4. Kapitel
Aufgewühlt schmiss ich die Tür hinter mir zu und lehnte mich schnell atmend an sie. Meine Beine zitterten vor Adrenalin noch so sehr, dass ich mich herab auf den Boden gleiten ließ. »Scheiß, scheiße, scheiße!«, flüsterte ich leise und vergrub meine zitternden Hände in den Haaren. ‚Was war das bloß... Ich bin so verwirrt... war das wirklich real?' Mit diesen Leuten stimmte etwas nicht... ganz und gar nicht..
Einige Minuten blieb ich mit geschlossenen Augen auf dem Boden sitzen und achtete auf das hektische schlagen meines Herzens. Meine Hand war fest um das Kreuz geschlossen, das vor meiner Brust hing. ‚Ich bin nicht allein... Ich muss runterkommen...'
Langsam richtete ich mich auf. Mit wackeligen Beinen ging ich in Richtung Küche und setzte mich dort auf einen Hocker.
Mein Blick schweifte umher, bis ich durch das gegenüberliegende Fenster sah und mein Auto erkannte. ‚Ich muss hier weg...', war das einzige, an das ich denken konnte.
Nach einigen Minuten stand ich auf und lief auf die Haustür zu. Meine Hand legte sich zögerlich um den Türgriff und drückte ihn herunter.
Unsicher sah ich durch den offenen Türspalt, doch konnte niemanden erkennen. Ich öffnete die Tür komplett, machte sie hinter mir zu und lief schnell los.
Sobald sie das Haus verließ, folgte mein Blick ihren schnellen Schritten. Ich lächelte. Es war zu herzallerliebst, wie sie jetzt schon versuchte zu fliehen. Und dass, obwohl das Spiel noch nicht einmal angefangen hatte.. Ich stand angelehnt im Schatten eines Baumes, und beobachtete weiterhin ihr vorhaben.
‚Aber... sie ist durchschaubar', bemerkte ich, weshalb mich ein bekanntes Gefühl von Langeweile überkam.
Ich riss die Autotür auf und saß keine zwei Sekunden später in dem weichen Sitz. Mit nervöser Hand drehte ich den Autoschlüssel um und wartete darauf, dass das Auto ansprang. Doch es kam nichts! Und dass, obwohl es letztens erst in der Werkstatt war! Nachdem ich es weitere Male probierte und sich noch immer nichts regte, stand ich den Tränen nahe. ‚Was soll ich denn jetzt tun? Laufen? Nein, das wäre absurd.. Die fahrt hat schon mehrere Stunden angedauert.
Aber diese eine Tankstelle, die ich auf meinem Weg hierher gesehen habe... die dürfte nur eine halbe Stunde entfernt sein.. Von dort aus kann ich bestimmt jemanden erreichen..'
Verkrampft sah ich mich um und sah in den Himmel. Es wird schon langsam dunkel... Verzweifelt überlegte ich, was ich nun tun sollte. ‚Warte ich bis morgen früh?..'
Leicht lächelnd sah ich mir ihren kleinen Nervenzusammenbruch an und warf die Zündkerze ihres Autos hoch, um sie kurz darauf wieder aufzufangen. Ich wartete darauf, dass sie endlich wieder ausstieg. ‚Komm schon, Honey! Steig aus'
Wenig später stand sie, wie erhofft, neben ihrem kleinen Auto. Leise auflachend ließ ich das Autoteil auf den Boden fallen. Man sah, wie sie ein Selbstgespräch führte und ich konnte sogar ihr leises Gemurmel hören. Die leicht zusammengezogenen Augenbrauen, ihre zerzausten Haare, die vollen Lippen, wie sie in den Himmel aufsah, einfach alles daran ähnelte Eden. ‚
Es sah so aus, als wäre sie in ihrer eigenen kleinen Welt, was ich ausnutzte um mich lautlos in Bewegung zu setzen. Als ich knapp einen Meter hinter ihr stand, schien sie mich immer noch nicht bemerkt zu haben. Einen Augenblick lang starrte ich ihre zwei Köpfe kleinere Gestalt an. Es war zu süß, dass sie meine Anwesenheit nicht wahrnahm.
Wenig später überwand ich die letzten Zentimeter, setzte einen Arm unter ihren Kniekehlen, während ich mit dem anderen ihren Oberkörper stützte und sie hochhob. Mit einem panischen Aufschrei sah sie mich an und lag erstarrt in meinen Armen. Belustigt blickte ich kurz in ihre geweiteten Augen, doch lief unbeirrt weiter in Richtung meines Hauses. ‚Sogar ihre Augenpartie. Die Form, die Farbe ist ähnlich. Es scheint wirklich kein Zufall zu sein'
Doch anders als bei Eden, strotzten ihre Augen nur so vor Unschuld! »Bei so einem Blick werde ich ganz schwach«, meinte ich schließlich angetan und sah in ihr hübsches Gesicht. ‚Jill... der Name ist einfach perfekt'
»Lass mich los!« Noch bevor ich weiter schwärmen konnte, spürte ich einen zögerlichen Schlag. Abrupt blieb ich stehen und sah überrascht auf sie herab. ‚Sie hat mir doch tatsächlich ins Gesicht geschlagen'
Verwirrt und wütend starrten wir uns an. »Lass. Mich. Runter«, wiederholte sie ihre Worte und hob eine zitternde Hand, um ein weiteres Mal zuzuschlagen. »Wenn du mein Gesicht noch einmal anfassen solltest, dann bist du schneller unter der Erde, als du denkst, du kleines Biest«, raunte ich ihr zu. Ich hasste es, wenn man mein Gesicht anfasste.
Keinen Moment später brannte meine Wange stärker als noch zuvor. »Geh mir bitte nicht auf die nerven«, sagte ich warnend und ließ sie auf den Boden fallen.
Die kleinen Steinchen auf dem Boden bohrten sich brutal in meinen Rücken und meine Hände. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf. Das tut ganz schön weh.. Zornig sah ich den Fremden an, doch er blickte mir nur starr entgegen. Sein unheimlicher Blick lag auf mir, was mich stark verunsicherte.
‚Ich frage mich, wie lange mein Herz das wohl noch mitmacht'.. Einfach alles an ihm wirkte bedrohlich. Besonders sein Lächeln.
Ächzend richtete ich meinen Oberkörper auf und stand wenig später wieder auf beiden Beinen. Zwischen ihm und mir lagen nicht einmal mehr als ein Meter. Mein Körper war angespannt. Langsam hob ich meine zitternden Fäuste und signalisierte ihm so, dass ich nicht kampflos untergehen würde.
»Trau dich«, rief ich ihm mit wütend entgegen.
Das Gesicht meines Gegenübers blickte mich seltsam lächelnd an. »Also schön«, sagte er ruhig, zu ruhig und ließ seinen Kopf ein paar Mal kreisen.
Nun hob auch er herausfordernd beide Hände und sah mich mit einem angriffslustigen Gesichtsausdruck an.
Noch bevor ich mich bewegen konnte, sah ich seine Faust auf mich zukommen. Irgendwie schaffte ich es ausweichen. Schockiert sah ich ihm entgegen.
Ich spürte, wie Panik meinen Körper lähmte und dachte gestresst darüber nach, was ich tun sollte. Doch das klare denken viel mir in dieser Situation ziemlich schwer.
Zweifelnd hob ich die Augenbrauen und stieß ein leises Lachen aus. »Große Töne spucken und dann das? Ist das wirklich schon alles gewesen?«, sagte ich ungläubig. Ihre Augen verengten sich und es schien so, als hätte sich ein Schalter in ihrem süßen Kopf umgelegt. »Sehr schön. Greif mich an, meine Schönheit!«
Wenige Momente später kniete ich auf dem Boden. ‚Dieses Miststück hat mir wirklich in meine schönste Stelle getreten' Ein knappes lachen verlies meine Kehle, während ich in Jills ernstes Gesicht sah. »Ich wusste gar nicht..«, fing ich langsam an zu sprechen und sah dabei die Umgebung vor mir an. »...dass wir auch unfair spielen«, beendete ich den Satz und Griff zeitgleich nach vorne, um ihren Knöchel zu packen. Gerade noch so konnte meine Schönheit, früh genug, einen Schritt zurückweichen.
Das war schon wieder viel zu knapp! ‚Ich kann das nicht' Hektisch drehte ich mich von diesem Irren weg und rannte in die Richtung meines Hauses. »Was soll das werden?«, hörte ich ihn mir amüsiert nachrufen. ‚Fast, ich bin fast da!' Unvorbereitet wurde ich zu Boden gerissen. Eine Welle von Schmerzen fuhr durch meinen Körper. Er hatte mich eingeholt und uns auf den Boden geworfen.. ‚Verdammte scheiße ist er schwer.. Alles tut weh...'
»An einem anderen Ort und nackt wäre es besser«, murmelte er. Sein leicht unregelmäßiger Atem streifte meine Wange. Meine Augen weiteten sich schockiert.
Er schien zu merken, dass er mir die Luft abschnürte, weshalb er sich mit einem leisen auflachen, ein wenig vom Boden abstützte.
Sofort nutzte ich die Chance, um ihn mit meinem Ellenbogen zu treffen. Mit einem leisen aufstöhnen rollte er sich von mir herunter. »Damit hast du wohl nicht nochmal gerechnet, du Scheißkerl!«, murmelte ich gepresst und stand in Sekundenschnelle auf den Beinen. Gerade als ich mich wieder in Bewegung setzen wollte, packte er mich erfolgreich am Knöchel und riss mich wieder zu Boden.
»Lass mich los!«, schrie ich und zog mich nach vorne, doch wurde direkt wieder zurückgezogen. Sein bescheuertes Lachen ertönte. ‚Ich hasse es!..'
Ich drehte mich um, wodurch ich nun auf dem Rücken lag und trat mit meinem freien Bein nach seinem Gesicht. Und das, obwohl ich verdammt viel Angst hatte.
»Nicht ins Gesicht«, meinte er nur lächelnd und griff zeitgleich nach meinem anderen Bein.
Ruckartig zog er mich zu sich, bis er zwischen meinen Beinen kniete, wo er sich und seine Hände neu platzierte um mich durch seine Beine zu ziehen. Er setzte sich auf mein Becken und sah mit funkelnden Augen auf mich herab. ‚Er ist mir viel zu nah..'
Wie von selbst erhob sich mein Oberkörper und schon holte ich mit meiner Hand aus, um ihn erneut zu schlagen, doch er packte meinen Arm und meine Schulter, wodurch ich einen Moment später wieder auf dem Boden lag.
Ich spürte erneut seinen warmen Atem auf meinem Gesicht.
Verzweifelt kratzte ich ihm mit meiner freien Hand über die Wange und versuchte sein Gesicht wegzudrücken. »Was zur Hölle, Honey! Ich habe doch gesagt, nicht ins Gesicht« Genervt stieß er den Atem aus. Wütend versuchte ich mich loszureißen, aber keine Chance.. Der Mann bewegte sich kein Stück. ‚Er ist wie ein Stein..'
Ich sah in ihr wutverzerrtes Gesicht. ‚Es ist ziemlich erfrischend, dass sie so hartnäckig ist. Und das sie mich gekratzt hat.. sie ist wie ein kleines Kätzchen!'
»Geh runter von mir, du Bastard!«, schrie sie und zappelte dabei wie ein kleines Kind unter mir. »Schrei mich nicht so an!«, rief ich ihr lachend zurück. Doch mein lachen hielt nicht lange an.
»Wen nennst du hier Bastard, du Miststück?«, Was bildete sie sich ein, mit wem sie sprach? »So ein verhalten wird nicht toleriert und muss dementsprechend.. betraft werden. Vielleicht mit einer gebrochenen Rippe?«
Kurz übte ich mit meinem Knie Druck unterhalb ihrer Brust aus. Man sah, wie Angst über ihr hübsches Gesicht huschte. Doch sie schaffte es gerade so, nicht schwach zu werden. Sie sah mich einfach nur stumm an. Das zappeln hatte zum Glück auch aufgehört. ‚Wer hätte gedacht, dass meine kleine Jill so tapfer ist?'
Obwohl ich mit aller mühe versuchte ruhig zu bleiben, schaffte es meine Angst die Kontrolle zu übernehmen. ‚Würde er mir wirklich eine Rippe brechen? Unvorstellbar wäre es bei ihm nicht' Ich merkte, dass alles viel zu viel für mich wurde.
Das letzte was ich sah, war ein Lächeln.
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