Fremde Heimat
Sie verdient mich nicht
Denn wenn ich was erzähle
Hört sie nicht zu
Wenn ich mal rede
Fragt sie nicht nach
Es ist ihr egal
Und ich seh es nicht ein
Für sie da zu sein
Wenn sie es für mich auch nicht kann
Sie verdient mich nicht
Denn sie weiß nicht, wer ich bin
Was ich tu, was ich mag
Denn sie fragt ja nie nach
Und interessiert sich nicht
Für mein Leben, für mich
Es ist ihr egal
Denn um mich geht es nie
Im Mittelpunkt steht sie
Ganz allein
Und ihre Geschichten, von denen sie nicht aufhören kann, zu berichten
Ohne Pause, ohne Punkt
Ohne tieferen Hintergrund
Sie gleichen einem Monolog
Und sind mir lange schon zu viel
Doch letztlich erzählt sie sie mir
Und ich höre zu, denn das gehört sich schließlich so
Wenn ich bei ihr bin, bin ich fremd
Nur ein Gast, der bald schon geht
Dem das Gefühl von Heimat fehlt
Es ist schon lange nicht mehr da
Seit ich erkannte, dass ich für sie
Nicht mehr bin als ein Zuhörer
Der kein eigenes Leben hat
Und nur dafür lebt, sein Gehör nur ihr zu widmen
Für meine Unmut ist sie blind
Den Umgang mit ander'n schlicht verlernt
Und so kommt es, dass ihr Kind
Sich immer mehr von ihr entfernt
Schon komisch -
Sie kennt mich am allerlängsten
Und doch weiß sie am wenigsten über mich -
Und noch komischer ist
Dass ich achtzehn Jahre lang dachte
Das wäre normal
Sie weiß nie, wie es mir geht
Was ich eigentlich gerad' mache
Dass ich schreibe, singe, wachse
Ist ihr wohl ganz entgangen
Sie ist in ihrer Welt gefangen
Doch anstatt sich zu befreien
Schottet sie sich weiter ab
Und bemerkt nicht, dass sie ihr Leiden
Ganz allein verursacht hat
Dass sie mich nebenbei verletzt
Wenn sie nie zuhört, wenn ich rede
Und mich dauernd unterbricht -
Sie verdient mich nicht.
07.07.20
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