Der Sinn des Lebens
»Warum, denkst du, gibt es Menschen?«
Die Sonne geht gerade unter und taucht die Nachbarschaft in ein dämmriges Licht, es ist, als würde Magie in der Luft liegen. Ein sanfter Sommerwind bläst über meine Haut und lässt mich für einen kurzen Moment erschaudern. Ich wende meinen Kopf zur Seite und schaue sie an. »Wie meinst du das?«
Sie kichert und hält sich eine Hand vor dem Mund, wobei sie wirkt wie ein kleines Mädchen. Aber der schwache Rauch, der von der Zigarette in ihrer anderen Hand aufsteigt, verwirft diesen Eindruck sofort wieder.
»Ich meine, es muss doch einen Grund geben, warum wir hier sind, auf der Erde und nicht auf dem Mars oder dem Neptun. Warum haben sich die Menschen so weit entwickelt und nicht die Elefanten oder die Pinguine? Was ist der Sinn des Ganzen?« Seufzend setzt sie die tödliche Zigarette an den Mund und nimmt einen tiefen Zug. Ich beobachte gespannt den Rauch, der kurze Zeit später in kleinen Wölkchen ihren Mund verlässt.
»Ich glaube, da gibt es keinen Sinn. Manches passiert einfach und wir werden nie wissen, warum es passiert. Die Wahrheit kann weh tun und vielleicht will man uns einfach vor genau diesem Schmerz bewahren.«
Nachdenklich verlasse ich meine liegende Position und setze mich auf, ziehe die Beine dicht an meinen Körper und umschlinge sie beschützend mit meinen Armen.
»Das kann nicht sein«, sagt sie und schaut zu mir. »Da muss mehr dahinterstecken. Ich möchte nicht glauben, dass meine Existenz keine tiefere Bedeutung hat, weißt du? Das Leben ist so schon anstrengend genug, mein Dasein soll nicht grundlos sein.« »Aber das ist es doch gar nicht«, entgegne ich und schaue sie an. »Du bist hier, genau in diesem Moment, und redest mit mir. Wenn du nicht wärst, wer weiß, vielleicht wäre ich schon längst vom Dach gefallen. Oder gesprungen. Auch wenn du es vielleicht nicht siehst, deine Existenz ist für deine Umwelt und all die Menschen, die dich lieben, von so einer großen Bedeutung, denn du gibst ihnen Liebe, Hoffnung und Geborgenheit. Ohne dich wäre ihr Leben trist. Wir merken es vielleicht nicht, aber jeder von uns ist für das Leben der Anderen notwendig. Und ich denke, genau das ist der Sinn unseres Lebens.«
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