Selbstzweifel

Gestern habe ich mich mit einer anderen Autorin auf Wattpad unterhalten und es offenbar geschafft, ihr Mut zu machen. Manchmal wünsche ich mir, das mir das bei mir selbst auch gelingen würde. Selbstzweifel sind etwas Scheußliches, und noch schlimmer sind sie, wenn sie einen in fast jeder Lebenslage begleiten. Dabei ist es nicht mal so, dass ich meine Bücher (stellvertretend für alles andere) schlecht finde. Im Gegenteil - während ich sie schreibe, glaube ich immer, dass das das beste Buch wird, das ich je schreiben werde. Aber das denkt man ja immer, nicht wahr? Problem ist nur, dass man dann während des neuen Buchs auf die alten zurückblickt und sich fragt, was man da eigentlich für einen Mist geschrieben hat.
Es ist kein Mist, das weiß ich. Ich habe mich einfach weiterentwickelt, und Bücher untereinander zu vergleichen ist sowieso blöd, weil jedes schlichtweg anders ist. Aber zwischen Wissen und Fühlen liegt manchmal eine Kluft, die man nicht überwinden kann.
Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann. Dinge, die ich mittlerweile auch besser mache. Wahrscheinlich wären meine früheren Bücher besser, wenn ich sie jetzt nochmal komplett neu schreiben würde. Aber wären es dann noch immer dieselben?
Es ist schon verrückt, dieses Wissen und Fühlen. Wenn ich daran denke, dass mein Debüt bald aus dem Lektorat zurück zu mir kommen wird, bekomme ich schon leichte Panik. Witzig eigentlich. Ich habe kein Problem damit, meine Geschichten auf Wattpad zu stellen, wo sie jeder lesen kann und wo die Anonymität des Internets Raum für schonungslos kritische Kommentare gibt. Vielleicht liegt es daran, dass ich weiß, dass dort eine kleine Fangemeinde wartet, die meine Bücher so mögen wie sie sind. Oder es liegt doch an jener Anonymität, die nur manchmal durchbrochen wird.
In der Realität sieht das anders aus. Wenn mich Familie, Freunde oder sogar Kollegen (Jap, Social Media sei Dank) fragen, wie's denn eigentlich mit meinem Buch aussieht, werde ich plötzlich ganz still, fange an herumzudrucksen, murmel irgendetwas von "ist gerade noch in der Überarbeitung" oder "ist halt mein erstes Buch, mittlerweile schreibe ich anders". Ich glaube, in meiner Vorstellung haben die Leser, die ich persönlich kenne, einen sehr viel höheren Anspruch als es tatsächlich der Fall ist.
Ich weiß nicht, ob ich irgendwann voller Selbstbewusstsein zu jemanden gehen und sagen kann: "Hey, ich habe ein Buch geschrieben, das dir gefallen könnte. Willst du's dir mal ansehen?". Nach dem zehnten vielleicht. Oder auch nicht, weil ich immer neue Dinge ausprobiere, sodass sich jedes Buch in gewisser Weise anfühlt als wäre es das erste.
Und irgendwie, auf eine total verdrehte Weise, ist das sogar gut.

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