KAPITEL 24
Three weeks later
E L I Z A B E T H
Langsam schritt ich noch einmal durch die Wohnung, es war das letzte Mal, dass ich in ihr stehen würde; in nicht einmal einer Woche würde hier alles in Schutt und Asche sein. Und in weniger als einer Stunde, verließ ich mein Zuhause; das College rief.
Vor zwei Tagen hatte ich die Bestätigung der University of Sydney erhalten, genau wie Less und Ashton. Calum und Michael wurden an der University of Western Sydney angenommen; so war niemand von uns alleine in einem fremden Gebiet. Noch dazu kam, dass wir nicht wirklich weit voneinander entfernt waren und uns an den Wochenenden sehen konnten.
Alles schien so perfekt zu sein.
Schien.
Meine innere Fassade war noch immer dabei zu blättern, ich vermisste Luke und das mehr als ich dachte. Die ganzen Erinnerungen, welche mit diesen Räumen zusammenhingen, machten dieses Gefühl nicht gerade besser.
Die Küche bestand nur noch aus ihren Rohstoffen und der Wand, der Rest war verschwunden. Ich konnte mich nicht daran erinnern, eines von den teuren Küchengeräten einmal richtig benutzt zu haben. Meine Besichtigungstour führte mich ins Badezimmer, welches ich immer als schön groß befunden hatte.
Viel gab es nicht mehr zum Anschauen und Abschied nehmen, nur noch ein Raum.
Als ich in meinem ehemaligen Schlafzimmer stand und den Fleck an der Wand betrachtete, vor der das Bett gestanden hatte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Züge. Und dann war ich genau an der Stelle, an der wir uns das erste Mal geküsst hatten.
Wie ein Film spielte sich alles vor meinem inneren Auge ab.
F L A S H B A C K
»Oh Luke! Du hättest besser aufpassen müssen! Jetzt hat meine Decke einen hellgrünen Fleck«, jammerte ich und prügelte auf seine Brust ein.
»Warte, ich werde es einfach mit weiß überpinseln«, schlug er mir vor und hob den Eimer mit der weißen Farbe hoch. Mit einem bedrohlichen Glitzern in den Augen, funkelte ich ihn an.
»Nein, nein, nein, nein! Du hast schon genug getan, lass mich das besser machen okay?«, zischte ich und schnappte mir den Farbeimer aus seinen Händen. Luke hielt sich die Augen zu, da er es gar nicht mit ansehen mochte, wie ich mit dem Teil herumhantierte und den Farbtopf schlussendlich, neben den mit der grünen Farbe, auf der Leiterplattform niederließ.
»Reich mir mal den dünnen Pinsel«, befahl ich ihm und Luke gehorchte auf der Stelle. Ich begann mich zu strecken, kam trotzdem nicht an die Stelle.
»Verdammt, ich bin zu klein«, fluchte ich und sah Luke mit einem Killerblick an.
»Bist du dir sicher dass ich es nicht machen soll? Komm einfach nach unten, dann kann ich das Problem lösen«, sagte er und klang dabei sehr genervt.
»Nein, wie gesagt, du hast...«
Weiter konnte ich nicht sprechen, da ich mit meinem verletzten Fuß abrutschte, schmerzvoll aufkeuchte, und einen Abgang nach unten machte. Luke reagierte schnell, fing mich auf, wirbelte herum sodass das ganze Gestell zu wackeln begann und landete samt mir auf dem Boden.
Wir beide sogen scharf die Luft ein und sahen uns verblüfft gegenseitig in die weit geöffneten Augen. Ich wollte etwas sagen, wurde aber von einem seltsamen Geräusch unterbrochen. Die Leiter wackelte immer noch ein wenig hin und her, wir hätten es gleich vorhersehen müssen.
Der eine Eimer mit der grünen Farbe, schwappte zuerst ein kleines bisschen über, ehe er auf der Kante stand und zu kippen drohte.
Genau in diesem Moment hielt ich die Luft an und betete, dass nichts passieren würde.
Natürlich musste das Schicksal mal wieder seinen eigenen Weg gehen.
Es kam mir vor wie in Zeitlupe, als der Farbeimer nach unten stürzte, die ganze Farbe landete auf unseren verschwitzten Körpern. Aus meiner Kehle entwich ein spitzer Schrei, ich wischte mir angeekelt über die Augen um etwas zu erkennen. Der braunhaarige Junge begann zu lachen und versuchte sein Gesicht zu reinigen. Als ich ebenfalls wieder eine halbwegs freie Sicht errungen hatte, lachte er noch immer und ich fuhr ihm mit einem Finger über die Wange.
»Du hast da etwas im Gesicht«, waren meine Worte, die ihn nicht nur zum Lächeln sondern erneut zum Lachen brachten. Luke wiederholte dieselbe Geste bei mir.
»Du auch, Liza Maria.«
Für einen Moment herrschte Stille, in der mir klar wurde, dass dieser Moment ein totales Déjà-Vu Erlebnis war. So wie beim letzten Mal auch, näherten sich unsere Gesichter wieder an. Ich spürte seinen minzigen Atem in meinem Gesicht, die klaren Augen mit einem funkeln versehen.
Nicht einmal ein Floh hätte sich zwischen uns drängen können.
Und genau das war der Moment, in dem wir unseren Gefühlen nachgaben; alles um uns herum vergaßen. Für haargenau diesen Moment rückten sämtliche Dinge in den Hintergrund, es gab nur noch ihn und mich; nur noch das hier und jetzt. Keine Vergangenheit, keine Zukunft.
Dann berührten sich unsere Lippen.
F L A S H B A C K E N D E
Auf dem Boden sitzend rieb ich mir einmal über die Augen, ich war selbst zu aufgelöst, um zu weinen. Luke fehlte mir so sehr, auch wenn ich es vielleicht niemals laut zugegeben hätte.
Ich bettete mein Gesicht für ein paar Sekunden in meinen angewinkelten Beinen, um die Aufregung welche meinen Körper beherrschte, ein wenig herunterzufahren.
Dann erhob ich mich seufzend, und beschloss wieder nach Hause zu fahren.
Mein 18. Geburtstag war genau zwei Wochen her, eine wirkliche Party hatte es nicht gegeben.
Aus der Familie waren nur meine Großeltern angereist, die anderen hatten es sich nicht schon wieder leisten können, zu uns zu fahren. Less, Ashton, Calum und Michael waren auch eingeladen gewesen, hatten aber deutlich verstanden, dass ich nicht groß feiern wollte, im Gegensatz zu meinen Eltern.
Sie hatten versucht, die Feier so prunkvoll und groß wie möglich zu halten, doch ich war bereits um zehn Uhr nach oben in mein Zimmer verschwunden, nur um auf Tumblr zu gehen und den restlichen Abend am Laptop zu verbringen.
Als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog und mich umdrehte, erhaschte ich einen Blick auf die Wohnung des alten Ehepaares, welche immer ein Auge auf mich gerichtet hatten. Die beiden standen im Türrahmen und schienen sich ebenfalls von ihrem alten Wohnort zu verabschieden. Sie bemerkten mich und schenkten mir ein trauriges Lächeln.
»Ich wünsche ihnen noch ein schönes Leben«, verabschiedete ich mich und zwang mir ebenfalls ein aufmunterndes Lächeln auf die Lippen. Die Frau legte mir eine Hand auf die Schulter, während ihr Mann die Wohnungstür verriegelte.
»Das wünschen wir dir auch, Kleines.«
Irgendwie tat es mir für das Pärchen leid, dass sie ihre Wohnung verlassen mussten, bestimmt wohnten sie schon sehr lange hier.
Zusammen verließen wir den Wohnblock und teilten uns dann in verschiedene Richtungen auf, erst jetzt wurde mir klar, dass ich die Zwei vermutlich nie wieder sehen würde, denn Sydney war eine riesige Stadt.
Mein Auto parkte in der Seitenstraße, ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor; es war ein gutes Gefühl, alleine fahren zu dürfen. Aufgeregt versuchte ich mich zu beruhigen und nicht daran zu denken, dass ich in weniger als einer halben Stunde auf dem Weg zum College war, um einen komplett neuen Abschnitt meines Lebens zu starten.
Die ganze Zeit über spukten mir neue Fragen durch den Kopf, hoffentlich würde ich die Antworten bald erhalten.
Zuhause angekommen, standen Mum und Dad schon vor der Tür, ziemlich viel meines Gepäcks in den Händen, welches nur darauf wartete, in meinem Kofferraum zu landen. Ich parkte das Auto an der Bordsteinkante vor unserem Haus, schaltete den Motor ab und sprang aus dem Wagen.
»Danke, dass ihr meine Sachen schon einmal rausgestellt habt«, meinte ich und fing an, die ersten Kartons auf meinen Händen und Armen balancierend, in den Kofferraum zu stapeln.
Dad kam mir zu Hilfe und sortierte die Taschen der Größe nach, damit nichts zu Schaden kam, während Mum noch einmal kontrollierte, dass ich die wichtigsten Sachen hatte.
»Liz, ich bin so stolz auf dich, du bist zu einer erwachsenen, wunderschönen, jungen Frau herangewachsen, und doch wirst du für immer mein kleines Mädchen bleiben. Ich hoffe du kommst uns oft besuchen, immerhin finden bald die Meisterschaften im Bogenschießen statt. Halte dich bitte fit und gehe wenigstens ein paar Mal in der Woche joggen.«
Augenverdrehend legte ich meine Arme um seinen Körper, das war mal wieder typisch mein Vater. Selbst in solchen Situationen musste er die Selbstverteidigungs-Masche bringen, aber das war auch einer der Gründe, weshalb ich ihn so liebte.
»Keine Sorge, ich verspreche dir dass ich mindestens einmal am Tag laufen gehe«, versicherte ich ihm, grinste dabei vom einen Ohr zum anderen.
»Los jetzt Elizabeth, Dean, steigt ein wir müssen fahren«, scheuchte meine Mutter uns auf, während sie hinter sich die Tür verriegelte.
»Wie kommt ihr eigentlich wieder nach Hause?«, fragte ich beiläufig und nahm auf der Rückbank platz, zwischen meinen ganzen Taschen, da Dad darauf bestanden hatte, zu fahren und meine Mutter unbedingt vorne sitzen wollte.
»Mache dir darüber keine Gedanken, wir rufen uns ein Taxi«, sagte er knapp, fuhr los. Ich warf einen letzten Blick auf das Haus und lehnte mich dann entspannt im Sitz zurück.
Der Radiosender spielte komische Musik, weshalb ich mich dazu entschied mit meinem Handy ein paar Lieder anzuhören, während ich Flappy Bird spielte. Normalerweise hätte ich ein wenig geschlafen, aber die Fahrtzeit betrug nur eine knappe dreiviertel Stunde.
Unterdessen zog die Stadt an mir vorbei, die Wiesen auf denen sich die Grashalme hin und her bogen, die Bäume deren Blätter mit Sicherheit im Wind raschelten, der kleine Fluss, welcher sich in breiten Bahnen durch die Stadt schlängelte.
Hin und wieder konnte ich hören, wie ein Karton auf einen anderen fiel, mit Sicherheit war der gesamte Kofferraum verwüstet, wenn wir ankamen.
Nach einer Weile tippte meine Mutter mir auf die Schulter und deutete nach vorne.
Das riesige Gebäude ragte empor, es sah wunderschön aus, genau wie die Teile vom Campus, die man bereits erkennen konnte. Hibbelig fuhr ich mir einmal durch die Haare und zog danach die Stöpsel aus den Ohren.
»Hammer«, entwich es mir und ich presste mir die Hände auf den Mund, damit ich mein breites Lächeln wenigstens ein bisschen verbergen konnte.
Dad bog zum halb gefüllten Parkplatz des Colleges ab und parkte den Wagen.
Frische Luft strömte durch meine Lungen, als ich festen Boden unter meinen Füßen spürte und die Hand über meine Augen legte, da die Sonne blendete.
Die Fassade und der Grundriss des Gebäudes, ließen alles prachtvoll und märchenhaft wirken, es sah aus wie ein Schloss. Der Campus war nur so von grünen Pflanzen und bunten Blumen übersäht, ich fragte mich, wie viele Gärtner hier eingestellt sein mussten.
»Liz, ich schlage vor du und deine Mutter machen sich auf den Weg zur Anmeldung, währenddessen lade ich schon einmal deine ganzen Sachen aus«, schlug mein Vater vor und klopfte mir sanft auf die Schulter.
Ich nickte um ihm eine Antwort zu geben und lief danach mit meiner Mutter auf mein neues Zuhause zu.
Man konnte von hier aus gar nicht unterscheiden welcher Teil des Anwesens das Wohnheim, und welcher die Schule selbst, war.
»Ganz schön riesig«, kommentierte Mum und schob ihre Sonnenbrille hinauf.
»Das kannst du laut sagen«, stimmte ich ihr zu.
Neben uns liefen weitere Mädchen meines Alters, ebenfalls mit ihren Familien. Ich ließ die Blicke über ihre Gesichter gleiten, erkannte jedoch keinen aus meiner alten Schule.
Die Aufregung und das Adrenalin stiegen, je näher wir dem Gebäude kamen.
»Bist du bereit?«, wollte meine Mutter schließlich erfahren, als wir vor der Tür des Haupteingangs standen.
Ich schluckte kräftig und nickte mit dem Kopf.
In der Eingangshalle empfing uns eine wohlige Wärme, die fast schon stickig war. Viele Leute standen hier herum und schienen auf irgendetwas zu warten, umarmten, oder beglückwünschten ihre Töchter und Söhne noch ein letztes Mal, da der Abschied rief.
Um ehrlich zu sein hatte ich schon große Angst davor.
Inzwischen hatte Mum sich schon an eine der Sekretärinnen gerichtet, sie regelte alles nötige und unterschrieb auf irgendeinem Zettel, die Anmeldung vermutete ich. Ein paar Jungs kamen durch die tür und zogen somit alle Blicke auf sich, hinter ihnen erkannte ich endlich ein bekanntes Gesicht; Ashton schritt über die Schwelle.
Glücklich stiefelte ich auf ihn zu und zog ihn in eine Umarmung.
Durch sein Lächeln traten die Grübchen an den Wangen hervor und erinnerten mich an Luke.
Schnell schob ich den Gedanken beiseite.
»Das ist echt abgefahren hier. Ich habe gehört, dass die hier total viele Kurse und Freizeitaktivitäten wie Fußball oder Cheerleading anbieten. Außerdem soll es einen Pool im Kellergeschoss geben und daneben noch einmal einen Raum, in dem es so etwas wie Billiard und Tischfußball gibt«, erzählte er aufgeregt und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
»Welche Broschüre hast du denn verschluckt? Und seit wann interessierst du dich für Cheerleading, dir ist klar, dass das nur für Mädchen ist, oder?«, neckte ich ihn und bekam dafür einen spielerischen Schlag gegen die Schulter.
»Less in so einer knappen Uniform zu sehen ist bestimmt heiß«, träumte er vor sich hin, seine Augen funkelten.
»Das ist doch echt unglaublich«, murmelte ich erheitert und tätschelte ihm die Schulter, ehe ich mich wieder an meine Mutter wandte, die noch immer in ein tiefgründiges Gespräch vertieft war, in dem es sich über die Gesundheit des Essens handelte.
Augenverdrehend hielt ich nach meinem Dad Ausschau und sah ihn, wie er sich mit meinem Gepäck halb zu Tode schleppte. Ich überlegte nicht lange und eilte zu ihm.
Ashton blickte mir verwirrt hinterher.
»Schatz, was hast du denn da alles drinnen? Das fühlt sich an wie Tonnen von Backsteinen«, beschwerte sich mein Vater und ich biss mir auf die Innenseiten meiner Wangen.
»Naja, das was ein Mädchen ebenso bis zu den Semesterferien benötigt.«
Ich nahm ihm ein paar Taschen und einen der großen Kartons ab.
Zurück in der Halle, stand meine Mutter mittlerweile bei Ashton, dessen Eltern gerade an der Anmeldung standen, und unterhielt sich mit ihm. Dabei gestikulierte sie wild und rückte ihre Sonnenbrille wieder zurecht.
Dad und ich warfen uns einen wissenden Blick zu, schwiegen beide jedoch über die Situation. Wir stellten die Sachen neben Ashtons und versuchten uns in das Gespräch zu integrieren.
»Liz!«, hörte ich plötzlich meinen Namen hinter mir, alle Augenpaare dieses Raumes waren auf der Stelle auf mich gerichtet. Mit geröteten Wangen, zudem peinlich berührt, drehte ich mich um, nur um von meiner besten Freundin beinahe über den Haufen gerannt zu werden.
»Es ist soweit!«, quietschte sie mir so laut ins Ohr, dass ich Angst bekam, mein Trommelfell würde zerbersten.
»Ich weiß«, murmelte ich und drückte sie sanft von mir, da die Luft langsam knapp wurde. Als nächstes kam Ashton an die Reihe, ich empfand Mitleid für ihn, als sie ihn zu Tode quetschte.
Ihre Mutter verdrehte die Augen, begrüßte mich und meine Elternteile im Vorbeigehen freundlich.
»Liebes, ich denke es wird Zeit für den Abschied, sie starten gleich mit der Zimmerverteilung", informierte mich meine Mutter und auf einmal war er da; der Kloß im Hals.
»Ihr werdet mir so fehlen«, flüsterte ich und drückte meine Eltern fest an mich, sie erwiderten die Umarmung mindestens genauso stark.
»Du uns auch«, meinte Mum mit einer weinerlichen Stimme und tupfte sich die Augen ab.
»Versprich mir dass du jeden Tag wenigstens einmal anrufst«, flüsterte Dad in meine Haare und ich nickte leicht, sodass er es an seiner Brust spüren konnte.
»Kommst du Liz? Sie fangen an die Zimmerwünsche aufzunehmen«, ging Less zwischen unsere Umarmung und ich hätte sie am liebsten geschlagen.
»Ich komme«, antwortete ich knapp. Ashtons Blick nach zu urteilen, hatte er ebenfalls bemerkt wie unpassend der Zeitpunkt gewesen war, doch meiner Freundin schien das gar nicht aufzufallen.
Seufzend schulterte ich meine Taschen und schob die zwei Kartons mit den Füßen in die Richtung der Theke.
»Wir lieben dich«, rief mir Mum hinterher und schickte einen Luftkuss.
»Ich liebe euch auch«, sagte ich leise und wandte mich an meine beste Freundin, die wie ein kleines Kind auf und ab hüpfte.
Meine Eltern verließen die Halle, blieben jedoch vor der Tür stehen, da sie noch ein Taxi für die Heimfahrt verständigen mussten. Ich winkte ihnen noch einmal zu, bevor Less und ich jeweils für unser Zimmer einen Schlüssel und die Beschreibung für den Weg dorthin erhielten.
Wir verabschiedeten uns kurz von Ashton, der gerade Bekanntschaft mit seinem neuen Mitbewohner machte, danach wurden wir zum Aufzug geführt, der in den Mädchentrakt leitete. Damit hatte sich meine Frage also geklärt, in welchem Teil des Anwesens das Wohnheim war.
Ohne dieses nützliche Transportmittel hätte ich vermutlich Jahre gebraucht, um meine Sachen nach oben zu transportieren, ebenso wie Less.
»Das wird das abgefahrenste Schuljahr aller Zeiten«, schwärmte sie und ich stimmte ihr zu, indem ich gedankenverloren den Kopf zu einem Nicken bewegte.
Im dritten Stock schwangen die Türen auf, wir mussten etwas in die Tür stellen, weil es seine Zeit dauerte, bis wir unser Gepäck aus dem schmalen Raum befreit hatten.
»Zimmer 311«, sagte ich nach einem Blick auf den Schlüssel.
Das gesuchte Zimmer war direkt am Anfang des Ganges, nervös steckte ich den Schlüssel ins Schloss, drehte so lange bis es schließlich ein Klicken von sich gab und die Tür aufsprang.
»Oh mein Gott«, brachte ich hervor, nachdem ich den großen Raum mit meinen Augen verschlungen hatte.
Die Betten waren riesig, genau wie die Schränke. Dann gab es noch eine weitere Tür, die wahrscheinlich ins Badezimmer führte.
»Ah!«, schrie Less hinter mir und wir stürmten in das Zimmer, ich stolperte dabei fast über meine eigenen Füße. Mein einer Karton machte samt zwei Taschen trotzdem eine Bruchlandung auf den Boden, wenigstens blieb die Kiste verschlossen, alles war in einem unversehrten Zustand.
Wortlos schmiss ich eine Tasche auf das Bett, welches gegenüber von dem Fenster stand, und besetzte es somit als meines.
Verwirrt zog ich die Augenbrauen kraus, als ich zwei weitere Betten neben meinem im Raum erblickte und wollte mich gerade an meine Freundin wenden, als diese meinen Namen rief.
»Was ist los?«, fragte ich und hielt inne, als ich ein Mädchen sah, das versuchte an Less vorbei zu gelangen.
»Diese Tussi meint, sie würde hier in diesem Zimmer wohnen«, stellte sie fest und ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Das steht auf meinem Schlüssel, jetzt lass mich doch endlich durch!«, nörgelte das Mädchen genervt und ich biss mir auf die Lippe.
»Hier ist aber kein Platz für dich«, provozierte Less und ich packte sie an der Schulter.
»Um genau zu sein, stehen in diesem Zimmer drei Betten«, knurrte ich in ihr Ohr, damit sie endlich ihren Mund verschloss. Sprachlos sah sie zwischen mir und dem Mädchen hin und her, und trat anschließend einen Schritt beiseite, damit die Fremde Platz hatte.
»Habe ich doch gleich gesagt«, zickte sie und presste sich an uns vorbei, nicht ohne Less anzurempeln.
Wir schenkten uns gegenseitig einen Blick, der mehr als tausend Bände sprach.
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