KAPITEL 12

E L I Z A B E T H

Am nächsten Morgen erwachte ich verschlafen auf der Couch in unserem Wohnzimmer.

Verwundert sah ich mich um und fand Dad mit Mum am Frühstückstisch sitzend. Ein Lächeln breitete sich sogleich auf meinen Zügen aus.

»Guten Morgen«, nuschelte ich müde und schob den Stuhl zurück, damit ich mich niederlassen konnte.

Mein Vater war gerade dabei sich Kaffee einzuschenken, während meine Mutter mir den Brotkorb reichte.

»Liz, dass du heute hier geschlafen hast war eine absolute Ausnahme. Vergiss nicht dass die Wohnung zu deiner eigenen Sicherheit dient. Niemand darf wissen dass du dort übernachtest und teilweise deine Zeit verbringst. Die einzigen die davon Bescheid wissen, sind meine Kollegen, aber das weißt du ja durch deine Befragung«, sagte Dad mit einem ernsten Blick.

Ich nickte etwas geknickt.

»Ist es wirklich so eine gute Idee mich komplett alleine wohnen zu lassen? Dadurch fühle ich mich nämlich jeden Tag angreifbarer«, wandte ich ein und nahm einen Bissen von meinem Nutellabrot.

»Liz, darüber musst du dir keine Sorgen machen, ich habe doch die Nachbarn beauftragt öfters einmal nach dir zu sehen und nachts befinden sich zwei Polizisten in der Nähe des Hauses«, erklärte der Angesprochene.

Davon hatte er mir ja noch gar nichts erzählt, wie nett dass ich von dieser Tatsache auch endlich Bescheid wusste.

Hungrig nahm ich einen weiteren Bissen; die Luft in diesem Raum wirkte sehr angespannt. Mum sah zu Boden und Dad wich meinen Blicken aus; ich merkte sofort dass etwas nicht in Ordnung war.

»Was ist denn los?«, fragte ich schließlich.

Zuerst war es eine Weile still, die Antwort ließ auf sich warten. Langsam wurde ich unruhig, die bedrückte Stille machte mich verrückt.

»Mum? Dad? Was ist passiert?«, versuchte ich es erneut; meine Augenbrauen trafen sich in der Mitte.

»Liz, heute Morgen wurde bei der Polizei eine Vermisstenmeldung aufgegeben.«

Er hörte auf zu reden und wartete auf irgendeine Reaktion meinerseits. Ich hob die Augenbrauen, runzelte meine Stirn.

»Lukes kleiner Bruder wird vermisst.«

Sprachlos starrte ich ihn an. »Das kann nicht sein. Bist du dir sicher, dass es sich um Lukes kleinen Bruder handelt? Ganz sicher?«, hakte ich nach und fuhr mir aufgeregt durch die Haare. Der Schock verteilte sich wie in Zeitlupe in meinem Körper.

»Ganz sicher. Luke war dort und hat die Vermisstenmeldung aufgegeben. Er sah nicht so gut aus.«

Die Besorgnis um ihn stieg, ich fasste mir an die Kette, die ich gestern von ihm bekommen hatte. Dann steckte ich den kleinen Anhänger unter mein Schlafanzugoberteil, welches ich gestern aus meinem alten Zimmer geholt hatte, und griff nach meiner Tasche um das Handy herauszuziehen. Ich vertippte mich die ganze Zeit und brauchte ewig um Luke eine Nachricht über Facebook zu schicken; meine Hände zitterten einfach zu schlimm.

Wenn ich doch wenigstens seine Handynummer hätte, oder wüsste wo sich sein Haus befindet, schoss es mir durch den Kopf.

Ich hätte eigentlich Less oder Ash fragen können, immerhin waren sie ganz gut mit ihm befreundet, aber dann dachte ich mir, dass seine Familie sicher lieber für sich alleine wäre. Deshalb entschied ich mich dazu noch eine Facebook-Nachricht zu verfassen, in der stand, dass ich für ihn da sein würde.

»Uhm, ich gehe dann mal nach Hause... Also in die Wohnung«, stammelte ich aufgelöst, der Gedanke dass sein kleiner Bruder verschwunden war, ließ mich Dinge fühlen, die ich schon seit längerem nicht mehr gefühlt hatte. Zudem brachte es mich durcheinander.

»Lizzie, du siehst ziemlich fertig aus, sicher dass du jetzt alleine sein möchtest?«

Als Antwort nickte ich nur, weil aus meinem Mund keine Worte kommen wollten.

»Gut, ich werde dich aber fahren. Du läufst mir sicher nicht alleine draußen herum, wenn eine Vermisstenmeldung aufgegeben wurde.« Wieder nickte ich nur, war mit den Gedanken komplett woanders.

»Ich ziehe mir nur noch meine Alltagsklamotten an, dann können wir fahren«, sagte ich mit leiser, rauer Stimme zu ihm und ging auf die Treppen zu, um zum Badezimmer zu gelangen.

Fertig angezogen verabschiedete ich mich von meiner Mutter, die gerade dabei war den Tisch abzuräumen, und sprang dann in den Wagen meines Vaters. Die Fahrt verlief ziemlich still und schnell noch dazu.

»Pass bitte auf dich auf, okay? Ich werde wie immer meine Kollegen vorbeischicken, damit sie das Haus überwachen.«

Das einzige was ich darauf erwidert hatte, war ein einziges Okay gewesen. Danach hatte ich die Tür zugeschmissen, war nach oben gerannt; hatte meine Sachen ausgeräumt. Mittlerweile war es nach sieben Uhr. Schließlich lag ich auf meinem Bett und beobachtete zwei Vögel, die auf einem Ast saßen.

Sie spreizten ihre Flügel und flogen davon; so schwerelos.

Der blaue Himmel war von weißen plüschigen Wolken gefüllt worden, die nach und nach die Sonne verdeckten, während es dämmerte. Ich hatte immer noch keine Nachricht von Luke erhalten, die Sorgen die ich mir um ihn machte, wurden immer schlimmer. Was wenn ihm etwas zugestoßen war? Vielleicht sogar dasselbe wie seinem Bruder? Ich biss mir auf die Lippe.

Auf einmal begann mein Handy zu vibrieren, woraufhin mein Herz einen Schlag aussetzte. Als ich es in die Hand nahm, musste ich feststellen, das nicht Luke es war der mich gerade anrief, sondern Less. Seufzend nahm ich den Anruf an.

»Was gibt's?«, verlangte ich zu wissen und überspielte meine traurige Stimme mit einem kleinen Lachen.

»Schon vergessen was du mir gestern vorgeschlagen hast? Wir wollten doch feiern gehen. Ich hätte eigentlich nicht damit gerechnet, dass du an dein Handy gehen würdest. Du hast doch bestimmt besseres zu tun, nicht wahr?«

Ich schluckte, wusste zwar genau was sie meinte; hatte aber keine große Lust darauf einzugehen, noch dazu nicht, wenn Lukes Bruder verschwunden war. »Ich glaube nicht, dass ich in der Stimmung bin um zu feiern; ich habe nicht einmal mehr meine Geschenke geöffnet, nur eures; das von meinen Eltern ja auch.« Und das von Luke, fügte ich in Gedanken dazu.

»Haben du und Luke es echt so hart getrieben? Wenn du nicht mehr laufen kannst, dann sag das doch gleich, ich...«

»Man Less, sein kleiner Bruder ist heute als vermisst gemeldet worden, also würdest du bitte damit aufhören solche Witze zu reißen?«, sagte ich etwas harscher, fühlte mich danach gleich schuldig. Ich hatte sie nicht so anmotzen wollen, aber irgendwie machte es mich wütend dass sie die ganze Zeit solche Hintergedanken wegen uns beiden hatte.

»Oh Gott, sorry. Das wusste ich nicht. Woher weißt du das? Hat er mit dir darüber geredet?«

»Wie soll er mit mir darüber reden wenn er mich komplett ignoriert? Hoffentlich geht es ihm gut, ich würde ja gerne bei ihm vorbeischauen, aber irgendwie habe ich Angst dass ich ihn und seine Familie stören könnte. Und seine Handynummer habe ich auch nicht. Ich weiß es von meinem Dad, er arbeitet doch beim... bei der Polizei«, seufzte ich und bog meinen Verhaspler gerade noch rechtzeitig wieder hin.

»Also wegen der Handynummer... Dabei könnte ich dir helfen.«

Sie schaltete mich kurz auf Lautsprecher, durchsuchte ihr Kontaktbuch und gab mir letztendlich Lukes Handynummer, welche ich zuerst auf einen Zettel und anschließend auf mein Handy übertrug.

»Hoffentlich habe ich Glück und er reagiert wenigstens auf meine Anrufe, wenn schon nicht auf die Nachrichten«, meinte ich deprimiert und berührte wieder die Halskette.

»Bestimmt. Es kann ja sein dass er einfach nur ein bisschen Zeit für sich und Ruhe braucht, um das Geschehen zu verdauen. Ist ja nicht so, dass jeden Tag irgendwer aus seiner Familie verschwindet. Ich bin mir ziemlich sicher dass er entweder gerade joggen ist oder seiner Wut an einem stillen Plätzchen freien Lauf lässt. Wenn du willst können wir ja später bei seinem Haus vorbeischauen, bevor wir in einen Club gehen«, schlug sie vor.

»Mir fehlen die Nerven zum Feiern...«, fing ich an, wurde aber unterbrochen.

»Liz, du brauchst Ablenkung, die bekommst du ganz sicher nicht wenn du in deinem Zimmer liegst und darauf wartest, dass dir die Decke auf den Kopf fällt. Wir kommen dich dann abholen, bitte widersprich jetzt nicht«, flehte sie. Zugegeben; sie hatte ja recht.

»Meinetwegen. Aber ich weiß nicht ob meine Eltern damit einverstanden sind. Immerhin ist es draußen nicht gerade ungefährlich, wir wissen nicht was mit Lukes kleinem Bruder passiert ist. Es kann doch sein, dass der Täter immer noch frei herumläuft. Soweit ich weiß haben sie nämlich noch keinen gefasst«, flüsterte ich in den Hörer, hatte irgendwie das Gefühl belauscht zu werden. Zu der ganzen Sache kam auch noch der Angriff im Badezimmer, mein Herzschlag verschnellerte sich ein wenig.

»Wir haben doch drei starke Kerle dabei, uns wird schon nichts passieren. Wann sollen wir dich abholen?«, kam es von der anderen Seite der Leitung.

»Okay, ich bin zwar noch nicht ganz überzeugt, aber naja. Wie wäre es wenn wir uns am Hyde Park treffen? Sagen wir in einer dreiviertel Stunde?«, schlug ich vor.

Der Park war nicht einmal fünf Minuten von der Wohnung entfernt, dorthin zu kommen war keine große Sache für mich. Das Besondere an diesem Park war, dass sich dort immer Menschen befanden und im Sommer fast täglich ein BBQ veranstalteten, was bedeutete dass ich nicht alleine sein würde, während ich auf die anderen wartete. Zumindest hatte ich das irgendwo gehört.

»Gut, bis dann«, verabschiedete sie sich; die Leitung war tot.

Lustlos erhob ich mich vom Bett und betrachtete die graue Stelle hinter der Kante. Ein kleines, dennoch gequältes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen; ich versuchte mir einzureden, dass alles in Ordnung war und Luke, wie Less es formuliert hatte, einfach nur seine Ruhe wollte. Mir würde es mit Sicherheit nicht anders gehen.

Die Schranktür ließ sich aus irgendeinem Grund nicht richtig öffnen, ich hatte Mühe damit endlich an meine Klamotten zu kommen. Statt einem Regal auf dem die Klamotten ordentlich zusammengelegt lagen, fand ich nur meine Reisetasche vor. Mir fiel ein, dass ich ja noch gar nicht dazu gekommen war, sie einzuräumen.

Das iPhone gab schon wieder ein Piepsen von sich, ich hatte eine SMS bekommen. Die Nachricht stammte von meinem Vater, er hatte gefragt ob alles in Ordnung war, und ob ich mit ihnen und der Familie essen gehen wollte. Zur Antwort schickte ich ihm eine Absage, mit der Begründung, dass ich starke Kopfschmerzen hatte und mich ausruhen musste.

Dann wandte ich mich erneut meinem Schrank zu und zog ein paar Kleidungsstücke aus der Tasche. Ich hatte absolut keine Ahnung was ich anziehen sollte, auf jeden Fall stand eine schwarze Hose ganz oben auf meiner Liste. Zum Schluss entschied ich mich für ein lila Tank Top und eine Lederjacke. Bei den Schuhen fiel meine Wahl direkt auf die Chucks, ich musste nicht einmal darüber nachdenken.

Mit meiner geschulterten Tasche, in der sich wie immer Schlüssel, Handy, Geldbeutel und andere Kleinigkeiten befanden, machte ich mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt.

Dort angekommen war noch niemand da, weshalb ich mein Glück noch einmal versuchte und Luke anrief. Es klingelte unzählige Male, ehe die Mailbox anging.

Unschlüssig hinterließ ich ihm eine Nachricht, in der ich ihn darum bat, dass er sich doch bitte einmal bei mir melden solle.

Plötzlich schlossen sich Hände um meinen Kopf; verdeckten mir die Sicht. Panisch schnappte ich nach Luft, als ich Ashs Lachen hörte. Less stimmte mit ihrem Freund überein, sie lachten beide und brauchten ein bisschen Zeit, um sich wieder zu fassen.

»Das war nicht witzig, ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen«, empörte ich mich auf dem Weg zu Lukes Haus.

»Du hättest dein Gesicht sehen sollen«, kicherte meine Freundin.

Michael strich mir über den Arm.

»Ignoriere sie einfach, sie ist seit vorhin ein bisschen schräg drauf«, besänftigte er mich und ich nickte; zwang mir ein Lächeln auf die Züge.

Wir bogen in eine etwas ärmlicher aussehende Straße ein; das Viertel kannte ich noch gar nicht so gut. Vor einem leicht heruntergekommenen Haus, hielten wir an. Ash verzog keinerlei Miene, sein Blick glich Eis. Fragend guckte ich abwechselnd von Michael zu Cal, die beiden zuckten nur mit den Achseln. Ich atmete tief durch und trat an die Tür, drückte anschließend die Klingel.

Ein paar Minuten verstrichen, nichts passierte. Mein Blick wanderte nach oben, die Vorhänge waren zugezogen. Seufzend drehte ich mich wieder zu meiner kleinen Gruppe um.

»Okay, lasst uns gehen.«

-'-

Die Tanzfläche war für meinen Geschmack viel zu überfüllt, ich saß die ganze Zeit nur auf einem Barhocker herum und schlürfte an meiner Cola.

Alkohol rührte ich nicht an, mein Konsum beschränkte sich auf ein Glas Sekt zum Anstoßen.

Ashton und Less tanzten eng umschlungen etwas weiter abseits, dem Anschein nach war es ihnen ebenfalls zu voll. Währenddessen hatten sich Calum und Michael jeweils zwei heiße Mädels geschnappt. Was die beiden mit ihnen anstellten, wollte ich um ehrlich zu sein gar nicht so genau wissen.

Gelangweilt pustete ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und suchte nach einer Uhr. Da ich keine fand musste ich wohl doch mein Handy aus der Tasche kramen; immer noch keine neue Nachricht von Luke. Noch dazu war es schon nach zehn Uhr.

»Kann ich dir noch irgendetwas bringen?«, fragte der Barkeeper und zwinkerte mir zu. Ich hob mein Glas und zwinkerte zurück.

»Danke, aber ich habe noch«, winkte ich, woraufhin er mir zunickte und ein anderes Mädchen in meinem Alter bediente, ehe er sich danach zu mir gesellte.

»Bist du alleine hier?«, verlangte er zu erfahren.

Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und wollte gerade auf Ash und Less zeigen, als mir auffiel dass diese verschwunden waren.

»Okay, ich bin irgendwie doch alleine da, meine Freunde haben sich in Luft aufgelöst«, lachte ich um meine auf dem Tiefpunkt angekommene Laune zu verstecken.

Anschließend nahm ich wieder einen Schluck von meinem kalten Getränk und checkte den Barkeeper durch. Er hatte dichte schwarze Haare und blaue Augen; insgesamt sah er richtig gut aus, an Luke kam er jedoch nicht ran.

»Und wo ist dein Freund? Ein so hübsches Mädchen wie du, muss doch sicherlich einen Freund haben, oder?«, hakte er weiter nach.

Am liebsten hätte ich die Augen verdreht oder einfach nur genervt aufgestöhnt, aber ich wollte höflich bleiben.

»Mein Freund hatte heute wegen einer familiären Angelegenheit keine Zeit«, beantwortete ich ihm die Frage ohne auch nur ein einziges Mal mit der Wimper zu zucken. Er nickte und widmete sich einem Kunden.

Meine Cola war leer und da mich alle einsam sitzen gelassen hatten, beschloss ich nun nach Hause zu gehen. Ich stellte das Glas auf der Theke ab und verabschiedete mich mit einem Winker vom Barkeeper; dieser zwinkerte mir nur hinterher.

An der frischen Luft angekommen, wurde mein Gemüt sofort abgekühlt, erst jetzt bemerkte ich wie sehr ich eigentlich geschwitzt hatte. Zudem tippte ich eine kurze SMS an Less, die sie über mein Gehen informieren sollte.

Die Straßenlaternen tauchten alles in ein mattes Licht, ich beschloss mein Glück noch einmal bei Luke zu versuchen, er wohnte ja gar nicht so weit weg von mir. Zwar war es schon nach 22 Uhr, aber die Besorgnis um ihn ließ mich nicht in Ruhe; ich musste wissen ob alles in Ordnung war.

Die Dunkelheit umhüllte mich, ich bekam Angst dass mir irgendjemand etwas antat. Erst jetzt fing ich an zu bereuen, dass ich mitgegangen war. Less hatte nicht recht gehabt, ich hatte niemanden; ich war alleine. In seiner Straße herrschte eine Totenstille, fast nirgends brannte Licht. Das Adrenalin in meinen Venen pumpte schneller denn je durch den Körper.

Vor der Tür stehend warf ich einen Blick nach oben, es hatte sich nach wie vor nichts verändert. Auch auf mein Klingeln reagierte wieder niemand. Gekränkt, enttäuscht und traurig - kurz gefasst mit gemischten Gefühlen - schlürfte ich die Straße entlang.

Hinter mir erklangen Schritte, ich entdeckte eine Gruppe Jugendlicher; versteckte mich so lange hinter einem Mülleimer bis sie an mir vorbeigezogen waren.

Glücklicherweise mussten sie genau in die entgegengesetzte Richtung, sonst hätte ich meinen Vater angerufen und ihm alles gestanden. Mein Herzschlag hatte sich noch immer nicht beruhigt, auch nicht als das große Haus meiner Wohnung in Sicht kam. Mit schnellen Schritten stolperte ich darauf zu und suchte in meiner Tasche nach dem Schlüssel. Ich wollte ihn gerade ins Schloss stecken, als ich durch die Spiegelung der Glastür eine Gestalt hinter mir entdeckte.

Gerade wollte ich nach Hilfe schreien, als der Lippen-Piercing im Licht des Laternenmastes aufblitzte; mein Herz drohte endgültig stehenzubleiben.

»Luke«, flüsterte ich leise, ließ den Schlüssel stecken und näherte mich ihm an. Mein Vater hatte recht gehabt, er sah grottenschlecht aus. Unter seinen Augen zeichneten sich riesige Ringe ab, die Haut in seinem Gesicht war richtig blass.

»Was machst du hier alleine draußen? Hat man dir nicht beigebracht, dass kleine Mädchen wie du um diese Uhrzeit nichts mehr draußen zu suchen haben?«, schnauzte er mich an, seine Stimme klar wie die Nacht.

Verblüfft über seinen harschen Tonfall, entfernte ich mich wieder ein Stückchen von ihm.

»Elizabeth, hast du mir nicht zugehört? Es ist verdammt nochmal nicht sicher hier!«, brüllte er mich an und verkleinerte den Abstand zwischen uns. Ich zuckte zusammen, Tränen brannten in meinen Augen.

»Luke hör auf damit du machst mir Angst«, hauchte ich und konnte das Schluchzen danach nicht unterdrücken. Mit der freien Hand suchte ich nach dem Anhänger meiner Kette, um daran herumzuspielen; irgendwie musste ich mich ja beruhigen.

Der große Junge kam auf mich zu.

»Geh in deine Wohnung!«, zischte er; ich erkannte das Glitzern in seinen Augen. Das einst so fröhliche Glitzern; es war verschwunden. Dieses war ein anderes. Eines, welches ganz sicher nicht aus Wut bestand, etwas anderes steckte dahinter; ich spürte es.

»Liz verdammt nochmal, geh in deine Wohnung!«, schrie er wieder und schlug mit seiner Hand gegen einen Briefkasten.

Die ersten Tränen rollten über meine Wangen.

»Ich möchte wenigstens dich beschützen, wenn ich es bei ihm schon nicht geschafft habe«, flüsterte er, am Ende des Satzes versagte seine Stimme.

Mir wurde mit einem Schlag klar, dass er von seinem Bruder redete. Und genau in diesem Moment verflog die Angst; ich ging einen Schritt auf ihn zu und legte zögernd meine Arme um seinen zitternden Körper.

»Es ist alles in Ordnung Luke, ich bin ja da«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Ein Schluchzen entfuhr seiner Kehle.

»Nein, es ist nichts in Ordnung. Absolut nichts. Es tut mir so unendlich leid, ich wollte das alles nicht. Niemals wollte ich dich in diese ganze Scheiße mit hineinziehen«, murmelte er in meine Haare.

»Was meinst du damit?«, wollte ich erfahren. Ich wusste nicht worüber er redete.

»Liz, es ist alles meine Schuld.«

Für einen Moment dachte ich wirklich er würde in meinem Armen zusammenbrechen. Ich stützte ihn so gut ich konnte und drehte den Schlüssel um, welchen ich gerade ins Schloss gesteckt hatte. Zusammen mit ihm die Treppen nach oben zu gelangen ging schneller als gedacht; in der Wohnung angekommen schmiss ich Tasche und Schlüssel auf den Boden und schloss Luke erneut in eine Umarmung. Ich wusste aus irgendeinem Grund, dass er jetzt genau so etwas brauchte. Beruhigend fuhr ich ihm durch die Haare.

Als wir uns wieder voneinander lösten, blickte ich in seine traurigen, sonst so himmelblauen Augen. Die Tränen darin glitzerten immer noch.

»Entschuldige bitte dass ich dich so angeschrien habe. Versprich mir nur, dass du um diese Uhrzeit nicht mehr alleine nach draußen gehst«, flüsterte er während mich seine Augen fesselten, ich verlor mich in der blauen Farbe.

»Ich verspreche es.«

Luke platzierte einen Kuss auf meiner Stirn und brachte mich (eher ungewollt) dazu, rückwärts zu laufen.

»Ich denke ich sollte jetzt besser nach Hause gehen«, meinte er, doch ich packte ihn am Handgelenk.

»Und wenn ich dich darum bitte hierzubleiben?«, fragte ich.

Luke lächelte mich gequält an.

»Ich bin gerade ein absolutes Wrack und sehr emotional drauf, das willst du nicht wirklich miterleben«, winkte er ab und versuchte meinen Griff zu lockern.

»Und wenn es genau das ist, was ich möchte?«, widersprach ich, man konnte leicht heraushören, wie verzweifelt ich war.

»Liz...«, sagte er, das gequälte Lächeln war noch immer nicht verschwunden.

Ich gab ihm keine Antwort mehr und zog ihn in mein Schlafzimmer. Mir war es egal, dass wir beide unsere Alltagskleider anhatten, so streiften wir nur die Straßenschuhe ab und legten uns nebeneinander ins Bett. Zuerst mit ein wenig Abstand, den wir dann aber verringerten.

»Du hast eine wunderschöne Aussicht wenn du hier liegst. Direkt in den Sternenhimmel«, stellte er mit geschwollener Stimme fest, ich hasste es zu wissen, dass er geweint hatte.

»Ich weiß«, nuschelte ich und stellte unseren Blickkontakt wieder her, indem ich meinen Kopf zu ihm drehte. Er fuhr mir mit seiner Hand über die Wange, was zur Folge hatte, dass ich eine Gänsehaut am gesamten Körper bekam.

Bevor ich auf die Berührung reagieren konnte, zog er mich an sich; mein Kopf lag auf seiner Brust. Der Herzschlag direkt unter meinem rechten Ohr war deutlich zu vernehmen. Sein Aftershave roch einfach nur göttlich, in meinem Magen veranstalteten die Schmetterlinge eine Schlacht.

Ich merkte wie ich immer erschöpfter und müder wurde; driftete ganz langsam in die Welt des Schlafes ab.

Das einzige was ich noch vage wahrnahm, war Lukes Stimme die mir ganz seicht ins Ohr flüsterte:

»Ich werde auf dich aufpassen. Das schwöre ich dir, egal was passieren wird und wenn es das letzte ist was ich tue.«

A/N: Hier kommen ein paar Fragen an euch:

1. Wie heißt du?

2. Wie alt bist du?

3. Lieblingssong? (Muss nicht unbedingt von 1D, Little Mix oder 5SOS sein)

4. Lieblingsautorin hier?

5. Lebensmotto?

6. Lieblingsfilm?

7. Wenn du ein Obst wärst, welches würdest du sein und weshalb?

8. Wenn du an einen Ort dieser Welt reisen könntest, wohin würdest du gehen? (Kommt mir jetzt bloß nicht mit Harrys Bett oder sowas an, haha. Ich meine Länder, Städte, usw.)

9. Favourite von 1D und/oder 5SOS?

10. Lieblingsessen?

11. Wie denkt ihr, geht es in Games weiter?

12. Irgendwelche Ideen für das Ende?

13. Gibt es etwas, was euch an euch selbst stört? Wenn ja, was und weshalb?

14. Wie bist du auf Wattpad gekommen?

15. Ein Wort, welches dich am besten beschreibt?

16. Möchtest du einmal ein Tattoo haben? Wenn ja wo, und was?

17. Wenn du einen Wunsch frei hättest; was würdest du dir wünschen?

18. Lieblingsapp/Lieblingsinternetseite?

19. Lieblingsserie?

20. Noch Fragen an mich?

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