2. Runde: Christine Evans
Der Raum, indem sie sich mit ihrem Partner befand, war karg. Sie hatte sich auf den Boden gesetzt und blickte gelangweilt ins Nichts. Timothy, der an einer der vier Wände stand, hatte die Arme überkreuzt und schaute fragend zu ihr herüber. Sie ignorierte ihn und versuchte angestrengt über die Geschehnisse des letzten Tages nachzudenken. Noch immer verstand sie nicht, warum Vanessa das Game verlassen hatte. Was war vorgefallen, dass sie freiwillig den Satz sagte? Leider war es nicht möglich, mit ihr darüber zu reden, denn Kontakt zu verschiedenen Spielern war nicht möglich. Erst beim großen Wiedersehen konnten sie sich miteinander unterhalten.
"Hallo!", rief er und holte sie somit aus ihrem Gedankenstrudel. Heftig zuckte sie zusammen, als eine Hand sie am Arm berührte.
"Fass mich nicht an", fauchte Christine ihn an und sprang auf die Beine, sodass Timothy vor Schreck zurücktaumelte.
"Sorry."
Gepresst und mit einem nicht ergründbaren Tonfall kam das Wort über seine Lippen. Sie schüttelte den Kopf und sah ihn danach fragend an.
"Hast du etwas?"
Er nickte und deutete mit seinem Finger auf den Boden. Fragend blickte sie auf die entsprechende Stelle.
"Was soll da sein?"
"Siehst du den Fleck nicht?"
"Da ist nichts, Tim", sprach sie und neckte ihn mit seinem Spitznamen, den er zum Mond jagen würde. Das konnte sie an seinem Gesichtsausdruck sehen. Und noch bevor sie reagieren konnte, hatte er sie gepackt und ihren Körper in die entsprechende Richtung gedreht. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er ihr weh tue, doch sie traute sich nicht.
Du bist einfach zu schüchtern. Warum hast du dich überhaupt an diesem Game angemeldet?
'Keine Ahnung. Ich wünschte, ich könnte das rückgängig machen'.
Tja. Dafür ist es jetzt zu spät, meine Liebe. Aber mach nicht den Fehler, wie deine Vorgängerin. Nicht, dass in dieser Runde keiner vom Publikum herausgewählt wird.
Sie brummte etwas Unverständliches in ihren Gedanken und riss sich von ihrer Konversation mit ihrer inneren Stimme los. Ihre Augen ruhten auf der Stelle, doch sie konnte beim besten Willen nichts erkennen. Oder etwa doch?
"Kannst du es jetzt sehen?", wollte er wissen und ließ sie endlich los. Instinktiv fasste sie sich an die Arme, um zu überprüfen, ob da nicht doch ein Bluterguss war. Scheinbar bemerkte er dies und verdrehte genervt die Augen. "Keine Sorge. Deine makellos reine Haut habe ich nicht misshandelt."
Ohne darauf zu achten, rollte sie ebenfalls mit den Augen und bückte sich. Vielleicht würde sie so etwas mehr erkennen.
"Ich glaube, dass da etwas ist. Unscheinbar, aber leicht zu sehen. Nur muss man näher herangehen, um es wirklich erkennen zu können", sprach sie ihre Gedanken laut aus und klopfte sich den Staub von der Hose.
"Für mich sieht das aus wie Blut. Was denkst du?"
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. "Ich denke nicht, dass das Blut ist."
"Und was tropft da gerade von der Wand?"
Hastig drehte sie sich um und die Augen weiteten sich. Lautlos bewegten sich ihre schmalen Lippen. Was zum Henker ging hier vor sich? Was für eine kranke Scheiße war das hier? Wieso hatte sie sich von diesem Game mitreißen lassen? Christine wusste es selbst nicht. Als Timothy neben sie trat, sah sein Gesicht besorgt aus.
"Die spinnen doch", flüsterte sie, konnte das Zittern jedoch nicht unterdrücken, welches in ihrer Stimme mitschwang.
"Und das ist jetzt die Strafe, weil sie das nicht gemacht haben. Wir müssen ihren Bockmist ausbaden."
Kaum merklich nickte sie und versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Niemand wusste, dass sie Panik vor Blut hatte. Und jetzt tropfte es von der Wand herunter und schien sie auszulachen.
"Keine Sorge", begann er und mahlte kleine Kreise auf ihren Handrücken. "Wir werden das schon schaffen."
Daran zweifelte sie. Wenn schon ihre Vorgänger das nicht durchgestanden haten, wie sollte sie es mit ihm durchstehen? Ihre Panik war einfach zu groß. Vielleicht sollte sie auch einfach...
Nein! Daran darfst du nicht denken!
Laut hämmerte ihre innere Stimme in ihrem Kopf und brachte sie dazu, sich auf den Boden zu knien. Ihr Partner fing sie im rechten Moment auf und blickte sie nun mitfühlend an.
"Du hast Angst vor Blut?", sprach er, sodass nur sie es hören konnte. Ihre Atmung verriet Bände. Vermutlich konnte er ihr wildschlagendes Herz hören. "Wenn du willst, können wir aufhören."
Hastig schüttelte sie ihren Kopf. Aufhören wollte sie nicht. Auch wenn sie traumatisch aus diesem Raum herauskommen würde, war es ihr recht. Das musste sie jetzt durchstehen. Ob sie wollte oder nicht.
"Ich meine es ernst", sprach er.
"Ich auch", kamen die Worte gepresst über ihre Lippen. Er seufzte und streichelte weiterhin über ihre Arme. Sie ließ es einfach über sich geschehen.
***
"Die arme Christine", sprach Ashley und stellte das Glas auf den kleinen Tisch.
"Scheinbar hat sie eine Heidenangst vor Blut."
"Da muss sie durch. Hoffentlich schafft sie es."
"Ich denke nicht, dass sie aussteigen wird."
"Das wird sich zeigen, mein Guter."
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