1. Runde: Jim Pickford
Die Eltern des Jungen schauten mit finsteren Mienen auf den Bildschirm. Niemand konnte ihn daran hindern, an dem Spiel teilzunehmen. Nicht einmal seine Freundin hatte es geschafft, Jim davon abzuhalten. Und nun stand er in diesem Raum, blickte in die Luft. Seine Eltern saßen vor dem Fernseher und zitterten vor Anspannung.
"Denkst du, er schafft es lebend heraus?"
Die Frau zuckte teilnahmslos mit den Schultern und stand auf. Sie wollte, nein sie konnte nicht dabei zusehen, wie ihr Sohn unter diesen Umständen litt. Daher lief sie in die Küche, schaltete den Wasserkocher ein und holte eine Tasse heraus.
"Bring mir ein Bier mit!", hörte sie ihren Mann aus dem Wohnzimmer rufen. Seufzend wandte sich die ältere Mitfünfzigerin dem Kühlschrank zu und holte eine Flasche heraus. Nachdem sie die Flasche in einen Krug umgefüllt hatte, lief sie damit ins Wohnzimmer und drückte ihm diesen in die Hand. Nickend bedankte sich dieser und heftete seine Augen wieder auf den Fernseher, wo sein Sohn gerade versuchte die Wand zu ... Ja, was tat ihr Sohn eigentlich? Wollte er die Wand kleinkriegen? Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und lief in die Küche. Das Wasser müsste schon längst fertig sein.
Mit der Tasse in der Hand setzte sie sich zu ihm und nippte vorsichtig an dieser.
"Ich finde es nicht gut, was Jim da macht", sprach sie, als die Werbung einsetzte und ihr Gatte den Ton abdrehte.
"Es ist seine Entscheidung. Und das müssen wir respektieren", sprach dieser und stellte lautstark den halbleeren Krug auf dem kleinen Tischchen ab.
Sie seufzte. "Das wird nie gut ausgehen. Kannst du dich nicht an den Vorfall von vor vier Jahren erinnern?"
Er seufzte ebenfalls. "Das ist lange her und die Verantwortlichen wurden zu Rede gestellt!"
Damit war das Gespräch für ihn beendet und der Ton wurde wieder aufgedreht. Kurz seufzte sie, blickte wieder auf den Fernseher und versuchte mühevoll die Tränen zu verbergen, die in ihr hochkamen.
***
Das Herz in Jims Brust raste wie verrückt. Wo zum Teufel war dieser verfickte Ausgang? Und wieso hatte er sich auf diesen Schwachsinn eingelassen?! Wutentbrannt schlug er mit der Faust gegen die verschlossene Tür. Seine Knöchel schmerzten und kleine Blutstropfen fielen auf den dreckigen Boden. Er hätte nicht mit einem seiner Kumpel darum wetten sollen, bei diesem scheiß Game mitzumachen. Aber nun war es zu spät. Ändern konnte man das Schlamassel jetzt auch nicht mehr. Und wenn Jim hier lebendig als Sieger hervor gehen würde, dann ... Was eigentlich? Er wusste es selbst nicht.
Seufzend wandte er seine Gedanken auf das verschlossene Türblatt zu und dachte angestrengt darüber nach, wie er dieser Hölle entkommen konnte. Doch nichts wollte ihm einfallen. Einfach gar nichts.
Tatenlos konnte er aber nicht stehenbleiben. Ihm musste doch etwas ... Jim spürte, dass hinten im kleinen Zimmer etwas war. Schnell lief er in die Richtung und stieß prompt gegen eine Wand. Kurz fluchte er. Es war ihm egal, ob die Zuschauer es hörten. Dann hob er seine Hand und fuhr an der Wand entlang. Nichts. Und am Boden? Jim bückte sich. Dort war etwas. Eine kleine Rille. Vielleicht konnte er die Rille vergrößern? Tief holte er Luft und machte sich an sein Werk.
***
Jake hatte wütend neben seinen Eltern platzgenommen und blickte gelangweilt auf den Fernseher. Das Handy hatte er in seiner Hand und blickte auf das Display. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie seine Eltern dieses verdammte Game verfolgten.
Das Piepen seines Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Schnell klickte er auf den Chat und las sich die Nachricht seines Kumpels durch. Kurzerhand tippte er eine Antwort. Dann legte er es weg und wollte gerade aufstehen, als seine Mutter ihn zurückhielt. Fragend schaute Jake sie an.
"Wohin willst du?"
"Ich gehe in mein Zimmer", antwortete er und schnappte sich sein Handy.
"Setz dich", sagte sein Vater mit forscher Stimme und klopfte auf den freien Platz neben sich. Seufzend ließ er sich wieder neben seinen Vater auf den Platz plumpsen und blickte gelangweilt an die Decke. Seine Eltern unterhielten sich über den Teilnehmer und Jake schaute auf sein Handy, tippte einige Antworten, bis seine Mutter genervt zu ihm herübersah.
"Jetzt leg dein verdammtes Handy weg!", knurrte sein Vater und nahm es aus seiner Hand. Wütend rollte Jake mit den Augen. Dann verschränkte er die Arme vor seinem Körper und schloss die Augen. Er wollte diesen Schrott nicht sehen. Wenn seine Eltern dies täten, dann musste er wohl oder übel damit leben. Erst als die Werbung wieder anging, gab sein Vater ihm das Handy zurück. Rasch stand er auf und verließ das Wohnzimmer, noch bevor seine Eltern etwas sagen konnten.
Im Zimmer angekommen, rief er seinen Kumpel an, der ihm einige Sachen erklärte. Gebannt hörte Jake zu.
"Und du bist dir da vollkommen sicher?", fragte er, nachdem sein Freund aufgehört hatte zu reden.
"Hmm", brummte er und es raschelte am anderen Ende der Leitung. Jake seufzte und wandte den Kopf. Draußen war es dunkel und langsam schlug das Wetter um. Wolken sah man am Himmel. Leise prasselte der Regen gegen das Fenster und er ließ sich auf sein Bett fallen.
***
Jubel brach aus, als Jim das Zimmer verließ und ins Freie trat. In der Kneipe saßen die Männer vor dem Fernseher und tranken grölend ein Bier nach dem anderen. Und die Moderatoren sprachen über belanglose Sachen, verrieten den nächsten Namen des Teilnehmers und gaben einen kleinen Ausblick auf die kommenden Runden.
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