3. Runde: Melissa Bates

"Und? Wie geht es jetzt weiter?", wollte Ashley wissen und grinste ihren Kollegen an.

Dieser lächelte und legte ihr daraufhin eine Hand auf die Schulter, welche diese einfach von sich schob. Seufzend wandte Nicholas sich den Bildschirmen zu. Kurz räusperte sich der graumelierte Mann und begann zu sprechen: "So, und jetzt sehen wir Melissa Bates. Mal sehen, wie sich die Gute mit ihrem Raum schlägt."

In diesem Moment konnte man auf einem anderen Schirm sehen, wie sie etwas ängstlich im Raum umherlief und sich versuchte einzuprägen, was wo war.

Jakes Eltern saßen auf der Couch und blickten gebannt auf den Screen. Dort war Melissa zu sehen, wie sie gerade etwas versuchte.

"Klettert sie? Oder was zum Geier soll das da werden?", rief ihr Ehemann und stützte die Ellenbogen auf die Lehnen seines Sessels.

Seine Frau seufzte. "Was weiß ich, was sie da macht."

"Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?"

Sie seufzte. "Geht dich nichts an."

Anschließend stand sie auf und verließ das Wohnzimmer. In ihrem Inneren plagten sie Zweifel. Was, wenn die Sendung wirklich ein völliger Mist wäre? Wenn alle nach Strich und Faden verarscht wurden? Was ihr Sohn gerade machte?

Vorsichtig lief sie zu seinem Zimmer und klopfte an die Tür. Nichts. Stille. War er vielleicht bei einem Freund? Oder feiern? Als sie gerade gehen wollte, öffnete er die Tür und blickte fragend zu seiner Mutter.

"Was!", giftete er und verschränkte die Arme. "Ich hab doch gesagt, dass ich diesen SCHEISS nicht sehen will!"

"Deswegen bin ich gar nicht hier", fuhr sie fort.

"Ach du heilige scheiße!", rief ihr Mann. "Schatz! Komm mal! Das wird jetzt richtig genial."

Kurz blickte sie zu ihrem Sohn, der nur den Kopf schüttelte und ihr zu verstehen gab, dass sie gehen konnte. Seufzend wandte sie sich ab und wollte die Tür schließen, doch Jake schüttelte den Kopf. Er würde es schon selbst machen.

"Was ist denn?", wollte sie wissen, nachdem sie sich auf die Couch gesetzt hatte und die Beine hochlegte.

"Sieh dir das an", fuhr er, ohne Punkt und Komma zu setzen, fort. "Sie ist gerade auf der Wand geklettert. Und... Ach du heiliger Vater. Das ist der Hammer. Siehst du das?"

Sie seufzte und blickte auf den Bildschirm ihres großen Fernsehers. Offen blieb ihr Mund stehen. Sie konnte es nicht fassen. Die junge Frau hing an einer dünnen Stange, die sich nach unten zu biegen schien. Hatte sie nicht Angst, da hinunter zu fallen? Das waren doch bestimmt mehrere Meter Höhe, von denen sie auf den harten Steinboden krachen würde, wenn das Gerüst nicht standhaft blieb.

"Denkst du, sie wird es schaffen?", hauchte sie und zitterte leicht.

Ihr Gatte zuckte mit den Schultern. "Wieso nicht? Sie ist doch bestimmt die erste, die ins Finale kommt. Da wette ich mit dir drum."

"Du denkst, dass diese dürre Bohnenstange gewinnen wird?"

"Natürlich wird sie gewinnen!"

Das hätte sie ihn nicht fragen würden. Seufzend wandte sie kurz den Kopf ab, um dann wieder hinzusehen. "Willst du, wenn die Werbung einsetzt, etwas trinken?"

"Du kannst mir ja ein Bier holen."

Stumm nickte sie. Ob er auch mal auf ihre Bedürfnisse eingehen würde? Wenn nicht, dann musste sie ihn... NEIN! Daran durfte sie jetzt nicht denken. Keine gute Idee, die sie sich da gerade im Kopf ausmahlte.

Mit einem leichten Seufzer stand sie auf, als sie auf und lief in die Küche, um ihrem Göttergatten eine Flasche Bier zu holen. Dumpf stellte sie diese vor ihm auf den Tisch. Dankend nickte er ihr zu, entkorkte sie und nahm einen großen Zug.

Still hatte sie sich daneben gesetzt und schaute stumm auf den Screen, auf dem sie zu sehen war. Diesmal hing sie nicht mehr an der Stange.

Wie schnell hatte sie diese denn hinter sich gebracht? Hatte Jakes Mutter etwa etwas verpasst, als sie in der Küche war, um ihrem Mann eine Flasche Bier zu holen. Sonst dauerte die Werbung doch auch immer sehr lange? Egal. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.

"Und wer soll bitteschön der Zweite im Finale sein?", setzte sie die Diskussion fort.

Er seufzte und nahm einen weiteren Zug. "Keine Ahnung. Ist mir eigentlich scheiß egal. Hauptsache die Bates ist im Finale. Mehr will ich nicht."

"Hmm."

"Hmm? Was soll das sein?"

Sie zuckte mit den Achseln und faltete ihre Hände im Schoß.

***

Melissa hatte sich auf den Boden gehockt, nachdem sie die dünne Stange überwunden hatte. Es war der pure Horror, über diese zu klettern. Immerzu musste sie damit rechnen, dass diese unter ihr zusammenkrachen würde. Aber sie hatte es geschafft. Heil war sie heruntergekommen. Zwar mit wildpochendem Herzen, aber es war ihr gelungen, diese Hürde zu meistern.

Und jetzt? Das rote Licht kam immer näher. Bald würde sie den Buzzer drücken können. Innerlich war sie erleichtert darüber, aus dem Raum zu kommen. Hoffentlich würde sie nicht eine Runde weiterkommen. Zwar machte es ihr Spaß, aber sie hatte keine Lust mehr dazu.

Dann hättest du dich nicht anmelden dürfen.

'Kannst du nicht einmal deine Klappe halten und dich aus meinen Gedanken verziehen', schnaubte sie ihre innere Stimme an und entließ einen langen, schwerfälligen, tiefen Seufzer.

Stures Ding, erwiderte diese und streckte ihr ihre imaginäre Zunge raus.

'Leck mich'.

Du mich auch.

Anstatt ihr eine Antwort zu geben, schüttelte sie einfach nur den Kopf. Es war keine Zeit, sich mit ihrer inneren Stimme zu streiten. Lieber sollte diese zu ihr halten, anstatt sie anzugiften!

Wenn du mir zuhören würdest, dann hättest du gewusst, dass ich dir einfach nur helfen will, blaffte sie und verdrehte ihre nicht sichtbaren Augen.

'Das war doch nur... Ach, vergiss es', sprach sie in Gedanken und lief weiter.

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