Das Haus aus Schnee

Durch die kalten Straßen schlendere ich. Vereist wie mein Leben sind sie.

Ich drohe auf ihnen auszurutschen,

nichts habe ich zum Festhalten, doch bin ich noch nicht am Boden.

Das Gleichgewicht lässt mich in der Luft. Es wiegt mich hin und her, es kann sich nicht entscheiden ob ich oben oder unten bleibe. Also schwebe ich in einer eigenen Welt.

Eine eigene Welt in der alles ist, wie man es haben möchte, doch es nicht ergreifen kann.

Wie eine Fatamorgana, ein Bildnis welches so echt scheint, aber nur wie ein begehbarer Spiegel ist.

Was ein begehbarer Spiegel ist?

Wisst ihr nicht?

Nein...?

Ok, dann will ich es euch sagen.

Stellt euch vor, ihr würdet träumen. Es ist ein Traum welcher euch echt erscheint. Ihr wisst überhaupt nicht, dass ihr träumt.

Ihr steht auf, geht zur Arbeit oder Schule, lebt eben euer Leben,

dann,

plötzlich,

passiert etwas Großartiges, etwas, was ihr schon immer wolltet, dass es so geschieht.

Doch mitten im Traum müsst ihr eine Entscheidung treffen.

Die begehbaren Spiegel.

Zwei Träume, zwei Möglichkeiten wie der Traum endet, aber nur einen könnt ihr haben.

Das schlimme an ihnen ist, dass beide Träume inkomplett sind, nur zusammen wären sie das Wahre.

Ab diesen Punkt ist der Traum auch schon vorbei und du fällst wieder in eine kruelle Realität.

Diese Spiegel symbolisieren also wie unerreichbar und naiv deine Träume sind.

Na super!

Was macht man jetzt?

Weiterleben,

einfach weiterleben und so tun als sei alles ok.

Ich habe Freunde,

alleine bin ich also nicht.

Ich bin gut in der Schule,

Probleme in der Zukunft mit dem Abitur bestehen also nur zu 10%, denn ich schaffe es immer.

Aber fühle ich mich komplett im Leben?

Nein.

Ich bin leer wie eine ausgetrunkene Flasche Wasser. Es fehlt mir etwas und das Schlimme ist, ich weiß nicht einmal was!

Habe ich Vermutungen?

Ja.

Ich glaube, mir fehlt die Erfahrung geliebt zu werden.

Ich habe noch nie in meinem Leben alberne Liebesbriefchen bekommen und habe noch nie die Anfrage gekriegt, ob ich Abends mal meine Zeit verschwenden könne, wie ich es gerne nenne

Naja, vielleicht hat mich ja Mal ein Jemand gemocht und ich weiß es bloß nicht...

...Ach...absurde Vorstellung, aber doch nicht so unmöglich...

Meine Güte rede ich einen Stuss!

Ok, es ist ja auch nur eine Vermutung,

eine blöde,

denn mir gehen die Liebesbriefchen eigentlich am A*sch vorbei,

ja

ich sag es gleich direkt.

Aber trotz alle dem ist die Vorstellung geliebt zu werden, wie ein Mann eine Frau lieben kann, eine sehr schöne und erfüllende.

Nein

ich möchte noch keinen Freund haben. Aber was fehlt mir dann?

Weiß man das?

Das alles macht mich einfach nur wahnsinnig! Meine Gedankengänge machen mich immer verrückter.

Wo war ich eigentlich stehen geblieben?

Ach ja!

Durch kalten Straßen schlendere ich, vereist wie mein Leben.

Vereist?

Wieso?

Weil alles still steht.

Ich komme nicht an mein Ziel. An mein Glück komme ich nicht ran.

Was ist das hier überhaupt für ein Ort?

Meine Gedanken, logisch würde ich sagen.

Es ist Nacht hier, eine kalte Winternacht.

Schummrige Straßenlaternen stehen an den Wegrändern.

Ich scheine in der Stadtmitte zu sein.

Rechts von mir sind, bunte, große, seltsam geformte Häuser, welche ihre Dächer in der Dunkelheit verstecken zu scheinen, denn ich sehe sie nicht.

Links von mir ist ein dünne Straße,

Italien Style.

Auf der anderen Seite ist eine kleine Mauer auf welcher Metallstangen platziert sind, dahinter befindet sich ein Park.

Sieht zumindest so aus, denn es ist Hauptsächlich grün dort.

Eine hübsche Stadt, aber es ist so kalt, viel zu dunkel.

Wann hört diese Straße überhaupt auf?

Ich schließe meine Augen.

*knirsch* meine Augen öffnen sich wieder.

Ich stehe auf weißem, nassen Puder, welchen man Schnee nennt.

Hübsche Stiefel habe ich an. Schwarz wie die Nacht hier.

Langsam hebe ich meinen Kopf hoch.

Ein Haus steht da.

Ein Haus aus Schnee.

Nein...es ist kein Iglu, es ist ein Haus mit Dach, Fenster, Tür, nur aus Schnee.

Die Tür öffnet sich.

Soll ich reingehen?

„Die Frage ist ja, sollst du nicht reingehen?", es hallt eine Stimme. Eine Männerstimme, wohl und warm wie die Stimme eines Erzählers.

„Ich stelle also die falschen Fragen?", keine Antwort.

„War das ein Ja?", wieder keine Antwort.

„Ok, solange du nicht antwortest bleibe ich hier!", stur bleibe ich dort stehen. Ich hatte mich bis jetzt ja auch keinen Zentimeter gerührt, also macht es auch keinen Unterschied ob ich mich wegbewege oder nicht.

„Dann musst du wohl hier alt werden. Hm? Ich weiß, dass du neugierig bist, du wirst schon sehen, hier wirst du nicht lange stehen bleiben!"

„Ha", lache ich eingeschnappt.

„Mir ist kalt!", maule ich.

„Komm rein!", lacht er.

Wer ist das eigentlich? Was will er denn?

„Was willst du denn?"

„Ich? Ich will gar nichts. Du willst etwas!", hä?

„Ich kann mich nicht erinnern irgendetwas haben zu wollen!"

„Ach, wirklich nicht?

Selbstverständlich. Du weißt ja nicht einmal was du willst!"

„Ist ja gut, ich komme ja schon rein!

Jetzt hast du mich.

Zufrieden?"

Es ist hell, ich gehe in Licht hinein. Blaues, rotes, gelbes, grünes Licht.

Licht wohin ich sehe.

„Farben? Ist das alles was du zu bieten hast?", brülle ich.

„Wieso fragst du dich das nicht selber?"

„Das verstehe ich jetzt nicht"

„Was gibt's denn da nicht zu verstehen?"

„Soll ich mich also fragen, ob ich nicht mehr zu bieten hätte?", keine Antwort.

„Sag Mal was ist denn dein Problem? Ich bin hier nicht beim Rätsel raten!"

„Bei was glaubst du denn, bist du?", Schweigen.

Das ist eine gute Frage. Was glaube ich denn?

„Ich weiß es nicht", gebe ich kleinlaut zu.

Ein ungemütlicher Moment. Ungemütlicher als Hautenge Shorts. Ich hasse diese Dinger. Darin sieht man aus wie ein zulange durchgezogener Pizzateig.

„Ich wusste, so etwas würde von dir aus kommen. Du weißt einfach nie, was du tust."

Also, das ist doch...

„Wenn du so unverschämt mit mir redest werden hier Mal andere Seiten aufgezogen Freundchen!"

Wow, das klang wütender als ich es wollte.

Er lacht.

„Was willst du denn gegen dich ausrichten?"

„Warte Mal...bist du, ich?", es folgt das 'ich halte meine Fresse nachdem mich jemand etwas wirklich wichtiges fragt' Schweigen.

*seufz*

„Das heißt wohl ja...Moment Mal...das geht doch gar nicht!!!"

„Dann drehen wir das ganze doch mal um. Ich bin du!"

„Das ist das gleiche und funktioniert ebenfalls nicht. Wir können nicht die ein und die selbe Person sein!"

„Wer hat gesagt, dass ich eine Person bin?", Schweigen.

„Was zum Geier bist du denn dann?", ich zittere. Irgendwie habe ich jetzt Schiss.

„Ich bin das, was du einen Freund nennen würdest, den es nicht gibt.

Ich bin das, was deine Träume macht.

Ich bin deine Hoffnung, deine Wut, deine Trauer, deine Freude, dein Gefühl.

Ich bin das, was dir die Augen öffnet.

Was ich genau bin, kannst nur du sagen, aber ich bin alles was du bist, das wissen wir ja nun..."

Es überkommt mich dieses Gefühl, welches man einen Kloß im Halse nennt.

Oh,

dieser steckt tief.

*Laut schlucken*

„Willst du...will ich mir etwa gegenüber treten?"

Ein Knall. Ein Spiegel mit einer Person aus Eis darin. Erstarrt. Eine Träne kullert der Eisfigur über die noch viel eisigere Wange.

„B-bin das ich?", stotterte ich.

„Ja"

„Was ist mit mir?"

„Du hast dich selber eingefroren,

denn weißt du, dir fehlt etwas.

Du fühlst es tief in dir. Weißt du was es ist?

NICHTS! DU fehlst dir!

Lebe einfach dein Leben.

Manchmal, da denkt man sich kaputt,

du bist dabei gebrochen.

Bitte, denke nicht mehr darüber nach was dir fehlen könnte, was du hättest machen können was gewesen sein könnte, was gewesen sein wird,

BITTE,

hör auf.

Hör auf alles zu hinterfragen!

LEBE!

Denn du kannst nicht in der Zukunft oder in der Vergangenheit leben.

Der einzige Augenblick in dem du leben und etwas verändert kannst

ist JETZT!"

Eine gefrorene Träne zerspringt auf dem Boden. Warm ist sie von Innen. Das Eis schmilzt und das Glas zerbricht.

Danke.

Endlich bin ich aufgewacht.

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