15. "Natürlich"
Es gibt Momente, da bleibt einem das Herz stehen. Das kann aus Freude, aus Schreck, aus Trauer, oder komplett anderen Gründen passieren.
Es wirkt auf einmal so, als würde alles stehen bleiben, als würde der Augenblick ewig dauern, weil man das eben erfahrene nicht glauben kann.
Das ist so ein Moment. Plötzlich fühlt es sich an, als hätte die Welt aufgehört, sich zu drehen. Als wäre der eklige, kalte Wind und der Straßenlärm verstummt. Als würde mein Herz einen Schlag aussetzen.
Ja.
Dieses Wort. Dieses kleine, verdammte Wort hat dafür gesorgt, dass ich jetzt dieses bescheuerte Grinsen nicht mehr wegbekomme.
Ja.
Kim hat ja gesagt. Sie will mich heiraten. Sie will.
Olivia schaut mich an, als hätte ich nen Schaden. Wahrscheinlich weiß sie nicht, was dieses ‚Ja' bedeutet, aber es reicht ja, wenn ich es weiß.
„Das hat sie gesagt?", hauche ich und grinse. Meine Mundwinkel tun schon weh, wegen diesem scheiß Grinsen.
Die Rothaarige nickt, während sie mich immer noch skeptisch mustert. „Das hat sie gesagt. Kommst du jetzt doch mit?"
Aber sowas von. Nichts lieber als das. „Klar."
Ich schnappe mir Jared-Jace, dem ich jetzt irgendwie beibringen muss, dass ich ihn doch nicht heiraten werde, und hieve mich hoch. Das einzig Gute an dem Alkohol an der Tanke ist, dass er nicht lang hält und auch nicht richtig betrunken macht.
Genau deshalb schwanke ich auch nur ein bisschen, als ich dann endlich neben Olivia stehe. Sie ist einen guten halben Kopf größer als ich, das ist mir beim ersten Mal gar nicht aufgefallen.
„Von hier siehst du ja sogar noch besser aus", kann ich es nicht lassen, trotz meiner quasi Verlobung zu flirten. Wie gesagt, Schwäche für Rothaarige.
„Du bist ein Idiot."
„Aber ein heißer Idiot."
**
Eigentlich hab ich gedacht, wir würden zu Kim gehen, sie würde mir, sobald sie mich sieht, in die Arme fallen und wir würden uns küssen. So hab ich mir das zumindest vorgestellt, während ich in Olivias Auto saß.
Aber dass wir dann zu ihr und nicht zu Kim gefahren sind, hat mich ganz kurz verwirrt. Vor allem wegen Olivias Mann. Weil, muss man wissen, irgendwie mögen mich Männer einfach nicht. Wahrscheinlich, weil ich viel cooler bin.
Jedenfalls parkt Olivia am Straßenrand und ich schau mir die Gegend an. Es ist definitiv keine von den schlechten, mehr so Mittelschicht. Reihenhäuser mit kleinen Gärten säumen die Straße, sogar ein paar Bäume stehen rum.
Ich pfeife leise, während ich aussteige und der Rothaarigen hinterher zu einem der kleinen Häuser gehe.
„Ist dein Mann auch da?", will ich wissen.
Sie zieht den Schlüssel für die Haustür aus ihrer Tasche und wirft mir einen kurzen Blick zu. „Nein." Sie schließt auf und bedeutet mir, als Erster reinzugehen.
Ich komme nicht zu einer Antwort, denn sobald ich im Haus stehe (die Eingangstür geht direkt ins offene Wohnkonzept mit Küche und Wohnzimmer, ziemlich unpraktisch, meiner Meinung nach) sehe ich nur noch Frauen.
Mindestens fünf sitzen auf dem Sofa, zwischen ihnen Kim. Sie alle sehen schrecklich verheult aus und am liebsten wäre ich wieder umgedreht. Da haben sie mich aber alle schon gesehen.
Ist Kim also direkt, nachdem ich sie rausgeschmissen hab, zu ihren Freundinnen gerannt? Sieht so aus. Frauen. Innerlich schüttle ich den Kopf, zumindest hoffe ich, dass ich es nur innerlich tue.
„Hey, Johnny", schnieft Kim und steht auf.
Ich lasse ganz den Gentleman raushängen und strecke meine Hand nach ihr aus, ziehe sie zu mir.
„Hi", meine ich leise und sie muss lächeln. Ich grinse übrigens wieder. „Du willst mich also heiraten?", frage ich.
Ich komme mir schon wieder total vor wie im Film, wenn sich der Quarterback und das Mädchen, das schon die ganze Zeit in ihn verknallt ist, endlich küssen. Nur bin ich dieses bekloppte Mädchen, das dem Quarterbeck hinterherrennt.
„Wenn du das auch noch willst." Sie beißt sich auf die Lippe.
Doofe Frage. Sehr doofe Frage sogar. Aber bei Kim ist das okay.
„Natürlich."
Und dann küssen wir uns.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top