"Wo hast du mich hingeführt?" , hörte man ein kicherendes Mädchen, welches die Augen von einem Jungen zugehalten bekam von unten. Ich sah sie von meinem Balkon aus und sah die beiden zusammen lachen, er grinste und sie hielt seine Hände, die ihr Augen zuhielten, damit sie nicht sah, was ich sah. Etwas wundervolles. Ein Karusell, welches die Leute bei mir in der Straße aufgestellt hatten, das jedoch nun nicht mehr in Betrieb war, da es schon spät am Abend war. Er hielt immer noch ihre Augen zu und in dem Moment wünschte ich mir, so etwas zu haben, wie die zwei es haben. Ich saß auf meinem Balkon, alleine mit einer Decke und einem Buch in meiner Hand, in welche Welt ich zu fliehen versuchte. Jedoch nahmen nun die beiden mich mit, in eine andere Welt.

"Kann ich jetzt endlich schauen?" , fragte das Mädchen, immer noch lachend  und er nahm die Hände von ihren Augen.

"Wow, das.. Das ist wunderschön" , sagte sie, obwohl das Karusell noch nicht einmal an war, was er wohl in jedem Moment anmachte, denn sie stellte sich auf das Karusell, zu einem der Pferde und lächelte. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln, welches man Tage lang nicht mehr aus dem Kopf bekommt und mit einem Mal ging es an. Das komplette Karusell leuchtete, die Lichterketten an den Stäben waren angegangen und im nächsten Moment setze sich auch das Karusell mit dem Mädchen in Bewegung.

"Du bist großartig" , sagte sie und wollte ihren Freund umarmen, der jedoch blieb auf Distanz ein paar Zentimeter vor ihr stehen.

"Ich muss dir etwas sagen" , fing er an und sie hätte niemals gerechnet, mit dem, was nun kam.

"Ich liebe dich nicht mehr, wir können nicht mehr zusammen sein" , sagte er daraufhin und dem Mädchen, ebenso wie mir fielen die Kinnladen herunter. Sie konnte es nicht glauben, genuauso wie ich es nicht glauben konnte. Eben noch dachte ich, was für ein Glück sie haben muss, so einen tollen Freund zu haben, der ihr so eine Überraschung zaubert und nun macht er aber Schluss mit ihr. Das ergibt für mich keinen Sinn, ebenso wie es für sie keinen Sinn macht, denn genau heute vor einem Jahr sind die beiden zusammen gekommen, erfahre ich, nachdem es wohl auch die ganze Nachbarschaft erfahren hat, weil sie es ihm um die Ohren wirft. Die beiden streiten sich heftig, bis er einfach geht und sie weinend am leuchtenden Karusell zurück lässt.

Ich bleibe weitere fünf Minuten dort oben sitzen und beobachte sie, weil ich immer noch nicht glauben kann, was ich eben gesehen habe. Danach stehe ich auf und gehe in meine Wohnung, um mich einige Minuten später zu dem Mädchen zu setzen, welchem gerade das Herz aus der Brust gerissen wurde.

"Es tut mir sehr Leid" , sage ich, als ich mich zu ihr setzte.

"Ich habe alles mitbekommen. Er ist es nicht wert, nicht nach so einer Nummer" , erkläre ich ihr anschließend, doch sie reagiert nicht auf mich und vergräbt ihr Gesicht weiterhin in ihre Hände. Ich bleibe eine Weile dort sitzen und versuche mit ihr zu reden, doch sie sagt nichts und irgendwann wird mir kalt. Ich will aufstehen und wieder in meine Wohnung gehen, doch als ich den Versuch starte, mich hinzustellen, hält sie mich am Ärmel fest.

"Bitte gehe nicht, ich möchte jetzt nicht alleine sein" , sagt sie und ich setzte mich wieder neben sie, ohne das ich mit ihr rede. Wir sitzen einfach nur da, ohne das jemand etwas sagt und doch habe ich mich lange schon nicht mehr so wohl gefühlt.