33 | Schwangere Banshee

Wir fuhren lange. Ich schlief unterdessen mehrmals ein oder hörte den Jungs zu. Siegmund Freud schrieb fast die ganze Zeit mit seiner Freundin und teilte allen mit, was sie antwortete. Auch, wenn es nur ein "Ok" war. Obwohl es eigentlich niemanden interessierte, was ihm öliges-Haar-und-Akne-Eric genervt erklärte. Mr. Vodka oder Russischer Gandalf rauchte seine Pfeife drei weitere Male und hatte bestimmt schon fünf Liter Kaffee verschwinden lassen, da waren wir noch nicht einmal bei der Hälfte unseres Heimweges.

Öliges-Haar-und-Akne-Eric sah sich angeregt ein paar Videos auf seinem Handy an und ließ Sangster die meiste Zeit mitschauen. Irgendwann brüllte Eric plötzlich hektisch: ,,Äh..Oh, Gott! DAS SOLLTEST DU NICHT SEHEN!" Danach wandte sich Sangster mit einem bemüht gefassten Gesichtsausdruck ab, während Eric mit den Fingern gegen seinen Oberschenkel trippelte.

Nachdem ich mal wieder eingeschlafen war, -mehr aus Langeweile, als aus Müdigkeit - wurde ich brutal geweckt. Russischer Gandalf musste über ein Schlagloch oder etwas in der Art gefahren sein, denn mein Kopf schlug hart am Fenster auf. Darauf knackte es laut in meinem steifen Hals. Mein erster Gedanke war: ,,Bin ich tot?"

,,Leider nicht.", seufzte öliges-Haar-und-Akne-Eric ohne von seinem Handy aufzublicken. Sangster starrte dieses Mal extra in die andere Richtung, also musste Eric ihn stark verstört haben. Und ich würde nie wissen, was es war...

Hach, traurig, traurig!, murmelte der Hutmacher.

Na ja, vielleicht ist es besser, nicht zu wissen, was Sangster auf Eric's Handy gesehen hat..., warf Alice stirnrunzelnd ein.

Das wage ich ebenfalls zu behaupten, kam es von Grins.

,,Es wäre freundlich von dir, wenn du versuchen könntest, am Leben zu bleiben. Wir brauchen dich noch.", kommentierte Sangster.

,,Wie schmeichelhaft!", gab ich mit einer ordentlichen Ladung an Sarkasmus zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Hutmacher täschelte meine Schulter und zeigte den beiden die Zunge.

,,Aw, sie ist beleidigt! Jemand muss ihr einen Trostkuss geben!", rief öliges-Haar-und-Akne-Eric aus und stieß meinem Entführer zwinkernd in die Seite.

,,Mal ehrlich, wie alt bist du?", stöhnte dieser.

,,Hm, ehrlich also? Siebzehn.", antwortete Eric lachend. Er schien sich gerade für den geilsten Komiker zu halten. ,,Aber es würde niemanden stören, wenn ihr es jetzt tun würdet!"

Und was ist mir mir?

Deine Meinung zählt nicht, kam es besserwisserisch von Alice.

Oh, danke.

Kein Problem!, meinte sie.

Siegmund Freud applaudierte von und Russischer Gandalf pfiff. Sangster und ich starrten stur gerade aus und versuchten beim Thema "Küssen" nicht an die Sache im Motel zu denken. Zumindest ich.

Gott sei Dank wurde die Aufmerksamkeit von uns abgelenkt, indem Russischer Gandalf einen Anruf ankündigte. ,,Soll ich ihn annehmen?", fragte er.

,,Ja.", erlaubte sein Boss, doch Siegmund Freud, der die Nummer zu kennen schien, brüllte panisch: ,,NEIIIIIN!"
Aber da war es schon zu spät.

Eine weibliche Stimme meldete sich: ,,Siggy?"

,,...Ja...?", gab dieser kleinlaut zurück.

Und im nächsten Moment eskalierte die Situation.

,,WAS IST DEIN SCHEISS PROBLEM, DASS DU MIR ZUERST VIER MINUTEN SPÄTER ANTWORTEST, OBWOHL DU ONLINE BIST, UND DANN GAR NICHT MEHR?! BIN ICH DIR NICHT GUT GENUG ODER WAS? KANNST DU MIT MIR NICHTS MEHR ANFANGEN, WEIL ICH JETZT SCHWANGER BIN, HÄ? SCHREIBST DU MIT EINER ANDEREN SCHLAMPE, DIE DU NOCH NICHT GESCHWÄNGERT HAST?"

Ach, das ist seine Freundin!, erkannte der Hutmacher.

Sangster und öliges-Haar-und-Akne-Eric sahen sich bedeutungsvoll an. Beide hatten diesen "Oh shit!"-Gesichtsausdruck. Unterdessen versuchte Siegmund seine schwangere Freundin zu beruhigen.

,,Schatz, hey, ich hab keine Andere, nur dich-"

,,ACH, HALT DIE KLAPPE, DAS WÜRDE JEDER SAGEN!", unterbrach sie ihn.

,,Sh, beruhig dich. Alles wird gut. Das sind die Hormone. Ich liebe dich. Ich bin bald zurück, dann reden wir über alles. Ich kann auch Schokolade mitbringen.", antwortete Siegmund.

,,Zurück?", kam es vom anderen Ende der Leitung.

Siegmund bemerkte seinen Fehler. Ich bekreuzigte mich innerlich.

,,Was heißt hier 'zurück'?"
Öliges-Haar-und-Akne-Eric gab sich einen Facepalm, Sangster kniff dich mit geschlossenen Augen den Nasenrücken und ich knabberte aufgeregt auf meiner Unterlippe herum. Im Auto roch es langsam immer mehr nach Schweiß.

,,Siggy?"

,,Ich... hab dir doch erzählt, dass ich von der Arbeit aus mit den Jungs unterwegs bin... oder?" Obwohl seine Freundin nicht einmal anwesend war, machte sich Siegmund auf dem Vordersitz immer kleiner.

,,Nein, das hast du nicht." Die junge Frau klang mittlerweile wie ein ausgehungerter, tollwütiger Tiger.

,,Hab ich nicht?"

,,Nein."

,,Echt nicht?"

,,Mh-mh."

Es wurde still, keiner von uns wagte es, etwas zu sagen. Nicht einmal Siegmund selbst.

Plötzlich fing seine Freundin an zu weinen. Laut. Schniefend. Vermutlich rotzte sie gerade ihr Handy voll.
,,Du-u liiieebst mich ni-hicht meeeeeeeeeeeehr....."

,,Nein, oh gott, nein!"

,,Ich bin dir zu viiiiiiiiiiiiieeeeeeeel...."

,,Liebling, hör auf, sowas darfst du nicht mal denken!"

,,Du bist nie da für miiiiiiiichhhhhh...."

,,Mein Boss hat viel vor mit mir, Schatz.", versuchte Siegmund zu erklären.

,,Dein Boss ist ein Arschloch!"

,,Ja, das ist er!", rief öliges-Haar-und-Akne-Eric. Sangster blinzelte ihn böse an, doch der Rest bedeutete ihm aufgeregt, die Klappe zu halten. Das hatte allerdings sowieso keinen Sinn mehr; Siegmund's Freundin hatte ihn bereits gehört.

,,Warte, die Anderen können das hören?", hakte sie erschrocken nach.

,,Jaa, die Idioten gehen nicht weg. Ich habs ihnen schon gesagt!", redete sich Siegmund heraus. Unter seinen Achseln waren schon große, dunkle Schweißflecken enststanden.

,,Alter, wir sitzen in einem verdammten Auto, was erwartest du von uns?!", regte sich öliges-Haar-und-Akne-Eric auf, der anscheinend nicht wusste, wann man besser den Mund hielt.

,,Eric, du sagst für die nächsten zehn Minuten kein Wort!", zischte Sangster.

Die Reaktion der schwangeren Frau war etwas unerwartet: Sie kreischte. Und zwar auf eine ganz kranke, hysterische Weise. Als wäre sie eine Banshee-Königin, die ihre Tage hatte (...oder einfach schwanger war)

Es war so laut, dass sich alle die Ohren zuhielten und Russischer Gandalf rasant Straßenrand bremsen musste, sodass der Wagen stark nach rechts kippte und ich von den beiden Jungs auf der Rückbank erdrückt wurde. Danach schmerzte mein Hinterkopf ziemlich stark.

Nachdem das Auto endlich richtig stand, warteten wir alle, bis das Gekreische aufhörte. Dann fing die Schwangere wieder an zu weinen. Siegmund redete beruhigend auf sie ein, doch es dauerte ein paar Minuten bis sie zuhörte.

Irgendwann, wahrscheinlich eine halbe Stunde später, war wieder alles in Ordnung. Siegmund hatte ein Video von uns allen gemacht, um zu zeigen, dass sich keine Stripperinnen bei uns befanden. Bei mir hatte er einfach gesagt: ,,Die gehört zu James." Und James war in diesem Fall Sangster. Er war der Einzige, der einen Decknamen hatte (Das enttäuschte öliges-Haar-und-Akne-Eric sehr, denn er wollte unbedingt Mister Master heißen).

Danach fuhren wir weiter. Bis auf Eric und seine Witze über Schwangere versuchte jeder, das Thema über unsere vorige Situation zu meiden. Siegmund Freud suchte seine Feuchttücher, die er für alle Fälle immer dabei hatte (,,Und du bist dir sicher, dass du nicht schwul bist?"), um sich den Schweiß abzuwischen (Dafür waren wir ihm sehr dankbar...) (...Russischer Gandalf musste sogar die Fenster öffnen, sonst wären alle, die sich in dem Auto befanden, erstickt.)

Irgendwann versuchte ich wieder zu schlafen, doch ich wusste nicht, wie ich liegen oder lehnen sollte, dass es zumindest zu 30 Prozent erträglich war. Schließlich sah ich nur eine Lösung. Ich sah zu den Jungs neben mir, die beide auf ihrem Handy herumtippten.

,,Könnt ihr bitte eure Beine wegstrecken?", fragte ich flehend. Sie taten es; monoton und ohne aufzublicken.
Ich schnallte mich ab, rutschte mit dem Hintern voran den Sitz hinunter, kniete kurz auf der Fußmatte am Boden und legte mich dann vorsichtig auf die Beine meiner Entführer.
Hm, noch immer ungemütlich, stellte ich fest, obwohl ich meine Beine fast ausstrecken konnte.

,,Was machst du da?", fragte Sangster mit einer nach oben gezogenen Augenbraue.

,,Ich versuche zu schlafen...", erwiderte ich kläglich. Der Obergangster seufzte, wirkte aber belustigt. ,,Setz dich wieder zurück, Marlese."
Nach einer mühsamen Tortur hatte ich mich endlich aufgrappelt und war zurück auf den Sitz gekrochen. Bevor ich mich jedoch erneut anschnallen konnte, legte mein Entführer seine Hände um meine Oberarme. ,,Leg dich zurück.", sagte er, während er mich ohnehin schon auf seinen Schoß zog.

Ich verkrampfte mich und verwandelte mich gleichzeitig in einen Wackelpudding. Meine Beine fühlten sich komisch an, als würden meine Knochen zu Gummi werden. Das Herz in meiner Brust war kurz davor zu eskalieren.

Nachdem ich endlich lag, löste ich mich immer noch nicht aus der Starre, obwohl ich jetzt angenehm lag. Meine Beine waren zwar noch immer nicht ausgestreckt, doch sie baumelten ab dem Knie locker von der Rückbank.

So viele Dinge schossen mir durch den Kopf, doch sie waren zu schnell, als dass ich einen klaren Gedanken fassen konnte. Für ein paar Minuten konzentrierte ich mich nur auf meinen Atem, bis ich mich endlich entspannt hatte. Und so schlief ich ein.

BAM: FLUFF ;)

(...glaube ich)

Jouuuu, ich dachte, das wär mal nötig, also... hier ist es. Ich weiß, es ist nicht besonders gut geschrieben, aber das liegt daran, dass ich selbst nicht unbedingt gerne mit dem Gesicht voran auf dem Schoß eines Mannes/Jungen liegen würde.
Ich hätte zu viel Angst, dass plötzlich eine kleine Beule vor meiner Nase auftaucht... (#Horror)

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