Prolog | Der Tod des Königs

Der Wind raschelte leise durch die Zweige der Alten Weide. Die Rinde am dicken Stamm war an einigen Stellen bereits abgebrochen und die Wurzeln schauten aus dem Boden hervor.

Die langen Grashalme bewegten sich im Wind. An einigen wenigen Halmen konnte man noch das Grün erkennen, viele waren jedoch braun und vertrocknet.

Es war Sommer und am Tag brannte die Sonne erbarmungslos auf die Fläche. Doch es war Nacht und nur der Mond warf seinen silbernen Schein auf das Tal.

Die angenehm kühle Nachtluft zog durch das Tal. Außer dem Rauschen der Blätter war es totenstill. Es leuchtete auch kein Licht.

Selbst der Palast im Tal war dunkel. Keine einzige Fackel leuchtete und erhellte die Nacht. Der Palast wirkte verlassen. Die großen eisernern Tore waren innen mit dicken Riegeln versehen.

Die Flaggen oben auf den Zinnen flatterten im aufkommenden Wind. Wenn man genau hinsah, konnte man einen silbernen Wolf auf blauem Grund sehen. Deswegen wurde die Burg auch Lunburg genannt.

Der Wolf war das heilige Tier der Luner. Sie ehrten ihn in Tempeln. In diesem wurden auch die Toten der Luner begraben. Das Schloss war dieser Nacht verlassen, weil jemand Wichtiges gestorben war.

Der König

Der Tempel des Königswolfes war aus weißem Marmor und Mondstein gebaut. Fackeln erhellten das Innere und brachten den Tempel zum Leuchten. Innen war es gespenstig still.

Jeder war gekommen, um zu trauern. Wohin man auch blickte sah man traurige Gesichter. Der König war ein guter König gewesen und unter seiner Hand hatte das Königreich geblüht, wie schon lange nicht mehr.

Die kunstvoll verzierten Torflügel schwangen geräuschlos auf und ein schwarzer Sarg wurde hinein getragen. Einige Menschen wischten sich jetzt schon die Tränen von den Wangen.

Vier starke Männer trugen den Sarg durch den mittleren Gang und alle Blicke wanderten mit. Vor dem Altar angekommen stellten die Männer den Sarg auf einen Sockel. Dort würde er von nun an stehen.

Für immer.

Ein Priester trat an den Sarg und sprach ein paar Worte. Jeder hörte sie, nur an einem gingen sie scheinbar vorbei. Ein blonder junger Mann saß in der ersten Reihe. Er hatte genauso wie die anderen dunkle Kleidung an und Trauer spiegelte sich in seinen blauen Augen.

Durch die goldene kleine Krone auf seinem Kopf konnte man den zukünftigen König erkennen. Er hatte eine weiße Rose in der Hand. Sein Vater hatte weiße Rosen so geliebt wie seinen Sohn.

Eine blondhaarige Frau saß neben ihm. Sie hatte ein langes schwarzes Kleid an und eine silberne Krone thronte auf ihrem Haupt. Die Schminke in ihrem Gesicht war bereits verlaufen.

Tränen flossen über ihre Wangen und die Falten um ihre Augen wurden ein bisschen tiefer. Besorgnis spiegelte sich in ihren Augen, als sie zu ihrem Sohn blickte. Die Königin senkte den Blick und sah auf ihre Hände.

Für eine Frau trug sie erstaunlich wenig Schmuck. Nur zwei Ringe zierten die schmalen Finger. Ein silberner und ein dunkelblauer.

Der silberne war ein Ehering und würde sie immer an ihren Mann erinnern. Der dunkelblaue hingegen hatte keine andere Bedeutung, als sie an ein Versprechen zu erinnern.

Als sie gebrochene Frau erneut neben sich schaute, war da nur noch die leere Tempelbank zu sehen. Ihr Blick richtete sich auf den Sarg.

Vor diesem stand nun ihr Sohn, eine weiße Rose in der Hand haltend. Ganz langsam hob er seine Hand und legte die Rose auf den Sarg. Wie ein heller Fleck in der Dunkelheit lag die Rose auf dem schwarzen Sarg. Es herrschte Stille und jeder blicke zu dem jungen König vor dem Altar.

Dieser fing jetzt an zu sprechen und sagte mit fester Stimme: »Ich verspreche euch ein guter König zu sein. Wie mein Vater. Möge er friedlich mit den Mondwölfen jagen.«

Es gab kein Applaus, keine glücklichen Mienen. Doch auch nicht ausschließlich Trauer. Hoffnung spiegelte sich in den Augen der Anwesenden. Auch in den Augen des Prinzen spiegelte sich Hoffnung und Trauer. Aber vorallem Entschlossenheit.

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Herzlich Willkommen zu meiner neuen Story. Die gesamte Story ist meiner Comunity gewidmet, die mich schon oft unterstützt hat. Genau an diesem Tag, an dem dieses Kapitel veröffentlicht wird, habe ich ein Jahr Wattpad hinter mir. Und ich hoffe, dass es noch lange dauern wird, bis Wattpad für mich Vergangenheit wird.

Das Kapitel ist mit besonderem Dank an Miri_Sa gewidmet. Sie war meine erste Followerin und dafür möchte ich mich nochmal ganz speziell bedanken.

Das Kapitel ist überarbeitet.

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