Allein
Mal wieder zu groß für die Single Shot Writing Games :-(
Es war Sonntagnachmittag. Seit je war diese Zeit für Lias langweilig. Denn wenn er nicht zur Kirche konnte, wenn zuvor am Samstag er wieder zu Hause gehockt hatte, war auch die Grenze seiner, des so Introvertierten, an Ruhe erreicht. Er fühlte sich verschimmelt, und ihm war langweilig.
Er ging aus dem Haus, in den Wald. Nicht weit weg, nur auf einen der Hauptpfade. Durch seinen Spaziergang war ihm nun eine Aufgabe, und die Natur regte die Gedanken an.
Zur gleichen Zeit, da er einen Sinn suchte, suchte Laura Entspannung. Die Natur gab ihm diese, und es gab ein Stück Natur in der Umgebung. Den Wald. Gelassen, wesentlich langsamer als Lias, ging sie ein Stück hinein.
Zufällig tat sie dies auf seinem Weg, und sie kamen sich entgegen. Sie hatte vorher schon gelächelt, und tat dies nun weiter. Sie sah in ihm einen etwas seltsamen, aber recht sympathischen Jungen. Das Leben konnte so schön sein - sie hatte bis jetzt das volle Wochenende genossen und munter gelebt; nun war alles ganz ruhig. Lias reagierte sehr eigenartig, was aber nicht stören sollte. "Hi", säuselte sie beinahe.
Ihr warmes Lächeln umhüllte ihn vollends. Er war sogleich voller Adrenalin gewesen, denn sie war ihm immer etwas Besonderes gewesen. Womöglich war er sogar verliebt in sie. Wie immer auch, seine Gesichtsmuskeln und Augen zuckten umher, unfähig sich zu kontrollieren. "Hi" war, was er gerade so noch hervorbrachte. Aber er fing sich wieder und blieb stehen, so wie sie.
"Was machst du denn hier?", fragte Laura, die Sonne in Person. Und das, wo es, da Winter, beinahe schon dämmerte. "Ich bin mal etwas hierher gegangen", meinte Lias nervös, "das tun ja manche." Jetzt sind wir mal zusammen, dachte er aufgeregt, allein zusammen.
"Dann sind wir wohl zusammen allein", sagte sie da und ließ verträumt die Blicke schweifen.
Wie eine Woge der Übelkeit kam es über ihn, auf einmal war die Kehle zugeschnürt. Er verabschiedete sich hastig, wich vom Weg ab. Und dann setzte er sich außer Reichweite einfach hin - und weinte. Ob auch im Alleinsein vereint, es verband sie doch nichts. Zusammen allein wollte er nicht sein mit ihr.
Aber du, Leser, sollst einmal noch gefragt werden: Waren die beiden wirklich zusammen allein? War nicht der Eine solchermaßen allein, die Andere so? Sind etwa Arm und Reich vereint, weil sie an den Enden sind? Vielleicht, vielleicht nicht.
28. 1. 2020
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