✖Game 24✖

Jungkook Pov

Ich verstehe, warum Taehyung ausgerechnet diesen Platz zum Nachdenken ausgesucht hat. Es ist vielleicht nicht der schönste Platz auf Erden, aber die Blumen, die sich unter uns erstrecken, machen diesen Ort trotzdem zu etwas besonderem. Ich glaube zwar wirklich nicht, dass er vor hat sich umzubringen oder zumindest hoffe ich das, aber ich bleibe trotzdem wachsam.

Mein ganzes Gerede darüber, dass es seine Entscheidung ist zu Leben oder zu sterben war ernst gemeint, aber trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei wie ich darüber nachdenke ihn an mich zu reißen und festzuhalten damit er es nicht tut. Wenn er stirbt, weiß ich nicht ob Jimin mich dann noch gehen lassen wird, immerhin hat er betont das er ihn nicht tot sehen will, zumindest jetzt noch nicht.

Es vergeht mehr als eine Stunde in der niemand von uns beiden redet. Ich schweige, weil ich darüber nachdenke was ich tun soll, denn das ganze macht keinen Sinn für mich und er schweigt wahrscheinlich immer noch weil er hofft mir würde vom ganzen warten langweilig werden. Das ist zumindest das was ich dachte, bis er sich räuspert und meine Aufmerksamkeit von den Blumen auf sich lenkt.

Ich sehe ihn verwirrt, aber nicht viel erwartend an und merke sofort, dass das, was als nächstes aus seinem Mund kommt, ihm nicht leicht fallen wird. Er sieht mich ernst an und krallt sich dabei fest an das Geländer. "Das, was ich letztens zu dir gesagt habe tut mir leid."

Seine Stimme ist leise, aber denoch spricht er klar und deutlich, ein Zeichen dafür das es nicht nur dahin gesagt ist, sondern das er es ernst meint. Meine Überraschung über den Wandel vom vorhin noch mir gegenüber vollkommen abgeneigten Taehyung, zu dem jetzt mit einem offenbar schlechten Gewissen, halte ich zurück, stattdessen denke ich über seine Worte nach.

Er kann eigentlich nur die Sachen meinen, die er zu mir gesagt hat als ich am Schultor auf ihn gewartet habe um mit ihm über die Sache mit Jackson zu sprechen. Ich wollte, dass er versteht das ich das tun musste, stattdessen hat er mir Dinge an den Kopf geworfen, die ich bereits selber wusste, nur um sich jetzt dafür zu entschuldigen.

"Wieso?" Ich zucke mit den Schulter, verschränke meine Hände ineinander und Stütze mich damit auf dem Geländer ab während ich wieder die Blumen anstarre. "Du hattest doch recht."

"Hatte ich nicht", schießt er sofort zurück und auch ohne ihn anzusehen weiß ich, dass sein Blick auf mich gerichtet ist. Er hat keine Angst mehr vor mir, das weiß ich, denn das hat er mir nur allzu deutlich gezeigt. Wenn er Angst vor mir hätte, hätte er mir nicht so offen ins Gesicht gesagt was er von mir denkt.

"Menschen, die Menschen töten, haben es nicht verdient sich selber Mensch zu nennen." Ich drehe mich wieder zu ihm und sehe ihn an, mit einer ebenso ernsten Miene wie er es bei mir tut. "Ich bin ein Mörder, Taehyung, so ist das."

Als ich hierher kam, war mein Ziel lediglich ihn zum Nachdenken zu bringen und ihm die Augen zu öffnen. Er möchte nicht sterben, das habe ich bereits damals in der Gasse gemerkt, aber er weigert sich zu töten um zu Überleben. Er möchte sich nicht eingestehen, dass er und ich nicht so unterschiedlich sind wie er vielleicht glaubt. Niemals hätte ich allerdings gedacht, dass das ganze so ernst werden würde.

Wenn ich bei ihm bin, vergesse ich Sachen wie Zeit oder die Gefahr, in der wir uns befinden, weil es nie langweilig mit ihm wird und weil er mich durch das, was er sagt und was er tut immer wieder überrascht, sowie jetzt mit dem sanften Blick, mit dem er mich bedenkt. "Ich habe gesehen, wie du auf meine Worte reagiert hast, wie sie dir weh getan haben. Ein Mörder reagiert nicht so darauf. Du tötest nicht weil du es willst, du glaubst keine andere Wahl zu haben."

Für einen Moment bin ich vollkommen Sprachlos. Schon wieder hat er es geschafft mich innerhalb weniger Sekunden und nur mithilfe von einigen wenigen Worten aus seinem Mund total aus der Reserve zu locken. Er sagt genau die Dinge, die mich beschäftigen und die ich über mich selber denke, ohne zu wissen was diese in mir auslösen. Ohne zu wissen, dass ich nicht will das irgendjemand das über mich weiß.

"Und du glaubst mich zu kennen", sage ich und lache verächtlich um das ganze herunter zu spielen und ihn glauben zu machen er läge falsch.

"Ich versuche dich zu verstehen." Er schwingt die Beine über das Geländer und springt herunter.

Sofort schüttle ich den Kopf um ihn davon abzuhalten mir näher zu kommen als er Anstalten macht das zu tun. "Lass es lieber, bevor du merkst das es an mir nicht viel gutes gibt."

Jetzt ist er der, der den Kopf schüttelt, aber zu meinem Glück stehen bleibt. "Ich glaube du irrst dich." Erneut macht er einen Schritt auf mich zu, aber dieses mal bleibe ich an Ort und Stelle stehen. "Ich glaube, dass du ein guter Mensch bist, denn das was du tust definiert dich nicht, auch damit hatte ich Unrecht. Kein Mensch ist Unschuldig, ich bin es auch nicht."

Schon wieder bin ich kurz davor laut loszulachen. Er hat mir doch bei quasi jedem unserer Treffen an den Kopf geworfen was für ein schlechter Mensch ich bin und mir mit seinen Blicken fast befohlen zur Hölle zu fahren. Also warum tut er jetzt so als würde er mich verstehen und als wäre ich ein Heiliger?

"Du und ich, wir sind zwei komplett unterschiedliche Welten."

"Ist das was schlimmes?", fragt er und legt den Kopf schief als würde er nicht ganz verstehen was ich ihm damit sagen will.

"Du versuchst krampfhaft an das gute im Menschen zu glauben während ich gänzlich aufgegeben habe überhaupt danach zu suchen."

"Dann lass mich nach dem guten in dir suchen." Ich habe gar nicht gemerkt wie nah er mir gekommen ist während wir geredet haben. Nur noch wenige Meter trennen uns, ich kann mich sogar selber in seinen Augen erkennen. Es ist diese Nähe, die mich verunsichert, die ich nach der ganzen Zeit einfach nicht mehr gewohnt bin und die mich jetzt dazu bringt vor all dem davon zu laufen.

"Hör auf damit", sage ich und gehe einige Schritte zurück auf die Tür zu, aber Taehyung denkt gar nicht daran auf mich zu hören.

"Sag mir nur eines, Jungkook." Seine Stimme ist sanft und leise als er das sagt, sie lässt einen überhaupt nicht ahnen was als nächstes kommen wird. "Warum tötest du?"

Bis jetzt habe ich wirklich gedacht, ich hätte ihm das oft genug gesagt. Ich dachte, dass er verstanden hätte das es mein Wille zu überleben ist, der mich das alles machen lässt. Mein einziges Ziel das hier anzufangen war es Jimin zurück zu bekommen, ihn wieder als meinen Bruder zurück nach Hause zu bringen, aber der Grund warum ich töte ist das Überleben. Ich will nicht sterben, aber diese Erklärung ist ihm anscheinend nicht gut genug.

Ich seufze und sehe ihn vollkommen ungerührt an als ich anfange zu sprechen. "Ich glaube nicht an Gott und ich glaube auch nicht an den Himmel oder die Hölle. Wenn man tot ist, ist man tot, es gibt keinen Ort an den du gehst und für immer glücklich wirst oder für immer deine Strafe absitzt. Die Wahrheit in meinen Augen ist, dass Menschen wie ich, die andere Menschen töten, nur mit dem Tod selber bestraft werden können, aber dieser ereilt jeden irgendwann, nicht wahr? Macht es diese Strafe dann nicht benfalls vollkommen bedeutungslos?

Es gibt kein Feuer, in dem ich auf ewig brennen werde und für die guten Mensche wie dich, die den Gedanken anderen wehzutun nicht ein mal ertragen können, gibt es auch kein ewiges Leben, nachdem sie sterben. Nach dem Tod folgt das Nichts und bevor das kommt, möchte ich jeden Tag meines Lebens auskosten, aber das kann ich nur tun, wenn ich überlebe."

Diese ganze Sache geht mir viel näher als ich es anfangs erwartet hätte, aber  es ist wie ein Fluss, den man nicht aufhalten kann. Ich wollte ihn davon überzeugen, dass ich nicht der Kerl bin für den er mich hält, stattdessen offenbare ich ihm gerade das ich eigentlich viel schlimmer bin, aber das kann er ruhig wissen. Er kann wissen, dass das Leben nicht für jeden gemacht ist.

"Du wolltest wissen weswegen ich töte, da hast du deinen Grund. Ich töte, weil ich überleben will, denn ich bin noch nicht bereit für das Nichts, Taehyung."

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