27. Kapitel
Gelangweilt überlegte ich, ob ich zu meiner kleinen Jill gehen sollte. Wenn sie konnte, dann verkroch sie sich den ganzen Tag in ihrem Zimmer, anstatt mir Gesellschaft zu leisten oder mit mir zu spielen. ‚Wieso leben in diesem Haus nur Langweiler?' Entnervt schlenderte ich durch den Flur. Auch wenn ich schon etwas amüsantes vorhatte, war mir unfassbar langweilig. ‚Wenn ich nicht bald wieder ein Spiel mit meiner Prinzessin spiele, dann wird es mehr Tode regnen als geplant' Ich hatte schon alles so deutlich vor Augen, dass anfangen musste zu Lächeln. ‚Das wird bestimmt unvergesslich'
Nachdem ich die ersten Stufen der Treppe hochlief, hörte ich ein zaghaftes Klopfen. Es kam von der Haustür. Genervt zog ich die Augenbrauen zusammen und blieb stehen. Wo war Eliot, wenn man ihn mal brauchte? Leicht wütend drehte ich mich wieder um. »Ich komme gleich, Honey«, murmelte ich und lief wieder nach unten lief um die Tür zu öffnen. ‚Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?'
»Was ist?«, fragte ich knapp und deutlich desinteressiert, doch als ich mein ungebetenen Gast erkannte, zuckten meine Mundwinkel erfreut nach oben. »Oh, bonjour mademoiselle« Lächelnd stützte ich mich mit einer Hand am Türrahmen ab und sah auf die kleine Gestalt herunter. Eine junge, etwas rundliche Frau stand verunsichert vor mir und bekam kein Wort heraus. ‚Violet, wie schön dass du von ganz alleine hergekommen bist', dachte ich amüsiert.
»Ich wollte dich nicht erschrecken« Leise lachend zog ich die Augenbrauen nach oben. »Also, was verschafft mir diese Ehre?«, fragte ich wenig später einfühlsamer und musterte sie. Obwohl sie etwas voller war, sah sie ziemlich süß aus. Sie hatte lange dunkelblonde Haare und hübsche dunkle Augen. Sie sah sehr natürlich aus, was mir gefiel. Auch meine Jill war eine Naturschönheit.
»Ist Jill bei Ihnen?«, fragte sie und griff unsicher nach ihrer billigen Handtasche. Wahrscheinlich um sich sicherer zu fühlen. Ihre Stimmlage war leise und allgemein schien mein Gegenüber wirklich schüchtern zu sein. ‚Wie süß, sie siezt mich sogar?' Provokant beugte ich mich etwas zu ihr herunter. »Und wer will das wissen?«
Auch wenn es ihr schwer fiel versuchte sie meinem Blick standzuhalten, was mich mehr amüsierte als es sollte.
»Ich.. bin Jills Freundin, Violet. Ich wollte sie besuchen, aber sie scheint nicht zu Hause zu sein und deswegen wollte ich es einmal bei Ihnen versuchen. Tut mir leid, falls ich Sie gestört habe. Das war ziemlich unüberlegt, vielleicht kennen Sie sie gar nicht« Schon beinahe ängstlich sah sie auf den Boden vor ihren hellen Ballerinas. ‚Gott, diese Unsicherheit ist ja Zucker!' Ich unterdrückte ein Lachen.
»Du kannst mich duzen, ich bin Gabriel. Heyho« Grinsend lehnte ich mich wieder zurück und streckte meine Hand aus. Die kleine Violet sah sie einige Zeit unsicher an, weshalb ich belustigt auflachte.
»Du schließt keinen Packt mit dem Teufel, keine Sorge«, meinte ich und zwinkerte ihr zu, weshalb sie hilflos lächelnd die Hand entgegen nahm.
»Und wegen deiner Frage, ja, sie ist tatsächlich hier. Sie konnte es dir schlecht sagen, weil wir hier keinen Empfang haben. Aber wie auch immer, wir sind ein Paar« Leicht lächelnd legte ich den Kopf etwas schief. »Sie wohnt also praktisch hier, bei mir«, meinte ich noch und beobachtete dabei wie Violet reagierte.
Ihre Augen weiteten sich überrascht. »Oh, ach so« Sie nickte kurz, weshalb ich lächelnd einen Schritt zurück ging und einen Arm einladend ausbreitete. »Komm schon herein. Jill freut sich bestimmt dich zu sehen«
‚Sie ist wirklich vorsichtig..?'
Violet zögerte einige Sekunden, doch kam schließlich herein. Ich merkte deutlich, wie unwohl sie sich fühlte, weshalb ich beruhigend ihre Schulter berührte.
»Einfach immer weiter geradeaus gehen, dann kommt das Wohnzimmer. Ich gehe Jill solange holen« Ich schenkte ihr ein letztes aufmunterndes Lächeln. Sie nickte und verschwand.
Erheitert stieß ich den Atem aus. ‚Sie ist ganz schön naiv. Sie hätte mir alles geglaubt Ich machte ich mich auf den Weg zu Jills Zimmer. Sie hatte Glück, dass ihre kleine Freundin nicht in mein Beuteschema passte. Sie war zwar hübsch, aber viel zu schüchtern! Für einige Zeit wäre es bestimmt interessant, doch zum Ende hin nur noch nervig und langweilig.
Müde sah ich aus dem Fenster. Obwohl es erst Mittag war, versuchte ich ein wenig zu schlafen, aber ich konnte nicht. Es ging einfach nicht und es nervte mich. Ich stieß ein leises seufzen aus und drehte mich auf die andere Seite.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, weshalb ich entnervt die Augen schloss. ‚Das kann nur Gabriel sein!'
»Was willst du?«, fragte ich mürrisch und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Er verschränkte lachend die Arme vor der Brust. »Dir immer noch ein süßes Baby machen« Lächelnd lehnte er sich an die Wand hinter ihm. Schnell richtete ich meinen Oberkörper auf. »Das Thema hatten wir doch schon«, sprach ich abfällig meinen Gedanken aus und starrte ihn genauso an wie er mich.
»Schade« Gespielt traurig sah er mich an. »Aber nun gut. Du hast einen Gast der dich unten erwartet«
»Ach ja?«, fragte ich vorsichtig und musterte sein Gesicht. ‚Wen meint er? Macht er sich nur lustig über mich?', fragte ich mich und presste die Lippen zusammen. ‚Meine Eltern können es wohl kaum sein'
»Ja. Geh lieber, bevor sie noch vor angst einfach wieder geht«, sagte er, weshalb ich ungläubig den Mund öffnete. ‚Das kann nur eine Person sein. Violet? Sie ist hier?'
Ungläubig verließ ich das Bett und rannte an ihm vorbei. »Mach keinen scheiß, Prinzessin!«, hörte ich ihn mir noch lachend hinterher rufen, doch ich ging nicht darauf ein. Nun lächelnd nahm ich bei der Marmortreppe immer zwei Stufen auf einmal und überlegte wo sie sein könnte. ‚Bestimmt im Wohnzimmer', schoss es mir durch den Kopf. Zeitgleich schlitterte ich in Socken um die Ecke und sah sie.
‚Sie ist tatsächlich hier!', freute ich mich und merkte, wie die ersten Tränen meine Sicht vernebelten. Sie stand überrascht auf. Überglücklich rannte ich auf sie zu und fiel ihr in die Arme. »Jill?«, murmelte sie mir lachend ins Haar, weshalb ich sie noch stärker umarmte. »Es ist so schön deine Stimme zu hören, Violet«, murmelte ich zurück und sog ihren gewohnten Duft ein. Sie roch immer so schön nach Vanille.
»Schön, dass du dich so freust mich zu sehen, aber diese Euphorie kenne ich ja gar nicht von dir«
Leicht lächelnd löste ich mich von ihr und musterte ihr Gesicht. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich ehrlich lächeln konnte. ‚Abgesehen davon, dass sie etwas mehr bräune abbekommen hatte, hat sie sich kein bisschen verändert'
»Deine Haare..«, meinte sie überrascht, weshalb ich sie amüsiert auf das Sofa zog. »Ich wollte mal etwas neues ausprobieren«, schulterzuckend sah ich sie an. Sie nickte leicht und lächelte wieder. »Die helle Farbe passt wirklich gut zu deinem Teint«, murmelte sie kurz darauf mit funkelnden Augen.
‚Ich habe ganz vergessen, wie schnell man sie begeistern kann!' Weiterhin glücklich sahen wir uns an und ließen den Moment wirken. Doch es hielt nicht lange. Violet wirkte auf ein mal ungewöhnlich traurig.
»Hey, was ist denn los?«, fragte ich vorsichtig und griff nach ihrer Hand. »Das mit Jack tut mir so unendlich leid. Ich weiß doch, wie nahe ihr euch wart«, meinte sie leise und drückte meine Hand.
»Lass uns nicht darüber reden«, erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Sie nickte verstehend. »Themenwechsel«
»Dein Freund könnte wirklich ein Model sein«, meinte sie lächelnd und wackelte mit den Augenbrauen. Mein Lächeln erstarb augenblicklich. ‚Wahrscheinlich hat er ihr das erzählt, damit sie keine Fragen stellte' Ich lächelte gezwungen und nickte leicht.
»Ja, er sieht schon ziemlich gut aus«, meinte ich halbherzig und sah auf meine verkrampften Hände, die ich im Schoß verschränkt hatte.
»Wie lange kannst du hier bleiben?« Hoffnungsvoll sah ich direkt in ihre schokoladenfarbenen Augen. Ich wollte nicht wieder alleine, mit diesen zwei Menschen sein. Ich merkte nämlich, dass es mir nicht gut tat, andauernd von Gabriel umgegeben zu sein. Ich wusste zwar, dass es Violet genauso wenig gut tun würde, doch ich war viel zu egoistisch, um sie einfach wieder gehen zu lassen.
»Nur heute und morgen..«
»Also schön« Ich stand langsam auf. »Lass uns die Zeit genießen und jetzt etwas essen«, meinte ich mit einem kleinen Lächeln, was sie erwiderte und auch aufstand. »Geh du schon mal in die Küche, okay? Ich muss noch etwas mit meinem Freund besprechen«, sagte ich gepresst und erklärte ihr kurz, wie sie dahin kam, ohne sich in diesem nervigen Labyrinth zu verlaufen.
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‚Wo ist dieser Geisteskranke?', fragte ich mich leicht wütend und lief durch den Flur. Als er nach wenigen Metern in mein Sichtfeld kam, ging ich schnell auf ihn zu. Er tippte wieder etwas in sein Handy, doch steckte es lächelnd weg als er mich bemerkte. Vor ihm angekommen verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah meinen Gegenüber an. »Was-«
»Was hast du vor?«, unterbrach ich ihn genervt und schaute prüfend sein Gesicht an. »Warum erlaubst du, dass Violet hier ist?«, fügte ich noch eine weitere Frage hinzu und musterte Gabriel abwartend.
Er schenkte mir ein seltsames Lächeln. »Warum nicht? Freut es dich nicht?« Sein Blick blieb unverändert.
»Wem willst du hier etwas vormachen?«, fragte ich spöttisch. »Sag schon, was hast du vor?«, wiederholte ich meine Frage mit Nachdruck und unterbrach unseren Blickkontakt nicht ein einziges Mal.
Sein Lächeln wurde breiter. »Nicht viel. Ich brauche einfach nur mehr Spielpartner«
Das war zwar gelogen, aber ich hatte Lust darauf meine Schöne ein wenig zu provozieren. »Solltest du es wagen Violet für deine kranken Sachen zu missbrauchen, dann glaub mir, es wird unschön, Gabriel« Drohte sie mir plötzlich, was mich dazu brachte, sie höhnisch anzusehen. »Immer diese vielen, vielen leeren Drohungen. Das wird langsam lächerlich«, flüsterte ich mit einem provokanten Lächeln und betrachtete ihr hübsches, ausdrucksloses und zugleich erschöpftes Gesicht.
»Gib mir eine Waffe, und die Drohungen werden wahr«, meinte sie ruhig und ahmte nervigerweise mein Lächeln nach. Ich lachte trocken auf. »Süße, genieß einfach die Zeit mit deiner kleinen Freundin. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass du sie siehst« Mit süffisanter Miene lief ich an ihrer zierlichen Gestalt vorbei.
Ich schloss die Augen. ‚Es ist interessant, dass meine Schöne immer noch nicht herausgefunden hat wieviele Waffen in diesem Haus herumliegen'
Wütend schloss ich die Augen und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. ‚Wie kann ein Mensch nur so unausstehlich sein?'
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