1. Runde: Lea Jones

"Wir entschuldigen uns für den Fehler. Nun sind es, mit Lea Jones, bereits acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die angetreten sind."

Nicholas grinste. "Ja. Heute werden wir Lea Jones in einen Raum sperren. Ihr könnt gespannt sein, was auf sie zukommen wird."

"Sind es kleine Tiere? Oder muss sie ein kniffliges Rätsel lösen? Oder einer Horde Zombies ausweichen?"

"Das alles hier in GAME OVER."

Das Bild schwenkte von den Moderatoren auf einen kleinen Raum, indem eine zierliche Frau zu sehen war. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und blickte sich verunsichert um. Die grauen Augen glitzerten feucht. Dann traf etwas im Raum auf, woraufhin ein lautes Kreischen ertönte.

"Guter Schachzug, den sie geht. Findest du nicht auch, Ash?", wollte Nick wissen, nachdem die Kamera sich wieder auf die Moderatoren gerichtet hatte.

Die Angesprochene seufzte. "Das arme Ding. Nicht, dass sie gleich einen Herzinfarkt bekommt."

"Ich denke, dass sie standhaft ist und das aushält, was wir für sie vorbereitet haben."

"Hoffentlich hält sie das auch wirklich aus. Wenn nicht, dann werden sie uns für die Übeltäter halten."

Ihr Kollege nickte und ließ eine weitere Kamera auf den Raum richten, indem das Mädchen in einer Ecke kauerte und vor und zurück schaukelte. Deutlich konnte man die Angst in ihren grauen Augen sehen. Das Tier jedoch ließ sich davon nicht beirren, sondern ging selenruhig auf sie zu. Nur wenige Zentimeter vor ihr blieb es stehen und beschnupperte sie.

"Entweder kreischt sie erneut oder flitzt schreiend davon."

"Sie wird stehenbleiben. Da bin ich mir sicher, mein Lieber."

"Um was wetten wir?"

Die Moderatorin seufzte und verdrehte genervt die Augen. Dann wandte sie sich dem kleinen Screen zu, der das Mädchen zeigte. Falls das Tier doch angreifen würde, mussten sie das Mädchen retten. Einen weiteren Niederschlag konnten sie nicht gebrauchen. Dies wusste auch ihr Kollege, der ebenfalls auf den kleinen Bildschirm blickte und schwieg.

***

Jake und seine Eltern saßen vor dem Fernseher. Seine Tante war gestern schon gegangen. Er hatte Mitleid mit dem Mädchen, die in der Ecke des Raumes hockte und versuchte ruhig zu bleiben, damit das wilde Tier nicht auf sie losgehen würde. Seine Mutter saß neben ihm und hielt die Luft an. Scheinbar schien sie ebenfalls zu bemerken, dass es ausarten würde, wenn niemand etwas unternahm. Aber sein Vater jedoch interessierte sich nicht dafür. Er blickte selenruhig auf den Schirm und feuerte das Mädchen sogar lautstark an, was Jake dazu veranlasste, seine Augen zu verdrehen und laut aufzustöhnen.

"Kannst du damit nicht einfach aufhören!", fauchte Jake, nachdem sein Vater wieder einen abfälligen Kommentar von sich gegeben hatte.

"Du lebst in meinem Haus! Hier gelten meine Regeln!"

"Jungs! Bitte", versuchte seine Mutter die beiden Streithähne davon abzuhalten, aufeinander loszugehen.

"Ist wohl besser, wenn ich in mein Zimmer gehe", meinte Jake und stand auf. Sein Vater ließ ihn mit mahnendem Blick passieren.

"Du hättest nicht so forsch mit ihm umgehen sollen, Schatz."

Der Angesprochene seufzte und lehnte sich zurück. Indes stand seine Gattin auf und lief in die Küche.

"Bringst du mir ein Bier mit?", rief er ihr hinterher, was diese jedoch nicht verstand. Schließlich kam sie mit einer Tasse zurück und setzte sich.

"Wo ist mein Bier?"

"Geh es dir selber holen", sagte sie und nippte vorsichtig an ihrem Tee. Seufzend stand er auf und verschwand murrend in der Küche.

***

"Beth", begann Liz und seufzte. Die Angesprochene sah fragend zu ihr herüber. "Raffst du nicht, dass das Spiel schlimm ausarten wird?"

"Du verstehst das nicht. Du hast einen Neffen, der sich ebenfalls nicht dafür interessiert und du kannst mich nicht verstehen."

Liz seufzte. "Schöne Gründe, die du da angibst."

Schweigend nahm sie ihren Laptop und verzog sich in ihrem Zimmer. Sie brauchte Ruhe, um über alles nachzudenken. Das Handy jedoch machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Seufzend kramte sie es aus ihrer Handtasche und nahm den Anruf entgegen.

"Oh. Hi Jake. Wie geht es dir?"

"Kann ich heute Abend zu dir kommen und bei dir bleiben? Ich halte es keine Sekunde länger aus."

"Beth sieht sich den Scheiß aber auch an."

"Na und? Wenigstens machst du mich nicht an, wie Dad es tut."

"Soll ich dich abholen?"

"Nee. Ich komme mit der Bahn."

***

Im kleinen Studio saßen Ashley und Nicholas beisammen und philosophierten über Lea Jones, die mittlerweile an einer Tür stand. Gerade versuchte sie, einen Code in das Zahlenschloss einzugeben, als das Tier lautbrüllend von hinten auf sie zugeschossen kam. Sie hörten ein lautes Schreien. Ashley sprang auf und verließ das Studio.

"Wir werden kurz eine Werbung einblenden. Gleich sind wir wieder zurück. Und dann werden wir wissen, ob sie es geschafft hat oder ob sie noch länger dafür braucht."

Nachdem er seine kleine Ansprache beendet hatte, lief auch er aus dem Studio und folgte Ashley, die schon an einer Tür stand.

"Das hätte nicht passieren dürfen!", fuhr sie ihn an und lief eilig hindurch, nachdem Nicholas ihr die Tür aufgehalten hatte.

"Das kann doch keiner wissen, Ash", versuchte er sie zu beruhigen.

Sie lachte abfällig über seinen Kommentar. "Wenn das ans Licht kommt, dann sind wir am Arsch!"

Nachdem sie den Raum geöffnet hatten, schoss Nicholas mit einem Betäubungspfeil auf das Tier, welches gerade dabei war, Lea zu zerreißen. Mit einem lauten Krachen fiel es hinten über und blieb reglos liegen. Sofort sprang Ashley in den Raum und holte das bewusstlose Mädchen heraus.

"Hol du einen Krankenwagen! Sie darf uns nicht verrecken!", forderte sie ihren Kollegen auf. Dieser nickte und kramte sein Handy hervor. In der Zwischenzeit versuchte Ashley die Blutung zu stoppen.

"Sie werden in fünf Minuten hier sein", riss Nicholas sie aus ihren Gedanken und bückte sich, um ihr zu helfen.

"Dann lass uns losgehen."

Als sie draußen ankamen, wurde das Mädchen schon von einem Sanitäter in Empfang genommen. Kurz und knapp schilderten sie den Notärzten was vorgefallen war.

"Sie dürfen jetzt gehen. Danke."

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch lief Ashley ins Studio, wo sie schon von ihrem Regisseur erwartet wurden.

"Was fällt euch eigentlich ein! Wessen scheiß Idee war es, ein verficktes Tier mit in den Raum zu sperren?! Und warum zum Teufel einen wildgewordenen Löwen?"

Das Schimpfen und Gebrüll des Regisseurs und Erfinders wollte nicht aufhören. Geknickt saßen beide auf ihren Plätzen und lauschten mit schuldbewussten Gesichtern.

"Wenn das noch einmal vorkommt, dann seid ihr gefeuert!", zischte er und erhob die Hand. "Habt ihr das verstanden?"

Bevor Nicholas protestieren konnte, nickte Ashley und stand auf.

"Das Beste ist, wenn wir sagen, dass es morgen um dieselbe Uhrzeit weitergeht", meinte Ashley und hatte den Blick noch immer gesenkt, als sie sprach. Der Mann mit den fast gelblichen Augen nickte und verließ das Studio.

"Wir sehen uns morgen wieder um 10.00 PM."

***

"Wieso musstest du den Krankenwagen rufen?", brüllte sie ihn an und packte ihn grob am Oberarm.

"Es tut mir leid."

"Es tut mir leid. Es tut mir leid", äffte sie ihn nach und schob ihn grob zur Seite. "Das macht es auch nicht rückgängig!"

"Sorry", murmelte er kleinlaut und schloss seine Lieder.

"Den Löwen hätte ich so oder so zurückgepfiffen. Aber ihr musstet mir ja den Spaß verderben."

"Daran ist nur sie schuld. Und nicht ich", versuchte er sich heraus zu reden. Sie schwieg und musterte ihn mit kühlem Gesichtsausdruck.

"Geh, bevor ich es mir anders überlege!"

Schnell verließ er den kleinen, kargen Raum und starte den Motor seines Wagens.

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