62 | Stresssituationen und Beruhigungsmittel
Ich erfuhr später, dass die beiden Sanitäter, die mich wegtrugen, dabei beruhigend auf mich eingeredet hatten. Geholfen hatte es allerdings nichts.
Ich wusste natürlich nicht genau, wie ich aussah, aber die Blicke, die ich von den Leuten vor der Treppe bekam, sagten genug aus.
Überall waren Polzisten, oder andere Uniform-Träger. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Leute wie Lydia und Schwarzeneggi Junior verhaftet wurden. Öliges-Haar-und-Akne-Eric musste mir auch irgendwann untergekommen sein, denn ich erinnte mich an seinen Gesichtsausdruck, als man mich die Treppe hinunter gebracht hatte.
Meine Freunde und Familie, die ziemlich schnell als Zivilisten in Not erkannt wurden, wurden ebenfalls schnell weggebracht.
Wann genau man mir die Beruhigungsmittel verpasst hatte, wusste ich nicht. Entweder bevor wir auf einmal am Parkplatz standen, oder danach. Aber es half. Ich hörte auf zu schreien und fühlte mich irgendwie benommen. Der Hutmacher und Grins weinten jetzt auch nicht mehr, sondern torkelten um mich herum. Das konnten sie, weil ich still stand. Wieso stehe ich? Nein, Moment...
Eigentlich saß ich. War das ein Krankenwagen, von dem ich meine Beine baumeln ließ? Hm, ja, das ist es.
Vor mir hockte ein Sanitäter und sah sich meinen Fuß an. Meine Hand war vorerst noch immer in den Verband eingewickelt, denn es sah offenbar professionell genug aus und Dank der Beruhigungsmittel glotzte ich benommen mit halb offenem Mund vor mich hin.
Die Tränen verklebten mein ganzes Gesicht, jetzt, wo sie zu trocknen begannen.
Um mich herum standen viele solcher Krankenwägen. Vor ihnen wurden viele in Handschellen gelegte Gangster und Merry Men untersucht, während Polizisten wie strenge Eltern hinter ihnen dafür sorgten, dass sie nichts Blödes taten.
Gemurmel, Geschimpfte und die letzten Kämpfe mischten sich zu einem Hintergrundgeräusch zusammen. Ich versuchte es genauer wahrzunehmen, schaffte es aber nicht. Und richtig denken konnte ich auch nicht mehr.
Jedenfalls bis plötzlich ein sehr viel auffälligeres Geräusch ertönte.
Ein Auto raste auf den Parkplatz zu, laut und in einer scharfen Kurve. Es gab sogar eine schwarze Reifenspur, bevor besagtes Auto mit dem Hinterteil in einen Polizeiwagen krachte.
Ungefähr zehn Beamte rannten darauf mit erhobenen Waffen zu, während unterdessen eine nicht gerade eingeschüchterte Eva aus dem Auto hüpfte.
In einer Hand hielt sie eine Pistole, in der anderen den Schopf eines Typen, den ich bestimmt schon mal bei den Sangster Gangstern gesehen hatte.
,,Danke fürs Herfahren, Steve. Jetzt geh schön brav mit erhobenen Händen zu dem sexy Bullen da hinten.", hörte ich sie sagen. Immerhin hatte sie dieses aufregende Manöver nicht gerade weit von mir geparkt. Der Sanitäter und sein Helfer hatten sich sogar etwas schützend vor mich gestellt. Wie schmeichelhaft.
Steve hob die Arme hoch und stapfte mit Eves Pistole, die auf seinen Nacken zielte, zu einem der zehn Polizisten.
,,Nein, der ist doch nicht sexy. Der links von ihm!", warf Eve ein.
,,Tut mir leid.", murmelte Steve ängstlich.
Mir fiel langsam auf, dass beide so aussahen, als hätten sie sich mit einer Mammut-Gang angelegt und schlussendlich von ihr zertrampelt wurden. Sie hatten viele Wunden, die halbwegs getrocknet waren und irgendwie sah Evas rechter Arm dezent verbogen aus - deshalb zielte sie vermutlich mit dem linken.
,,Wer sind Sie?", rief einer der Polizisten, der sowas wie der oberste Offizier war. Oder der Stellvertreter. Der Vize-Chef. Wie auch immer.
Ohne auf die Frage zu antworten, plapperte Eve hastig los: ,,Ich weiß, wo das Hauptquartier von Sangsty ist. Sie müssen unbedingt mitkommen, mindestens eine Einheit, oder wie ihr das nennt. Die haben da Gefangene, ein Drittel wird gefoltert und man kriegt nicht alle mit Schlüsseln raus, sondern in zwei Geschossen braucht man Codes. Also wären sowas wie Hacker auch nicht schlecht. Oh, und ein paar Gangster, die verpennt haben, könnt ihr auch noch dort verhaften."
Der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando runzelte die Stirn, überlegte einen Moment und öffnete den Mund.
Stattdessen erklang aber eine völlig andere Stimme.
,,Eve?", schrie Lydia.
Zwei Uniform-Typen schleppten sie gerade zu einem Auto, doch sie blieben ruckartig stehen, nachdem ihr alle zehn Eve-Umzingler die Köpfe zugewandt hatten.
,,Lydia?", schrie Eve.
Beide klangen überrascht. Und natürlich glücklich, denn sie waren ein lesbisches Gangster-Power-Couple.
,,Ihr gehört zusammen?", hakte der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando nach.
,,Wir sind ein Paar, du homophobes Schwein!"
,,Das war nicht homoph-"
,,Fresse!", brüllte beide.
Der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando atmete tief ein, tief aus und meinte dann an Eve gerichtet: ,,Wenn du auch eine Merry Men bist, muss ich dich auch festnehmen lassen."
,,Müssen wir sie nicht schon festnehmen, weil sie unseren Wagen geschrottet hat? Und jemanden mit einer Waffe bedroht? Und einen Polizisten angeschrien hat?", flüsterte ihm ein sehr junger Uniform-Träger schüchtern zu.
,,Ist es etwas anderes, wenn ich eine Merry Woman wäre?", hakte Eve nach.
,,Nein."
,,Oh, okay. Dann sind wir nicht zusammen. Nein. Überhaupt nicht.", erklärte Lydia.
,,Du leugnest mich und unsere Liebe!" Eve legte geschockt ihre Hand ans Herz und seufzte melodramatisch auf.
Unterdessen stöhnte Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando und nickte seinen Untertanen zu.
,,Das mache ich nur für dich, Babe. Du sollst kein fünftes Mal in den Knast.", erwiderte Lydia zuckersüß.
,,Uh, danke Schatz.", hauchte Eva zwinkernd, während bereits zwei Polizisten ihr die Waffe abnahmen und ihr Handschellen umlegten, wobei der Rest auf sie zielte, sodass sie nicht wie wild um sich ballerte.
Irgendwie niedlich. Natürlich war das niedlich. Aber die Tatsache, dass sich keiner um das kümmerte, was Eve anfangs gesagt hatte, machte mich wahnsinnig. Also, eine andere, weniger psychotische Art von wahnsinnig.
Es gab noch Gefangene, den niemand helfen konnte. Oder geholfen hatte, wenn man mich und meine Freunde mit einbezog. Aber anscheinend hätten wir sowieso nicht alle befreien können. Jedenfalls redete ich mir das ein. Ich hatte momentan echt keine Lust und Zeit, mich schuldig zu fühlen.
,,Entschuldigen Sie.", schrie ich so laut ich konnte. Der Sanitäter sah mich fragend an, sonst beachtete mich niemand.
,,Entschuldigen Sie!", kreischte ich fünf Oktaven höher. Der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando drehte sich stirnrunzelnd zu mir um, dann sah er wieder weg.
,,ENTSCHULDIGEN SIE MAL?!" Mein dritter Versuch wurde endlich erhört. Der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando wandte sich mir einmal zu und dieses Mal starrte er mich etwas pikiert an.
,,Was?'
Ich riss aufgeregt den Mund auf. Dann schloss ich ihn wieder. Wie genau sollte ich das formulieren? Und was, wenn er gar nicht mehr dort war?
,,Einen Moment bitte!", rief ich, bevor ich von der Laderampe des Krankenwagens hopste.
,,Hey, warte Mal!", machte der Sanitäter. Sein Helfer ließ das Verbandszeug fallen und wollte mir hinterherspringen, doch ich kippte sowieso um. Irgendwie hatte ich vergessen, dass ich humpeln sollte. Und als ich auf die Wunde getreten war, elektrisierte mich der Schmerz von Kopf bis Fuß.
,,Argh!", jammerte ich.
Lydia und Eve warfen mir mitleidige Blicke über den Rücken zu. Die Polizisten waren so taktvoll, das Pärchen nebeneinander abzuführen.
Der Helfer zog mich vorsichtig auf. ,,Bitte beruhigen Sie sich."
,,Nein...", jammerte ich. Ich brauchte diesen beknackten Topf!
Ich sah mich hektisch um.
Meine Eltern standen vor drei Bullen, die sie streng beäugten. Mama und Papa drehten sich ständig zu mir um, sie wirkten besorgt, aber offenbar wurden sie noch weiterhin festgehalten. Verständlich, schließlich mussten die Beamten wissen, ob man den Mendleys trauen konnte.
Henry, Seth und Joel standen ebenfalls vor einem Krankenwagen, wobei Seth der Einzige war, der saß. Die beiden anderen fuchtelten wild in der Luft herum, als wollten sie den zuständigen Sanitätern erklären, wie mutierte Hühner während dem Fliegen explodierten. Die Sanitäter nickten mit ernster Miene und sahen sich hin und wieder Seths Körper genau an.
Es ging anscheinend um das "Bisschen" Folter, das er erlitten hatte.
Außerdem war Joels angeschossene Hand frei von dem Verband und genoss stattdessen die Behandlung mit einem Häufchen Watte, was vorhin hoffentlich in Betäubungsmittel getränkt worden war.
,,Henry!", schrie ich.
,,Ruby.", kam es zurück, aber aus der völlig falschen Richtung. Und aus dem falschen Mund.
,,Cass!", machte ich und drehte mich um.
Cassandra stand mit verschränkten Fingern und einer viel zu weiten Distanz vor mir. Sie versuchte offensichtlich aufgeschlossen zu wirken, damit man ihr nicht anmerkte, dass sie mich nicht wieder erkannte. Ihre Augen schienen mich gründlichst zu scannen. Ich starrte auf das Blut an meinen Händen und an meinem Kleid, dann wieder zu meiner Freundin. Sie konnte es wirklich nicht sehen. Seltsam, es fühlte sich sogar feucht an.
Die Erkenntnis gab mir einen scharfen Stich in schätzungsweise genau die Stelle, in der ich jetzt eigentlich eine Schusswunde haben sollte.
Nichtsdestotrotz wusste meine Freundin genau, was mein Blick bedeutet hatte. Toll, jetzt hielt sie mich noch immer für verrückt.
Ich schluckte meinen Frust hinunter und öffnete den Mund. ,,Cass, wir brauchen den Topf. Im Auto von... dem Transporter."
,,Was?", murmelte sie.
,,Du weißt schon. Joel ist neuerdings transsexuell und unser Phobasiast supported ihn. Trans-Supporter. Transporter.", erklärte ich schwach.
Meine Freundin lachte nicht. Aber wenigstens schmunzelte sie und das schien sogar echt zu sein.
Mein Sanitäter hielt mich geduldig fest und überlegte wegen dem Transporter-Wortwechsel vermutlich gerade, mir noch einmal ein paar Beruhigungsmittel zu verpassen.
,,Alles klar.", verstand Cass. ,,Henry, beweg deinen Arsch her. Der Topf!" Henry wandte sich zu uns um. Für einen Moment starrte er uns forschend an und erkannte die nicht ganz ungezwungene Haltung Cassandras mir gegenüber. Er war sich unsicher, wie er sich verhalten sollte. Das wusste ich. Ich lächelte ihn verlegen an.
Cassandra nickte ihm zu, Henry nickte zurück, grinste mich kurz an und rannte dann los zusammen mit Cass, während ich die ganzen Reaktionen noch verarbeiten musste.
,,Können wir jetzt bitte wieder deine Verletzungen ansehen.", stöhnte der Sanitäter.
Bevor ich antworten konnte, kam der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando und machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
,,Hören Sie, das hier ist eine stressige Situation und ich habe viel zu tun. Was gibt es, was sie sagen müssen? Ist es wichtig?", fragte er sichtlich am Ende mit allem und jedem.
,,Wie wichtig sind für sie Namen aller Sangster Gangster?"
,,Schon sehr wichtig. Aber ich bezweifle, dass du dir alle merken kannst."
,,Und auf Papier? Also, nicht von mir."
Da hob der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando etwas aufgeregter die Augenbraue.
Mein persönlicher Sanitäter stapfte genervt auf mich zu, sein Helfer warf ihm entschuldigende Blicke zu.
,,Officer, wir müssen dieses Mädchen unbedingt behandeln. Sie hat zwei Wunden und einen Nervenzusammenbruch.", regte er sich auf.
,,Gut, dann nehmt euer Zeug und tut das, ich habe einige Fragen!", erwiderte Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando.
Es folgte ein intensiver Blickwechsel zwischen ihm und dem Sanitäter, der vor Rivalität nur so knisterte.
,,Gut.", zischte der Sanitäter dann.
Ich wurde gestützt und wieder auf die Laderampe gesetzt, sodass man meine Wunden ordentlich behandeln konnte.
,,Also, was meinen Sie mit Namen. Mit allen Namen."
,,Naja, ich vermute, dass Lena alle Namen aufgeschrieben hat. Bis auf Sangsters, weil er ist der Boss. Er musste bestimmt nie in der Küche arbeiten.", erklärte ich.
,,Wie bitte?"
,,Ich rede von dem Topf mit den Namen."
,,Welcher Topf?", hakte der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando nach.
,,Ein... Topf.", wiederholte der Sanitäter.
,,Ich mag Töpfe.", merkte sein Helfer an.
Ich auch. Da ist so viel Platz für Tee darin, hauchte der Hutmacher. Alice mochte Tee.
,,Wir mögen alle Tee.", fauchte ich, während mir wieder Tränen in die Augen stiegen.
,,Was...?"
,,Officer, wir haben eingetragen, dass sie einen neurotischen Anfall hat. Das muss von dem Stress kommen. Immerhin war sie in einen Bandenkrieg verwickelt. Sie ist immer noch ein bisschen verwirrt."
,,Nein, bin ich nicht! Meine Freunde holen den Topf gerade."
,,Welchen Topf nochmal?"
,,Der Topf mit allen Namen!"
,,Hach, der Topf."
,,Ja, ganz genau, der Topf.", ertönte Henrys Stimme hinter ihnen. Cassandra hielt Lenas improvisierte Ernte-Requisite aus 'Tribute von Panem' gewinnerisch hoch.
Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando nahm ihr den Topf ab und warf einen Blick hinein. ,,Hm.", machte er. Der Sanitäter und sein Helfer beugten sich über seine Schulter.
,,Zettelchen.", stellten die beiden fest.
,,Da stehen die Namen drauf.", wiederholte ich aufgeregt.
,,Von allen Sangster Gangstern, die jemals Küchendienst hatten.", ergänzte Cassandra.
,,Aber wenn sie was über die Merry Men brauchen, haben wir nichts.", fügte Henry hinzu.
,,Hm.", machte der Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando erneut. Dann warf er einen Blick auf meine Sanitäter. ,,Sind Sie fertig?"
Die beiden nickten.
,,Gut, dann folgt mir bitte,... Kinder."
Ich bekam Krücken in die Hände gedrückt und ein halbwegs passender Krankenhaus-Schuh war jetzt so eng wie möglich um meinen Kleinkinderfuß geschnallt. Der andere - der, mit der Bisswunde - war in einen dicken Verband gehüllt und baumelte durch die Luft, während ich mühsam voranhüpfte.
,,Was haben Sie vor, Mister... Officer. Sir.", wollte Henry wissen.
,,Ich möchte gerne den Anführer der Sangster Gangster befragen.", antwortete Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando.
,,Kann ich bitte wieder umdrehen?", hakte ich nüchtern nach.
Aber da war es schon zu spät.
Mein Entführer stand in Handschellen in einem Halbkreis aus drei Polizisten-Schränken und einem sehr kleinen Glatzköpfigen. "Zu spät" war mein Rückzug, weil er mich schon gesehen hatte. Und ich war zu stolz, um jetzt panisch wegzuhumpeln.
Bemerkenswert, ich dachte, dein Stolz sei mit Alice gestorben. Jedenfalls hat deine Reaktion das ausgesagt, raunte Grins müde, traurig und nicht wirklich ganz bei der Sache.
,,Hör auf.", flüsterte ich mit einem fetten Kloß im Hals.
Warum dir wohl niemand das Blut wegwischt?, lallte der Hutmacher.
Niemand kann es sehen. Außer sie. Sie ist ganz allein damit, erklärte Grins.
,,Hör auf, ich hab euch!" Ich senkte den Kopf, damit niemand meine brennenden Augen sah. Das ging völlig daneben, denn meine Freunde bemerkten die aufkommenden Tränen sofort.
,,Hast du Angst?", fragte Cass, weil sie dachte, es lag an Sangster. Dieser sah mich an, ununterbrochen, während wir auf ihn zuschritten. Oder humpelten, in meinem Fall. Konnte man auch "krückten" dazu sagen, wenn man mit Krücken ging?
Solange dein Mund dazu fähig ist, Laute zu bilden, kannst du alles sagen, fand Grins. Weißt du, wer nicht mehr dazu fähig ist, Laute zu bilden?
,,Hör auf!", zischte ich.
,,Ruby, so meint sie das ni-" Henry wurde von Cassandra kopfschüttelnd unterbrochen. Sie hatte schnell begriffen, dass sie nicht damit gemeint war. ,,Oh.", murmelte Henry, der nun ebenfalls verstand.
,,Tut mir leid. Tut mir wirklich leid, ich brauche nur wieder diese Beruhigungsmittel, die Wirkung lässt langsam nach.", entschuldigte ich mich verzweifelt.
Henry und Cass warfen mir herzzerreißende Blicke zu.
,,Mr. Sangster, mein Name ist Sergeant Rincewind. Ich habe einige Fragen an Sie.", dröhnte Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando über uns hinweg, sobald wir meinem Entführer nahe genug waren. Und kurz darauf waren wir noch näher.
,,Wirklich? Ich dachte sie wollten mich freisprechen.", erwiderte Sangster trocken und legte den Kopf schräg.
,,Dazu habe ich nicht die Befugnis. Ich bin kein Richter. Kommt Ihnen dieser Topf bekannt vor?", kam es knapp von Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando zurück, bevor meinem Entführer den Topf unter die Nase hielt.
,,Riecht gut. Sie sollten Koch werden.", gab der Obergangster zurück. Der Sergeant blieb stumm und wartete, bis Sangster schmunzelte und fragte: ,,Wieso? Was wissen Sie darüber?"
,,Meine Informantin meint, dass dort alle Namen ihrer Mittäter sind."
Mein Entführer wandte sich mir zu, starrte mir direkt ins Gesicht. ,,Informantin.", wiederholte er spöttisch.
Mein Gesicht tat seltsame Dinge in der Zeit, in der ich mich nicht entscheiden konnte, wie ich unter seinem stechendem Blick aussehen sollte.
,,Ist das richtig?", hakte Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando nach.
,,Wird man mir glauben, wenn ich nein sage?"
,,Nein."
,,Dann ja."
,,Wie kommt es dazu?"
,,Oh, unsere Köchin brauchte Helfer bei so viel Geschirr. Aus diesem Topf hat sie ein paar Namen gezogen und die Glücklichen durften dann abwaschen und kochen. Familiär bei uns, nicht? Bekomme ich dafür Bonus-Punkte?", schilderte Sangster und jeder Satz klang wie kalter Sarkasmus.
,,Nein. Und gibt es Namen, die nicht in diesem Topf stehen?"
,,Ich bitte Sie, Sergeant, sparen Sie sich noch etwas für unser Verhör auf!", tadelte ihn mein Entführer.
,,Von mir aus. Da wäre aber noch was Wichtiges.", meinte Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando. Dann sah er mich an. Ich blickte irritiert zurück. Auch meine Freunde wirkten verwirrt. Nicht, dass ich nichts damit zu tun hätte, denn alle wussten, wie tief ich da drin steckte, doch anscheinend meinte der Sergeant etwas spezifisches.
,,Äh...", machte ich an ihn gerichtet und genoss es, wie ich meine Aufmerksamkeit von Sangster lösen durfte.
,,Dieses Armband. Was sollen diese Knöpfe?"
Oh, das!
Instinktiv wandten wir uns alle meinem Handgelenk zu. Henry, Cassandra, Sangster, Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando und ich.
,,Oh, das!", erkannte Sangster. ,,Tja, drücken Sie einen Knopf und finden sie es raus."
,,Nein!" Ich wollte zurückweichen, vergaß die Krücken und wurde gerade noch von dem Sergeant aufgefangen.
,,Diese Knöpfe töten sie!", erklärte Cassandra aufgebracht.
,,Nicht alle." Mein Entführer verdrehte die Augen.
,,Miss Mendley, wieso nehmen Sie es nicht ab.", fragte mich Vize-Offiziers-Chef Mr. Oberkommando.
,,Sie kann es nicht. Niemand kann das. Nur Sangster.", kam es von Henry.
,,Er hat recht.", erwiderte Sangster beinahe grinsend. ,,Los, gib mir deine Hand, ich kann es dir abnehmen. Aber falls meine Finger über die Knöpfe rutschen, kann ich nichts dafür."
,,Kann nicht, ich muss meine Krücken halten.", antwortete ich übertrieben bedauernd.
,,Schade.", gab Sangster giftig zurück.
,,Detective Debbie, wir sind hier fertig. Sie können ihn wegbringen. Das mit dem Armband werden die Fachleute auf dem Revier erledigen.", meinte der Sergeant an den kleinen Glatzköpfigen neben meinen Entführer gerichtet. Detective Debbie nickte und sah dabei aus, wie ein ernster Teddybär.
Hinter ihnen öffneten sie die Autotür des Polizeiwagens und packten Sangster an Schultern und Armen, um ihn dort hinein zu zwängen.
Ich sah mit einem seltsamen Gefühl im Magen zu. Ich hatte es geschafft. Aber es fühlte sich so unecht an.
Wobei, mit surrealen Dingen kannte ich mich ja aus.
Mein ehemaliger Entführer schmunzelte mich noch ein letztes Mal an, seine Augen wirkten kalt und rasend.
,,Dann wird wohl nichts, aus unserem emotionalen Abschied, Rotkäppchen.", raunte er.
,,Grüß deine Wahnvorstellungen von mir."
Nicht nötig, wir können dich hören.
Bitte lest den Prolog noch, er ist wichtig. Ich verspreche das Ende wird kein Trauriges ._.
(Oh, und weiß schon jeder, dass es einen zweiten Teil geben wird?)
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