitzerndem Silberbesteck.
Ein Kronleuchter hing von der Decke, sein Licht warf ein warmes, goldenes Leuchten über den Raum.
Lucien stand am Kopf des Tisches, eine Hand lässig auf der Rückenlehne eines Stuhls gelegt. Als er mich sah, richtete sich sein Blick auf mich, er ad wieder so durchdringend und unergründlich.
„Du siehst… passend aus“, sagte er, seine Stimme war ruhig und doch in seinen Augen lag etwas, das ich nicht deuten konnte.
Ich erwiderte seinen Blick mit erhobenem Kinn. „Ich bin hier, weil du mich gezwungen hast. Nicht, weil ich es will.“
Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. „Das ist mir bewusst.“
Er zog einen Stuhl zurück und deutete darauf. „Setz dich.“
Ich zögerte, doch schließlich ließ ich mich auf den Stuhl sinken. Lucien setzte sich an das andere Ende des Tisches und für einen Moment herrschte eine seltsame Stille zwischen uns.
„Weißt du, warum ich dich hierher eingeladen habe?“ fragte er schließlich, während ein Diener leise hereinkam und Wein einschenkte.
„Nein“, antwortete ich kühl. „Und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht.“
Lucien lachte leise, ein tiefes, fast spöttisches Geräusch. „Du bist mutig, Mireya. Aber Mut allein wird dir nicht helfen.“
„Was willst du von mir?“ fragte ich, meine Stimme bebte vor unterdrückter Wut.
Er lehnte sich zurück, das Glas in der Hand und betrachtete mich mit einem Blick, der mich gleichzeitig herausforderte und abschätzte. „Ich will, dass du verstehst, dass deine Situation nicht so einfach ist, wie du denkst. Die Männer, die du gesehen hast… ihre Welt ist gefährlich. Und du bist jetzt ein Teil davon, ob es dir gefällt oder nicht.“
„Ich habe nichts mit eurer Welt zu tun!“ protestierte ich.
„Doch, hast du“, sagte er ruhig. „Du hast etwas gesehen und das macht dich jetzt zu einem großen Risiko, für mich, für meine Familie, für alles, was ich aufgebaut habe.“
Seine Worte schnürten mir die Kehle zu. Ich wollte ihm widersprechen, doch ich wusste, dass er recht hatte.
„Also bist du nur nett zu mir, weil du mich kontrollieren willst“, sagte ich bitter.
Lucien hob eine Augenbraue. „Ich bin nett zu dir, weil ich dich respektiere. Du bist stärker, als du denkst, Mireya. Und das könnte nützlich sein.“
„Nützlich?“ wiederholte ich ungläubig.
„Ich bin kein Werkzeug, das du benutzen kannst!“
Er lehnte sich vor, seine grauen Augen funkelten im Licht des Kronleuchters. „Nein, das bist du nicht. Aber in meiner Welt überleben nur die, die bereit sind zu kämpfen. Und ich glaube, du bist dazu in der Lage.“
Ich starrte ihn an und ich konnte keine vernünftige Antwort finden. Seine Worte verwirrten mich, machten mich wütend und ängstlich zugleich.
„Iss“, sagte er schließlich und lehnte sich zurück.
„Wir werden noch viel Zeit haben, um zu reden.“
Ich griff nach der Gabel und meine Hände zitterten leicht. Während ich aß, spürte ich Luciens Blick auf mir, als würde er jede meiner Bewegungen analysieren.
Ich wusste, dass dieses Essen nur der Anfang war.
Der Anfang von etwas, das mein Leben für immer verändern würde.
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