2. Runde: Gilbert Adams

Nachdem sich die beiden von ihrem Fall erholt hatten, klopfte er sich den Staub von der Hose. Dann stand der junge Mann auf und reichte Melissa seine Hand. Dankend nahm sie diese und ließ sich von ihm aufhelfen. Aus ihren Augen konnte er lesen, dass sie ihn nicht leiden konnte. Das war Gilbert aber so ziemlich egal. Wenn das Spiel vorbei war, dann würde er diese blöde Kuh nie mehr sehen müssen.

Du musst dich ja nicht mit ihr abgeben, schaltete sich seine innere Stimme ein, ohne danach zu fragen. Gilbert seufzte und rollte genervt mit den Augen. Wenn seine innere Stimme je existieren würde, dann hätte er diese gepackt und im hohen Bogen aus der Welt katapultiert.

Und wie willst du das machen, wollte sie wissen. Dabei zuckten ihre nicht sichtbaren Mundwinkel in die Höhe.

'Da wäre mir bestimmt eine Lösung dazu eingefallen', giftete er und schaute kurz zu Melissa, die sich von ihm losgerissen hatte. Glücklicherweise war keiner von ihnen verletzt. Wie zum Teufel schafften die Macher es, diese Platten, ohne dass sie es bemerkten, zu öffnen? Auf diese Frage würde er nur dann eine Antwort erhalten, wenn er sich als Teammitglied bewerben würde. Doch es war niemandem gelungen, in den engsten Kreis der Mitarbeiter zu kommen. Keiner der Teilnehmer hatte es geschafft.

"Wir sollten schnell hier raus, bevor..."

Sie hielt inne und deutete mit zitterndem Finger in eine Ecke. Fragend blickte er sie an.

"Da... siehst du?", stammelte Melissa und versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Dann erst sah Gilbert, was sie so in Angst versetzte. Augenblicklich gefror ihm das Blut in den Adern. Wenn dieses Monstrum jetzt angreifen würde, dann wären sie erledigt. Beide würden als Frischfleisch verrotten und die Macher würden nichts dagegen tun können.

"Wir sollten uns ruhig verhalten", flüsterte er und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er Angst hatte.

"Wer ist hier der Schisser?", platzte es aus ihr heraus, noch bevor sie es verhindern konnte. Kurz verengte Gilbert die Augen zu schmalen Schlitzen. Dann aber besann er sich eines Besseren und holte tief Luft. Sie mussten aus diesem Raum raus, noch bevor das Ding ihre Aufmerksamkeit erhaschte. Aber wie sollten die beiden es am besten anstellen?

Als er kurz zu Boden blickte, hatte er den kleinen Schlüssel gefunden. Langsam bückte sich Gilbert und hob ihn auf. Vielleicht war hier etwas, in das der Schlüssel passte. Eine kleine Truhe? Oder ein Schloss?

Das laute Geräusch des Dings erregte seine Aufmerksamkeit. Vielleicht sollten sie das Tier einsperren, um den Raum verlassen zu können. Aber in diesem Raum gab es doch keinen Käfig?

"Hast du das Schloss gesehen?", riss Melissa ihn aus seinen Gedanken und deutete mit ihrem bebenden Zeigefinger auf einen offenen Riegel. "Du hast den Schlüssel. Ich werde mich nach etwas Essbarem umsehen. Vielleicht kriegen wir es dann ruhiggestellt."

Bevor Gilbert etwas erwidern konnte, hatte sich Melissa mit wild klopfendem Herzen umgedreht und den Raum mit ihren Blicken taxiert.

Sie hatte was gefunden, denn ihre Hand winkte aufgeregt. Vorsichtig kam Gilbert zu ihr und hob den Deckel an. Der Geruch, der nun aus der offenen Kiste zu strömen schien, machte das Ding nur noch rasender. Es brüllte und Melissa schrie kurz auf.

"Ich glaube, es ist angekettet. Es kann uns also nicht gefährlich werden."

Melissa griff in die Box und verzog angewidert das Gesicht. Verstorbene Fische und kleinere Tierkadaver lagen darin. Einige davon waren etwas verwest. Andere waren frischt geschlachtet worden. Gilbert schloss die Truhe und beide näherten sich dem wilden Tier, das immer lauter zu brüllen begann.

Einige Meter vorher blieben sie ruckartig stehen und Melissa hielt ihren Arm nach hinten hin angewinkelt. Dann holte sie Schwung und warf. Augenblicklich wandte sich der Körper. Beide hörten das leise Rascheln von Ketten. Leise nickte sie ihm zu. Gilbert verstand, lief nach vorne, hängte das Schloss ein und drehte den Schlüssel so schnell er konnte.

Etwas blendete beide, sodass sie ihre Augen zusammenkniffen. Dann lag ein kleiner, schmaler Gang vor ihnen. Vorsichtig tasteten sie sich voran und liefen ins Innere.

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