3. Runde: Gilbert Adams
Gebannt saßen sie vor dem Fernseher und beobachteten, die der junge Mann überlegend die Hände vor dem Körper verschränkt hatte. Die Sendung hatte sich verändert. Denn er war nicht der Einzige, der zu sehen war. Etwas weiter im Hintergrund standen zwei weitere Personen.
"Das ist doch die Scott?", bemerkte Jakes Vater und blickte zu seiner Frau, die scheinbar desinteressiert auf den Bildschirm schaute. Als sie jedoch die Worte ihres Mannes vernahm, schaute sie kurz zu ihm herüber, dann wanderten ihre Augen wieder zum Bildschirm, wo einer der Moderatoren zu sprechen begann.
Es wirkte, als wüssten sie selbst nicht, was hier vor sich ging. Und falls das so war, dann konnten sie es gut überspielen.
In der Zwischenzeit hatte sich Jake mit einem Informanten verabredet und wartete gespannt auf die Nachricht Desjenigen. Seine Eltern bemerkten von dem nichts, schauten mit gefesselten Blicken auf den Fernseher. Wie als wären sie süchtig nach der gottverdammten Sendung.
'Was ja auch stimmte', dachte Jake frustriert und verschränkte die Arme vor der Brust. 'Wenn der Arsch nicht auftaucht, dann verziehe ich mich!'
Wütend sog er die Luft in seine Lungen. Doch es brachte ihm diesmal nichts. Er kam nicht herunter, sondern regte sich noch mehr auf. Jake würde ihm noch eine Viertelstunde geben. Wenn er dann nichts bekam, war er weg.
Das würdest du so oder so nicht tun.
Seine innere Stimme lachte über Jakes Gedanken und klopfte sich auf die Schulter.
'Fick dich!', knurrte der Schüler in Gedanken und presste die Lippen zu einem dünnen Strich.
Als er auf die Uhr blickte, waren schon fünf Minuten vergangen. Nicht mehr lange. Dann würde sich der junge Mann aus dem Staub machen. Auch wenn es wichtige Infos waren, die Jake verpassen würde. Das war es ihm wert.
***
Gilbert hatte sich nicht unter Kontrolle. Er schrie. Es war ihm egal, was die Zuschauer über ihn dachten. Das hier war kein verfickter Spaß mehr: es war ernst. Und wenn nicht gleich jemand einschreiten würde, dann... Ja, was eigentlich?
"Du musst doch wissen, was hier vor sich geht", schrie Timothy und verdrehte die Augen. Gilbert seufzte. Sie waren zu dritt. Und das war mehr als ungewöhnlich. Nie. Nie war es passiert, dass gleich drei Personen in einem Raum waren und um ihr nacktes Überleben kämpfen mussten.
"Fick dich!", rief Gilbert und zeigte ihm den Mittelfinger. Was auch immer hier ab ging, Gilbert würde hier rausgehen. Und das mit dem verflixten Satz. - Wenn es sein musste.
"Beruhigt euch", meinte Daniela. Sie war die Einzige, die etwas ruhiger auf ihn schien. "Wir sollten überlegen, wie..."
Zu mehr kam sie nicht, denn es krachte laut. Gilbert reagierte instinktiv, riss an Daniela und holte sie somit aus der Reichweite. Kurz wollte sie ihren Mund öffnen, um ihm Paroli zu bieten, doch als der Pfeiler zu Boden krachte, schloss sie ihn wieder. Stattdessen verließen leise, unverständliche Worte ihren Mund.
Timothy schüttelte fassungslos den Kopf und suchte den Raum nach einer versteckten Kamera ab. "Ihr verdammten Arschgesichter!", knurrte er und streckte den Mittelfinger in die Richtung, wo sich die Kamera vermutlich befinden würde. "Seid ihr lebensmüde? Was hättet ihr gemacht, wenn sie", er zeigte auf Daniela, die noch immer in Gilberts Armen lag, "verreckt wäre?" Kurz hielt Timothy inne. Gilbert dachte schon, er würde aufhören, doch Cox redete unaufhörlich weiter. "Wenn sie verblutet wäre, dann hättet ihr dasselbe beschissene Erlebnis! Das, was ihr versucht zu verstecken!" Wutentbrannt schlug er gegen die Wand. "Wichser!"
Gilbert ließ Daniela los, versicherte sich, ob sie okay war und trat anschließend zu Timothy, der wie ein wildgewordener Derwisch gegen die Wand hämmerte, sodass kleine Blutstropfen auf den bisher sauberen Boden fielen.
"Komm runter!", fauchte Gilbert und riss Timothy von der Wand los, die mit Blutspritzern besudelt war.
Der Angesprochene trat nach ihm. "Lass. Mich. Los!"
Beide rangelten. Sie versuchten den anderen zu besiegen, doch Gilbert war stärker, hielt ihn fest im Griff. "Lass dich nicht aufwühlen. Die verdammten Zuschauer wollen das nur sehen. Und was tust du?" Er wurde bei jedem Wort immer lauter und lauter. "Du tust ihnen den Gefallen und flippst aus. Wie ein wildgewordener Irrer, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat."
Kurz funkelte Timothy ihn mit blitzenden Augen an. Dann senkte er den Kopf und murmelte etwas Unverständliches in seinen Bart.
In der Zwischenzeit kam Daniela zu den beiden Männern herüber, die sich voneinander gelöst hatten. Gilbert sah mit aufmerksamer Miene zu ihm. Timothy hingegen scherte sich nicht, sondern blickte an die Wand. Dorthin, wo die kleinen Blutflecken zu sehen waren.
Die junge Frau schluckte und verschränkte die Arme vor der Brust. Unsicher ließ sie ihren Blick umherschweifen. An die Wand wollte sie erst gar nicht sehen.
"Wir sollten schauen, dass wir hier herauskommen", bemerkte sie nach einer Weile und blickte den beiden Männern ins Gesicht.
Timothy lachte. "Rauskommen? Wo willst du hier denn bitte schön rauskommen, Scott!" Nach jedem Wort wurde er immer lauter.
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. "Da wird uns schon was einfallen."
Gilbert, der sich nicht in die Angelegenheit von Daniela und Timothy einmischen wollte, hatte sich vorsichtig von ihnen abgewendet. Er wollte nicht tatenlos hier herumstehen und auf sein Ende warten. Wenn es einen Ausgang gab, dann musste er diesen finden. Nicht, dass sich die zwei die Köpfe einschlugen.
Aber du passt doch auf, dass nichts passiert, wollte seine innere Stimme wissen.
'Hmm', brummte er und tastete die Wand an. Kurz hielt er inne, versuchte das Gespräch, was Scott und Cox führten, auszublenden. 'Hier ist doch was.'
Wieder schlug er gegen die Wand, doch konnte nichts hören, da die beiden mit ihrem Gespräch beschäftigt waren. Seufzend wandte er sich um und ließ einen lauten Pfiff durch seine Zähne gleiten. Beide verstummten schlagartig.
'Geht doch.'
"Was soll das werden, wenn's fertig ist?", wollte Timothy wissen, der an ihn herangetreten war und skeptisch auf Gilberts Hand blickte, die unablässig an die Wand klopfte.
Der Angesprochene zuckte mit den Achseln und schob ihn grob zur Seite. "Lass mich nur machen.!"
Timothy seufzte. 'Was für ein verficktes Arschloch. Bin froh, wenn der endlich raus ist.'
Daniela war das völlige Gegenteil. "Wenn du willst, kann ich dir helfen", schlug sie vor.
Doch sie erntete nur einen bösen Blick von Gilbert. "Könnt ihr nicht einfach eure verdammten Fressen halten?! Ich will hier einen verfickten Ausgang suchen und..."
Der hohe und schrille Schrei ließ ihn innehalten. Ruckartig machte Gilbert einen Schritt zur Seite, zerrte an Daniela und blickte zu Timothy, der wie tot auf dem Boden lag.
"Ist er...", stammelte sie. "Ist er... Oh Gott... Timothy", sprudelte es aus ihr heraus. Unkontrolliert begann die junge Frau zu zittern. "Gilbert!" Sie hatte sich an ihn gewandt, schüttelte ihn durch. "Tu doch was!"
***
"Wir sind fies", sagte Ashley und lächelte. Sie wollte ihre Verwirrung überspielen. Das, was hier abging, war nicht im Skript. "Morgen geht es mit Daniela, Gilbert und Timothy weiter. Werden sie den Raum verlassen? Oder sterben?"
Okay. Den letzten Satz hätte sie nicht sagen dürfen, doch es war zu spät. Ändern konnte sie jetzt eh nichts mehr.
'Verdammt!'
Nachdem die Kameras ausgeschaltet waren, blickte sie wutentbrannt zu Nicholas, der sie fragend anschaute.
"Wenn der Boss das erfährt, sind wir am Arsch. Was geht hier vor? Du hast das Skript doch nicht geändert?"
Es war ersichtlich, dass sie ihn nicht leiden konnte. Das wusste er. Warum sollte sie ihn sonst vertrösten, wenn er sie danach fragte, mal mit ihr auszugehen?
"Ich habe nichts veranlasst", fauchte er und stemmte die Arme in die Hüften.
Ashley lachte bitter auf. "Wer's glaubt." Dann drehte sie sich um und lief zur Tür. Ihre Hand verharrte auf der Klinke. Die langen Haare klatschten ihr ins Gesicht, als sie sich zum letzten Mal zu Nicholas umdrehte. ""Bring das in Ordnung! Oder ich muss es dem Boss erklären."
"Scheiße!", schrie Nicholas und schlug gegen die Wand, sodass die Haut an den Fingerknöcheln aufplatzte. "Was fällt der verrückten Bitch eigentlich ein! Sie ruiniert mich."
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