Schreib um dein Leben #1
Für eine Challenge bei Sprachparadoxon
Es musste ein Traum gewesen sein, ich weiß auch nicht mehr viel; und das was ich weiß, war letztlich auch nur eine äußere Form der Zufriedenheit, die Bilder nur Körper für die Gedankenseelen. Ich war so glücklich, und das hielt auch an. Nicht ohne Mühe öffnete ich meine Augen, starrte leer ins Leere, und war noch ganz eingenommen von dem schönen Traum. Ich sah aber nicht mein Zimmer, nicht irgendwelche Dinge, die ich nicht aufgeräumt hatte. Ich fand mich auf einer beispiellos grünen Wiese wieder, und fror, weil es früh war. Irgendein Vogel trällerte wie von Sinnen; sein Fiepen und Pfeifen hatte mich wohl aufgeweckt. Ich setzte mich auf und begriff allmählich, was hier geschah. Nicht was geschehen war - warum und wie ich hier war, würde mir wohl immer ein Rätsel bleiben - sondern, was geschah: nämlich, dass ich gerade, mutmaßlich allein, irgendwo auf weiter Flur aus dem Schlafe aufgewacht war. Ich trug meine ganz nomalen Klamotten, es war mir einigermaßen unbegreiflich*. Viele können sich in der Natur entspannen, was aber bei mir nicht der Fall war, es nicht ist und nie sein wird. Der Vogel, der wohl eintausend [trubers] aufwecken wollte, sang munter weiter, und ansonsten herrschte Stille. Nicht die Stille, die ich so fürchtete, nicht einmal die, die ich für gewöhnlich liebte. Es war eine ganz andere; irgendwie war ich zufrieden, aber ich spürte dennoch, dass da etwas an mir vorbei ging. Meine Augen fingen schönste Bilder ein, in der Nähe war ein Wald. Am Himmel sah man ein paar weitere Vögel, die im Schwarm flogen, und ein paar Insekten schwirrten herum. Ich hätte mich in keinster Weise wirklich gewundert, wenn irgendwelche Tiere aufgetaucht wären, Kaninchen oder dergleichen. Das passierte allerdings nicht, ich möchte sagen, ich habe Glück gehabt. Denn ich mag Tiere nicht so sonderlich gern, sie verunsichern mich nur.
Mit vereinten Kräften stand ich auf, verharrte in spannungsarmer Position und ging dann langsam irgendwohin. Ich war nie naturverbunden, was diese Situation eben so seltsam machte. Ich hatte diesen Ort noch nie gesehen, und wusste entsprechend auch nicht, woher und wohin. Es zog sich, die Wiese entlang zu laufen. Zwar hätte ich in den Wald gehen können, aber da hätte ich mich gewiss verirrt, also war es besser, mich auf der Wiese zu halten. Erst jetzt fielen mir die Maulwurfshügel auf; ich wich ihnen aus - warum sollte ich auch darauftreten? Zwar hatte ich Zeit, denn ich wusste, es war Sonntag. Aber allmählich wurde ich immer nervöser, ud es stieg eine regelrechte Panik in mir hoch. Ich begann kurz zu rennen, brach dann wieder ab. Ich kehrte um, und ging dann doch wieder in die alte Richtung weiter. Was vorher nur für lautlose Selbstgespräche gesorgt hatte, ließ mich nun schreien: "Ist hier jemand? Wo bin ich hier? Hilfe!" Ich ließ mich wieder faul ins Gras fallen, so ratlos darüber was ich tun solle, wie man es sich kaum vorstellen kann. Ich blieb lange sitzen, dachte nach, verwarf Gedanken, teils verlor ich mit besonders sinnlosen sehr viel Zeit, ich kramte in meinen Taschen nach dem Handy, das ich natürlich NICHT mitgenommen hatte, und ging wieder weiter. Nach zahllosem verzweifelten Umentscheiden fasste ich den nächsten Entschluss, diesmal aber einen endgültigen. Ich hatte nämlich etwas gesehen, eine seltsame Gestalt in den Wolken. Sie war gut und doch zu schlecht getarnt, meinte ich in meinem Narrentum, und rief: "Ich weiß, dass du da bist! Was hast du mit mir gemacht?" Hätte ich mal besser nicht getan...
*= "einigermaßen unbegreiflich" ist eine geklaute Formulierung. Es ist übernommen aus "Er ist wieder da", dem Satire-Hitler-Roman von Timur Vermes.
Freut euch einfach, dass ihr besser seid als ich...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top