KAPITEL 13

L U K E

Es war sechs Uhr früh, seit einer geschlagenen Stunde beobachtete ich Liz beim Schlafen; die in der Sonne goldglänzenden Locken schmiegten sich sanft um ihr Gesicht.

Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen; der Tag war absolut makellos.

Als mir mein kleinerer Bruder in den Sinn kam, wollte das schlechte Gewissen mich anscheinend verschlingen. Auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen; ich musste mir dringend einen Plan B überlegen.

Mit den Fingern fuhr ich über ihre weiche Haut, welche ebenfalls von der Sonne angestrahlt wurde. Niemals könnte ich sie umbringen; niemals.

Gestern Abend hätte ich ihr fast die komplette Wahrheit vor die Füße gekippt, doch ich wollte nicht dass sie noch mehr in diese ganze Sache hineinrutschte.

Ich spürte ein vibrieren an meinem Körper und musste feststellen, dass es sich um mein Handy handelte. Die Nummer war unterdrückt; ich runzelte die Stirn. "Hallo?", fragte ich leise und schob das Mädchen sanft von mir herunter, damit ich aufstehen konnte.

»Ich habe mitbekommen, dass du deine Drohung wahrgemacht hast; und ehrlichgesagt macht mich das gerade etwas weniger glücklich. Deshalb habe ich mich dazu entschieden dir eine letzte Frist zu geben. Drei Tage in denen du dich entscheiden kannst. Wenn du es nicht auf die Reihe bringst sie zu töten, dann kannst du dich von deinem Bruder verabschieden, Hemmings.«

Mir stockte der Atem, als ich im Hintergrund einen Hilfeschrei vernahm. Die Stimme gehörte zu Benny, mehr konnte ich nicht mehr hören, da die Verbindung ohne ein weiteres Wort getrennt wurde.

Geschockt ließ ich mein Handy sinken, und spürte die Wut in mir aufsteigen. Ich wollte gerade meine Schuhe anziehen, mich danach vom Acker machen, doch die verschlafene Stimme hinter mir hielt mich von meinem Vorhaben ab.

»Luke, was ist los?«, verlangte sie zu wissen, noch ziemlich müde klingend. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, da ich wusste dass sie die Tränen in meinen Augen entdecken würde; ich wollte nicht noch ein weiteres Mal vor ihr weinen.

Wenige Sekunden später, nachdem ich ihr immer noch nicht geantwortet hatte und wie eine Statue im Raum stand, fühlte ich eine kleine, warme Hand an meinem Arm. Sie schaffte es nicht mich umzudrehen, weshalb sie beschloss um mich herumzulaufen. Schnell rieb ich mir über die Augen, damit sie wenigstens nicht ganz so verweint aussahen.

»Ach du liebes bisschen, du siehst schrecklich aus. Luke, erzähl mir bitte was dich bedrückt«, bohrte sie nach.

In meinem Oberkörper breitete sich eine leere aus, die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.

»Wir haben Schule und werden wahrscheinlich zu spät kommen.«

Liz verdrehte die Augen.

»Und jetzt die Wahrheit bitte? Wenn wir einen Tag einmal schwänzen wird das schon nicht so schlimm sein«, wisperte sie und verdrehte die Augen.

Seit wann hatte sie denn so eine Einstellung? Auf irgendeine Art und Weise gefiel mir das.

»Ich möchte dich nicht noch mehr in diese Sache hineinziehen«, sagte ich schlicht und versuchte es kalt klingen zu lassen. Trotzdem wollte sie nicht so leicht aufgeben, das merkte ich anhand ihres Gesichtausdruckes.

»Was meinst du damit?«, fragte sie nun und zog ihre Augenbrauen kraus.

Mit meiner Ausrede hatte ich wohl ein Eigentor geschossen.

»Nichts. Ich sollte jetzt wirklich nach Hause, meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen«, wechselte ich das Thema.

Liz ließ mein Handgelenk los und rannte ins Badezimmer, etwas verwirrt blickte ich ihr hinterher. Es dauerte nicht lange bis sie wieder vor mir erschien; die Hände damit beschäftigt, einen Pferdeschwanz zu binden.

»Was genau hast du vor?«, rutschte es aus meinem Mund heraus, ich begutachtete sie neugierig.

»Wonach sieht es aus? Ich begleite dich. Und das solange, bis du mir verrätst was los ist.«

Jetzt waren ihre weißen Converse an der Reihe.

»Nein, nein, nein. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sorry, ich habe keine Zeit, muss noch etwas erledigen«, versuchte ich sie abzuschütteln, aber sie ließ immer noch nicht locker.

»Das ist dann wohl dein Problem«, meinte das zierliche Mädchen und stapfte an mir vorbei. Der blonde Zopf schwang hin und her, während ich ihr ratlos hinterherschaute.

»Was ist jetzt? Kommst du?«

Ihre Stimme hatte einen genervten Unterton, ich schluckte und stolperte durch die Tür.

Draußen war es noch immer schön, nur hatte ich ein komisches Gefühl in meinem Bauch, was vielleicht daran lag, dass wir gerade Schule schwänzten. Die meisten Erwachsenen starrten uns lange Zeit hinterher, während die Sonne sich langsam aber sicher ihren Platz am Himmel suchte. Sie lugte hinter einer Eiche hervor und wärmte meine Haut. Der Wind zog ebenfalls seine Bahnen.

Wir bogen in meine Straße ein, ich verlangsamte meine Schritte.

»Liz, es ist gerade alles nicht so leicht. Besonders für meine Eltern... Ich denke nicht dass es eine gute Idee ist wenn du mit nach oben kommst«, wandte ich erneut ein.

»Wie gesagt, nicht mein Problem. Wenn du mir endlich erzählst was hier los ist werde ich dich in Ruhe lassen.«

Ich ließ einen lauten Seufzer erklingen, der ihr zeigen sollte wie genervt ich eigentlich war. Sie verdrehte die Augen und blieb auf der Stelle stehen.

»Weißt du wie verarscht ich mir gerade vorkomme? Ich habe dich getröstet als es dir nicht so gut ging und so dankst du mir das? Wow, ist echt schön zu wissen, dass du mir vertraust.«

Dann drehte sie sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung.

»Elizabeth«, stöhnte ich und ging ihr hinterher.

»Gut, du hast gewonnen. Ich werde dir alles erzählen«, gab ich mich geschlagen und hätte meine Worte am liebsten sofort wieder zurückgezogen. Die Angesprochene blieb stehen und wandte sich langsam wieder an mich.

»Aber nicht hier«, flüsterte ich, stiefelte auf sie zu, schnappte mir ihre Hand.

Zusammen suchten wir den Hyde Park auf und ließen uns auf einer Bank nieder.

Irgendwie war ich ein wenig erleichtert, dass ich meine Eltern noch nicht antreffen musste. Kurz gebunden schrieb ich eine SMS an meinen Vater, dass er und Mum sich keine Sorgen machen sollten, weil es mir soweit gut ging und ich nur Ruhe brauchte.

Liz sah mich aufmerksam an, sie wartete auf ihre Antwort.

»Es ist sehr kompliziert zu erklären«, startete ich und sie bedeutete mir fortzufahren.

»Dann strenge dich an, das schaffst du schon.«

Ich suchte nach den richtigen Worten und begann mit der Geschichte beim Poker spielen. Liz hatte ihre Ohren gespitzt, das Kinn auf beiden Händen abgestützt, die mit den Ellenbogen auf die Oberschenkel gestützt waren.

Langsam schweifte ich auf die Sache mit Jimmy über.

»Benny und ich sollten ihm die Geldsumme zahlen, die er gesetzt und verloren hatte. Mein kleiner Bruder war ein Ass im Pokern, wir hätten beide niemals damit gerechnet, dass er verliert. Deswegen hat er es gewagt so viel zu setzen. Aber irgendwie ist dann das Gegenteil geschehen. Er hat verloren und Jimmy begann uns wegen den Geldschulden zu erpressen. Ich habe angefangen zu klauen... sogar vor meinem besten Freund habe ich nicht halt gemacht. Ashton hasst mich, und das zurecht; ich habe nichts anderes verdient. Jedenfalls reichte das Geld trotz alldem nicht...«

Genau an dieser Stelle stoppte ich, weil jetzt wohl das schwerste kommen würde was ich jemals in meinem Leben sagen musste.

»Er hat mir gedroht meinem Bruder etwas anzutun, wenn ich nicht etwas für ihn erledige«, murmelte ich ein paar Tonstufen leiser.

»Und was?«, hakte Liz nach, ihre Stimme zitterte.

Mit Sicherheit hatte sie mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Geschichte.

»Er... Jimmy... Er wollte, dass wir jemanden umbringen um für Ablenkung zu Sorgen, da er und seine Kumpanen gerade überall gesucht werden, weil sie Drogen verticken.«

In ihrem Gesicht konnte man keinerlei Emotionen erkennen, nur die weiße Farbe die sich kriechend ausbreitete.

»Deshalb hat er mich also trainiert«, flüsterte sie, hielt sich danach die Hand vor den vor Schock weit geöffneten Mund.

»Was hast du gerade gesagt?«, wollte ich erfahren und beugte mich ein wenig zu ihr herunter. Sie rückte ein Stückchen von mir ab. In ihren Augen spiegelte sich Angst.

»Deswegen hat mein Vater mich trainiert. Er arbeitet beim... bei der Polizei und hat mir von einer Drogenbande erzählt die einfach nicht gefasst werden kann, weil sie viel zu schlau sind. Ich denke er hatte die Vermutung, dass sie mir etwas antun könnten«, fügte sie die Puzzleteile zusammen.

Auch bei mir fanden sich immer mehr Zusammenhänge.

»Aus dem Grund, also dass ich keinen Menschen erschießen kann, hat er meinen Bruder als Druckmittel entführt. Entweder töte ich die Person, oder ich werde meinen Bruder nie wieder zu Gesicht bekommen. Ich muss es irgendwie schaffen, beide zu retten.«

Damit hatte ich sie wohl abgelenkt, da sie über meine Worte nachzudenken schien.

»Aber was hat die ganze Sache mit mir zu tun?«

Jetzt durfte ich mir aber eine gute Ausrede einfallen lassen.

»Uhm naja, also... Ich dachte eben... Naja weil ich dich mag könnte es doch sein, dass er auf die Idee kommen könnte dich ebenfalls als Druckmittel zu verwenden«, stammelte ich und fuhr mir durch die ohnehin schon zerstrubbelten Haare.

In ihren Augen machte sich ein Glitzern breit und sie begann zu lächeln. »Aha, du magst mich also?«

Ertappt nickte ich sehr langsam, meine Wangen waren bestimmt schon leicht rot angelaufen.

»Das erklärt so einiges«, hauchte sie so verdammt leise, sodass ich Probleme damit hatte, auch nur ein Wort zu verstehen. Dann änderte sie ihre Sitzposition, schaute mich abwartend an und klatschte in die Hände.

»Okay, wie wollen wir vorgehen?«

Perplex schaute ich ihr in die Augen, welche unschuldig und unbesorgt wirkten. Außerdem strahlten sie meiner Meinung nach eine sehr beruhigende Aura aus.

»Wie meinst du das jetzt?«, stellte ich ihr die Frage und schaute sie dabei immer noch ein bisschen verwirrt an.

»Na, ich werde dir helfen Benny zu suchen. Haben wir irgendwelche Anhaltspunkte? Und wann geht's los?«, sagte sie, als wäre ihre Hilfe selbstverständig; beinahe so, als würde es schon feststehen, dass sie mitgehen würde.

»Uhm Liz, dir ist klar dass ich dich nicht mitnehmen kann, oder? Es ist viel zu gefährlich«, bestimmte ich, nur irgendwie wollte sie das mal wieder nicht einsehen.

»Vergiss es, ich werde dich nicht alleine gehen lassen. Zu zweit sind wir viel stärker. Also spuck deine Anhaltspunkte aus, damit wir sobald wie möglich loskönnen«, widersprach sie mir.

»Du kannst aber nicht einfach Schule schwänzen! Außerdem weiß ich, dass Jimmy eine Waffe hat und dich immer noch verletzen könnte. Vergiss es, es ist viel zu gefährlich! Du wirst mich auch nicht von etwas anderem Überzeugen; es geht lediglich um deine Sicherheit«, setzte ich meinen Standpunkt und verschränkte die Arme vor der Brust, um meiner Aussage ein wenig mehr Überzeugung zu verleihen.

»Fein, dann eben nicht«, gab sie mit einem trotzigen Unterton nach.

»Es dient nur zu deiner Sicherheit, ich würde mir nie verzeihen können, falls dir etwas geschehen sollte.«

-'-

Der Rucksack stand fertig gepackt auf dem Beifahrersitz meines Wagens. Um genau zu sein war es der Wagen meines Dads. Ich durfte auch eigentlich nur begleitetes Fahren machen, aber das war mir im Moment egal; alles was zählte war mein Bruder. Zögernd legte ich noch eine Decke bei.

Mum und Dad waren gerade bei der Polizei um irgendwelche Aussagen zu machen und Vermutungen zu äußern, wo sich ihr Sohn herumtreiben konnte.

Liz war vorhin nach meine Ansage aufgestanden und ohne ein weiteres Wort nach Hause gerannt. Es diente doch alles nur ihrer Sicherheit, sie wusste so oder so schon zu viel.

Und ich wollte einfach nicht, dass sie noch mehr in diese ganze Sache hineinrutschte.

»Du redest dir gerade selber ein gutes Gewissen ein, falls du das noch nicht bemerkt hast«, flüsterte eine Stimme in meinem Inneren und ich zwang sie dazu, den Mund zu halten.

Gerade als ich mich auf meinen Sitz am Lenkrad niederlassen und die Tür zu machen wollte, wurde diese von einer Hand gestoppt.

»Wo soll ich meine Tasche hinstellen?«, fragte Liz und sah mich aufgeregt an.

»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, rief ich und funkelte sie an.

Ihre Reaktion bestand nur aus Augenrollen, ehe sie die Tasche auf den Rücksitz warf, meine dazu legte, damit sie sich auf den Beifahrersitz setzen konnte. Ungläubig beobachtete ich die ganze Aktion.

»Du steigst jetzt sofort aus diesem Wagen! Man Liz, ich lasse nicht zu, dass du dich so einer Gefahr aussetzt!«, schnauzte ich und weigerte mich den Schlüssel rumzudrehen, um den Motor anspringen zu lassen.

»Bring mich doch dazu. Da für dich dasselbe zählt, was du gerade aufgelistet hast, kann ich dich diese Sache unmöglich alleine durchziehen lassen.«

Und genau das war der Moment, in dem ich es aufgab, den Motor startete und in meinem Kopf einen Plan zurechtlegte, der Liz beschützen sollte.

Vielleicht schaffte ich es ja, sie ins Auto einzuschließen.

E L I Z A B E T H

Luke hatte sein Handy in der Hand und würdigte mich keines Blickes.

»Was machst du da eigentlich?«, fragte ich nach einer Weile.

Er reagierte nicht einmal auf meinen Ansprechversuch, ignorierte mich stattdessen strikt weiter. Seufzend schnallte ich mich los und lehnte mich so weit zu ihm hinüber, dass er mich einfach beachten musste.

»Ich rede nicht mehr mit dir, und das hat auch einen Grund, welchen du nur zu genau kennst.«

Genervt stöhnte ich laut auf und lehnte mich wieder im Sitz zurück.

»Führe dich doch nicht auf wie ein kleines Kind, Lucas Robert. Ich bin 17 und kann selbst auf mich aufpassen, nicht umsonst hat mich mein Vater trainiert«, sprach ich dagegen und klappte den Sonnenschutz herunter, um mein Aussehen zu überprüfen.

Der Angesprochene schnallte sich ebenfalls los und beugte sich über meine Beine, damit er an das kleine Fach unter dem Airbag gelangen konnte. Heraus zog er eine zusammengefaltete Karte, auf der man ganz Sydney und sogar Canberra und Newcastle noch erkennen konnte. Begeistert klatschte ich in die Hände und nahm ihm das Blatt Papier aus der Hand.

»Ich liebe Karten! Also, wohin müssen wir?«, fragte ich aufgeregt, während ich alle kleineren Städte um Sydney herum studierte.

»Liz, du hältst sie falsch herum«, stellte Luke fest und warf mir einen Blick zu, dessen Bedeutung ich nicht genau durchschauen konnte.

»Aber...«, widersprach ich, als er mir die Karte wieder wegnahm.

»Lass mich das lieber machen, das letzte was ich heute noch gebrauchen könnte, ist im Dschungel zu landen.«

Beleidigt verschränkte ich die Arme und beobachtete ihn dabei, wie er sein Handy erneut in die Hand nahm. Es dauerte ein bisschen, bis er eine Regung zeigte.

»Ich habe es!«, freute er sich und steckte sein Handy in die Halterung.

Dann schaltete er das Navi an, tippte die Koordinaten ein; bat mich die Karte aufzuräumen. Ich legte sie ordentlich zusammen, nur um sie danach in das Fach zurückzustopfen.

»Wohin genau fahren wir jetzt? Und wieso bist du dir so sicher, dass sie dort sind?«, wollte ich erfahren, irgendwie glaubte ich noch nicht daran, dass es so einfach war.

»Ich habe Jimmys Handy geortet. Und die Spur führt eindeutig zu eine Halle die außerhalb von Sydney liegt«, erklärte der Gefragte sein Vorgehen.

Ohne auf meine nächste Frage oder gar eine Reaktion von mir zu warten, machte er den Gurt fest und startete den Motor; wir hatten die ganze Zeit über vor seinem Haus gestanden.

Nervös suchte ich meinen Gurt um mich ebenfalls anzuschnallen, während ich den Blick auf die Straße geheftet hatte, und versuchte mir den Weg einzuprägen, falls irgendetwas schiefgehen würde.

Zudem schaltete Luke das Radio an, damit wir über den ganzen Straßenverkehr Bescheid wussten und dazu noch gute Musik hatten. Ich drehte mich nach hinten um, damit ich die Sonnenbrille aus meiner Tasche, welche auf dem Rücksitz lag, ziehen und anschließend aufsetzen konnte.

Beide Fenster waren ein Stück weit geöffnet, der frische Wind verwuschelte meine Haare, und das obwohl ich diese in einem Zopf zusammengefasst hatte.

»Wie lange brauchen wir denn bis nach... Narromine?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn, denn diesen Namen hatte ich ehrlich gesagt noch nie in meinem Leben gehört.

»Sind gute 433 Kilometer. Ich tippe auf Fünfundeinhalb Stunden«, beantwortete er meine Frage in einem gelassenen Tonfall.

Entspannt legte ich meinen Kopf in den Nacken - soweit es wegen der Kopfstütze möglich war - und schloss kurz darauf meine Augen. Ich brauchte einen klaren Kopf für das, was mir und Luke bevorstand; was ich für diesen Jimmy geplant hatte. Wir fuhren von der Autobahn und landeten auf einer Landstraße. Die Bäume verdeckten die Sonne für kürzere Zeit immer wieder, nur vereinzelte Strahlen kämpften sich ihren Weg durch die dichten Blätter. Die Grashalme bogen sich im Wind von der einen Seite zur anderen; sie schienen miteinander zu tanzen.

Eigentlich wäre es ein wunderschöner Tag gewesen, wenn unser Problem nicht existieren würde.

Gerade lief im Radio ein Lied; ich kannte es zwar durch die Melodie, konnte es aber nicht identifizieren. Erst als Luke mit seiner rauen Stimme den Text des Songs mitsang, erkannte ich Use somebody von Kings of Leon. Das Lied gehörte zu meinen Favoriten, irgendwie war es mir peinlich, dass ich es zuerst nicht erkannt hatte.

Leise summte ich mit, hörte aber eher auf Lukes Stimme und ich musste zugeben - er sang wirklich gut! Verblüfft starrte ich ihn mehrere Sekunden an.

»Was ist los?«, fragte er, drehte die Lautstärke ein bisschen herunter.

»Nichts«, erwiderte ich bloß und blickte zu Boden, damit er meine leicht geröteten Wangen nicht erkennen konnte. In diesem Moment musste er scharf bremsen, aufgrund eines Autos vor uns.

Leise fluchte er vor sich hin, währenddessen strich ich mir über den Hals, an dem eine seichte rote Linie entstanden war, welche ich durch den noch immer aufgeklappten Spiegel deutlich sehen konnte.

»Alles in Ordnung?«, kam es von meinem Sitznachbarn, ich nickte nur. Er drückte wieder aufs Gas und drehte an dem kleinen Rädchen für die Lautstärke.

Augenblicklich hörte man die Töne wieder etwas lauter und ich versuchte mich zu entspannen. Das Lied war mittlerweile verklungen und wurde durch das nächste ersetzt. Davon bekam ich allerdings nicht mehr so viel mit, weil mir die Augen immer wieder zufielen und ich in den Schlaf abdriftete.

Ein Ruck holte mich ins hier und jetzt zurück, der Wagen hatte angehalten.

»Sind wir schon da?«, fragte ich verschlafen und blinzelte gegen die hoch am Himmel stehende Sonne an.

»Noch nicht ganz, ungefähr fünf Minuten noch.«

Als wir an einer Ampel stehenbleiben mussten, musterte ich ihn haargenau und stellte fest, dass er ziemlich nervös war.

»Hey, wir schaffen das schon.«

Bevor ich mich stoppen konnte, hatte ich meine Hand auf seiner platziert. Vorsichtig streichelte ich einmal kurz über seine Haut, die blauen Augen bohrten sich in meine.

»Was macht dich so sicher?«, fragte er an mich gewandt. Erst als es grün wurde, gab ich ihm meine Antwort.

»Weil wir es immer irgendwie schaffen. Es gibt für alles eine Lösung.«

Damit löste ich auch meine Hand wieder von seiner, sodass er sich voll und ganz auf die Straße konzentrieren konnte.

Nach einer Weile bogen wir auf eine noch verlassenere Straße ab, die uns zu dem riesigen Gebäude führen sollte. Die Aufregung und auch die Anspannung waren deutlich in der Luft des Autos zu spüren; es war eine sehr gefährliche Aktion, die wir gerade begangen hatten. Der Wagen wurde immer langsamer, bis er schließlich komplett stehengeblieben war. Ich holte mir meine Tasche vom Rücksitz, wandte mich dann an Luke.

»Bereit?«

Fragend sah er mich an.

»Bereit wenn du es bist«, zitierte ich aus einem meiner Lieblingsbücher, seine Miene war leicht verwirrt.

Und dann stiegen wir aus.

Der kalte Wind wehte mir die Haare ins Gesicht, ich musste meinen Zopf eindeutig sobald wie möglich erneuern.

Das große Gebäude ragte bedrohlich über unseren Köpfen. Leise schlichen wir einmal komplett um die leerstehende Halle herum, ehe wir sie betraten. Es gab einige Räume; ich hatte vorgeschlagen, dass wir uns aufteilen sollten, aber Luke war strikt dagegen gewesen. Der eben Genannte hatte mir an den Kopf geworfen, ich solle die Klappe halten und bei ihm bleiben. Augenverdrehend gehorchte ich ihm, wir standen vor einer schwer aussehenden Tür.

»Wenn sie da drinnen sind..., wenn Benny dort festgehalten wird, meine ich... Dann bleibst du hier draußen und verständigst die örtliche Polizei. Egal was passiert, du wirst niemals durch diese Tür schreiten. Hast du mich verstanden?«, verlangte er zu wissen, sein Blick mehr als nur ernst.

Ich nickte zur Antwort, innerlich überhaupt nicht mit diesem Vorgehen einverstanden.

»Gut.«

Danach passierte erst einmal nichts, der große Junge bewegte sich nicht von der Stelle. Seine Augen bohrten sich wie zuvor im Auto in meine. Er beugte sich zu mir herunter und drückte einen kleinen Kuss in meinen Mundwinkel.

Als er sich wieder von mir löste, entfernte er sich gleichzeitig auch ein paar Schritte und warf mir noch einen einzigen Blick zu; öffnete die Eisentür und trat über die Schwelle.

Seufzend presste ich die angesammelte Luft aus meiner Lunge und lehnte mich gegen die kalte Wand.

Die Tür fiel mit einem sehr lauten Knall ins Schloss.

Neugierig setzte ich mich vor die Tür und versuchte irgendwelche Geräusche ausfindig zu machen; erfolglos. Mit den Nerven am Ende, da ich unwissend über das war, was sich dort drinnen ereignete, legte ich den Kopf in den Nacken und winkelte gleichzeitig die Beine an.

Auf einmal hörte ich drinnen jemanden aufschreien, derjenige entpuppte sich als Luke. Alarmiert sprang ich auf; mein Handy fest umklammert, jederzeit bereit die Polizei anzurufen. Mein Blick fiel auf das Display, ich hatte keine Verbindung.

Zwar funktionierte der Notruf trotzdem, aber irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl hier drinnen zu stehen.

Zum Reagieren kam ich nicht, da die Tür aufgerissen wurde und mir ein wütender Luke entgegenblickte.

»Es war Fake. Sie haben uns reingelegt.«

Mit diesen Worten stürmte er an mir vorbei, zurück nach draußen. Ich hatte bei seinem Tempo Mühe mitzuhalten, schaffte es aber ihn einzuholen.

»Wie meinst du das?«, wollte ich erfahren, weil ich nur Bahnhof verstanden hatte.

»Das bedeutet, dass ich meinen Bruder wahrscheinlich niemals finden werde. Es ist hoffnungslos«, brummte er, in seinen Augen funkelte die bloße Wut.

Gerade wollte ich etwas darauf erwidern, aber er kam mir zuvor.

»Steig einfach ein, wir fahren wieder nach Hause«, sagte er bestimmend und schlug die Tür wutentbrannt hinter sich zu.

Etwas eingeschüchtert ließ ich mich wieder auf meinen Sitz gleiten, traute mich zuerst gar nicht etwas dagegen zu sagen.

»Willst du ernsthaft jetzt schon aufgeben? Ich habe dich eigentlich anders kennengelernt und eingeschätzt«, meinte ich und versuchte dabei enttäuscht zu klingen.

»Was möchtest du damit andeuten?«, kam es noch immer eingeschnappt von der anderen Seite.

»Nichts. Ich an deiner Stelle hätte nur nicht alles sofort geschmissen«, zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen.

»Liz, du hättest mit Sicherheit schon nach einer Minute aufgegeben, also lass diese dummen Sprüche. Du weißt doch gar nicht wie es ist, an der Entführung seines Bruders Schuld zu sein. Außerdem gibt es in deiner perfekten Familie doch eh nie Probleme«, schnauzte er.

Das hatte gesessen, ein Stechen machte sich in meinem Oberkörper breit, zudem war mir der Kragen geplatzt.

»Ach, möchtest du jetzt wohl auch noch Mitleid, oder was? Und ich dachte du kennst mich besser und hast bemerkt, dass das alles eigentlich nur Fassade ist. In meiner Familie ist wirklich nichts perfekt oder in Ordnung. Schau mich an. Ich muss mit 17 Jahren alleine in einer Wohnung leben, mit der Begründung, dass mein Zuhause die größte Gefahr für mich bietet. Und das alles wegen dem Job meines Vaters. Er ist fast nie daheim, ich habe das Gefühl, dass Mum und er sich auseinander leben und es gar nicht bemerken. Dein Bruder wurde entführt und du kannst nichts dagegen tun. Die Wahrheit verlangt leider gespürt zu werden, genauso auch der Schmerz; tut mir leid dich enttäuschen zu müssen. Du kannst entweder in deinem Selbstmitleid versinken oder dich aufraffen und die Suche nicht aufgeben«, rief ich aufgebracht.

Die Luft zum Atmen fehlte mir nach dieser langen Rede eine Weile; es dauerte bis ich wieder einen einigermaßen normalen Atemrhythmus hatte. Luke hatte wohl nichts dazu zu sagen, sein Blick war starr auf die Straße gerichtet.

»Gut, ich habe es verstanden«, flüsterte ich, drehte mich auf die Seite und starrte in die Dämmerung hinaus, die gerade dabei war, einzutreten.

-'-

Die ganze Fahrt verlief totenstill, keiner sagte ein Wort; ich hatte alles über die Lippen gebracht, was ich hatte sagen wollen.

Wir hatten zirka die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Luke an der Ausfahrt für die Tankstelle abbog. Er stieg schweigend aus, ich tat es ihm gleich und beschloss mir ein bisschen die Beine zu vertreten.

Ein kleiner, schmaler, steiniger Weg führte um das Tankstellenhaus herum, riesige Fabrikhallen bäumten sich dahinter auf.

Verdattert über die Größe des verlassenen Platzes, ging ich näher darauf zu.

Die graue Fassade bröckelte, alles sah ziemlich heruntergekommen aus.

Aus irgendeinem Grund zwang mich etwas in meinem inneren dazu, dort hineinzugehen. Ich drehte mich einmal kurz um, um mich zu vergewissern, dass mir niemand nachgelaufen war oder mich beobachtete. Dann stand ich auf dem Vorplatz des riesigen Fabrikgebäudes.

Weit und breit war niemand zu sehen, nur ein Auto stand auf einem der alten Parkplätze.

»Liz? Was zum Teufel machst du hier? Wolltest du dir nicht die Beine vertreten? es ist gefährlich hier alleine in der Dämmerung herumzuspazieren«, tadelte mich Luke, doch ich hörte ihm gar nicht zu, da eine andere Sache meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Meine Augenbrauen trafen sich in der Mitte der Stirn, als ich den Wagen aus der Nähe betrachtet hatte.

»Luke? Ist das nicht Ashtons Auto?«

A/N: Huhuuu, hier kommen meine Antworten:

1. Wie heißt du? - Lu

2. Wie alt bist du?- 15, lol

3. Lieblingssong? (Muss nicht unbedingt von 1D, Little Mix oder 5SOS sein) - Soml, Sing, It is what it is, Forever Young, Big in Japan, Wild heart und Play to the world

4. Lieblingsautorin hier? - Gibt ziemlich viele die meiner Meinung nach sehr gut schreiben können, guckt einfach mal bei den Leuten rein, denen ich folge. x

5. Lebensmotto? - It is what it is & I can't change

6. Lieblingsfilm? - High School Musical, You again, This is us, A nightmare on elm street, Ungeküsst und noch ein paar andere, die mir gerade nicht einfallen, lol.

7. Wenn du ein Obst wärst, welches würdest du sein und weshalb? - Himbeere, weil ich die Farbe liebe und ich dann echt gut schmecken würde ;3 (eww, wenn man da pervers denkt, ugh)

8. Wenn du an einen Ort dieser Welt reisen könntest, wohin würdest du gehen? (Kommt mir jetzt bloß nicht mit Harrys Bett oder sowas an, haha. Ich meine Länder, Städte, usw.) - Harrys Bett :D Ne Spaß, ehm Seychellen, Australien, England und Sibirien *-*

9. Favourite von 1D und/oder 5SOS? - 1D: Louis & Harry; 5SOS: Luke

10. Lieblingsessen? - Pizzaaaa :D

11. Wie denkt ihr, geht es in Games weiter? - Ehm ich möchte ja nichts sagen, aber... ich weiß es, hahah

12. Irgendwelche Ideen für das Ende? - Nein, überhaupt nicht *hust, räusper* Wer hat diese Fragen denn gestellt, omg.

13. Gibt es etwas, was euch an euch selbst stört? Wenn ja, was und weshalb? - Meine Füße. Ich hasse Füße #sorrynotsorryihrfüße

14. Wie bist du auf Wattpad gekommen? - Durch Dark haha

15. Ein Wort, welches dich am besten beschreibt? - CHAOTISCH

16. Möchtest du einmal ein Tattoo haben? Wenn ja wo, und was? - Habe ne ganze Tattooliste. Unter anderem hätte ich gerne Harrys Things i can't - Things i can Tattoo, dann I can't change, it is what it is und am Rücken fliegende Vögel oder sowas in der Art :-)

17. Wenn du einen Wunsch frei hättest; was würdest du dir wünschen? - Das alle meine anderen Wünsche in Erfüllung gehen

18. Lieblingsapp/Lieblingsinternetseite? - Wattpad, Instagram, Snapchat, weheartit, youtube und burning-seri.es

19. Lieblingsserie? - Pretty Little Liars, Vampire Diaries, Cold Case, Teen Wolf, Gossip Girl, The Originals und True Blood

20. Noch Fragen an mich? - Nö, sorry, irgendwie nicht, lol XD

21. Schreibst du mir jetzt eine Entschuldigung, weil ich zu spät zur Schule komme? (Gestellt from @tinkerashton) - Nö, sorry ich bin ganz schlecht im Unterschriften fälschen ;D

22. Hast du schon Ideen was du in Zukunft machen willst? Möchtest du mal Kinder haben? Wo willst du mal wohnen? (Gestellt from @sabrina5sauce) - Ich würde gerne Englisch studieren und nebenbei weiterhin schreiben, mal sehen was daraus wird; Vielleicht, ich bin mir noch nicht sicher :); Ich würde so gerne irgendwo in England wohnen, oder hier in meinem Kaff bleiben. x

23. Was inspiriert dich in deinem Leben? (Gestellt from @Miss_Payne_McVey) - Meistens ist es Musik, vielleicht sind es aber auch Bücher oder einfach nur schöne Bilder (:

24. Bist du das auf deinem Bild? (Gestellt from Lousgirlx3) - Nö, fände es komisch wenn hier jeder wüsste wie ich aussehe o.o

25. Wie gehts? (Gestellt from @LouisaLouisa) - Gut und dir? :D

26. Magst du Gurken? (Gestellt from @aaaa_riiii_elleeee) - Gurken sind geil.

27. Wie alt bist du? Hast du eine Lieblingsautorin auf Watty? An welcher Story schreibst du am liebsten? Wie bist du zum schreiben gekommen? (Gestellt from @DanceLikeNiall) - Oben schon beantwortet, yay; Ebenfalls schon beantwortet, hehe; An Games aber auch an Eyes like Hazel; Es war meine Rettung aus einer etwas schweren Zeit :)

26. Schwarz oder weiß? Mond oder Sonne? Tag oder Nacht? Magst du Regen? lieblingswetter/jahreszeit ? (Gestellt from @x3BubbleGumx3) - Schwarz; Mond; Nacht; Ja ich liebe Regen, besonders Sommerregen; Lieblingswetter: Sonne + leichter Nieselregen, bc dann gibt es einen Regenbogen; Lieblingsjahreszeit: Herbst und Frühling, aber eigentlich mag ich Winter und Sommer auch :3

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