Superschurke Trump? [Eine Meinungsäußerung]


Auch nach der zweiten Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten scheinen sich alle einig zu sein: Donald Trump ist ein riesiger Idiot und macht sich mit den Ausführungen zu dem, was er sein politisches Programm nennt, völlig zum Affen. Hillary Clinton hat es dieses Mal zwar auch nicht viel besser gemacht und hat lediglich die Muskeln überstrapaziert, die für das Aufreißen der Augen verantwortlich sind, aber immerhin kann man sagen, dass sie keine Gefahr für die Weltbevölkerung darstellt. Zumindest vorerst nicht.

Trump hingegen präsentiert sich als der ultimative Bösewicht, der durch das Ausnutzen der Systeme an Macht gelangt ist und diese nun versucht so weit wie möglich auszuweiten und zu festigen. So die einfache Version für den Ottonormalverbraucher ohne größeres Hintergrundwissen, wie mich zum Beispiel. Einfach zu verstehen und ebenso einfach zu verachten.

Zudem schreit die Rhetorik dieses Mannes danach, ihn unsympathisch zu finden. Mag sein, dass das nur mein mitteleuropäisches Empfinden ist, aber Donald Trump bemüht sich in keiner Weise, vertrauenswürdig zu wirken. Er protzt mit reiner Stärke, mit Selbstsicherheit und pöbelt, wenn ihm etwas nicht passt. Die Worte, die dabei aus seinem Mund kommen, sind lächerlich und sollten von jedem Unterstufenschüler widerlegt werden können.

Aber wenn er doch so offensichtlich daran scheitert, sich anständig zur Schau zu stellen, wie kam ich dann auf die Idee, dass er ein ultimativer Bösewicht sein könnte? Diese Frage habe ich mir gestellt, nachdem ich mir diese zweite Debatte angesehen habe und begann, Parallelen zu fiktiven heimtückischen Politikern aufzustellen, die meistens in ihren Motiven so einfach gestrickt sind, wie es nur geht und dennoch mehr Eloquenz aufweisen als Trump.

Wie kann das sein? Wieso schneidet ein Mann in den Umfragen so gut ab, der nicht in der Lage ist, ein Argument vernünftig hervorzubringen und es wenigstens zu Ende auszuführen, so schwach es auch ist? Wie können Menschen so verblendet sein, die in der Fiktion permanent mit deutlich funktionaleren Bösewichten konfrontiert sind und diese nur Belächeln oder sich fragen, wie Menschen so blöd sein können, den Schurken zu folgen, im echten Leben aber Donald Trump wählen, der eher Lord Helmchen ist als Darth Vader oder besser Imperator Palpatine.

Mit diesem habe ich auch schon das Beispiel eines korrupten Politikers, der das System ausnutzt, um letztlich ganz an der Spitze zu stehen und es dann in Hitler-Manier zu zerlegen, sodass es theoretisch noch Bestand hat, aber schlichtweg umgangen wird. Der Mann hatte einen Plan, hat den gesamten Senat getäuscht und erfolgreich geputscht. Und niemand hat es kommen sehen, obwohl er einige Andeutungen gemacht hat.

Nun, bei Trump sollte es wohl keine Überraschung sein, wenn er irgendwelchen Mist anzettelt, der in seiner Tragweite dem Irak-Krieg gleicht. Nichtsdestotrotz gibt es genug Leute, die hinter ihm stehen und nur frauenfeindliche Sprüche und Fäkalsprache können sein Ansehen wenigstens etwas mindern.

Eines der aktuellen Musterbeispiele an superbösen Diktatoren aus der Literatur ist Präsident Snow aus der Panem-Trilogie. Ein Großteil der Amerikaner sollte mit dieser Figur bekannt sein, auch wenn der Gang ins Kino nur erfolgte, weil Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson oder Liam Hemsworth so geil sind. Fakt ist, dass alle (hiermit meine ich die breite Masse) Snow hassen, weil er Kinder in eine Arena sperren lässt, wo sie sich bis auf den Tod bekämpfen müssen. Das finde ich auch nicht toll, aber man muss bedenken, dass der Mann den Job schon einige Dekaden innehat, wahrscheinlich die Hälfte der Zeit, in der die Spiele stattgefunden haben. Eine Rebellion hat erstaunlich lange auf sich warten lassen, denn er hat immer noch halbwegs versucht, alle zu beschwichtigen. Die absolute Unterdrückung war nur das allerletzte Mittel, als es eigentlich schon zu spät war.

Lange Rede kurzer Sinn, Coriolanus Snow ist eine falsche Schlange mit großem rhetorischen Talent, die die Bevölkerung mit ihren Worten bestmöglich einlullt. Trotzdem wird er von allen als der Böse erkannt und Millionen von Teenagern fragen sich, wieso der Kerl überhaupt im Präsidentenpalast sesshaft ist.

An dieser Stelle wieder ein Kameraschwenk auf Donald J. Trump, welcher in aller Öffentlichkeit bedenkliche politische Konzepte äußert, die er durchsetzen will, wenn er ins Amt gewählt wird und die nicht einmal auf manipulative Art und Weise verkauft.

Der Schluss, den ich daraus ziehe ist, dass er ein echt langweiliger Bösewicht wäre, der höchstens für die allgemeine Erheiterung sorgt wie Doofenshmirtz aus »Phineas & Ferb« oder Dr. Drakken in »Kim Possible« (beides Serien des Disney-Channels, wohlgemerkt). Nicht jeder Superschurke kann so clever sein wie Moriarty oder Hannibal Lecter, aber gerade von den Bösen erwarte ich in fiktiven Handlungen immer viel. Das ist einer der Gründe, weswegen ich »A Song of Ice and Fire« so liebe.

Trump erfüllt keine einzige der Anforderungen auf meiner mentalen Villain-Checkliste und trotzdem stellt er eine, wie ich finde, aktive Bedrohung dar. Und das allein, weil Leute, vom Patriotismus geblendet oder von seinem Toupet hypnotisch in den Bann gezogen, den »Argumenten« folgen, die er der Weltgemeinschaft und allen voran natürlich seiner Nation auftischt.

Donald Trump ist ein mir völlig unverständliches Phänomen und ich würde mir wünschen, dass an seiner statt Lex Luthor zu Wahl aufgestellt würde. Der gäbe einen deutlich besseren Präsidenten ab und steht in den meisten Darstellungen seiner Person zur Glatze.

Wer eine deutlich intelligentere Version Trumps (und auch Hillary Clintons) bevorzugt und nebenbei herzlich lachen will, dem empfehle ich »All American Trumbrids« von der lieben RobynLandau (die ich leider nicht verlinken kann, weswegen ich ihr das Kapitel einfach widme), die ich dafür immer noch so sehr fangirle wie am Tag, als ich das Buch entdeckt habe.

Auf dass alle Amerikaner zur Vernunft kommen und sich nächsten Monat für das geringere Übel entscheiden.

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