✖Game 62✖

Jungkook Pov

Weiter zu gehen als ihn zu küssen schien mir für den Moment nicht nur unpassend sondern auch gefährlich. Ich hätte ihm durchaus zugetraut das er sich einfach von mir losgerissen, ein paar Worte in meine Richtung geschleudert hätte und dann einfach abgehauen wäre. Aufgegeben hätte ich dann zwar immer noch nicht, aber ich hätte ganz von vorne anfangen müssen.

Nach dem Kuss war Taehyung für einen Moment wenigstens vollkommen ruhig. Die Aktion schien ihn überrascht zu haben, ich wage es sogar zu behaupten das sie ihn schockiert hat, so sehr das er keine negativen Worte oder überhaupt irgendwelche Worte für mich übrig hatte. Er ist seitdem vollkommen still und auf den Vorschlag wieder zu mir zu kommen und mich das ganze erklären zu lassen, hat er mir nur mit einem Nicken geantwortet.

Bevor er also die Chance hat seine Meinung zu ändern und sich doch dafür zu entscheiden vor dem, was passiert ist, davon zu laufen, stelle ich mich direkt vor ihn und sehe ihm ins Gesicht. Am liebsten würde ich es in beide Hände nehmen und es hochheben, damit er mir in die Augen sieht, aber wenn der Blick auf den Boden ihm die Situation erleichtert, dann belasse ich es dabei. Hauptsache er hört mir zu.

"Die ganze Geschichte begann schon vor Jahren, noch bevor mein Bruder sich selbst in dieses Schlamassel gebracht hat. Er war schon immer der Meinung, dass das Rechtssystem zu harmlos mit Verbrechern umgeht, dass die Strafen keine richtigen Strafen sind, sondern lediglich Ermahnungen. Das ganze wurde allerdings noch schlimmer als er selber zum Opfer eines Verbrechens würde." Mein Gedächtnis ist nicht das beste, wenn ich nicht mein Handy oder Jin hätte, die mich an viele Dinge erinnern, dann wäre ich wohl aufgeschmissen und denoch sitzt dieser Tag fest in meinem Gedächtnis. Egal wie sehr ich es versuchen würde, ich könnte nie vergessen wie meine Eltern mitten in der Nacht die Polizei riefen, weil er nicht mehr nach Hause kam. Ich kann nie vergessen, dass das der Anfang vom Ende meines Bruders war.

"Wir waren zusammen unterwegs, als sie plötzlich zu viert aus dem nichts auftauchten. Sie hatten noch kein Wort gesprochen, sich nicht einmal vorgestellt, da landete die erste Faust im Magen meines Bruders. Sie sagten, dass das die Rache für ihre Schwester sei, die ermordet wurde. Es gab damals nur einen verdächtigen im Fall und mein Vater, der Anwalt war, hatte ihm zur Freiheit verholfen. Mich traten sie ein Mal in den Bauch, dann sagten sie das ich weg soll, dass das etwas ist was die Erwachsenen unter sich regeln.

Ich war vollkommen verängstigt, ich wollte nicht geschlagen werden, aber ich wollte auch nicht weg, weil ich wusste das sie dann meinem Bruder weh tun würden, aber auch er schickte mich weg. Er sagte mir, dass ich Hilfe holen gehen soll, aber meine Beine wollten nicht hören. Alles was ich tun konnte war ein paar Schritte zu gehen und dann auf die Knie zu fallen, während ich nur weinend zusah wie sie meinen Bruder zusammen schlugen.

Eigentlich hätten sie aufgehört, sobald er anfing aus der Nase zu bluten, aber er wehrte sich und das machte sie nur noch wütender. Sie wussten, dass er Pianist war, er hatte mehrere Preise gewonnen und vertrat bei Wettbewerben sogar unser Land. Sie wussten, dass sie nicht nur seine Knochen, sondern auch seine Seele zerstörten, als sie seine Hände zwischen die Autotür legten und sie fest zu knallten."

Meine eigenen fangen jedes mal an zu zittern wenn ich daran denke. Das Geräusch von brechenden Knochen hallt immernoch in meinem Kopf wieder, auch wenn ich mir sicher bin es niemals gehört zu haben. Das einzige was noch lauter ist, sind die verzweifelten und von Schmerz erfüllten schreie Jimins als sie lachend von ihm ab ließen, alle noch einmal in seine Richtung spuckten und lässig ihre Zigaretten anzündeten als sie verschwanden. Ich weiß noch genau wie etwas in mir beim Anblick meines Bruders zerbrach.

"Ich wollte zu ihm, aber er wäre nur noch wütender, noch trauriger gewesen wenn er gewusst hätte das sein kleiner Bruder das alles beobachtet hat. Außerdem war ich viel zu schockiert um mich zu bewegen, selbst schreien konnte ich nicht, nicht einmal als ich sie über die Straße auf uns zu marschieren sah."

Taehyung hat mittlerweile seinen Blick gehoben und sieht mich mit einer Mischung aus Neugierde und ungläubigkeit an. Ich war dabei und doch verstehe ich das einem diese Geschichte mehr als nur Absurd vorkommt. Niemand möchte verstehen warum es Menschen gibt die zu so etwas in der Lage sind, aber so ist es. Leider beginnt die Geschichte hier auch erst.

"Sie sprach mit ihm, bemerkte mich im ersten Moment nicht oder sie ignorierte es einfach. Es vergingen Minuten bis hin zu einer Stunde, bis ich sah wie er sich langsam hinsetzte und nickte bevor er etwas sagte, was ich ganz klar hören konnte. Alles was sie sagte war zu leise um es für mich aus der Entfernung mitzubekommen, aber er antwortet mit einem lauten, kräftigen und entschlossenem Ton als er ihr sagte: 'Ich möchte, dass sie sich gegenseitig umbringen.'

Das war der Beginn des Spieles. Jimin wollte das die Menschen, die bereit waren andere Menschen umzubringen, also Menschen mit der Tendenz zum Morden, sich gegenseitig umbringen. Er wollte, dass Verbrecher sich gegenseitig vernichten und merkt bis heute nicht wie er selber zu einem Monster wurde.

Ich kehrte alleine zurück nach Hause und die Suche nach meinem Bruder begann. Erst rund zwei Jahre später, schaffte ich es zu ihm Kontakt aufzunehmen, nämlich durch einen Spieler aus dem Spiel. Ich bat ihn mehrmals um ein Treffen, flehte ihn an wenigstens ein einziges mal mit mir zur reden, aber es geschah nicht. Stattdessen bekam ich Besuch von der Frau, die ihn uns damals weggenommen hatte."

Ich erinnere mich noch an die Angst, die ich damals verspürte als die Jungs auftauchten und anfingen auf meinen Bruder einzuschlagen, aber erst als ich ihre langen, roten Haare wieder im Wind wehen und das Lächeln in ihrem Gesicht sah, wusste ich was wahre Furcht ist.

"Sie machte mir einen Vorschlag. Sie sagte, dass mein Bruder in seinem eigenen Spiel gefangen ist und das sie mir die Chance gibt ihn da heraus zu holen. 'Die Seele eines Kindes ist meist reiner als die von Jugendlichen und Erwachsenen, sie bringt mir in diesem Zustand nichts. Du musst mir keinen Teil davon überlassen, Tausch sie lediglich als Pfand ein. Solltest du das Spiel irgendwann gewinnen, kriegst du sie wieder. Stirbst du allerdings ohne das Spiel und die 20 Quests gelöst zu haben, gehört deine ganze Seele und damit dein ganzes Leben nach dem Tod mir. Du müsstest die Ewigkeit mit mir verbringen. Bist du bereit diesen Preis zu zahlen um deinen Bruder aus diesem Spiel zu holen?' Das waren ihre Worte, oder so in der Art. Ich habe mir viel von diesem Abend gemerkt, aber ich kann nicht jedes einzelne Wort genau wiedergeben, außer das, was danach kam."

Es sind die Worte, die ich damals als Kind vollkommen falsch interpretiert habe und erst jetzt, wird mir klar was die wahre Bedeutung davon ist. Es sind Worte, die mich damals vor vielem bewahrt hätten, wenn ich sie nur richtig verstanden hätte, aber die Chance meinem Bruder zu helfen und ihn zurück zu meinen Eltern zu bringen klang viel zu verlockend.

"Das Spiel ist die einzige Rettung für deinen Bruder."










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Entschuldigt, ich befinde mich in der Versenkung Namens Vorabi und kann nicht mehr jeden Tag uploaden, aber ich versuche so oft ich kann eine Lernpause einzulegen und euch ein Kapitel zu liefern 💕

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