KAPITEL 27
E L I Z A B E T H
Erledigt fuhr ich mir durch die Haare und versuchte Lukes Verhalten auf irgendeine Weise zu verdauen, oder wenigstens ansatzweise zu verstehen.
Ein seltsames Gefühl herrschte in meinem Körper und ich knabberte an der Haut meines Fingers herum, während ich die dunklen Wände betrachtete und darauf wartete, dass etwas passierte.
Die Matratze, auf der ich saß, wurde langsam ungemütlich und ich wollte einfach nur nach Hause und ein entspanntes Bad nehmen.
Wieso brauchte Luke so lange um seinen Freunden zu erklären, dass wir uns kannten und ich zurück ins College gehen durfte? Ich wollte so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben, da es den großen Anschein auf mich machte, dass er definitiv auf der falschen Bahn angekommen war.
Er und seine Freunde vergewaltigten Mädchen.
Mädchen, die er noch nie gesehen hatte; unschuldige Mädchen, welche zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren.
Und das alles nur zu seinem Vergnügen.
Mir wurde übel und ich presste meine Hand auf den Mund, schluckte kräftig um den ekligen Geschmack von Verlust zu vertreiben. Ein Stich in meiner Brust teilte mir mit, dass sein Verhalten mich nicht nur verletzte, sondern auf eine ganz bestimmte Art und Weise so aus der Bahn schmiss, dass ich mich am liebsten übergeben hätte. Ich hatte wirklich gedacht, dass er mich liebte und diesen schweren Abschnitt seines Lebens ohne all diese Taten überstehen könnte.
Das Quietschen der Tür lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich und ich erhob mich von meinem Platz, nur um Luke zu sehen, der über die Schwelle trat und das schwere Material hinter sich ins Schloss fallen ließ, einen ernsten Blick aufgesetzt.
»Kann ich endlich nach Hause gehen?«, fragte ich und versuchte desinteressiert zu klingen und eine gelangweilte Miene zum Ausdruck zubringen.
Der Angesprochene öffnete den Mund um etwas zu sagen, ließ es dann aber doch und schwieg.
Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, ich hatte ein schlechtes Gefühl in meiner Magengegend. Lukes Augen drückten mehr als tausende Worte aus, ein Schauer lief mir den Rücken herunter und ließ zu, dass sich eine Gänsehaut; sanft wie ein Schleier, auf meinem Körper verteilte.
»Es gibt einiges zu bereden«, unterbrach er schließlich die bedrückende Stille und verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Geste und auch die dazu gehörige Aussage brachten mich dazu, noch nervöser zu werden; ein paar Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn.
»Was soll das heißen?«, fragte ich und schnappte nach Luft. Aufgeregt fuhr ich mir durch die Haare und strich somit ein paar verirrte Strähnen auf Seite.
Sein dunkler Blick klebte auf mir, in meinem Magen breitete sich ein unwohles Gefühl aus.
»Das bedeutet, dass du wohl noch ein bisschen länger als gedacht hierbleiben musst.«
A L E S S I A
Während ich dabei war meine Schläfen zu massieren, kramte ich im Schrank des Badezimmers herum und suchte nach Kopfschmerztabletten.
Der gestrige Abend war wohl doch zu viel des Guten gewesen, ich hatte es mit dem Alkohol ein klein wenig übertrieben, Sheila ging es auch nicht anders. Glücklicherweise war Ashton so ziemlich nüchtern geblieben und hatte uns beide bis ins Zimmer begleitet.
»Reiche mir mal bitte die Tabletten«, meinte Sheila und streckte ihre Hand nach mir aus. Augenverdrehend nahm ich mir eine der Pillen heraus und drückte ihr anschließend die Packung in die Hand, ehe ich zurück ins Zimmer stiefelte.
Mein Blick fiel auf Lizas Bett; es war unbenutzt.
Verwirrt suchte ich den Raum nach ihr ab, doch sie war nirgends zu sehen, ebenso wie ihre Partyklamotten der letzten Nacht.
Meine Augenbrauen trafen sich in der Mitte, während meine andere Zimmermitbewohnerin auf ihr Bett zu stolperte und legte sich das Kissen über den Kopf; dem Anschein nach dazu bereit, den Unterricht zu schwänzen, aufgrund ihrer Kopfschmerzen.
»Hast du eine Ahnung wo Liz ist?«, verlangte ich zu erfahren, einen besorgten Unterton in der Stimme.
»Nein weiß ich nicht. Sei bitte leise, mein Kopf ist sowieso schon fast am explodieren, deine Stimme verbessert das nicht gerade«, motzte sie mich an und ich entfernte mich kopfschüttelnd von ihr, um nach meinem Freund zu sehen; vielleicht hatte er etwas von Liz mitbekommen.
Auf dem Flur war noch nicht so viel los wie sonst, woraus sich der Vorteil schloss, dass ich nicht so lange bis in den Trakt der Jungs brauchte.
Ich dachte nicht einmal daran, an die Tür zu klopfen und stürmte stattdessen das Zimmer.
Ashtons Mitbewohner Logan starrte mich mit weit aufgerissenen Augen und noch dazu ungläubig an. Der Typ stand splitternackt vor mir und bedeckte sein bestes Stück schnell mit dem Handtuch welches er zwischen den Fingern hielt.
Erschrocken biss ich mir auf die Lippe und hielt mir die Augen zu.
»Zieh dir besser mal etwas an«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte dabei nicht zu stottern.
»Was ist denn hier los?«
Hinter mir war mein Freund, einen misstrauischen Blick auf den Gesichtszügen. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, da er aussah wie ein wütender Welpe.
»Nichts, ich habe dich nur gesucht und dann ihn gefunden«, kicherte ich und legte meine Arme um Ashs Oberkörper, bettete den Kopf auf seiner Brust. Mein Satz klang eindeutig zweideutig, trotzdem hoffte ich, dass er den Witz daran nicht verstanden hatte.
Beinahe hätte ich den eigentlichen Grund für meine Anwesenheit vergessen.
»Hast du Liz irgendwo gesehen?«, fragte ich mit ernster Miene, der Angesprochene war ein wenig perplex, aufgrund meines plötzlichen Wechsels zur Ernsthaftigkeit.
»Nein, ich dachte sie wollte sich gestern Abend mit Louis und Harry treffen?«, informierte er mich mit einem fragenden Blick, kratzte sich währenddessen am Hinterkopf.
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, verbreitete sich das Sorgengefühl noch ein wenig mehr in meinem Körper, ich schluckte.
»Sie ist gestern Abend nicht in unser Zimmer gekommen, das Bett war unbenutzt und ich habe keine Ahnung wo sie steckt«, wisperte ich aufgeregt und lief dabei wie ein ungeduldiger Tiger auf und ab.
»An deiner Stelle würde ich die beiden fragen, wenn jemand etwas weiß, dann Louis und Harry.«
Ich nickte, ließ mir den Weg beschreiben, drückte Ash einen sanften Kuss auf den Mund und verschwand aus dem Zimmer.
Ich musste einmal durch den halben Wohnblock laufen, damit ich in den richtigen Gang abbog und somit vor dem gesuchten Raum stand.
Räsupernd klopfte ich an die Tür.
»Louis? Harry? Tut mir leid dass ich eure kleinen Liebesspielchen unterbrechen muss, aber ich suche nach Liz«, sagte ich laut, eindeutig zu laut, da sich mehrere Typen zu mir umdrehten und komische Blicke auf ihren Gesichtern hatten.
»Less, was zum Teufel tust du da?«, fragten die beiden gesuchten Personen, deren Gesichter eine Tür weiter durch den Spalt lugten, und mich sprachlos betrachteten.
Mein Mund formte sich zu einem 'O' und ich hatte sehr große Probleme damit, mein Lachen zu unterdrücken.
»Habt ihr Liz irgendwo gesehen? Sie hat gestern Abend nicht in ihrem Bett geschlafen und ist wie vom Erdboden verschluckt«, wollte ich erfahren und blickte die beiden prüfend an.
Die zwei tauschten einen Blick untereinander aus und wurden sofort rot.
»Wir haben sie gestern Abend nicht gesehen, weil wir... beschäftigt waren.«
»Oh bitte, erspart mir eure kleinen dreckigen Erlebnisse. Ich muss meine beste Freundin suchen gehen«, unterbrach ich Harry, welcher immer noch versuchte einen halbwegs anständigen Satz zusammenzubringen.
Ohne ein weiteres Wort in den Mund zu nehmen ließ ich Louis und Harry sprachlos und verlegen zurück.
Sorgenvoll strich ich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht und überlegte mir, wo ich als nächstes suchen sollte.
Nach einem kurzen Entschluss spazierte ich einmal um den kompletten Campus herum, durchsuchte den kleinen Wald und den hinteren Teil des Hofes, keine Spur; ich hatte ja noch nicht einmal bemerkt, dass ich meine Kurse bereits am zweiten Tag sozusagen geschwänzt hatte.
Letzten Endes zückte ich mein Handy aus der Hosentasche und versuchte es noch einmal dort, nach dem zehnten Klingeln wollte ich es aufgeben, als ich ein leises Geräusch hörte, dass verdächtliche Ähnlichkeit mit Lizas Klingelton hatte.
Ich zog die Augenbrauen kraus und schritt näher, bis ich schließlich einen Gegenstand auf dem Boden erkannte.
Ein dicker Kloß in meinem Hals und ein seltsames Gefühl in meinem Magen teilten mir mit, dass es sich um Liz' Handy handelte, doch ich hoffte weiterhin guten Gewissens, dass diese Teile von meines Körpers falsch lagen. Die grüne Silikonhülle und das verstummen des Klingeltons, sobald ich auf den roten Hörer meines iPhones gedrückt hatte, sagten mir aber genau das Gegenteil.
Geschockt ließ ich ihr Handy sinken und sah mich in der Gegend um, in der ich mich gerade befand; es handelte sich um die Rückseite des Colleges.
»Egal was gestern hier passiert ist.... Es kann nichts gutes bedeuten«, flüsterte ich und presste mir die Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
Zitternd wählte ich den Notruf, Tränen brannten in meinen Augen als ich die Situation schilderte.
»Spreche ich da mit der Polizei? Ich muss ein Verbrechen melden. Meine beste Freundin Elizabeth Reed ist seit gestern Abend spurlos verschwunden«, sagte ich in den Hörer und versuchte die Tränen dabei zurückzuhalten.
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