1. Runde: Die Entscheidung
"Nun ist es soweit. In wenigen Sekunden verkünden wir die erste Entscheidung. Seid ihr schon aufgeregt?"
Die elf Teilnehmer saßen in mehreren Reihen hintereinander.
"Es geht", beteiligte sich Therese und nippte an ihrem Glas.
"Schauen wir mal, was die Zuschauer denken."
Eine weitere Kamera blendete den Stream ein, auf dem sich mehrere User angeregt unterhielten.
"Wie ich sehe, sind die Streamer zwiegespalten. Einige sind ebenfalls aufgeregt und andere eher mittelmäßig."
"Adrian, was denkst du? Wer wird heute rausfliegen?"
Der Angesprochene zuckte mit den Achseln. "Null Ahnung."
Dann wandte er sich ab und blickte demonstrativ in eine andere Richtung.
"Wir sind gespannt", sagte Ashley und blickte Nicholas dabei in die Augen. Dieser nickte und hörte auf etwas, der aus seinem Kopfhörer zu sprechen schien. Gerade als Ashley noch etwas hinzufügen wollte, legte er einen Zeigefinger auf seine Lippen. Schweigend schloss sie ihren Mund, auf dem sie einen knallroten Lippenstift aufgetragen hatte.
"Also, wenn keiner von euch etwas sagen will, dann werden wir die Entscheidung verkünden", rief Nicholas in die Runde. Alle schüttelten den Kopf. "Wir ihr ebenfalls wisst, ist Lea Jones gegangen. Daher wird nur einer oder eine von euch fliegen."
"Alle haben sich gutgeschlagen", mischte sich Ashley mit ein. "Einige waren schnell, andere sind es ruhig angegangen. Ihr alle wart fantastische Gamer. Jeder hat seinen Raum super gemeistert."
Zustimmend nickte Nicholas. "Aber trotzdem muss jemand das Game verlassen."
"Doch wer?"
Kurz hielten die beiden Moderatoren Inne und blickten jeden nach einander an. Instinktiv senkten diese ihre Köpfe und schauten zitternd zu Boden.
"Wir wissen jetzt, wer das Spiel verlassen wird", verkündete Ashley.
"Adrian? Gilbert? Harrison? Henry? Jim? Timothy?", fuhr Nicholas fort und blickte jeden der Männer nach einander an. "Ihr bleibt."
"Vanessa? Melissa? Christine? Ihr könnt euch entspannen. Ihr Drei bleibt uns auch erhalten."
Die angesprochenen Mädchen entspannten sich sichtlich. Man merkte, dass ihnen eine Last von den Schultern fiel.
"Dann bleiben nur noch Therese und Daniela übrig. Lea hat uns ja leider verlassen. Wer von euch wird gehen? Bist du es, Daniela?"
"Oder wist du gehen?", setzte Ashley seinen Satz fort. "Therese?"
Nicholas nahm das Zepter in die Hand. "Du warst die Erste, die in eines der Räume gesteckt wurde, Therese. Aber werden die Zuschauer dich weiter lassen?"
"Daniela. Auch du hast dich wacker geschlagen. Tapfer hast du dich deinen Ängsten gestellt. Aber wer von euch beiden wird gehen?"
"Es tut mir leid Daniela, aber", begann Ashley. Diese schlug sich sofort eine Hand vor den Mund und versuchte die Tränen zu unterdrücken, welche in ihr hochstiegen. "Keine Sorge. Du bist weiter."
Ein kleiner Freudenschrei entwich ihrer Kehle. Hastig sprang sie auf und umarmte die Moderatoren, die erschrockene Gesichter machten. Letztendlich legten sie ihre Arme auch um Daniela und drückten die schmale, zierliche Frau.
"Danke", flüsterte sie Ashley zu und setzte sich wieder auf ihren zugeteilten Platz.
"Es tut uns leid, dass du gehen musst, Therese", sprach Nicholas in sanftem Tonfall. "Aber vielleicht sieht man sich ja wieder."
Alle standen auf und verabschiedeten sich von Therese, die als Erste den Ring verlassen musste. Wenn sie ehrlich zu sich war, war sie froh, dass sie gehen konnte. Aber vor allen wollte Therese dies nicht zugeben.
Dazu hast du auch viel zu viel Schiss, um das zu tun.
Augenrollend ignorierte sie ihre innere Stimme und lief aus dem Studio, nachdem die Kameras abgeschaltet und der Livestream beendet wurde. Gemeinsam mit Daniela und Vanessa lief sie in ihr Zimmer. Alle halfen ihr dabei, ihre Sachen zusammen zu suchen.
"Das ist echt lieb von euch", sagte Therese zum gefühlt tausendsten Mal.
Vanessa lächelte. "Das machen wir doch gerne. Du wirst uns schrecklich fehlen. Wenn der Rest auch geht, müssen wir uns auf jeden Fall treffen. Also nur wenn du magst und wenn es überhaupt möglich ist, in Kontakt zu bleiben."
"Vorausgesetzt, die Presse belagert uns nicht", pflichtete Daniela bei. "Aber für ein Treffen bin ich immer zu haben."
Kurz drückten sich die drei Frauen und legten sich anschließend in die nicht gerade weichen Betten. Automatisch schlossen sich ihre Lider und alle fielen in einen Traumlosen Schlaf. Wenn die anderen erwachen würden, wäre Therese schon längst auf dem Heimweg. Direkt in ihre Heimat, zu ihrer Familie und ihren Freunden. Sie vermisste diese zwar schrecklich, aber hier hatte es ihr ganz besonders gefallen. Es war anders: aufregend. Tag täglich erwartete man eine neue Überraschung. Aber so war es nun einmal. Die Zuschauer hatten nicht so viele Stimmen für sie hinterlassen und damit musste Therese wohl oder übel leben: Ob sie wollte oder nicht.
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