KAPITEL 36
E L I Z A B E T H
Mit weit aufgerissenen Augen schnappte ich nach Luft, während sich unsere Blicke verbanden. Hinter uns erklang ein Räuspern und ich zuckte schon wieder zusammen; sollte mir dringend abgewöhnen, so schreckhaft zu sein.
Jackson stand im Türrahmen seines Zimmers und betrachtete mich mit einem missbilligenden Blick einmal von Kopf bis Fuß, ehe die prüfenden Augen Luke in ihr Visier nahmen.
»Phillip wird diesen nächtlichen Spaziergang nicht für gut befinden«, sagte er mit seiner tiefen Stimme und heftete die dunklen Augen erneut auf meinen Körper, woraufhin ich am liebsten im Erdboden versunken und nie wieder aufgetaucht wäre.
»Siehst du ihn hier irgendwo? Nein, da er im nächsten Ort wohnt. Wir sind nicht allzu lange weg. Außerdem gehe ich ja nicht davon aus, dass du vorhast ihm davon zu erzählen, oder?«, fragte Luke und baute sich vor dem blonden Jungen mit den vielen Tattoos auf, welcher zuerst die Augen verdrehte, dann aber betreten nickte und zurück in sein Zimmer stiefelte; die Tür flog mit einem weniger lauten Knall ins Schloss.
»Jetzt können wir gehen«, meinte er und lächelte mich warmherzig an, ich blieb im Unklaren darüber, ob es gespielt oder doch echt war.
Der braunhaarige trat vor mir die Stufen hinunter, ich trottete ihm wie ein anhänglicher Hund hinterher, in meinem Kopf war bereits ein Plan B in Überlegung. Es hatte sich nichts an meiner Entscheidung verändert - ich wollte so schnell wie möglich hier weg.
Die kalte Nachtluft schlug mir entgegen, während ein leichter Luftzug die braunen Strähnen in mein Gesicht wehte. Das Dorf, in das wir uns zurückgezogen hatten, war totenstill. Keinerlei Autos fuhren auf den Straßen, die Menschen schienen sich alle in ihren Häuschen verbarrikadiert zu haben und vor dem Ofen zu kauern; denn es war wirklich kalt.
Vom Himmel rieselte ab und zu die eine oder andere Schneeflocke herab, welche dann ebenfalls durch den Wind herumgewirbelt wurde.
Da ich stoßweise ein- und ausatmete, bildeten sich vor meiner Mundöffnung hin und wieder kleine weiße Wölkchen; ich fröstelte. Mit so einem Wetter war ich nicht vertraut, in Australien war es selbst im Winter warm draußen; von Schnee war überhaupt nicht zu sprechen.
»Worüber denkst du nach?«, wollte Luke erfahren und verlangsamte sein Tempo, um mit mir im Gleichschritt zu sein.
Zuerst wollte ich ihm gar keine Antwort geben und so tun, als hätte ich seine Frage überhört, da ich tief in Gedanken versunken war, doch dann räusperte ich mich und legte mir einen passenden Satz im Kopf zurecht.
»Über nichts wichtiges. Das ist nur das erste Mal, dass ich Schnee im echten Leben zu Gesicht bekomme und einer solch kalten Temperatur ausgesetzt bin. Aber ich finde die Flocken sehen wunderschön aus, wenn sie auf die Erde fallen. Sie glitzern so hübsch, wenn Licht darauf fällt«, erklärte ich und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen.
Luke begann zu lachen.
»Du bist einer gefährlichen Situation ausgesetzt, in der es um Leben und Tod geht und kannst dennoch über Schnee nachdenken und dich an der Schönheit von Schneeflocken erfreuen?«, meinte er noch immer grinsend und sah mich von der Seite an.
Verblüfft erwiderte ich den Blick für ein paar Sekunden, ahnungslos darüber, was ich antworten sollte.
»Sieht so aus«, antwortete ich schließlich mit einem pampigen Unterton und verschränkte die Arme vor der Brust, weil ich keine Lust auf einer Fortsetzung des Gespräches hatte. Ich musste meine Flucht weiter planen und dazu brauchte ich definitiv meine Ruhe.
»Du bist echt unmöglich, Liza Maria«, brummte er und tat es mir nun gleich, indem er ebenfalls seine Hände in den Hosentaschen versenkte.
»Das wusste ich schon, Lucas Robert«, murmelte ich so leise, dass er keine Möglichkeit hatte, es zu verstehen.
Wir setzten unseren Weg schweigsam fort und liefen die Straße entlang, welche durch das fahle Licht der Laternen nur matt beleuchtet wurde.
Die unangenehme Stille war grausam, auf der anderen Seite war ich dennoch erleichtert, dass er nicht mehr versuchte irgendein schwachsinniges Gespräch aufzubauen.
Ich sog die frische Landluft tief ein und versorgte meine Lungen damit, ehe ich sie mit einem lauten Seufzen wieder entweichen ließ, nur um kurz danach erneut zu frösteln.
»Ist dir kalt?«, fragte Luke und betrachtete die dünne Jacke, die um meine Schultern geschlungen war.
»Nein«, brachte ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor und schlang die Arme um meinen Körper.
Der große Junge neben mir stieß ein genervtes Stöhnen aus, strich sich seine Jacke vom Körper, um sie auf meinen Schultern zu platzieren. Bevor dies geschehen konnte, hob ich meine Hand.
»Danke, aber ich friere nicht«, log ich ihm direkt ins Gesicht und versuchte meine roten Wangen zu verbergen. Ich wusste, dass sie nur durch die Kälte ihre Farbe angenommen hatten, das musste er nicht unbedingt zu Gesicht bekommen.
»Im Lügen warst du noch nie gut, Liza. Jetzt stell dich nicht so an und schlüpf einfach in die dumme Jacke«, flüsterte er und knirschte mit den Zähnen. Augenverdrehend griff ich ergeben nach dem Stück Stoff und legte die viel zu große Jacke an, da ich definitv keine Lust auf eine weitere Konfrontation hatte.
»Na also«, murmelte er und kickte eine Coladose aus dem Weg.
Gerade so verkniff ich mir noch ein weiteres Augenrollen und vergrub mein Kinn in dem weichen Material der Stoffjacke, die ich in diesem Moment mithilfe des Reisverschlusses geschlossen hatte.
Lukes Duft benebelte meine Sinne, ich versuchte mich irgendwie abzulenken.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir inzwischen unterwegs gewesen waren, aber nach weiteren knappen zehn Minuten im Laufschritt, fanden wir uns schließlich am Waldrand wieder, welcher einen mehr als nur gruseligen Eindruck auf mich machte. Mein Herz begann schneller als gewöhnlich zu klopfen, mein Puls schien ebenfalls in einem neuen Takt zu gehen.
»Können wir bitte zurückgehen? Der Wald macht mir Angst«, teilte ich meinem Gegenüber mit und wandte den Blick ab, um der dunklen Front an Bäumen auszuweichen.
»Warte einen Moment, Dimitri ruft gerade an«, unterbrach er mich mit einem verwirrten Blick auf den Zügen und tippte auf dem neuen Smartphone herum, ehe er sich das Mobilgerät ans Ohr presste. Er betrachtete mich für eine Sekunde, dann entfernte er sich ein paar Schritte von mir; irgendwie war ich verletzt, weil er mir immer noch nicht so ganz vertraute - verübeln konnte ich es ihm trotzdem nicht, immerhin hatte ich versucht abzuhauen.
»Was gibt es?«, hörte ich seine leicht undeutliche Stimme in den Hörer rufen.
Einzelne Wortfetzen drangen an meine Ohren, nach einer Weile gab ich es auf, das Gerede der beiden zu belauschen und konzentrierte mich stattdessen auf die kleinen geformten Schneeflocken, welche derweil kontinuierlich vom Nachthimmel herab segelten.
Im Wald war es stockdunkel, man konnte selbst hier - ein paar Meter vom Rand entfernt - kaum die eigene Hand vor Augen erkennen. Dem Anschein nach zu urteilen, hatte die Bevölkerung es nicht eingesehen, hier eine Straßenlaterne zu platzieren.
»Das kann doch nicht wahr sein!«, unterbrach Lukes laute Stimme die Ruhe der Nacht und meine Gedanken, ich schaffte es ausnahmsweise einmal, nicht zusammenzuzucken.
»Luke, ist alles in Ordnung?«, verlangte ich leise zu erfahren, meine Stimme war nicht mehr als ein sanfter Hauch.
Der Angesprochene ließ das Handy sinken und starrte mir mit einem leeren Blick geradewegs in die Augen. Besorgt schritt ich auf ihn zu und fuhr mir einmal nervös durch die dunklen Haare, als er noch immer über das eben Erfahrene schwieg.
»Luke, ich mache mir Sorgen. Könntest du bitte aufhören, mich so seltsam anzusehen und mir anstelle davon vielleicht erklären, was passiert ist?«, bohrte ich weiter und legte eine Hand vorsichtig auf seine Schulter; erst jetzt wurde mir wieder klar, wie groß er eigentlich war.
»Sie haben uns gefunden«, war das einzige, was er mir mitteilte, bevor er meinen Griff sanft löste und anfing im Kreis zu laufen.
»Sie?«, fragte ich verwirrt und schaute dem braunhaarigen hinterher.
Gleich nachdem ich die Frage gestellt hatte, wurde mir klar, über wen er gesprochen hatte und ich musste kräftig schlucken.
»Aber... wie?«
»Er ist nicht dumm und trotzdem frage ich mich, wie ein normaler Mensch zu so etwas in der Lage ist. Immerhin haben wir zahlreiche seiner Leute ausgeschaltet und ihn am Flughafen abgeschüttelt. Vermutlich hat er doch mehr Verbündete auf der ganzen Welt, als wir alle dachten«, überlegte er laut; unwillkürlich begann ich, mich unwohl in meiner Haut zu fühlen.
»Was machen wir jetzt?«, glitt mir die nächste Frage über die Lippen, ich versuchte die aufkommende Übelkeit zu verdrängen.
»Jackson, Dimitri und Seth haben aus dem Motel ausgecheckt und sind auf dem Weg zur Hauptstraße. Das heißt wir müssen zurücklaufen, um uns mit ihnen zu treffen, dann können wir abhauen. Die erste Einheit wurde auch schon informiert und den weiteren Ablauf müssen wir einfach auf uns zukommen lassen, da die Jungs und ich ziemlich unvorbereitet waren. Er hat uns auf dem falschen Fuß erwischt«, klärte Luke mich auf und schob mich leicht in die richtung, aus der wir gekommen waren, das Handy noch immer in der Hand haltend.
In diesem Moment kam mir die ganze Situation nicht mehr so angenehm vor, es hatte sogar aufgehört zu schneien. Der dunkle Himmel war immer noch beängstigend, ich zog Lukes Jacke ein wenig fester um meinen Körper.
»Scheiße«, fluchte Luke auf einmal, woraufhin ich mich umdrehte, damit ich in die schönen blauen Augen sehen konnte.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er stehen geblieben war und eine Nachricht auf seinem Handy tippte.
»Planänderung. Wir müssen schnell weg hier", sagte er panisch und schaute sich um. "Los, wir müssen zurück zum Wald!«, sprach er weiter und zeigte mit dem Finger auf die dunkle Seite der Stadt.
»Wieso? Was ist passiert?«, wollte ich erfahren.
Er beantwortete mir meine Frage nicht, schnappte sich nur meine Hand und zog mich mit sich mit, so lange, bis wir schließlich wieder am Waldrand angekommen waren.
Luke schaute zwischen mir und dem Wald hin und her, seine Mimik veränderte sich ein bisschen; er blickte mich abwartend an. Zuerst begriff ich nicht, was er damit bezwecken wollte, doch dann klarte sich meine Sicht auf und ich hob abwehrend die Hände.
»Du kannst vergessen, dass ich auch nur einen Fuß in diese Hölle setzte!«, legte ich meinen Standpunkt klar und deutlich fest.
»Liz, führe dich nicht auf wie ein Mädchen, wir...«
»Entschuldige mal, aber ich bin nun einmal ein Mädchen!«, empörte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich ihn herausfordernd ansah.
»Wir müssen hier verschwinden und im Wald werden sie uns nicht finden, da er riesg ist und die Dunkelheit uns Deckung gibt, bis wir ein besseres Versteck gefunden haben. Seth und die anderen kommen ebenfalls hierher, damit sie uns später etwas weiter im Inneren treffen können. Also hör auf dich so zimperlich zu benehmen, es steht gerade alles auf dem Spiel«, motzte er mich an.
Genervt verdrehte ich die Augen und hielt die entstandenen Tränen zurück, da der Zeitpunkt gerade mehr als unpassend zum weinen war.
»Gut, dann lass uns gehen«, krächzte ich und stolzierte an ihm vorbei.
Wie sehr ich es doch hasste, über meinen Schatten zu springen und nachzugeben.
Die Lage schien sich bis vor zwei Stunden noch gebessert zu haben, doch nun handelte es sich um das genaue Gegenteil; die Situation schien sich zuzuspitzen.
Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und nach Hause gehen, meine Eltern in die Arme schließen und Less tausend Mal an den Kopf werfen, das nichts von alldem ihre Schuld war. Ich wollte alle wissen lassen, dass es mir gut ging. Oder wenigstens meine engsten Freunde noch einmal sehen, ihnen sagen, wie sehr ich sie liebte, falls mir tatsächlich etwas zustoßen sollte.
»Höre auf dir unnötige Sorgen zu machen, ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird«, trug Luke mit einer nicht sonderlich überzeugenden Stimme bei und kratzte sich am Hinterkopf.
Ich ignorierte seinen Ausspruch und begann seinen Körper zu mustern.
Sein Pullover war durch den Schnee ein wenig feucht geworden; ich war mir sicher, dass ihm kalt war, weswegen ich die Jacke von meinem Körper striff und ihm mit den Worten »Ich denke du brauchst sie dringender« in die Hände drückte.
Er wollte protestieren, aber ich hatte mich bereits abgewandt und war weitergelaufen.
Der schmale Waldweg ließ sich kaum erkennen, ich kniff meine Augen zusammen und strengte mich an, nicht über irgendwelche Wurzeln zu stolpern.
Mir kam es so vor, als würde mit jedem gelaufenen Meter die Temperatur noch ein Stück weiter sinken; ich spürte weder meine Füße, noch meine Finger. Beide Körperteile waren zu Eiszapfen mutiert, ich rieb die Hände aneinander und versuchte wenigstens etwas Wärme damit zu erzeugen.
Das Licht von Lukes Handydisplay zog meine Aufmerksamkeit auf sich, neugierig versuchte ich irgendetwas zu erkennen.
»Jackson meinte, wir sollen so lange gerade aus weiterlaufen, bis wir beim ersten Jägerstand ankommen. Dort warten wir dann bis sich der Rest unserer Einheit zu uns gesellt. Sie sind bereits am Waldrand eingetroffen und betreten gerade den Weg. Siehst du den Jägerstand schon irgendwo?«, stellte Luke die Frage und guckte sich suchend um, zur Hilfe nahm er sich die Taschenlampe seines Smartphones.
Ich tat es ihm gleich und entdeckte nicht weit von unserem Standort entfernt, ein Gebilde aus Holz.
Wir schenkten uns gegenseitig einen Blick, ehe er sein Handy wegsteckte und mit mir zusammen auf das Holzgebilde zuging.
Die stufen ließen sich zwar leicht erklimmen, dennoch rutschte ich immer wieder ab, durch den leichten Schnee, der das Material bedeckte. Glücklicherweise befand sich Luke direkt hinter mir und rettete mehrere Male meinen Hintern. Erschöpft setzte ich mich auf das kalte Holz und freute mich darüber, dass wir eine Decke über dem Kopf hatten.
Der Schnee, welcher mittlerweile wieder vom Himmel segelte, fand trotzdem seinen Weg durch das mittelgroße Fenster auf der Stirnseite des Jägerstands hinein, doch das war mir egal.
Die Plattform war so eng, dass mein Arm Lukes berührte, ich versuchte das Kribbeln in meiner Bauchgegend zu ignorieren und schloss die Augen, um etwas Ruhe zu finden.
Ich driftete langsam aber sicher immer mehr in die verlockende Welt des Schlafes ab, bis schließlich mein Kopf zur Seite knickte und ich kurz davor war, komplett in meiner Traumwelt zu versinken.
»Elizabeth Maria, bleib wach. Du darfst in der Kälte nicht einschlafen, sonst fährt sich dein Körper herunter und es kann sein, dass du erfrierst«, stupste Luke mich augenblicklich an und ich riss erschrocken die Augen auf.
»Dann könnte ich wenigstens endlich in Frieden tot sein und hätte meine Ruhe«, murmelte ich müde und gähnte anschließend.
»Ich bin mir sicher, dass die Jungs bald kommen«, bemerkte er.
»Hoffen wir es doch.«
Der Schnee fiel so leise auf die Erde herab, ich zwang mich ihm dabei zuzusehen, um eine Beschäftigung zu haben und die Müdigkeit zu verdrängen.
Erneut lag eine Stille über uns, keiner sagte auch nur ein Wort.
Ab und zu hörte man ein Knacken im Wald, den einen oder anderen Vogel, der ein leises Piepen von sich gab und natürlich den regelmäßigen Atem des jeweilig anderen. Auf eine bestimmte Art und Weise, beruhigten mich Lukes Atemgeräusche; ich fing wieder an meine Hände aneinander zu reiben, um Wärme zu gewinnen, bis mir eine Frage auf der Zunge lag, die ich ihm unbedingt stellen musste.
»Hast du diese Mädchen vergewaltigt?«, rutschte es mir heraus.
Der Angesprochene spannte seine Muskeln an, ich merkte, dass er nicht gut auf das Thema zu sprechen war.
»Luke? Würdest du mir bitte eine ehrliche Antwort geben?«, hakte ich nach.
»Warum interessiert dich das?«, entgegnete er mit einem gereizten Unterton.
»Weil es für mich wichtig ist. Also?«, fragte ich erneut, dachte gar nicht daran, aufzugeben. Ich musste die Wahrheit wissen. Wenn er das wirklich getan hatte, dann wollte ich nach dieser ganzen Sache nichts mehr mit ihm zu tun haben; nie wieder.
Luke bekam keine Chance zu antworten, da man leise trotzdem hörbare Schritte vernehmen konnte.
Ich hielt den Atem an und vergrub mein Gesicht ängstlich in den angewinkelten Beinen.
Der große Junge bemerkte meine Angst und legte schützend seinen Arm um mich herum; ich merkte, wie mein Atem schneller ging und sich glatt zu verdreifachen schien.
»Luke?«, hörte man ein leises flüstern von unten, dann knarzten die Stufen.
Die Stimme kannte ich irgendwoher...
Im nächsten Moment hörte man einen lauten Rums, danach folgte ein schmerzhaftes Stöhnen. Neugierig löste ich Lukes Arm von meinem Körper und beugte mich nach draußen, nur um Seth am Boden liegen zu sehen.
»Was machst du da am Boden?«
Verwirrt setzte ich mich so hin, dass mein linker Fuß auf dem einen Leiterholm stand, ehe ich langsam nach unten kletterte, um Seth zu helfen. Auch Luke kam aus dem Versteck gekrochen und begrüßte Jackson und Locke, die zwei Meter entfernt standen und das Spektakel beobachteten.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete der Gefragte miesepetrig und klopfte sich den feinen Schnee von der Kleidung.
»Wir haben ein noch größeres Problem. Die erste Einheit ist gefasst worden. Aus irgendeinem Grund sind sie wohl auf der Polizeiwache gelandet und sitzen nun in Untersuchungshaft. Ich fürchte es lag an den Waffen, die nicht gemeldet waren. Es kann dauern, bis sie wieder auf freiem Fuße sind, das heißt wir sind auf uns alleine gestellt«, informierte Jackson uns und ich schluckte kräftig um den ekeligen Geschmack aus meinem Mund zu vertreiben.
»Wohin gehen wir?«, mischte ich mich ein und biss mir auf die Lippe, damit ich meine Nervosität verbergen konnte.
Locke guckte mich mit einem missbilligenden Blick an und ich stöhnte genervt auf.
»Leute, wir sitzen alle im selben Boot und ihr vertraut mir immer noch nicht? Ernsthaft jetzt?«
Seth räusperte sich und stellte sich an meine Seite, eine Hand auf meiner Schulter gebettet, was mich dem Anschein nach beruhigen sollte; er hatte wahrscheinlich bemerkt, wie genervt ich derzeit war.
»Wir durchqueren den Wald, dann sind wir im nächsten Dorf und dort entscheiden wir letztendlich, wie wir weiterhin vorgehen«, platzte Jackson heraus, dabei lagen seine schmalen Augen prüfend auf mir.
Ich nickte langsam.
»Okay, wir laufen bei dieser Kälte durch einen stockfinsteren Wald, sind auf der Flucht vor irgendwelchen Killern die uns alle umbringen wollen, noch dazu schneit es und ich habe als Begleitpersonen auch noch vier Idioten. Das wünscht sich doch jedes Mädchen«, sagte ich sarkastisch.
Seth stupste mich spielerisch an und tat so, als hätten ihn meine Worte schwer beleidigt.
»Gute Zusammenfassung, Lizzie. Ich schlage vor, dass wir nun wieder ernster werden, mit der Situation ist schließlich nicht zu Spaßen«, kommentierte Locke.
Wir standen in einem Krass, sodass Luke jeden von uns einmal anschauen konnte, in seinen Augen lag ein undefinierbares Gefühl.
»Seid ihr bereit?«
A/N: Habe euch alle lieb. :) ♥
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