The Run and Go

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Inspiriert von einem Twenty One Pilots Lied und ganz wage an das Ende der Forest Fan-Fiction angelehnt.
Ihr müsst aber weder die Band noch die FG kennen, um diese Kurzgeschichte lesen zu können.

Lg CoolerBenutzername
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„Bin gleich wieder da," lächelt das junge Mädchen, bevor sie mit federleichten Schritten aus dem Zimmer huscht und im Dunklen des Hauses verschwindet. Der junge Mann kann gerade noch nicken, bevor auch ihr Schatten in der Stille der Nacht verschwindet.
Seufzend fährt er sich durch die dunklen Haare und schaut seiner Freundin nachdenklich nach. Er bildet sich ein, ihre leichtfüßigen Schritte noch die Treppe hinunter laufen zu hören, auch wenn er weiß, dass es nur eine Einbildung seines Kopfes ist, um die Stille der Nacht ignorieren zu können.

„Du magst sie," ertönt plötzlich eine dunkle, höhnische Stimme und überrascht zuckt der junge Mann zusammen. Sein Blick schweift ruckartig zu seinem Kleiderschrank, in dessen Ecken die Dunkelheit ihren Platz gefunden hat. Langsam löst sich aus dem Schatten des Holzes eine dunkle Gestalt und Tyler muss bei seinem Anblick schwer schlucken. Er starrt in sein eigenes, verschwommenes Gesicht. Seine sonst so braunen Augen stechen aus den unscharfen Gesichtszügen blutrot hervor und die schwarze Kleidung seines Ebenbildes, spiegelt die wahre Dunkelheit seiner Seele wieder.
Er erschaudert und ein eiskalter Wind erfasst seine Haut. Seine Finger fangen an zu zittern und nervös drückt er seine Fingernägel in den Stoff seiner Hose. Sein Ebenbild tritt etwas näher und wieder muss Tyler an den Namen denken, den er seinem eigenen Dämonen gegeben hat.

Blurryface.  

„Sie ist viel zu gut für dich," spricht Blurryface jetzt weiter und fängt an locker im Zimmer auf und abzulaufen. Seine Bewegungen sind geschmeidig und erinnern Tyler an die Unruhe eines hungrigen Tieres. „Sie tut mir gut," widerspricht er sofort seinem Dämonen und rutscht zitternd näher an die Wand. Sein Herzschlag hat sich verschnellert und noch immer weicht die Kälte des Zimmers nicht von ihm. Er weiß, dass Schmerzen in der Lage sind Blurryface zurück in den hintersten Teil seines Kopfes zu drängen - um ihn wenigstens für ein paar Stunden zu töten. Doch er weiß auch, dass er dann zurückkommen würde. Mit noch mehr Zweifeln. Noch mehr Schmerzen.
Noch mehr Dunkelheit.

„Du wirst sie zerbrechen," warnt Blurryface mit einem gefährlichen Grinsen und macht einen schnellen Schritt auf Tyler zu. Erschrocken möchte er von seinem eigenen Abbild zurückweichen, stößt dabei mit dem Rücken jedoch gegen die Wand. Das Zittern seiner Muskeln wird stärker und ist kaum noch zu verbergen. Er versucht sich selbst zu beruhigen. Mit dem Gedanken, dass Blurryface nicht echt ist. Doch erneut bohren sich die Worte seiner Einbildung tief in seinen Kopf und die pulsierenden Schmerzen hinter seiner Stirn scheinen zu real, als dass ihn seine rationalen Gedanken überzeugen könnten.
„So wie du jeden zerbrichst."
Plötzlich steht Blurryface nicht mehr vor ihm, sondern direkt neben ihm. Das Zittern in Tylers Muskeln wird stärker und er schluckt schwer, um seine Stimme zurück zu finden. Sein Herz rast und jeder Schlag fühlt sich wie eine Scherbe an, die sich tiefer in seine Haut bohrt. Seine Augen brennen und wütend presst er seinen Kiefer zusammen.

„Sie ist anders," versucht er seinem Dämonen tapfer zu widersprechen, „Sie wird mich retten." Wütend ballt er seine Hände zu Fäusten und beißt sich auf die Lippe. Er spürt pulsierende Schmerzen und schmeckt schon bald den süßlich, metallischen Geschmack seines eigenes Blutes auf seiner Zunge. Blurryface war lange Zeit verschwunden und das nur wegen ihr.
„Du wirst sie töten," prophezeit Blurryface mit einem höhnischen Lachen und starrt auf Tyler herab. Seine stechend roten Augen bohren sich in Tylers Herz und plötzlich fällt ihm das Atem schwer. Die Kälte des Zimmers legt sich wie eine eiserne Kette um seine Brust und das Zittern seiner Muskeln wird unkontrollierter. Das Atmen fällt ihm schwer. Ein ungreifbares Gewicht legt sich auf seine Brust.
Er hat Angst.
Die roten Augen von Blurryface verfangen sich in seinem Gedächtnis und der Geschmack von Blut in seinem Mund wird stärker. Er versucht dem Blick seines Dämons zu entkommen. Er kneift die Augen zusammen. Bettet sein Gesicht in seine zitternden Händen und versucht seine Ohren vor der Wahrheit zu verschließen. Doch die Worte von Blurryface finden immer einen Weg in seinen Kopf.

„Du wirst sie töten. So wie du Josh getötet hast."
„Nein," Tyler schüttelt heftig mit dem Kopf, „NeinNeinNein."
Seine Fingernägel bohren sich in seine Kopfhaut und die Schmerzen durchfahren seinen verkrampften Körper wie eine Welle. Das Gewicht auf seiner Brust wird stärker und für wenige Sekunden überwältigt ihn das Gefühl, zu ersticken. Er schnappt panisch nach Luft, krümmt sich zusammen und versucht seine Stimme von dem unkontrollierten Stottern zu befreien. Doch Erinnerungen prasseln auf ihn ein. Erinnerungen an Josh. Dem Baumhaus. Das Feuer. Seine Schreie. Der Geruch von Benzin.
Die Schmerzen.
Seine Beerdigung.

„Es...," Tyler versucht das Zittern seiner Muskeln unter Kontrolle zu bringen, erreicht jedoch nur ein tränenersticktes Flüstern, „Es war ein Unfall. Josh hätte nicht da sein sollen." Noch immer bohren sich seine Fingernägel schmerzhaft fest in seine Kopfhaut und trotzdem kämpft Blurryface gegen seine Verdrängung an.
„Du hast ihn getötet!"
Der anklagende Schrei seines Dämons bohrt sich wie Nadelspitzen in seine Schläfen und Tylers Kopf scheint zu explodieren. Seine Gedanken überwältigen ihn und der Schatten von Blurryface tanzt hämisch vor seinen Augen. „Du hast ihn getötet und jetzt bist du auf der Flucht," höhnt er und die rote Farbe seiner Augen bohrt sich erbarmungslos in den Kopf von Tyler.
Er spürt Angst.
Panik.
Schmerzen.
„Es...," Tränen steigen in seine brennenden Augen und er hat Schwirigkeiten den Kloß in seinem Hals zu übergehen, „Es war ein Unfall." Seine Haare hängen ihm wirr in die Stirn und das bösartige Lächeln von Blurryface bohrt sich in seinen Kopf. Sein Dämon weiß, dass er ihn gebrochen hat. Wieder einmal. Die Schmerzen in Tylers Herzen sind nicht zu vergleichen mit dem Druck seiner Fingernägel. Dem Gewicht auf seiner Brust oder dem unbarmherzigen Hämmern hinter seinen Schläfen.

Er möchte sterben.
Der kritischen Stimme in seinem Kopf endgültig entkommen.

„Du solltest sie verlassen," rät Blurryface jetzt mit einem hämischen Lächeln und seine eisige Hand legt sich um Tylers Hals, „Oder sie wird so enden wie Josh." Seine langen schwarzen Finger schließen sich langsam enger um seinen Hals und er spürt den Druck auf seinen Lungen. Eine unmenschliche Kälte erfasst seinen Körper und wieder einmal hat er das Gefühl zu ersticken. Panisch versucht er nach Luft zu schnappen, doch die Hand auf seiner Kehle schnürt sie langsam zu. Heiße Tränen laufen Tyler über das schmerzverzogene Gesicht und der Druck auf seiner Brust wird unerträglich.

„Tyler?"
Die helle Stimme seiner Freundin hallt besorgt durch das Zimmer und vertreibt schlagartig jegliche Kälte. Das Gewicht auf seiner Brust wird leichter und die kalte Berührung auf seinem Hals schwindet. Das schmerzhafte Pulsieren in seinem Kopf wird leiser und Blurryface wird schlagartig zurück in die Dunkelheit gedrängt. Dankbar atmet Tyler ein. Warme Luft strömt in seine Lungen und vertreibt nun auch das letzte bisschen der paralyiserenden Kälte. Langsam öffnet er seine Augen.
Blurryface ist verschwunden.
Sein Blick schweift weiter.
Zu ihr.
Sie steht besorgt ihm Türrahmen und das sanfte Licht des Ganges fällt auf sie. Sie wirkt wie ein bildschöner Engel in der Dunkelheit und er spürt noch immer die heißen Tränen auf seinem Gesicht. „Tyler," flüstert sie mit tränenerstickter Stimme, „was ist passiert?" Sie möchte einen Schritt auf ihn zumachen. Doch er zuckt vor ihr zurück und verunsichert kommt sie vor ihm zum Stehen.

„Rede mit mir," jetzt sieht er auch den schimmernden Tränenschleier in ihren Augen. Wieder spürt er einen stechenden Schmerz in seinem Herz. Du wirst sie töten. Die Stimme von Blurryface erkämpft sich einen Weg zurück in sein Bewusstsein und wieder erzittert er unter der Kälte, die sein Dämon in seinem geschwächten Körper hinterlässt. Oder sie wird so enden wie Josh. Zitternd klammert sich Tyler an den Stoff seiner Hose, während sich seine Fingernägel schmerzhaft in seine Haut bohren. Die Stimme von Blurryface möchte nicht mehr verschwinden und mit ihm auch nicht die Kälte, die erneut damit droht, ihm langsam die Luft abzuschnüren.

„Hey," die Stimme seiner Freundin erklingt plötzlich nah an seinem Ohr und die Wärme ihres Körpers schafft es, Blurryface ein weiteres Mal aus seinem Kopf zu verdrängen „Tyler," sanft legt sie ihre warmen Hände auf seine und ein Zittern durchfährt seinen Körper. Langsam richtet er seinen tränenverschleierten Blick auf sie und sieht ein weiteres Mal einen rettenden Engel in der Dunkelheit. Ein sanftes Lächeln hat sich auf ihre Lippen gelegt und auch wenn es ihre Angst nicht verstecken kann, glänzt in ihren Augen eine unbeschreibliche Liebe auf...und dann fällt es ihm plötzlich ganz leicht.

„Er hört nicht auf," flüstert er niedergeschlagen und lässt es zu, dass sie ihn in eine feste Umarmung zieht. Ihr sanfter Duft nach Wald und Blumen umgibt ihn und verdrängt nun auch das letzte bisschen der Kälte, die Blurryface in seinen Körper hinterlassen hat. „Wer?" fragt seine Freundin genauso leise nach und er spürt ihre langen Finger, die beruhigende Zeichen auf seinen Rücken malen.
Langsam schließt er seine Augen.

Bisher hatte er nie zugelassen, dass sie seine Dämonen sieht. Bisher hatte er versucht Blurryface von ihr fernzuhalten. Aus Angst, er könnte auch sie heimsuchen. Er hatte nie gewagt sie nachts anzurufen, ihr seine gebrochene Seele zu zeigen und ihr seine ganzen Probleme zu übergeben. Er hatte nie gewagt ihr all' seine Dämonen und Zweifel in die Hände zu legen und das Gewicht auf seiner Brust mit ihr zu teilen.
Doch in diesem Moment scheint sie stark genug. Stark genug um ihm von allem zu retten und mutig genug, für ihn zu kämpfen. Du wirst sie töten. Wieder versucht sich Blurryface an die Oberfläche seines Bewusstseins zu kämpfen, doch dieses Mal wird er sofort durch die Wärme ihrer Liebe zurückgeschleudert. Sie wird mich retten - redet sich Tyler selbst gut zu und bevor er noch einen weiteren, erdrückenden Gedanken an seine Zweifel verschwenden kann, räuspert er sich und macht sich dafür bereit, seiner geduldigen Freundin auf ihre Frage zu antworten.

„Meine Dämonen," er atmet tief durch und macht sich dafür bereit, dass sie sich von ihm wegstößt. Dass sie flieht vor dem, was er bisher vor ihr geheim gehalten hat. Sie löst sich von ihm. Doch nicht um zu fliehen. Stattdessen schaut sie ihm tief in die Augen und legt ihre Hand sanft auf seiner Wange ab. Wieder durchfährt ihn ein Gefühl der Wärme und er kann spüren wie Blurryface in der Dunkelheit vor Wut aufschreit. Er hat in dieser Sekunde keine Chance wieder an die Oberfläche zu kommen, was Tyler eine neue Welle voller Mut einhaucht. Dankbar lehnt er seine Wange etwas fester gegen die sanfte Berührung seiner Freundin.

„Ich brauche dich," flüstert er ihr leise zu, „Heute Nacht brauche ich dich, damit meine Dämonen nicht zurückkommen."

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