13. "Bist du high?"

„Kim?", wiederhole ich. „Was machst du hier?"

Sie fasst sich an die Brust, wie meine Oma immer, wenn ich mal wieder einen dummen Spruch gebracht habe. „Johnny. Du hast mich erschreckt."

Du hast mich erschreckt! Ist ja schließlich, irgendwie, mein Haus, verdammte Scheiße, da brauchst du nicht rumzuschleichen!

Anstatt ihr aber das ins Gesicht zu sagen, meine ich: „Tschuldigung."

Sie winkt ab und setzt sich auf mein altes Bett mit der peinlichen Rennfahrer-Bettwäsche. Mom hat sich geweigert, mir eine neue zu kaufen.

Ich bleib blöd im Türrahmen stehen. „Du hast meine Frage aber nicht beantwortet."

Kim seufzt. „Ich komme gern hier her, okay? Wenn ich weg von Enzo, oder meinen Eltern will, dann komm ich hierher und denk an die Zeit, als du noch mein bester Freund warst."

Uff. Ich hab ja bis zum Schluss gehofft sie sagt was von wegen, sie will ihr Shirt zurück, das ich ihr in der fünften Klasse geklaut habe, aber das? So ne tiefgründige Scheiße?

Ich antworte nichts, sondern schau nur auf den Teppichboden, der ursprünglich mal weiß gewesen ist. Aber schon als ich jünger war, hab ich weiß nun mal gehasst. Und weil ich ein Kind war, hab ich halt Rotwein draufgekippt. Meine Mom hat getobt.

„Was machst du hier?", will Kim wissen.

Ja, gute Frage. Außer ein bisschen meine toten Eltern zu provozieren eigentlich nicht viel. Aber das jetzt zu antworten wäre langweilig.

„Ich will heiraten." Oh Gott. Das ist ja mit Abstand das Schlimmste, was ich hätte sagen können.

Ich bin kurz davor, meinen Kopf gegen den Türrahmen zu hauen, als sie mich stirnrunzelnd anschaut. „Was?"

Okay, Johnny, manövriere dich da jetzt galant raus. Es ist noch nicht zu spät.

„Ja, ich will heiraten. Also ich hab mir überlegt, dass ich heiraten könnte", plappere ich vor mich hin und ihr Blick wird immer kritischer.

„Bist du high?", fragt sie.

Blödsinn. Als wäre es so eine irrationale Idee, dass ich heiraten wollen würde. Ich wäre doch ein super Ehemann. Wobei, vielleicht auch nicht, ich hab ja immer noch eine Schwäche für Rothaarige.

Da fallen mir die Poster an meiner Tür wieder ein. Ich gehe um sie herum, um Black Widow in Lebensgröße gegenüberzustehen. Ja, rothaarige Frauen sind toll.

„Johnny? Hast du mich gehört?" Sie klingt genervt, dabei könnte ich derjenige sein, der genervt ist.

„Ja, hab ich." Ich betrachte weiter Natasha Romanoff. „Ich bin nicht high."

„Also willst du wirklich heiraten? Wen denn?"

Ich lasse von meinem Poster ab und fange an, im Zimmer auf und ab zu wandern.

„Das kommt jetzt vielleicht überraschend", fange ich an. „Aber ich hatte eine Idee. Eigentlich so ein Taubentyp im Park, ist aber nicht so wichtig. Jedenfalls kann ich deinen Enzo nicht leiden. Und ich nehme an, du auch nicht. Deshalb dachte ich also, dass wir, also du und ich-"

Kim unterbricht mich: „Wir sollen heiraten?!"

Okay, ich bin vielleicht nicht der Traum von einem Mann, aber so entrüstet muss man trotzdem nicht reagieren.

Ich bleibe stehen und verschränke meine Arme. „Ja. Du wärst Enzo los und ich..." Ich lasse das ‚ich wäre glücklich' weg, zum einen, weil Kim aussieht, als würde sie gleich loslachen, zum anderen klänge das schon komisch.

Ich wäre glücklich, wenn wir heiraten. Als würde ich sie damit zwingen, mit mir nach Vegas zu fliegen.

„Wir?" Sie lacht. „Wir sollen heiraten? Du bist ganz sicher, dass du nicht high bist?"

Ich sinke in mich zusammen, als sie anfängt, wie eine Verrückte loszulachen. Ich würde es niemals zugeben, aber genau in diesem Moment komme ich mir so bescheuert vor wie noch nie zuvor.

„Vielleicht bin ich doch high", murmle ich und beiße mir auf die Lippe, um nicht loszuflennen.

Kim hat sich immer noch nicht eingekriegt, inzwischen liegt sie auf meinem Bett und hält sich den Bauch vor Lachen. Ich finde das absolut gar nicht lustig. Ich meine das mit dem Heiraten nämlich komplett ernst.

„Gehst du bitte?", sage ich, weil sie mir langsam auf die Nerven geht. So witzig ist es auch wieder nicht.

„Was?" Kim hält endlich inne und sieht mich ganz verwirrt an. Ihre Wangen sind rot vom Lachen und zum ersten Mal überhaupt finde ich, dass es total scheiße aussieht.

„Du sollst gehen", wiederhole ich. Eigentlich will ich meine Stimme so hart und kalt klingen lassen wie die von Vin Diesel, aber ich klinge viel zu hoch. Außerdem hört man, dass ich gleich flennen muss.

„Aber, warum denn?"

Ich muss mich wegdrehen, damit sie nicht sieht, wie mir die scheiß Tränen runterlaufen. Ich schaue aus dem Fenster, während ich ein wenig männliches Schniefen unterdrücke.

„Weil das mein Haus ist." Das ist sie ja endlich, meine Vin Diesel Stimme. „Und ich will, dass du jetzt gehst."

Ich starre stur aus dem Fenster, bis ich meine Zimmertür zufallen höre. Ich bleibe am Fenster stehen, bis ich Kim das Haus verlassen sehe.

Ja, geh zurück zu deinem scheiß Itaker. Geh zurück und heirate diesen Arsch. Ich will sowieso nicht mehr.

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