KAPITEL 21

E L I Z A B E T H

»Lass uns gehen und trotz der ganzen Sache einen schönen Abend haben, okay?«, fragte Zayn und stupste mich an.

Ich nickte seufzend und setzte mich in Bewegung. Sein Auge wurde von einem lilanen Farbton umspielt, wenigstens hatte die Nase nicht weiter Blut verloren. Das Taschentuch, welches er eben noch auf die entstandene Wunde gepresst hatte, ließ er in die Jackentasche seiner Lederjacke gleiten und hielt mir dann charmant die Autotür auf.

Gerade als ich in Zayns Wagen steigen wollte, überdachte ich Lukes Worte noch einmal und plötzlich wurde mir Stück für Stück alles klar. Ich stellte mir auf einmal Fragen, über die ich vorher kein einziges Mal nachgedacht hatte.

Woher kannte Zayn Luke überhaupt? Wie hatte er genau wissen können, dass ich auf der Suche nach Luke gewesen war?

Vielleicht hatte Luke Recht und Dan hatte die ganze Sache mit Zayn und seiner Cousine wirklich nur eingefädelt.

Nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher. Nenne mir einen Grund weshalb Luke dich anlügen sollte?, mischte sich mein Unterbewusstsein ein und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

In meinem Hals machte sich der altbekannte Kloß breit und ich geriet noch mehr ins Nachdenken. Was sollte ich jetzt tun? Luke war vermutlich bereits über alle Berge, mehr als enttäuscht von mir. Um ehrlich zu sein wollte ich trotzdem keine weitere Sekunde mehr in der Nähe dieses plötzlich zwielichtig erscheinenden Typen sein.

»Liz? Ist alles in Ordnung?«, hakte Zayn nach und legte seine Hände auf meine Schultern. Ich schüttelte diese sanft ab und verneinte mit einem Nicken seine gestellte Frage.

»Zayn es tut mir leid, aber ich muss... Entschuldigung«, meinte ich und drehte mich in die Richtung um, in die Luke gelaufen war, ließ den schwarzhaarigen unachtsam stehen.

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend machte ich mich auf die Suche nach dem Menschen, den ich vermutlich gerade am meisten enttäuscht hatte. Mein Herz tat bei den Gedanken daran mehr als nur weh, ich war von mir selbst enttäuscht.

Wie hatte ich nur so dumm sein und nicht bemerken können, was hinter meinem Rücken gespielt wurde?

Am liebsten hätte ich mir selber eine Ohrfeige verpasst.

Gedankenversunken überquerte ich die leergefegte Straße und warf einen Blick in alle Richtungen, auf der Suche nach dem großen Jungen, der sich die Kapuze seines Hoodies tief ins Gesicht gezogen hatte.

Tränen brannten in meinen Augen, ich fühlte mich so unsagbar hilflos. Hilflos und hintergangen.

Ein kühler Wind fegte um meine Beine, mir taten die Füße aufgrund der hohen Schuhe weh, jetzt fehlte wirklich nur noch der Regen um diesen ganzen Mist zu vervollständigen. Das schlechte Gewissen schien mich von innen beinahe aufzufressen, ich konnte nicht einmal dagegen ankämpfen, weil ich mir immer wieder eingestehen musste, dass ich falsch gehandelt hatte.

»Wieso glaube ich auch einem Jungen, den ich vor kurzem erst getroffen habe, und einem guten Freund nicht?«, rief ich etwas zu laut und ließ meine Wut an der nächstbesten Pflanze aus, die ich finden konnte.

»Guter Freund also. Vielleicht weil derjenige gut im Manipulieren ist, genau wie der ganze Rest dieser Bande, der ich ebenfalls vertraut habe«, sagte eine leise Stimme hinter mir, die mich zuerst zusammenzucken und dann jedoch herumfahren ließ.

»Luke«, quietschte ich erleichtert und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu, ehe ich meine Arme um seinen steinharten Körper legte.

Er reagierte nicht auf die Umarmung, ich fühlte Hände auf meinen Schulterblättern, die mich von ihm stießen.

»Ich weiß nicht worüber ich mich mehr aufregen soll; darüber ob du einem Fremden anstatt mir geglaubt hast oder darüber, dass du mich als einen guten Freund betitelt hast«, meinte er und lachte dabei bitter auf.

Ich wollte gerade etwas darauf antworten, aber er unterbrach mich und legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen.

»Sag jetzt nichts. Ich weiß dass du ein schlechtes Gewissen hast und deswegen gekommen bist. Aber ich kann dich beruhigen, es ist alles in Ordnung, du kannst zu deinem Date zurückkehren«, sagte er kalt und kehrte mir den Rücken zu.

Empört stemmte ich die Hände in die Seiten und marschierte ihm hinterher. Ihn schien das nicht sonderlich zu stören, im Gegenteil; er verschnellerte seine Schritte sogar noch ein wenig, sodass ich im Laufschritt hinterher dackeln musste.

»Bleib stehen und hör dir wenigstens an was ich zu sagen habe!«

Luke reagierte immer noch nicht und so langsam riss mir der Geduldsfaden.

»Verdammt nochmal Luke, bleib endlich stehen!«, schrie ich ihm entgegen und es zeigte sich innerhalb weniger Sekunden eine Wirkung, da er seine Schritte verlangsamte, bis er schließlich ganz zum Stehen kam.

»Nenne mir einen verfluchten Grund, warum ich jetzt noch stehen bleiben und mir deine Lügen anhören sollte!«, antwortete er zischend, drehte sich dennoch nicht zu mir um.

Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte, hatte mit so einer Frage überhaupt nicht gerechnet. Und um die Wahrheit zu verdeutlichen: mir fiel kein einziger Grund ein, weshalb er mir zuhören sollte.

»Siehst du? Dir fällt nichts ein, weil du nämlich nichts weißt«, bluffte er erneut.

»Bitte Luke, nur dieses eine Mal«, flehte ich und ging ein paar Meter auf ihn zu, als er jedoch bemerkte dass ich mich ihm angenähert hatte, vergrößerte er den Abstand wieder zwischen uns.

Eigentlich hätte ich nicht damit gerechnet, dass er mir noch einmal an dem heutigen Abend in die Augen sehen würde, aber er tat es. Die sonst so strahlenden blauen Augen hatten einen kalten Ton angenommen während sie mich musterten.

Es zeichnete sich so viel Schmerz in ihnen ab, dass ich am liebsten die Zeit zurückdrehen würde, um ein paar Dinge ungeschehen zu machen.

»Es gibt kein eines Mal mehr. Außerdem hatte ich doch das perfekte Vorbild im weg laufen, oder?«, fragte er und in seinen Augen blitzte etwas auf. Ich wusste genau worauf er anspielte, ich hatte ihn in der Schule einfach stehengelassen.

Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich absolut keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, damit er bei mir blieb und mir zudem noch verzeihen würde.

»Ich bin hier fertig.«

Er ließ mir gar nicht erst die Möglichkeit dazu, noch etwas zu sagen. Mein Herz pochte wild, und dann tat ich was, womit ich am Anfang dieses Gespräches niemals gerechnet hätte.

»Luke, ich liebe dich!«, brüllte ich seiner immer kleiner werdenden, schwarzen Gestalt hinterher, die wie angewurzelt stehen blieb.

Ich presste meine Lippen aufeinander, und wäre fast über meine eigenen Füße gestolpert, als ich mein Gleichgewicht für einen Moment verlor. Und wieder einmal verteufle ich meine Tollpatschigkeit, dachte ich.

Hoffnungsvoll sah ich zu Luke und erwartete irgendeine Reaktion seinerseits, doch es kam nichts.

Nichts.

Absolut nichts.

Nach einer Weile vernahm ich seine schlurfenden Schritte in meinen Ohren die immer leiser wurden und wusste, dass er sich weiter von mir entfernte.

Das war der Moment in dem meine Welt in sich zusammenstürzte und ich mich auf den harten Straßenboden sinken ließ, die angewinkelten Beine fest mit meinen Armen umschlungen.

Selbstverständlich hatte ich mir vorher diese schrecklichen Schuhe von meinen Füßen entfernt.

Nicht einmal das Tränenwasser in meinen Augen wollte mir Gesellschaft leisten. Die Dunkelheit umgab mich, da ich an einer Stelle saß die von der Laterne so wenig Licht abbekam, dass ich kaum meine eigene Hand vor Augen erkennen konnte.

Irgendwann kam der langersehnte Regen und ich erhob mich aus meiner Position, damit ich nicht krank wurde.

»Obwohl, wieso kümmert es mich eigentlich wenn ich krank werde? Es ist egal. ALLES IST EGAL«, schrie ich wie eine Psychopathin und torkelte durch die Straße, zurück zum Haus. Dort war noch immer alles stockdüster, weswegen ich davon ausging, das noch immer niemand zuhause war.

Fertig mit den Nerven und mit völlig verschmiertem Makeup, spazierte ich zur Tür herein, lief direkt in meine Eltern - den Personen denen ich gerade, nach Luke, am wenigsten begegnen wollte.

»Was ist denn mit dir passiert? Und wie siehst du überhaupt aus? Warst du während des Regens draußen? Ich dachte du wolltest ausgehen?«, fragte meine Mutter während sie sich ihren Blazer von den Schultern strich.

Mein Vater blickte mich ebenfalls entgeistert an.

Meine Reaktion bestand nur aus fallengelassenen Schuhen und einem Blick der Bände sprechen sollte, anscheinend aber meine Eltern irritierte. Selbst ihre Sorge um mich war mir gerade egal, ich musste jetzt erst einmal mit mir selbst und meinen Taten fertig werden.

In meinem Zimmer angekommen, drehte ich den Schlüssel im Schloss um und versperrte somit jeglichen Zugang zu meiner Privatsphäre.

Als ich mein Spiegelbild zu Gesicht bekam, erschrak ich über mein eigenes Aussehen und schlappte sofort in das Badezimmer, um mir mein Gesicht abzuwaschen. Die Kleidung war klitschnass, ich klatschte sie in den Wäschekorb des Badezimmers und schlüpfte in eine einfache Boxershorts und ein Top. Meine nassen Haare tropften den gesamten Badezimmerboden voll, ich rubbelte sie mit einem Handtuch trocken, und führte danach einen harten Kampf mit den blonden Locken.

Anschließend setzte ich mich auf mein Bett und dachte an die ersten Prüfungen, die morgen stattfinden würden, mir wurde augenblicklich schlecht und ich beschloss, für den Rest dieses beschissenen Abends, noch zu lernen.

-'-

Die wichtigsten Prüfungen waren für mich bereits gelaufen, als ich das Schulgebäude hinter mir ließ und der Prom rückte immer näher; ebenso wie mein Geburtstag. Da ich weder auf das Eine, noch auf das Andere sonderlich Lust hatte, beschloss ich beides in den Wind zu schießen und einfach nichts zu tun. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass der Abschlussball und mein Geburtstag auch noch ausgerechnet auf denselben Tag fielen, ich hätte am liebsten Bäume ausgerissen.

Von Luke fehlte jede Spur, keiner hatte ihn seit gestern Abend mehr gesehen; meine Schuldgefühle wurden immer mehr und stellten schließlich ein riesiges Hindernis für mich dar. Nicht nur Luke hatte sich von unserer ehemaligen Gruppe distanziert, sondern auch ich.

Seit sich die Ereignisse überschlugen hatten, hatte ich den Kontakt vor allem zu Less verloren. Aus irgendeinem Grund konnte ich darüber nicht traurig sein, wenn wir beisammen gewesen waren, hatte sie mich entweder mit Redeschwällen über ihre perfekte Beziehung mit Ashton oder den Prom überhäuft und um ehrlich zu sein wollte ich von beidem gerade nichts hören.

Das klang vielleicht selbstsüchtig, aber es tat mir im Herzen weh andere so glücklich zu sehen, während ich in meinem eigenen, noch dazu selbstgebauten Elend unterging.

Heute war ein Tag gewesen, an dem ich fast alles und jeden ignoriert hatte, vor allen Dingen meine Eltern, ich war sogar eher aus dem Haus gegangen um ihnen nicht zu begegnen, selbst die Lehrer, welche mich gebeten hatten meinen Test abzugeben.

Das hätte böse enden können, aber mir war alles egal, ich fühlte mich unsagbar mies und am liebsten hätte ich die Worte von gestern wieder zurückgenommen, mir war es besonders peinlich, weil Luke sie nicht erwidert hatte.

Wir hatten so etwas noch nie zu dem jeweils anderen gesagt (bis auf den Tag an dem sein Bruder gestorben war, und ich hatte fast alle Erinnerungen daran verdrängt) und es war komplettes Neuland gewesen; selbst für mich. Ich hatte noch nicht vielen Jungs diese drei bedeutenden Worte gesagt. Bei niemandem hatte es gepasst, mit Luke hatte es sich so richtig angefühlt.

Bevor ich weiter im Selbstmitleid versinken konnte, wurde mein Handgelenk festgehalten, ich hoffte darauf in Lukes Gesicht zu blicken, darauf dass er meine gestrigen Worte erwidern würde, doch ich wurde enttäuscht, als ich in Less' Gesicht schaute.

Die Sommersprossen hatten auf ihrem Gesicht die Oberhand genommen, und ihr Haar schimmerte in der Sonne um ein paar Tonstufen heller; ich lächelte sie gequält an.

»Hi«, begrüßte sie mich und fiel mir um den Hals. Ich antwortete nichts, erwiderte nur die Umarmung und blieb stumm wie ein Fisch.

»Wir haben uns irgendwie aus den Augen verloren, und das es mit Luke zurzeit anscheinend ja nicht so gut läuft, dachte ich mir dass du mir vielleicht dabei helfen könntest, ein passendes Kleid für den Prom zu finden?«, fragte sie und klimperte unschuldig mit ihren getuschten Wimpern.

»Less, wie oft soll ich dir denn noch sagen dass ich nicht auf diesen dummen Abschlussball gehen möchte?«, nörgelte ich und versuchte trotz dessen die freundliche Fassade aufrecht zu erhalten. Zudem hatten mich ihre Worte irgendwie ein wenig getroffen und ich fragte mich woher sie jetzt schon wieder wusste, wie es zwischen mir und Luke aussah; immerhin wusste ich es selbst nicht einmal richtig.

»Niemand hat davon geredet, dass du hingehen musst. Ich brauche lediglich weibliche Unterstützung bei meiner Kleiderauswahl. Ashton bringt Cal und Michael mit, die beiden sollen ihm beim Anzug helfen, und unsere Outfits müssen perfekt zusammenpassen. Hast du schon von dem Motto des Balles gehört?«, redete sie auf mich ein und ich strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht.

»Nein habe ich nicht, weil ich nicht interessiert bin, wie oft denn noch«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Maskenball.«

Verwirrt hob ich beide Brauen und schaute sie dabei an. »Was?«, hakte ich nach, da ich nur Bahnhof verstand.

»Das Motto ist Maskenball.«

Damit ließ sie mich stehen und ging auf Ashton und meine anderen ehemaligen Freunde zu, sie warteten vor dem Auto dass auf dem Parkplatz stand und nur darauf wartete, benutzt zu werden. Ich stöhnte genervt auf und ging ihr hinterher.

»Less warte, ich komme mit«, gab ich schließlich nach und kletterte auf die Sitzfläche des Pickups, auf der nun auch die anderen Platz nahmen.

Zufrieden grinste sie mich an und stupste meine Schulter. Ich überdeckte meine schlecht gelaunte Seite einfach mit der Maske der gut gelaunten, wenn wir schon bei Masken angelangt waren.

Während der Fahrt betrachtete ich die glücklichen Gesichter um mich herum und versuchte mich von der guten Laune anstecken zu lassen, aber irgendwie klappte es nicht. Ich zog mein Handy aus der Tasche und checkte meine Nachrichten, darauf hoffend, dass Luke sich bei mir gemeldet hatte, dies war aber nicht der Fall.

Enttäuscht ließ ich das Mobilgerät wieder zurück an seinen Platz gleiten, und bettete mein Kinn auf der kleinen Lücke zwischen den Knien. Michael begutachtete mich prüfend, ich hatte das Gefühl, dass er bemerkt hatte, dass mir etwas auf dem Herzen lag.

»Ist alles in Ordnung?«, wollte er mit einem besorgten Unterton in der Stimme erfahren, ich winkte ab.

»Alles klar, ich fühle mich nur nicht so gut, aber ich denke das liegt eher daran, dass ich gerade zum allerersten Mal in meinem Leben mit einem Pickup gefahren bin.«

Daraufhin lachte er nur und zwinkerte mir zu.

Ashton parkte das Auto in einer der vielen Tiefgaragen, wir stiegen aus. Ich wäre beinahe über etwas gestolpert und vom Pickup heruntergefallen, aber Cal und Michael hatten mir gerade noch rechtzeitig einen Halt gegeben. Less lachte nur über die kleine Tollpatschigkeit, dann machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt.

Meine Freundin bestand darauf wirklich jeden einzelnen edlen Klamottenladen abzuklappern, und ich bemerkte schon beim ersten, dass ich absolut keine Lsut darauf hatte. Unbemerkt entfernte ich mich ein bisschen von der Truppe und schaute mich in dem riesigen Kaufhaus um. Es hatte mehrere Etagen und das beeindruckte mich irgendwie ein wenig. Jemand tippte mich von hinten an und ich erkannte einen grinsenden Michael.

»Ich schätze du hast auf diese Sache genauso wenig Lust wie ich?«, fragte er und ich lachte ertappt.

»Um ehrlich zu sein bin ich nicht so der Typ der Spaß am Shoppen hat, vor allen Dingen nicht bei sowas. Aber ich habe es ihr versprochen und sie ist meine beste Freundin«, seufzte ich.

Der Angesprochene nickte während er eine nachdenkliche Miene aufgesetzt hatte.

»Weißt du was? Wir sollten ihnen beim Suchen helfen; je schneller die Beiden etwas gefunden haben, desto schneller sind wir fertig mit unserem Job, und dann gehen wir ein Eis essen?«, schlug er vor und ich kicherte, stimmte aber zu.

Da hatte ich allerdings noch nicht gewusst, was für einen extravaganten Kleidungsstil meine beste Freundin hatte; das eine Kleid war zu lang, das andere zu gestreift, wiederrum ein anderes zu leblos.

Außer Atem schlug ich ihr vor, dass wir in das nächste Geschäft gehen würden und sagte den Jungs Bescheid, die es ebenfalls nicht besser hatten.

Der nächste Laden war Hollister, aber schon beim Reingehen sagte sie, dass die Kleider überhaupt nicht für einen Maskenball geeignet waren, weshalb wir wenige Minuten später im Zara standen und uns dort durch die Kleider arbeiteten.

Tausende Kleidungsstücke später, hatte sie endlich eines gefunden dass ihr perfekt passte. Es war nicht zu lang und nicht zu kurz, schlicht gehalten und trotzdem nicht zu leblos. Erleichtert tippte ich eine SMS für Ashton, in der stand, dass sie zum Zara kommen sollten. Wenige Sekunden später kam die Antwort, dass sie bereits auf dem Weg waren, und ich Less doch ausrichten sollte, dass er den perfekten Anzug gefunden hatte.

Doch bevor ich meiner Aufgabe nachgehen konnte, entdeckte ich ein Kleid, das fast auf der gegenüberliegenden Seite war, und ich konnte nicht anders als darauf zuzulaufen. Je näher ich kam, desto schöner sah es aus.

Es war wie Less' Kleid ebenfalls schlicht gehalten, über dem Brustbereich befand sich Spitze, im allgemeinen war es weiß, glitzerte und ging mir vielleicht bis zu den Knien. Ich war so fasziniert von dem Kleid und seiner Bestückung, und davon wie es vernäht worden war, dass ich gar nicht mitbekam, dass meine Freundin bereits wieder in Alltagskleidung aus der Kabine trat und geradewegs auf mich zusteuerte.

»Liz, wir können gehen«, quiekte sie und zog das 'i' extra länger; das machte sie manchmal, wenn ihr danach war.

Ich ignorierte meine Freundin gekonnt und strich über den weichen Stoff.

Sie bemerkte das Objekt meiner Begierde und schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht so richtig identifizieren konnte.

»Was denn?«, fragte ich neugierig während sich meine Augenbrauen in der Mitte trafen.

»Tja, wenn du auf den Ball gehen würdest, könntest du es tragen da es sogar in deiner Größe wäre, aber da du nicht gehst...«

Mit jedem Wort wurde sie leiser und ich musste gegen mich selbst ankämpfen; ich wollte dieses Kleid unbedingt haben, aber es war nun einmal ein Ballkleid und ich würde damit nichts anfangen können, wenn ich nicht auf den Ball ging.

»Du zögerst«, stichelte sie belustigt weiter und ich schenkte ihr einen Todesblick.

»Ich würde es mir überlegen, aber ich habe nicht genug Geld dabei, meine Bankkarte liegt zuhause, also können wir das sowieso knicken«, winkte ich ab und marschierte in Richtung Kasse, das Ziehen in meinem Herz ignorierte ich dabei gekonnt. Sie kam mir hinterher und legte ihre Sachen auf die Theke, um sie zu bezahlen.

Ich drehte mich noch einmal um, um das Kleid ein letzes Mal zu begutachten, aber es hing nicht mehr dort. Traurig wandte ich den Blick ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Es ist nur ein Kleid, dachte ich und seufzte, als Less fertig war.

Sie hielt zwei Tüten in der Hand und ich runzelte die Stirn.

»Hast du dir ein Ersatzkleid auch noch mitgekauft, oder wieso hast du eine zweite Tüte?«, verlangte ich verwirrt zu erfahren und deutete mit einem Finger auf die zweite Tüte.

»Oh, fast hätte ich es ja vergessen«, meinte sie und klatschte sich mit der einen Hand gegen die Stirn. Dann überreichte sie mir die eine Tüte.

»Hier, bitte sehr. Du brauchst mir nicht zu danken, ich weiß dass du mich liebst«, sagte sie beiläufig und zwinkerte mir zu.

Wohl wissend warf ich einen Blick hinein und konnte mir ein kleines Schreien nicht verkneifen.

»Du bist doch irre! Jetzt habe ich ein Ballkleid, aber keine Begleitung! Less ich bringe dich...«

Weiter kam ich nicht.

»Ich gehe mit dir hin«, wurde ich von zwei Stimmen gleichzeitig unterbrochen und entdeckte Calum und Michael, die einen merkwürdigen Blick miteinander wechselten.

Sprachlos starrte ich zwischen ihnen hin und her, Ashton verkniff sich ein Kichern.

»Na also, das Problem hat sich wohl gelöst«, lachte meine Freundin und hakte sich bei ihrem Freund ein. Wir verließen das Geschäft und ich konnte hinter mir die Stimmen der beiden Jungs hören, wie sie darüber stritten, wer mich zuerst gefragt hatte.

Augenverdrehend legte ich den Kopf schief um die beiden Streithähne etwas genauer zu betrachten.

Als erstes hatte ich gar kein Date, und jetzt gleich zwei auf einmal; was stimmte nur mit mir nicht?

Da die zwei immer wieder um ein paar Tonstufen lauter wurden, stellte ich mich mit verkreuzten Armen vor die Beiden und setzte eine ernste Miene auf, auch wenn es mir bei dem Anblick recht schwerfiel. Sofort wechselten sie ihre wütenden Gesichter in frech grinsende um und ich verdrehte erneut die Augen.

»Jungs, ich finde es ja süß dass ihr mit mir dorthin gehen wollt, aber ich habe die Sache mit luke noch nicht so ganz verkraftet, weshalb ich es besser fände wenn wir als Freunde hingehen würden?«

Mein Satz klang wie eine Frage, ich war zu sehr abgelenkt.

Da war er wieder.

Ich hatte den ganzen Tag lange doch noch unerwarteten Spaß gehabt und kein einziges Mal an ihn gedacht; schon allein seinen Namen laut auszusprechen ließ mich erzittern und auf der Stelle traurig werden.

»Entschuldigung«, sagten sie mal wieder wie aus einem Mund, und dann konnte ich nicht anders als in schallendes Gelächter auszubrechen. Vielleicht lachte ich auch nur, um alle davon zu überzeugen dass es mir bestens ging; doch das brauchte ich eigentlich gar nicht zu tun, es bemerkte sowieso niemand, wie sehr mir die Sache mit Luke zu schaffen machte.

Die einzige Person die ich wohl oder übel davon überzeugen musste, war mich selbst.

Und das war wohl die größte Hürde überhaupt.

A/N: Das Gif an der Seite soll Liz darstellen c:

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top