Fallendes Blut.
Meine Hände vermissen das Gefühl von anderen Händen, die sich mit ihnen verschlingen. Schweigen füllt den Raum und ich wünschte, es würde Leben enthalten. Leben, das mich aufisst, Leben das mich mitnimmt. Stattdessen schlägt mein Herz im langsamen Takt der Einsamkeit. Mit blutenden Händen grabe ich nach meinem Verstand, nach meinem Licht, nach meiner Hoffnung. Alles, was ich in den Händen halte, ist Schmerz und Verlust. Ich zeige mit den Fingern auf die Leute, die aus meinem Leben gelaufen sind. Und vergesse dabei viel zu oft, auch den Finger auf mich zu zeigen, weil ich mich zu schnell zurückzog; weil ich das Fortgehen zu schnell akzeptiert habe. Meine Knie sind wund vom ständigen Fallen und wieder aufstehen. Ich habe jahrelang Worte in meinem Mund versteckt, weil ich Angst hatte, sie auszusprechen. Und noch immer fällt es mir schwer, sie aus ihrem Gefängnis zu lassen. Meine Worte tropfen auf den Boden und hinterlassen Pfützen aus Wut und Schmerz, aus Trauer und Boshaftigkeit, aus Freundschaft und Liebe. Aber ich vergrabe die Liebe tief in meinem kleinen dummen Herzen und halte sie dort gefangen wie in einem Käfig der Hölle.
Loderndes Feuer liebkost meine Rippen, versucht, mein Herz zu befreien. Eiskalter Schnee legt sich um das Sternum und kühlt das Feuer ab. Ich ramme mir ein Messer in die Brust, um Feuer und Eis zu befreien; um die Luft und die Erde hineinzulassen. Ich spüre die Elemente in mir wüten. Trauer für Wasser, Liebe für Feuer, Hoffnung für Luft, Mut für Erde.
Blut tropft von meinen Lippen, fällt träge gen Erde und schillert in den Farben der Liebe. Worte fliegen gen Himmel, mitgerissen vom Wind. Mit meinen Händen in der Luft versuche ich zu fliegen und lande doch wieder auf den Knien. Treue Knie, die mich auffangen. Immer wieder. Treue Knie, die mich aufstehen lassen. Immer wieder. Menschen gehen. Menschen treten in das Leben. Menschen zertreten dein Leben. Menschen helfen dir, neue Blumen in deinem Garten des Herzens zu pflanzen. Manchmal kann man nichts anderes tun, als sein Herz zu verschließen. Und manchmal darf man auch ein kleines Stück seines blutenden Herzens in die Hand anderer legen und darauf vertrauen, dass sie es in ihrem Garten anpflanzen, hegen und pflegen. Und, dass es ein Teil ihres Blumenmeeres ist und nicht mehr in Einsamkeit ertrinkt, sondern kleine Wurzeln der Freundschaft entstehen.
# 13.11.2016
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