Teil 40
pov. Manu
Die Treppe habe ich zum glück ohne weiteren Probleme überstanden. Ich wollte nicht riskieren, dass die dritte Stufe eventuell einen Ton von sich gibt, darum habe ich diese einfach übersprungen. Jetzt stehe ich hier oberhalb der Treppen und schaue diese erleichtert herunter. Nach dem ich mir kurz eine Pause gegönnt habe, begebe ich mich weiter in Richtung meines Zimmers. Ich laufe im dunkeln über den verlassenen kleinen Flur. Ich habe mich einfach nicht getraut das Licht an zu machen. Noch eine Tür weiter und dann bin ich schon bei meinem kleinen Zimmer angekommen. Ich betrete mein Rückzugsort und schliesse möglichst leise hinter mir die Tür. Glücklich es bis hier hin unbemerkt geschafft zu haben, lehne ich mich an die geschlossene Tür und schliesse meine Augen. Ich bin so verdammt froh es bis hier hin geschafft zu haben und dies auch noch obwohl mein Vater entgegen meines Erwartens zuhause ist. Nach der kurzen Fassungspause, gehe ich auch schon zu meinem Schrank und hole mir meine Tasche aus diesem. Die Tasche ist jetzt nicht besonders gross, aber ich denke die sollte trotzdem reichen, um alle wichtigen Dinge in diese zu bekommen. Gleich als erstes gehe ich zu meinem kleinen Nachttischchen und schnappe mir mein Tagebuch inklusive dessen Stiftes. Mein nächster Anhaltspunkt ist sogar am selben Ort, nur dieses mal nicht in dem Nachttischchen, sonder darauf. Es ist ein Bild meiner Mutter, es ist mein wichtigstes Andenken an sie und ich möchte und werde dieses auf keinen Fall zurücklassen. Nachdem ich diese in meiner Tasche verräumt habe, gehe ich zu meinem Kleiderschrank. In diesem habe ich all mein Geld gelagert und dies werde ich natürlich auch mitnehmen, dazu brauche ich natürlich auch noch ein paar meiner Kleider, ich kann natürlich nicht immer in Palles Kleider herum laufen, auch wenn ich das sehr gerne so machen würde. Sein Geruch beruhigt mich sehr und ich liebe es, das sie mir etwas zu gross sind, da er immer nur oversized Hoodies trägt. Ich hoffe Palle schläft immer noch Zuhause, denn ich will nicht, dass er sich sorgen um mich macht. Ich sollte mich wohl besser beeilen, sonst wird er vielleicht doch wach und macht sich sorgen um mich. Apropos wach werden, ich sollte mich wohl wirklich beeilen, denn mein Vater könnte auch noch wach werden. Schnell werfe ich noch ein paar Kleider in die Tasche, werfe einen Blick durchs Zimmer und schaue ob ich irgendwas vergessen habe. Mein Blick bleibt bei einem Poster hängen, es war ein Poster einer Band, welche mir in schweren Zeiten geholfen hat. Irgendwie will ich es nicht zurücklassen, aber ich weiss nicht ob ich noch Platz dafür habe. Überprüfend lasse ich einen Blick zu meiner Tasche gleiten. Ich denke es wird keinen platz haben, aber mein Herz hat mich schon entschieden, ich kann es einfach nicht zurück lassen. Ich beschliesse einer meiner Hoodies wieder auszupacken, denn dann hat das Poster auch platz. Ich nehme das Poster von der Wand und rolle es sachte zusammen, ehe ich es in die Tasche packe. Ich schliesse die Tasche und sehe befriedigt darauf zurück. Alle meine wichtigsten Sachen haben in der Tasche platz. Erneut kontrolliere ich mein Zimmer, ob ich irgendwas vergessen habe. Es fällt mir nichts mehr auf, was ich unbedingt einpacken sollte. Ok, dann mache ich mich jetzt wohl besser auf den Weg. Wieder gehe ich zurück zu meiner Tür und öffne diese leise. Geschockt bleibe ich wieder stehen, ich höre wie mein Vater wach ist und hin und her geht. Ich weiss nicht was genau er macht, aber ich weiss das er definitiv nicht mehr am schlafen ist. Was mache ich denn jetzt? Panik breitet sich in meinem Körper aus. Was soll ich machen wenn er mich entdeckt? Mein Herzschlag ist mindestens doppelt so schnell wie er eigentlich sein sollte. fuck fuck fuck, was soll ich nur machen? Warum habe ich Palle nicht zumindest einen Zettel hinterlassen. Einen Zettel auf dem stehen würde, das ich ihm so dankbar sei das er mir geholfen habe, dass es mir leid tut, dass ich einfach ohne ihn gegangen bin und das... Das ich tiefere Gefühle für ihn entwickelt habe... Wie viel ich ihm gerne noch sagen würde und nicht weiss ob ich das noch kann. Schnell schliesse ich meine Tür wieder und schreibe ihm eine kleine Nachricht. "Ich weiss du wolltest, nicht das ich alleine gehe, aber ich wollte dich auf keinen fall da mit rein ziehen und ich hatte einfach Angst um dich. Ich weiss nicht ob ich es schaffe zurück zu kommen oder nicht, die Situation ist gerade sehr kritisch. Ich... ich wollte dir eigentlich noch was sagen... aber... ich will es dir persönlich sagen..." Ein lautes Poltern holt mich aus dem schreiben. Aus reflex drücke ich auf absenden. Och Gott, ich weiss nicht ob dies ne gute Idee war, aber es ist jetzt mein kleinstes Problem. Ich halte meine Luft an und höre, wie Schritte immer näher kommen, ehe sie innehalten. Fuck, hat er an irgendetwas entdeckt, das ich hier bin? Hat mich irgendetwas verraten? War ich zu laut? Ängstlich presse ich mir meine Hände auf den Mund. Ich habe schreckliche angst, dass er hier nachschauen kommt, doch alles bleibt still. Langsam entspanne ich mich wieder etwas. Vielleicht sollte ich einfach wieder durchs Fenster raussteigen, obwohl das etwas schwerer werden könnte, da ja bei meinem Ersten ausstieg der Ast abgebrochen ist. Mit neuer Motivation gehe ich auf das Fenster zu. Doch mit einem Blick wird mir schon klar, dass das kaum was wird, wenn ich mir nicht etwas brechen will. Ich sollte mich doch besser normal rausschleichen... Mein Blick wendet sich der Tür zu und schnell eile ich zu dieser, um mein Ohr daran zu halten in der Hoffnung, das ich höre ob mein Vater immer noch hier ist oder nicht. Zu meinem Glück höre ich gar nichts mehr, vielleicht ist er ja wieder eingeschlafen oder hat am besten gleich das Haus verlassen. Doch zur Sicherheit beschliesse ich, dass ich noch so 10 Minuten warte ehe ich mich vor meine Zimmertür wage. Die ganzen 10 Minuten über habe ich nichts ungewöhnliches mehr gehört. Zögerlich stehe ich auf und schliesse ein letzte Mal meine Augen, ehe ich die Tür zaghaft aufmache. Erst nur einen Spalt breit so weit, das ich gerade so rausschauen kann und sehe, dass niemand auf dem Flur steht. Erleichtert seufze ich auch und begebe mich auf eben genannten Flur. Doch leider habe ich mich zu früh gefreut, kaum komme ich zur nächsten Tür, höre ich ein Räuspern. Ich zucke so hart zusammen, dass ich fast umfalle. Ich reise meinen Kopf in die Richtung der Türöffnung und stolpere an die Wand zurück. In der Tür steht mein Vater und nicht nur er, in der Hand hält er eine Knarre, welche er auf mich gerichtet hält. Meine Augen sind weit aufgerissen und ich fange an langsam seitwärts in Richtung meines Zimmers zu laufen. Er muss hacke dicht sein, er ist noch nie so weit gegangen, dass er mich mit einer Waffe bedroht hat. Allgemein, von wo hat er die verdammte Knarre. Er kommt näher auf mich zu und ich laufe immer weiter in Richtung meines Zimmers. Erstaunlicher weise habe ich aber nicht ganz so viel Panik wie ich gedacht hätte. Eine innere Ruhe überkommt mich und das Adrenalin lässt mich immer weiter machen, immer weiter zurückweichen. Ich muss bis zu meinem Fenster gelangen. Es ist jetzt wahrscheinlich die beste Lösung einfach aus diesem zu springen, egal ob ich mir etwas breche. So besoffen wie mein Vater ist, wird er auf die Weite wahrscheinlich eh nicht gut Zielen können, aber auf die nähe würde ich es ihm schon noch zutrauen. Er kommt mir noch näher und ich ziehe mich immer weiter zurück. Ich werde gleich einfach in mein Zimmer rennen und hoffen das ich schneller bin als er. 3... 2... 1... Ich renne so schnell wie ich kann. Es ist nicht weit, ich kann es schaffen! hinter mir höre ich, wie mein Vater mühsam versucht mir hinterher zu jagen. Die Tür habe ich mittlerweile hinter mir gelassen, als ich meinen Vater wütend aufschreien höre. Wenn er mich jetzt erwischt, bin ich am Arsch. Meine Aktion hat in noch wütender gemacht als eh schon und dann der Fakt, dass ich seit einiger Zeit nicht zuhause war, macht das Ganze nicht viel besser. Gleich habe ich es geschafft, nicht mehr viel. Ich erreiche endlich das Fenster. Doch als ich es aufmachen will, klemmt es. Fuck, das kann doch nicht wahr sein. Ich rüttle verzweifelt am Fenster, warum geht dieses scheiss Ding nicht auf?! Nun breitet sich Panik in mir aus. Mein gedachter Fluchtweg ist eine Sackgasse. Ich bin gefangen wie ein Tier. Mein Vater hat inzwischen mein Zimmer erreicht, das heisst, ich kann nicht einmal an ihm vorbeirennen. Er blockiert die Tür so, das ich ihm nicht mehr ausweichen kann. Nun kommt er auch nicht mehr auf mich zu, er bleibt dort am Türrahmen stehen, noch immer mit seiner Knarre auf mich gezielt. Es besteht auch keine Chance das ich ihn fort schubsen kann. Ich meine er hat eine verdammte Knarre und wenn er betrunken ist, ist er noch schneller gereizt und noch aggressiver als eh schon... Ich sitze in der Falle und es gibt keinen Ausweg mehr. Ergeben schliesse ich meine Augen, bete zu Gott, dass Palle nicht auf die Idee kommt hier hin zu kommen und dabei auch noch verletzt wird. Ich hole einen letzten Tiefen Atemzug, flüstere leise ein "Ich liebe dich Palle", vor mich hin und warte geduldig, bis alles vorbei ist...
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