louis und harry liebten sich wirklich

„Niall!", rief Eleanor genervt und warf einen Papierball nach dem Iren. Niall wich nur lachend aus und ich sah sie fragend an.

„Er hat schon wieder mit Textmarker über meine Notizen gemalt", erklärte sie und seufzte. „Es ist nicht so schlimm, ich meine ich kann ja alles noch lesen, ich dachte nur jetzt wo er eine Freundin hat hört er endlich mal auf mich zu nerven. Aber anscheinend ist es wirklich nicht sein Wunsch nach weiblicher Aufmerksamkeit, sondern einfach seine nervige Persönlichkeit."

Niall grinste immer noch. „Du liebst mich, El."

„Ja, ja, leider", sagte Eleanor abgelenkt und blätterte durch das Buch, das vor ihr lag. Niall gab ihr einen Kuss auf den Kopf und setzte sich dann neben Louis, um ihm ebenfalls irgendwas in seine Notizen zu zeichnen. Louis schien es aber egal zu sein.

Wir saßen alle wieder in unserem üblichen Lernraum in der Bibliothek und versuchten uns auf unsere Klausuren vorzubereiten. Nur Niall nahm sein Studium irgendwie nicht ganz so ernst. Obwohl, das stimmte nicht so ganz, er lernte zwar irgendwie nie, seine Klausuren liefen aber meistens echt gut und wenn er eine Hausarbeit schreiben musste verschwand er einfach für vier Tage vor Abgabe und bekam dann eine 1,0. Vielleicht war er also auch einfach wirklich gut im studieren und musste sich deshalb nicht so einen Stress machen wie der Rest von uns.

„Wir sollten sowieso mal los", sagte ich mit Blick auf die Uhr und klappte mein Laptop zu.

Wir würden nämlich gleich alle zusammen zu Zayns Ausstellung gehen, deshalb sollten wir für heute eh mal zu Ende kommen.

Niall grinste zufrieden und kippelte mit seinem Stuhl, während von dem Rest eine Art zustimmendes Murmeln kam und alle ihre letzten Sätze aufschrieben und Bücher zugeklappt wurden.

„Ich brauch Zucker", stöhnte Eleanor, als sie aufstand, um das Buch wieder zurück ins Regal zu stellen (vermutlich Präsenzbestand).

„Same", meinte Harry, klappte sein iPad zu und nickte zum Ausgang. „Hast du Kleingeld? Für 'ne Cola würd ich jetzt sterben." Vor der Tür war nämlich ein Getränke- und ein Snackautomat und Eleanor nickte und begann in ihrer Tasche herumzukramen. „Bestimmt."

Sam und Chloe, eine Freundin von ihm, mit der ich nicht so viel zu tun hatte, hatten ebenfalls ihre Sachen fertig eingepackt und sie lehnte sich an ihn. „Ich bin so müde, wie soll ich mich denn jetzt bitte auf Kunst konzentrieren?"

„Gigi stellt doch auch aus, oder?", fragte er und sie nickte.

„Ja, und ich will sie ja unterstützen, aber ich schlaf echt gleich ein."

„Ach komm", meinte Sam. „Wie El gesagt hat, ein bisschen Zucker und du bist wieder wie neu."

Eleanor grinste, hakte sich bei Chloe unter und zog sie mit sich aus dem Raum. Niall, Sam und ich folgten ihnen schonmal, nur Harry musste noch seine Stifte einpacken und Louis wartete auf ihn.

Beim Getränkeautomaten stoppten wir und El kaufte wirklich zwei Dosen Cola, allerdings tauchten Harry und Louis nicht auf.

„Wo bleiben sie denn?", fragte Niall und sah auf seine Uhr. „Ich lasse ihnen ja auch sonst ihren Spaß, aber wir müssten jetzt mal wirklich los..."

Ich seufzte. „Ihr könnt schon mal runter gehen, ich opfere mich."

Sam grinste mitleidig und klopfte mir auf die Schulter, die anderen nickten und machten sich dann auf den Weg nach untern.

Ich drehte mich um und ging zurück zum Raum.

Ich öffnete die Tür und wollte gerade schon etwas rufen wie „Zieht euch wieder an und kommt endlich", da stockte ich.

Denn Harry und Louis standen ein paar Meter vor mir und bemerkten mich nicht. Aber nicht weil sie am rummachen waren oder kurz davor sich auszuziehen.

Sie standen nah voreinander, Harrys Hände lagen auf Louis' Schultern und sie sahen sich einfach nur an. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast.

„Du bist meine ganze Welt, Louis", flüsterte Harry und klang so offen und ehrlich, dass es fast schon verletzlich war. Mir stockte der Atem. So hatte ich Harry noch nie gesehen.

Und Louis lächelte nur. Und hob seine Hand, um eine Haarsträhne hinter Harrys linkes Ohr zu schieben, bevor er seine Hand in seine Locken fuhr und seine Nase gegen die von Harry stupste.

„Ich liebe dich", sagte er und auch das war mit einer Zärtlichkeit, die mich überraschte.

„Ich liebe dich auch", flüsterte Harry zurück und dann küssten die beiden sich.

Aber anders als ich es sonst sah. Sie küssten sich so langsam und liebevoll und fast schon schüchtern, dass ich kaum glauben konnte, dass das vor mir wirklich Louis und Harry waren.

Und dann verstand ich es.

Harry und Louis liebten sich wirklich.

Ich meine, ich hatte gewusst, dass sie sich liebten. Sie waren seit Ewigkeiten ein Paar, sie gehörten zusammen, man konnte sie sich nicht ohne einander vorstellen, aber das hier...das sprengte alle Vorstellungen und Ideen, die ich von ihnen gehabt hatte.

Sie teilten so eine starke, tiefe und emotionale Verbindung, dass ich fast das Gefühl hatte, sie waren wirklich aus einer Seele gemacht worden.

Diese Seite, die ich noch nie an Harry gesehen hatte, die zeigte er nur Louis. Und dieser Louis hier, den kannte nur Harry.

Die beiden funktionierten, verstanden sich blind, auf einer völlig anderen Ebene und hatten einfach wirklich...zum allerersten Mal sah ich, was für starke Gefühle die beiden füreinander hatten. Wie sehr sie sich liebten und brauchten und füreinander da waren.

In diesem Moment, in dem ich mir absolut vorkam wie ein Eindringling, in diesem Moment wurde mir das wirklich erst richtig klar.

Wenn Louis und Harry einander hatten, dann war alles andere irrelevant. Sie würden alles zusammen schaffen.

Und das zu sehen, das zu verstehen...das war so wunderschön, dass mein Herz aufglühte.

Leise schloss ich die Tür, um die beiden in ihrem Moment nicht zu stören. Dann öffnete ich sie erneut, aber laut und mit einem „Kommt ihr dann mal, Jungs? El hat dir sogar schon eine Cola gekauft" und sah dabei zu, wie die beiden sich zu mir drehten, grinsten und nickten und wie Harry Louis auf den Arsch schlug, als er vor ihm zu mir lief.

Das war es wie ich sie kannte.

Aber ich musste trotzdem lächeln, als ich ihnen voraus wieder zu den Anderen lief.

Louis und Harry hatten das Wertvollste gefunden was es auf der Welt gab.

Und ich wollte das auch.

Und plötzlich war alles andere egal.

_____

In der Galerie angekommen waren wir alle schon wieder ein bisschen wacher und besser gelaunt. Eleanor wurde zwar von Niall immer noch genervt, aber sobald der Amelia vor der Galerie warten sah war Eleanor vergessen und er zog seine Freundin glücklich in seine Arme.

Es war keine fancy Kunst Galerie, sondern passte dazu, dass auch Studenten hier ausstellen durften und deshalb fühlten wir uns alle ziemlich wohl, auch wenn wir jetzt nicht extrem schick angezogen waren.

Es war auch schon relativ spät, Zayn hatte gesagt wenn wir kurz vor Schließung kämen hätte er mehr Zeit für uns, deshalb waren nicht mehr viele Leute da und mein bester Freund konnte uns sofort begrüßen.

Schon an dem Strahlen auf seinem Gesicht konnte man sehen, wie sehr das hier seine Welt war. „Hey", rief er und fächelte sich mit der Hand Luft zu. Da fiel mir auch auf wie unglaublich warm es hier war.

„Sorry für die Temperatur, aber Gi hat eine Skulptur gebaut, die die Wärme braucht", erklärte er und ich musste innerlich seufzen. Erst dieses unglaubliche Portrait von Gigi und jetzt nannte er sie auch noch bei Spitznamen.

„Uuh, die will ich sehen", rief Chloe begeistert und in diesem Moment bog auch Gigi um die Ecke und lächelte uns an. Außer Chloe kannten wir sie alle kaum, zumindest soweit ich wusste, aber sie hatte wirklich ein nettes Lächeln auf den Lippen.

„Ich würde sagen ihr guckt euch einfach die gesamte Ausstellung an, oder Zee?" Sie legte einen Arm um Zayn und der nickte nur.

„Ja. Ihr werdet eh erkennen wer was gemacht hat und wenn nicht steht es auch nochmal dran." Er grinste und ich fragte mich ob er überhaupt merkte, dass Gigi den Arm um ihn gelegt hatte.

Es tat weh die beiden so zu sehen. Und zu hören wie Gigi ihn Zee nannte. Wieso musste er denn ausgerechnet jetzt wo ich auf ihn stand irgendwie Interesse an Gigi haben? Das hatte er doch, oder? Es kam mir zumindest so vor.

Aber da hatte Gigi sich schon wieder von ihm gelöst und sprach mit Chloe über irgendwas. Die anderen fingen auch an sich umzusehen, nur ich stand noch da und starrte Zayn an.

Er zog fragend die Augenbrauen hoch und ich fiel aus meiner Starre.

„Ich will zuerst sehen was du gemacht hast", sagte ich und ging zu ihm.

„Bist du sicher?", fragte Zayn und wirkte fast schon nervös. Warum auch immer. Ich nickte. „Ja."

„Okay", sagte Zayn und legte die Hände von hinten auf meine Schultern, um mich durch die Galerie zu lenken. „Aber du musst mir versprechen, dass du nicht sauer bist, weil ich dich nicht gefragt habe."

„Was? Was meinst du mit-" Ich stockte in dem Moment, in dem ich Zayns Arbeit an der Wand sah.

Da hingen verschiedene Portraits in Rahmen an der Wand. Louis und Harry, Gigi, Sam, Eleanor, Niall, Cal, sie waren alle da. Aber sie hingen alle um ein riesiges Portrait in der Mitte.

Ein Portrait von mir.

Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Stattdessen starrte ich einfach nur auf mich selber. Ich wusste nicht mal was für eine Situation das gewesen war, ich lachte über irgendetwas, aber es war kein Hintergrund da.

„Liam?" Zayn klang unsicher.

„Ich dachte du wolltest mich nicht zeichnen", sagte ich und schluckte.

„Was?" Er lachte leise. „Wie kommst du denn darauf?"

Ich sah zu ihm. „Ich weiß nicht, ich...in deinem Skizzenbuch waren alle außer mir und ich...keine Ahnung." Meine Stimme wurde immer leiser.

Zayn lächelte sanft. „Ja, in meinem Buch vielleicht nicht, aber auf meinem Schreibtisch zu Hause liegen ungefähr fünfzig Skizzen von dir, die ich alle nicht mochte, weil sie nicht perfekt waren."

„Ehrlich?"

Zayn lachte leise. „Liam, gib mir einen Grund, warum ich alle unsere Freunde zeichnen sollte, aber dich nicht."

„Keine Ahnung, ich...ich weiß nicht." Ich starrte weiterhin auf das Bild und dann begann ich langsam zu lächeln. Zayn hatte Ewigkeiten damit verbracht mich zu zeichnen. Mich. Und zwar mehr als nur einmal. Ich hatte nicht gewusst wie glücklich mich so etwas machen konnte.

„Danke", flüsterte ich und Zayn runzelte erst die Stirn und setzte an etwas zu sagen, da zog ich ihn in eine enge Umarmung und er verstummte.

„Kein Ding, Liam", flüsterte er und lächelte mich an als wir uns wieder voneinander lösten.

„So, wo ist unser Kussbild?", fragte da Louis laut und wir drehten uns zu ihm um. Er zog Harry grinsend mit sich zu Zayns Portraits und lächelte.

„Wow", meinte er. „Wahnsinn, Zee, das ist echt gut."

Auch Harry nickte anerkennend. „Du hast wirklich eine Menge Talent, Zayn."

„Komm, Hazza, wir stellen es nach." Louis drückte mir sein Handy mit geöffneter Kamera in die Hand und stellte sich dann mit Harry neben ihr Portrait. Und dann küssten die beiden sich in der gleichen Position wie auf Zayns Zeichnung. Und ich drückte nur lächelnd auf den Auslöser.

Harry und Louis strahlten so viel Glück aus.

Und das war wirklich schön zu sehen.

_____

Zayn hatte nicht nur die Portraits, sondern auch eine Fotoreihe ausgestellt, zum Thema Imperfections, in Schwarz Weiß, die mindestens genauso beeindruckend war wie die Portraits und auch Gigis Skulptur und die Arbeit der anderen waren unglaublich, aber nichts hatte mich so sehr begeistert wie das Portrait was Zayn von mir gemacht hatte. Ich konnte es immer noch nicht fassen.

Dazu kam, dass ich mir bei Gigi ganz umsonst Sorgen gemacht hatte, etwa eine halbe Stunde nach uns war nämlich ihr Freund gekommen, um sie abzuholen.

Eigentlich hatte ich mir jetzt auch irgendwie vorgenommen mit Zayn zu reden, vor allem nachdem ich nochmal Harry und Louis gesehen hatte, aber ich war trotzdem unsicher.

Wieder ein Zeichen wie echt diese Gefühle für Zayn waren, denn ich war vorher in „Liebesdingen" nie so unsicher gewesen.

Außerdem arbeitete Zayn heute eh, soweit ich wusste (er war Barkeeper).

Deshalb hatte ich kurzerhand Harry angerufen und wir trafen uns am Fluss.

„Louis will mich heute mit irgendwas überraschen, also können wir vermutlich nicht zu mir gehen", begrüßte er mich und ich zog die Augenbrauen zusammen. „Will ich überhaupt wissen, was es heißt wenn Louis dich überraschen will?"

Harry begann dreckig zu grinsen. „Nein, willst du nicht."

Ich starrte ihn kurz an, dann schüttelte ich den Kopf, um den Gedanken ganz schnell wieder zu verlieren. „Egal, ich hätte eh vorgeschlagen hier zu bleiben oder uns da vorne hinzusetzen, das Wetter ist echt schön." Ich nickte zu ein paar Tischen, die vor einer Bar standen.

„Okay." Harry nickte und kurz darauf saßen wir mit Blick auf den Fluss in der Abendsonne vor der Bar und hatten beide ein Bier vor uns stehen.

„Also...was ist heute das Problem?", frage Harry und grinste.

„Ich bin wirklich in Zayn verliebt", sagte ich und seufzte. „Und so langsam weiß ich wirklich nicht was ich machen soll. Ich kann ja auch unsere Freundschaft nicht genießen, wenn ich mir die ganze Zeit wünsche da wäre mehr und auf seine Lippen starre."

„Das stimmt", sagte Harry schlicht und nahm einen Schluck von seinem Bier.

Ich sah ihn unzufrieden an. „Und was soll ich jetzt machen?"

„Es ist eigentlich ganz leicht Liam." Er beugte sich nach vorne. „Zayn sagen was du für ihn fühlst."

Sofort schüttelte ich den Kopf. „Solange ich so verwirrt bin über meine Sexualität kann ich nicht mit ihm darüber reden."

Harry musterte mich fast schon amüsiert. „Und warum nicht?"

„Hä, na weil...ich..." Ich seufzte. „Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich in ihn verliebt bin, wenn ich nicht mal weiß ob ich auch auf Frauen stehe..."

„Liam..." Harry beugte sich wieder ein Stück vor. „Das hat doch mit deinen Gefühlen für Zayn nichts zu tun. Die Information ob du auch auf Frauen stehst ist für deine Beziehung mit Zayn komplett irrelevant."

„Nein", sagte ich. „Ich muss erst wissen wer ich bin, bevor ich irgendwie einen Schritt mache. Ich muss wissen ob ich schwul bin, oder bi oder pan oder...ach keine Ahnung, ich brauche einfach Klarheit!" Langsam war ich echt verzweifelt.

„Okay, aber..." Harry seufzte und lehnte sich zurück. „Warum?"

Ich sah ihn verwirrt an.

„Warum glaubst du, du musst das unbedingt wissen? Wenn du auf Zayn stehst, stehst du halt auf Zayn. Was ist das Problem? Alle machen immer so ein Riesending aus Sexualitäten, aber...eigentlich ist es...echt nicht...so krass. Lieb einfach wen du lieben willst."

„Doch", widersprach ich. „Es ist krass. Es ist ein großes Ding. Wenn ich schwul bin, dann habe ich mein ganzes Leben lang eine Lüge gelebt, es ist meine Identität, ich meine-"

„Nein!", unterbrach Harry mich. „Ist es eben nicht. Klar, es ist ein kleiner Teil, aber deine Sexualität macht dich als Menschen ja nicht aus! Ich meine...ich weiß, dass ich Louis liebe. Und das reicht mir. Ich weiß, dass ich Typen heiß finde. Aber falls ich irgendwann mal auf eine Frau stehen sollte so be it! Ich bin immer noch Harry. Daran ändert sich auch nichts, falls ich irgendwann mal Heterosex haben sollte. Auch wenn ich gehört habe, der soll ziemlich langweilig sein."

Ich atmete frustriert aus.

„Also dich beim Sex mit einer Frau kann ich mir gar nicht vorstellen."

Harry lachte. „Ja. Ich auch nicht. Aber weißt du, warum? Weil ich mir generell keinen Sex mit irgendwem außer Louis vorstellen kann. Geschweige denn will."

Ich seufzte.

„Liam", begann er. „Ja, du hast das Gefühl, ich wäre eine andere Person, wenn ich mit einer Frau zusammen wäre. Und damit hast du Recht. Aber das liegt nicht daran, dass sie eine Frau wäre. Das liegt daran, dass sie nicht Louis wäre. Louis' und meine Beziehung. Die ist das Wichtige. Die ist das, was mich als Menschen prägt und ausmacht. Aber nicht meine Sexualität. Vielleicht noch Dinge, die ich wegen meiner Sexualität erlebt habe, wie Diskriminierung oder Ähnliches. Aber nicht meine Sexualität an sich."

Ich senkte den Blick auf den Tisch und kratzte mich meinem Kronkorken eine kleine Kerbe in das Holz. Hatte Harry Recht? War ich einfach am Überreagieren?

„Vermutlich hast du Recht." Ich seufzte, sagte eine Weile nichts und starrte auf den Fluss.

„Ich glaube, ich hab einfach unglaublich Angst", sprach ich dann weiter. „Meine Freundschaft mit Zayn...also...ich hab einfach wirklich Angst das zu verlieren. Denn ganz ehrlich, wenn man zusammen ist und sich trennt...dann bleibt man nicht befreundet. Das funktioniert einfach nicht. Und ich will ihn nicht verlieren. Dazu bedeutet er mir zu viel." Ich seufzte nochmal und trank einen Schluck von meinem Bier.

„Außerdem steht Zayn doch bestimmt eh nicht auf Männer", setzte ich dann noch frustriert hinzu.

Harry zuckte mit den Schultern. „Doch, ich glaub schon."

Ich runzelte die Stirn. „Was? Warum?"

„Weil ich gesehen habe, wie er im Club mit einem Typen rumgemacht hat. Und anders als bei Mädchen, die ja oft obwohl sie straight sind einfach Mädchen küssen, kann man bei Jungs tatsächlich eher davon ausgehen, dass sie auch nicht hetero sind."

Ich starrte ihn nur an. „Zayn hat mit einem Typen rumgemacht?"

Er nickte und fuhr sich durch die Haare. Ich lenkte meinen Blick wieder auf den Tisch und schob den Bierdeckel hin und her. Vor meinem inneren Auge war ein Bild aufgetaucht. Wie Zayn irgendeinen Typen küsste, wie sie sich berührten, wie sie langsam Richtung Ausgang stolperten und ich wurde eifersüchtig auf irgendeinen Typen ohne Gesicht und ohne Namen.

„Sind sie zusammen nach Hause gegangen?", fragte ich dann und Harry sah mich nur leicht belustigt an.

„Glaubst du, ich weiß das? Keine Ahnung, Mann, wenn ich im Club bin, ist es schon ein Wunder, wenn ich überhaupt irgendetwas wahrnehme außer Louis' Körper." Er grinste und biss sich dann auf die Unterlippe und ich merkte schon wie seine Gedanken langsam abschweiften.

„Bitte keine Fantasien jetzt, konzentrier dich mal auf mein Problem."

Harry seufzte. „Liam. Jetzt mal Klartext." Er sah mich eindringlich an. „Vielleicht bist du schwul. Das ist aber nicht so wichtig, viel wichtiger ist, dass du eindeutig auf Zayn stehst. Das einzige Problem ist, dass du eure Freundschaft nicht kaputt machen willst, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Das ist nunmal auch schwierig. Aber wenn deine Gefühle es wert sind es mal auszuprobieren, dann gibt es eigentlich nur eine einzige Sache, die du machen musst. Den ersten Schritt."

Ich musterte ihn kurz einfach, dann begann ich langsam zu nicken. „Ja. Gute Zusammenfassung." Ich lächelte leicht. Harry grinste zurück.

„Also? Was wirst du tun?"

Ich überlegte einige Sekunden, trommelte mit den Fingern gegen mein Bierflasche und stieß dann Luft aus meinen Lungen. Kurz schloss ich die Augen.

„Mit Zayn reden", antwortete ich dann, sah wieder zu Harry und erwiderte sein breites Lächeln. „Danke, Harry. Du hast mir wirklich geholfen."

„Komm her", gab er nur zurück und breitete die Arme aus. Und ich lief um den Tisch herum und ließ mich lachend in eine Umarmung ziehen.

Harry war echt ein Engel. Ich konnte wirklich wirklich froh sein, ihn als Freund zu haben.

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