Ikea-Uhr
Seit zweiundvierzig Stunden wach
Die Augenringe machen sich selbstständig
Das Leben eingehüllt
In Papiertaschentücher
Auf dem Boden verstreut
Leerer Mülleimer
Leere Tränendrüsen
Ausdruckslosigkeit
Weil der Sinn und das Leben
Verstecken gespielt haben
Und das Leben aufgegeben hat
Zu suchen
Ein sauberes Taschentuch suchend
Erfolglos
Die Bettdecke nehmend
Schluchzen so laut
Dass das Türklingeln
Untergeht
Der Untergang
Vor vierundzwanzig Stunden
Wieso er?
Währenddessen
Klettert der Gast, die Wut
Durch das Fenster hinein
Die Fenster des Autos
Waren ganz beschlagen
Zu beschlagen
Wie ein Schlag ins Gesicht
Fühlte sich das Bild an
Das sich danach ergab
Sie muss sich übergeben
Nun ist der Mülleimer
Nicht mehr leer
Wütend wirft sie die Bilderrahmen
Von der Kommode
Scherben vervielfachen sich
Wie die im Auto
Blutverschmiert
Lautlose Schreie
Die Zeit gewinnt im Sprint
Während sie alles
Zu verloren glaubt
Gibt es einen Himmel
Für verlorene Seelen?
Fragen über Fragen
Vorwürfe, Hass, Ungeduld
Das Krankenzimmer
Vor ihrem geistigen Auge
Ein Augenblick
Der ihre Welt auf den Kopf stellte
Sie übergibt sich erneut
Dieses Mal
Hat sie es nicht
Bis zum Mülleimer geschafft
Sie verschafft sich einen Weg
Zwischen den Splittern
Zur Abstellkammer
Im Glaube
Das Chaos
Besiegen zu können
Die Müdigkeit hat längst gesiegt
Nachdem die kaputten Erinnerungen
Zusammengefegt wurden
Fallen ihre Augen zu
So wie seine
Doch ihre öffnen sich wieder
Der kleine Zeiger der Ikea-Uhr
Ist auf der drei
Als sie wieder wach wird.
Sechsunddreißig Stunden
Zwischen gut und Albtraum
Zwischen alles und nichts
Nichts kann sie retten
Nur ein Anruf
Das Telefon klingelt
Die Hoffnungslosigkeit
Am anderen Ende
Sie drückt den Lautsprecher
Ein Versprechen
Das zu leeren Worten wurde
Eine dumme Idee
Deren Auswirkung sie nicht kannte
Ein Ausversehen
Dessen Preis zu hoch war
Die Ikea-Uhr
Liegt nun zerschmettert
Auf dem Boden
Weil sie sich nicht verzeihen kann
Nie verzeihen wird
Das Telefon klingelt wieder
Sie lässt es klingeln
Ihre Angst zu groß
Künstliches Koma
Immer noch besser
Als der Tod
Die Tränendrüsen füllen sich
Sie füllt ein Glas mit Wasser
Und noch eins
Und noch eins
Das vierte kippt sie sich ins Gesicht
So fühlte sich der Unfall an
Unvorbereitet, eiskalt, gnadenlos
Sie bittet um Gnade
Um ein Lebenszeichen
Ihres kleinen Bruders
Während sie zitternd
Die Rückruftaste drückt
Und fast an ihrem Schluchzen erstickt
Während das Ticken der kaputten Ikea-Uhr
Das Tuten des Telefons übertönt
Und daran erinnert
Dass sich das
Keine Sorge, es waren nur zwei Bier
Nicht zurücknehmen lässt.
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