Vom ersten Schritt zu dir (von Xuân An)
Prolog:
Der Schweiß lief mir aus der Stirn, obwohl ich still, ruhig, aber dennoch angespannt auf meinem Stuhl saß, in der brennenden Hoffnung, dass mein Name als letztes aufgerufen wird. Meine Finger zitterten, das hatte Toni auch schon bemerkt, als sie mich darauf aufmerksam machte:,,Psst. Chiara. Na? Aufgeregt?"
Ihr braunes Pony verdeckte fast ihre Augen, sodass sie die langen Haare immerwieder hoch pusten musste. ,,Schneid, erst mal dein Pony kürzer, bevor du mich beobachtest", flüsterte ich zurück.
,,Chiara Kollins. Erheben Sie sich, um Ihre Ergebnisse abzuholen" Frau Fredinger erhob ihre raue Stimme. Blitzartig, wie eine Reaktion, die so schnell kam, obwohl mein Bewusstsein für einen kurzen Moment nicht wusste, was gerade passierte, erhob ich mich von meinem Stuhl. Ich musste erst meinen Blick auf Toni richten. Sie vergrub sich immernoch in ihrem Stuhl, die Daumen gedrückt.
Als ich den Blick von meiner Freundin abwandt, musste ich zuerst Luft schnappen, mein Herz raste nämlich so schnell, und man könnte denken, dass alle anderen aus der Klasse, die still auf ihrem Platz saßen, mich belauschen würden.
Ohne einen Gedanken folgend trat ich zum Pult. Die unruhige Stille um mich herum war wie das Chaos in mir. Würde ich es schaffen?
Auf einmal bekam ich einen Zettel in die Hand gedrückt. ,,Danke", kam nur aus mir heraus ohne einen Blick auf diesen zu werfen.
Dann trat ich wieder wortlos zurück auf meinen Platz. Und der nächste Kandidat wurde aufgerufen.
Ich konnte es einfach nicht wagen auf meine Ergebnisse zu schauen. Nicht einmal darauf zu blinzeln. ,,Hey, Toni. Kannst du zuerst auf mein Blatt schauen, bevor ich es tue?"
,,Klaro, Dame Chiara Kollins" Als sie den nächsten Satz aussprach, verstellte sie ihre Stimme, um ich sag mal königlich zu wirken. ,,Das ist mir eine Ehre, Frau Kollins!" Und schon hatte sie mir das Blatt mit ihren Fingerspitzen abgenommen.
,,Nun sag scho. Wie is es?"
,,Ehh, Lasse?"
,,Wa?"
,,Ach, egal"
Lasse. Mein neugieriger Freund, der leider hinter mir sitzt. Ein Klischee nervenden Mensches, weil er mich immer nach einem Radiergummi, meinetwegen nach einem Stift oder der Antwort, aber jetzt auch das noch fragt. Wieso eigentlich ist er überhaupt mein Freund? Keine Ahnung, aber eigentlich ist er ganz okay.
,,Ahhh! Oh mein Gott, Chiara!"
Bitte! Lass mich bestehen, Herr Gott!
,,Du hast dein Abi bestanden!", rief Toni und schämte sich, dass die ganze Klasse dabei mithörte.
,,Ehrlich?"
,,2,0. Nicht schlecht, meine Dame!"
,,Ach, hör auf du Ponyhof"
Nachmittag (14:35)
,,Kommt ihr nun mit oder nicht?", fragte ich Lasse und Toni.
,,I denk scho!"
,,Das ist ein großer Schritt, Chiara"
,,Ach, bitte! Wir können in Amerika so viel erleben! Und dieses Semester vor dem Studium ist einmalig!"
,,Ehh, kennt ihr den Regenwald in eh Mittelamerika? Do is so a Verein für Tierschützer, wie wir. Nun, ja ehm. Wir könn uns do erkundigen", schlug Lasse plötzlich vor.
,,Ja! Genau! Das ist genau das richtige für uns! Und, Toni? Gehst du jetzt mit?"
,,Hm. Ich denk, das ist keine so schlechte Idee"
Kapitel 1:
Ich schlug rasch meine Augen auf. Überall konnte ich das Grün erkennen, wenn ich jeden Tag das gleiche tat. Der Wind wehte angenehm in den Bäumen, mal hoch oben in der Baumkrone, mal tief auf dem Waldweg. Es war wie ein Paradies. Das Paradies, wo man alles zum Futtern bekam und die Vögel dir jeden Morgen ein Ständchen hielten. Es gab nichts Besseres als das.
Als ich die Augen wieder schloss, um nicht so viel Energie zu verbrauchen, fühlte ich etwas Zärtliches und ein Biegsames Material an meinem Arm. Bevor ich meine Augen wieder öffnen konnte, war mein anderer Arm daran auch beteiligt. Es sah durchsichtig aus, aber dennoch konnte man diese Hülle erkennen. Der Wind wehte in diese und das Rauschen störte meinen Frieden mit der Natur, sodass ich versuchte es von hinten zu greifen, was länger als gedacht dauerte.
Die Schlaufen, die sich in meine Arme schlingen, drangen tiefer ein und ich musste meinen Kopf zur Seite drehen, um Luft zu kriegen. Die Hülle war luftdicht. Konnte ich je wieder daraus?
,,Siehst du das Faultier da?"
Die Stimme riss mich aus der Situation. Wer war das?
,,Ja freilich"
,,Nein, dieses!"
Auf einmal wechselte der Wind die Richtung, sodass das Ende der Hülle zu mir steuerte und mein Gesicht verdeckte. Ich konnte nicht mehr atmen! Es war zu spät.
,,Los! Kommt! Wir müssen diesem helfen!"
Die Stimme klang nun schrill, aber doch so, als wäre sie in einer Blase, die die Töne trübte.
Einen dumpfen Knall vernahm ich ohne jegliche Reaktion.Das war das letzte, was ich nun verspürte.
~später~
Als ich versuchte meine Energie meinen Augen zu schenken, erblickte ich zwei grüne Augen, die in meine blickten. Sie waren umgeben von schwarzen Wimpern, die ich nicht hatte, so wunderschön.
,,Na? Aufgewacht?", hörte ich von meiner Rechten.
,,Ich denke schon. Es hat ganz schön Glück gehabt!"
,,Der wär mir beinah auf den Kopf gefalln. Hättest du den ned aufgefangn, Chiara"
,,Das war wirklich ein Glück!"
Ich klammerte mich an den Arm der Frau, um zu zeigen, dass es mir wieder gut ging und nichts Schlimmes passiert war. Ihr Lächeln, das auf mich wohl gerichtet war, erwiderte ich, in der Hoffnung, dass ich ebenfalls lächelte.
,,Ich habe nun verstanden"
Ich wollte immer bei ihr sein. Egal wohin wir auch gingen. Egal, ob ich im Paradies der Natur oder woanders war, bei ihr war es sicher. Und sie fühlte wohl das gleiche für mich.
Doch leider konnte dies nicht in Erfüllung gehen. Sie hatte mich hier in der weiten Natur wieder ausgesetzt, doch die Erinnerung an mich in ihrem Herz verstaut.Sowie ich ihre.
Epilog:
Er war nicht schnell diesen Schritt zu machen, doch es war ihm gelungen diesen Schritt zu vollenden. Mir sein Herz zu schenken. Mir die Verantwortung an Sicherheit zu schenken. Und das Lächeln, das er mir ebenfalls schenkte und mit wahrer Liebe verzierte.
Journalist und Tierschützerin Chiara Kollins
Geschrieben von: Xuân An
Vorgaben:
Genre: Freundschaft
Figurentypen: Faultier, Tierschützerin
Vielen Dank an Xuân An für's Mitmachen! :)
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