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Das alles fing an einem Montag an.

Wir, also meine Eltern und ich, sind vor kurzem nach London gezogen. Früher wohnten wir in Birmingham, also beziehungsweise in einem kleinen Dorf in der Nähe, doch wegen eines Job Angebots leben wir jetzt hier, in der Hauptstadt Englands.

Unserer Wohnung ist in der Milton Street. Ein Reihenhaus, eingequetscht zwischen den anderen Häusern.

Und fast direkt neben unserem Zuhause ist auch eine Schule. Da sie so nah ist, fiel die Entscheidung nicht schwer, auf welche Schule ich gehen würde.

"City of London - School for Girls" So heißt der Ort, an dem ich nun einen Großteil meines Lebens verbringen werde.

Und heute ist dort mein erster Tag.

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Gähnend hiefe ich mich aus meinem Bett und stehe auf. Mein Wecker, der auf einem der vielen Umzugskartons steht zeigt 6:26 an.

Ich nehme meine Schuluniform aus dem Schrank und hänge sie erstmal über einen Stuhl. Sie ist vorgestern angekommen und bis jetzt auch mit das einzige, was in irgendwelchen Schränken verstaut ist.

Ich suche noch meine anderen Sachen zusammen, dann hebe ich meine Schulkleidung wieder auf.

Anschließend gehe ich ins Badezimmer und stehe kurz danach auch schon mit der neuen Uniform vor dem Spiegel.

"Gar nicht mal so schlecht", stelle ich verblüfft fest und fahre mit einer Hand über den dunkelroten Stoffe, der an den Rändern mit beigen Streifen verziert ist. Auch der schwarz-grau karierte Rock passte farblich zu dem Blazer, genauso wie meine schwarzen, glatten Haare.

Kurz nach 7 gehe ich fertig angezogen und geschminkt nach unten. Dort kippe ich Müsli und Milch zusammen in eine Schüssel esse es, während ich "Haunted", ein Horrorspiel, das ich im Moment spiele, starte.

Der blutrote Schriftzug erscheint vor mir und gruselige Musik ertönt. Sofort drücke ich auf das Play-Symbol darunter.

So im Spiel versunken sitze ich bestimmt 20 Minuten am Küchentisch, bis 8 große, ebenfalls blutrote, Buchstaben den Bildschirm zieren: "GAME OVER"

"Fuck, nicht schon wieder ich war so nah dran. Das nächste mal krieg ich dich", murmel ich vor mich hin. Frustriert schließe ich das Spiel und stelle meine Schüssel in die Spüle.

Nachdem ich meine Schulsachen in meine Tasche gepackt habe, prüfe ich nochmal ob ich alle Formulare dabei habe, die ich noch abgeben muss und ziehe mir schließlich meine Schuhe an.

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Als ich bei dem riesigen Schulgebäude ankomme, wirkt es noch eindrucksvoller als an dem Tag, wo wir es besichtigt haben. Es ist eine Mischung aus alter und neuer Architektur.

Link und rechts neben mir sehe ich gläserne Gänge und auch der Fußboden sieht neu aus, aber vor mir ragt ein steinerndes Tor auf mit kunstvollen Verzierungen.

Ich schaue auf einen Zettel in meiner Hand, auf dem sich unter anderem mein Stundenplan und ein Grundriss des Gebäudes befinden.

Ich schreite durch den riesigen Eingang und finde mich sofort in einem Bereich mit Treppen über Treppen wieder.

"Oh Gott, warum sieht das so viel größer aus als das letzte mal, als ich hier war? Ich verlaufe mich bei diesen ganzen Gängen doch sofort!", denke ich, während ich irgendwie versuche mich zu orientieren.

Hilfesuchend schaue ich mich mit einem überforderten Blick um.

"Hey, brauchst du Hilfe? Also tut mir leid, falls ich falschliege, aber du stehst hier irgendwie so unbeholfen rum", ich merke, wie mir jemand auf die Schulter tippt und drehe mich überrascht um.

Vor mir steht ein Mädchen mit braunen, gelockten Haaren, die so kurz sind, dass sie ihr noch nicht mal bis zum Kinn gehen. Außerdem ist ihr Gesicht ist mit vielen Sommersprossen versehrt. Sie strahlt mich förmlich an, während sie auf meine Antwort wartet.

"Oh, h-hi. Ähm, ja gerne. Ich bin neu hier und weiß nicht so ganz wo die ganzen Räume und so sind."

"Ahh, so ist das. Wenn du willst kann ich dich in den Pausen rumführen und dir jetzt auch zeigen, wo die Räume sind, in die du musst."

"Danke! Du bist meine Rettung!", ich lächelte breit. Die Leute hier scheinen ja eigentlich ganz nett zu sein.

"Wo musst du denn hin?"

"Als erstes zum Sekretariat um Zettel abzugeben und dann hab ich Untericht in Raum..", ich schaue nochmal auf den Zettel, den ich immer noch in meiner Hand habe, "Ah hier, Raum 207?"

"Echt? Da hab ich auch gleich Unterricht. Das ist ja toll, dann sind wir ja in der gleichen Klasse!"

"Wirklich? Das freut mich, dann kenn ich ja jemanden da.", mein Lächeln wird noch breiter.

"Sollen wir los?", fragt das Mädchen.

"Japp, okay"

Also machen wir uns auf den Weg durch die überfüllten Schulgänge.

"Sag mal, wie heißt du eigentlich?", werde ich nach kurzem Schweigen von meiner Mitschülerin gefragt.

"Ach stimmt, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Judith, aber jeder nennt mich eigentlich Judy. Und wie heißt du?"

"Mein Name ist Sam, schön dich kennen zu lernen Judy."

"Ganz meinerseits."

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