5. Kapitel

Mein Kopf tat höllisch weh, als ich wieder zu mir kam. Meine Augenlider fühlten sich schwer an und mein ganzer Körper schien verspannt zu sein. ‚Was ist passiert?' Aus Reflex wollte ich an meinen schmerzenden Hinterkopf fassen, doch ich konnte meinen Arm nicht bewegen. ‚Was zur Hölle?'
Panisch öffnete ich die Augen, nur um sofort festzustellen, dass ich wieder im Wohnzimmer der Fremden war.
Ich erinnere mich.." Draußen hatte mich der Stress am Ende ziemlich ausgeknockt.
‚Er muss mich wohl nach unserem Kampf hierhin gebracht haben'

Ich bemerkte, dass ich auf dem Sessel saß, auf dem ich zuvor schon einmal gesessen hatte. Mein Oberkörper und meine Beine wurden durch ein Seil fixiert, weshalb ich mich kaum bewegen konnte. In meinem Magen machte sich ein unangenehmes Kribbeln bemerkbar. ‚All das ist so schnell passiert, dass es sich nicht real anfühlt? Was zum Teufel ist hier los? Wer sind diese Menschen und was wollen sie von mir..?'

Ich brauchte einige Momente, bis ich die Person bemerkte, die schräg am Ende des Raumes stand. Unsere Blicke trafen direkt aufeinander und es fühlte sich so an, als hätte mein Herz einen Schlag ausgesetzt. ‚Es ist dieser Psycho von draußen'
Alles was ich hören konnte, war, das schnelle pochen meines Herzens. Je näher er auf mich zukam, desto nervöser wurde ich.
„Was.. was wollt ihr von mir?", durchbrach ich unsicher die Stille. „Es tut mir leid, falls ich eure Ruhe gestört habe. Ich.. kann direkt wieder gehen und wir können so tun, als wäre nichts passiert", sagte ich leise. Knapp vor mir blieb der Fremde stehen. Obwohl er wahrscheinlich so alt war wie ich oder älter, lag ein jungenhaftes Lächeln auf seinem Gesicht.

Es war das erste Mal, dass ich ihn richtig ansah. Er hatte kinnlanges, zerzaustes Haar, das ihm in chaotischen locken ins Gesicht viel. Mein Gegenüber schien von Natur aus gebräunte Haut zu haben. Seine nichtssagenden, grünen Augen sahen einen neugierig, aber dennoch wissend an. Fast so, als hätte er dich schon von der ersten Sekunde an durchschaut. Die Lachfältchen, die sich um seinen Mund gebildet hatten, wurden tiefer.
„Ich will Zeit mit dir verbringen und dich besser kennenlernen. Sonst nichts", sagte er und sah mich aus gesenkten Liedern an. Mir war vorher gar nicht aufgefallen, was er eigentlich für eine beruhigende Stimme hatte.. Sie hatte einen warmen Klang.

„Und warum bin ich dann gefesselt?", fragte ich mit einem unruhigen Unterton. Langsam kam er mir näher und stützte sich mit den Händen an den Lehnen des Sessels ab. Sein Gesicht war mir nun so nah wie noch nie zuvor. Ausdruckslos sah er mich an und fing an mein Gesicht zu mustern. „Nein, ich habe gelogen", sagte er. „Ich will, dass du mich herausforderst. Ich will, dass du Spiele mit mir spielst" Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Es schien ehrlich zu sein. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. „Was meinst du mit Spiel? Was für ein Spiel?"
Dass meine Liebe, erfährst du gleich. Geduld"
Und was ist, wenn ich nicht mit dir spielen möchte?", fragte ich ihn nun ein wenig wütend. ‚Denkt er, er könnte sich alles erlauben, worauf er gerade lust hat? Ich werde immer noch gegen meinen Willen hier festgehalten..'

Nach einigen Sekunden richtete er sich wieder gerade auf. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und tat so, als würde er nachdenken, doch währenddessen klebte sein unheimlicher Blick die ganze Zeit auf mir.

»Dann wird dein Bruder uns gleich Gesellschaft leisten«, sagte er nun schulterzuckend.
»Nein!«, rief ich erschrocken. Mein Herz fing an in meiner Brust zu schmerzen. »Jack.. ist hier?« Fragend sah ich ihn an. Keine Antwort, nur sein lächelndes Gesicht. Mein Unbehagen mischte sich augenblicklich mit Wut. »Was soll das? Was hast du mit Jack gemacht?«, rief ich. »Du... du scheiß Freak! Las Jack in Ruhe«
Sein lachen schallte laut durch den Raum. Ungläubig sah ich ihn an. »Oh Honey, das ist zu gut!«, er wischte sich eine imaginäre Träne weg.
»Nein, dein Bruder ist nicht hier« Der schwere Druck löste sich augenblicklich von meiner Brust.

»Aber ich habe viele Kontakte, meine Schönheit. Wenn du dich wirklich weigern solltest, wird er in nichtmal..« Er sah auf seine dunkle Armbanduhr. »...einer Stunde unten im Keller sitzen. An deiner Stelle. Sein Leben wird auf dem Spiel stehen, statt deinem. Überlege dir gut, wie du dich entscheidest«, sagte er langsam und sah mir mit einem ernsten Ausdruck direkt in die Augen.

Ich wirkte äußerlich vielleicht ernst, doch innerlich keimte sich Vorfreude auf. Natürlich würde ich sie nicht gehen lassen, sondern wenn schon, denn schon beide hierbehalten! Dafür war sie einfach zu interessant für mich. Ich musste unbedingt herausfinden, ob sie dazu in der Lage war, mich vom Thron zu stoßen.
Doch, dass sie frei wäre, hatte ich ihr auch so nicht gesagt. Die Vorfreude in meinem Inneren wurde immer größer. Die Drohung mit ihrem Bruder hatte ich auch nur als kleinen Vorwand genommen, weil ich wusste, dass sie niemals ihr Leben über seins stellen wird und sich opfert. Und, damit sie nicht auf die lächerliche Idee kam zu fliehen.

Ihr entschlossener Blick zog meine Aufmerksamkeit auf sich. »Ich werde mit dir spielen«, sagte sie leise und starrte auf den Boden. ‚Mhh, wie erwartet. Sie ist zu gutmütig'
»Aber nur unter einer Bedingung«, flüsterte sie. Nach einem fast unscheinbaren zögern fuhr das zierliche Mädchen fort. »Ich suche das Spiel aus«
»Einverstanden! Aber dir muss bewusst sein, dass es ein Spiel auf Leben und Tod sein muss«, erwiderte ich mit nach oben zuckenden Mundwinkeln. Nach einem zögerlichen nicken ihrerseits, klatschte ich erfreut in die Hände. »Wie aufregend!«, rief ich glücklich und sah ihre hübsche Gestalt an.

Allerdings lag das kleine Biest plötzlich schlaff zusammengefallen im Sessel! ‚Sie ist doch tatsächlich wieder zusammengeklappt'
Genervt stöhnte ich und raufte meine viel zu langen, nervigen Haare. ‚Gott, womit habe ich dieses Leid nur verdient? Am liebsten würde ich sie jetzt...'

Eine Hand legte sich auf meine Schulter, wodurch meine düsteren Gedanken unterbrochen wurden. »Sie muss sich ausruhen. Das war ganz schön viel für sie an einem Tag«, hörte ich seine gewohnt ruhige Stimme sagen. »Du bist spät«, bemerkte ich nur monoton und drehte den Kopf leicht in seine Richtung. Eliot verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und nickte. »Ja. Doch jetzt ist alles vorbereitet«

Nach einer wegwerfenden Handgeste bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. »Nein, vergiss das. Die Karten wurden neu gemischt«

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